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Sie hatte sich auf eine endlose Reihe monotoner, undankbarer Jobs eingelassen. Sie war Sekretärin und Empfangsdame und Köchin und Babysitter und Modell und Kellnerin und Telephonistin und Verkäuferin. Natürlich nur, bis sie »den Anruf« bekam.

Aber »der Anruf« kam nie. Und Jills Verbitterung wuchs. Sie machte gelegentlich ein paar Schritte oder sprach einen einzelnen Satz, aber das führte zu nichts. Sie sah in den Spiegel und nahm die Botschaft der Zeit wahr: Eile. Wenn sie ihr Spiegelbild sah, war es wie eine Rückschau in die Schichten der Vergangenheit. Es gab immer noch Spuren von dem frischen jungen Mädchen, das vor sieben endlosen Jahren nach Hollywood gekommen war. Aber das frische junge Mädchen hatte Fältchen in den Augenwinkeln und tiefere Linien, die von den Nasenflügeln zum Kinn hinunterliefen, Warnsignale der schnell dahinfließenden Zeit und des nicht errungenen Erfolges, Erinnerungen an all die zahllosen, trostlosen kleinen Niederlagen. Eile, Jill, eile!

Deshalb beschloss sie, dass es an der Zeit sei, ja zu sagen, als Fred Kapper, ein achtzehnjähriger Regieassistent bei der Fox, ihr sagte, er habe eine gute Rolle für sie, wenn sie mit ihm ins Bett ginge.

Sie traf ihn im Studio in seiner Mittagspause.

»Ich habe bloß eine halbe Stunde«, sagte er. »Mal überlegen, wo wir ein ruhiges Plätzchen finden können.« Er stand einen Augenblick stirnrunzelnd, in Gedanken versunken da, dann hellte sich seine Miene auf. »Der Synchronisierraum. Los.«

Der Synchronisierraum war eine kleine, schalldichte Vorführkammer, wo alle Tonstreifen auf einer Spule vereinigt waren.

Fred Kapper blickte sich in dem kahlen Raum um und sagte: »Scheiße! Hier war früher eine kleine Couch.« Er sah auf seine Uhr. »Es muss auch so gehen. Zieh dich aus, Schätzchen. Die Synchronisier-Crew wird in zwanzig Minuten zurück sein.«

Jill sah ihn einen Augenblick an, kam sich wie eine Hure vor und Hasste ihn. Aber sie zeigte es nicht. Sie hatte es auf ihre Art versucht und war gescheitert. Jetzt versuchte sie es auf die andere Art. Sie zog ihr Kleid und ihren Slip aus. Kapper gab sich keine Mühe, sich auszuziehen. Er öffnete nur seinen Reißverschluss und holte seinen geschwollenen Penis heraus. Er sah Jill an und grinste: »Was für ein schöner Arsch. Beug dich vor.«

Jill blickte sich nach etwas um, worauf sie sich stützen könnte. Vor ihr stand die Lachmaschine, eine Musiktruhe auf Rädern, die durch einen Knopfdruck von außen bedient werden konnte.

»Los, beug dich vor.«

Jill zögerte einen Augenblick, beugte sich dann vor, stützte sich mit den Händen ab. Kapper näherte sich ihr von hinten, und Jill fühlte seine Finger ihre Backen teilen. Einen Augenblick später spürte sie, wie die Spitze seines Penis gegen ihren After drückte. »Warte«, sagte Jill. »Nicht da! Ich – ich kann nicht -«

»Schrei für mich, Baby!«, und er stieß sein Glied in sie hinein, riß sie in einem schrecklichen Schmerz auf. Mit jedem Schrei drang er tiefer in sie ein. Sie versuchte krampfhaft zu entkommen, aber er packte ihre Hüften und hielt sie fest. Sie verlor das Gleichgewicht. Als sie die Hand ausstreckte, um sich abzustützen, berührten ihre Finger die Knöpfe der Lachmaschine, und unverzüglich war der Raum von wahnsinnigem Gelächter erfüllt. Während Jill sich in Schmerzen wand, schlugen ihre Hände auf die Maschine, und eine Frau kicherte, und eine Menge lachte schallend, und ein Mädchen kicherte, und hundert Stimmen schnatterten und kicherten und brüllten über einen obszönen Witz. Das Echo hallte von den Wänden wider, während Jill vor Schmerzen aufschrie.

Dann spürte sie eine Folge von Zuckungen, und einen Augenblick später wurde das fremde Stück Fleisch aus ihrem Innern zurückgezogen, und langsam verklang das Gelächter im Raum. Jill stand still, mit geschlossenen Augen und kämpfte gegen den Schmerz an. Als sie sich schließlich aufrichten und umdrehen konnte, zog Fred Kapper seinen Reißverschluss hoch.

»Du warst sensationell, Liebling. Diese Schreie bringen mich richtig in Fahrt.«

Und Jill fragte sich, was für ein Ungeheuer er sein würde, wenn er neunzehn war.

Er sah, dass sie blutete. »Mach dich sauber und komm zum Studio zwölf hinüber. Heute nachmittag geht's los.«

Nach dieser ersten Erfahrung war das übrige leicht. Jill arbeitete regelmäßig in allen Studios: Warner Brothers, Paramount, MGM, Universal, Columbia, Fox. Wirklich überall, außer bei Disney, wo es keinen Sex gab.

Jill bereitete sich auf die Rolle, die sie im Bett spielte, so ernsthaft vor, als wäre es eine Hauptrolle in einem Film. Sie las Bücher über orientalische Erotik und kaufte Liebestränke und Reizmittel in einem Sex-Laden am Santa Monica Boulevard. Sie benutzte eine Lotion, die ihr eine Stewardeß aus dem Orient mitbrachte, mit einem Hauch von Immergrün darin. Sie lernte, ihre Liebhaber langsam und sinnlich zu massieren. Sie rieb die Lotion in die Brust ihres Partners und über seinen Magen hinunter in die Leistengegend ein, machte sanft kreisende Bewegungen. »Schließ die Augen und entspanne dich«, flüsterte sie.

Ihre Finger waren so leicht wie Schmetterlingsflügel, bewegten sich an seinem Körper hinunter und liebkosten ihn. Sobald er eine Erektion bekam, nahm Jill das anschwellende Glied in die Hand und streichelte es sanft, strich mit ihrer Zunge zwischen seinen Beinen hinunter, bis er sich vor Wollust wand, und wanderte langsam bis zu seinen Zehen hinunter. Dann drehte Jill ihn herum, und alles fing von vorn an. War das Glied eines Mannes schlaff, führte sie es sanft zwischen die Lippen ihrer Scheide und fühlte es hart und steif werden. Sie brachte den Männern bei, wie sie kurz vor dem Orgasmus aufhören und erneut einen Höhepunkt erreichen konnten, so dass ihr Orgasmus schließlich wie eine Explosion kam. Sie hatten ihr Vergnügen, zogen sich an und gingen. Keiner blieb lange genug, um ihr die schönsten fünf Minuten des Liebesspiels zu geben, die Ruhe danach, den friedlichen Ausklang in den Armen eines Geliebten.

Eine Rolle für Jill war ein geringer Preis in Anbetracht des Vergnügens, das sie den entscheidenden Männern, den Regieassistenten, den Regisseuren und den Produzenten, bot. In der ganzen Stadt war sie als »heiße Ware« bekannt, und jeder wollte seinen Teil davon haben. Und Jill gab ihn. Jedesmal war weniger Selbstachtung und mehr Hass und Verbitterung dabei.

Sie wusste nicht, wie oder wann, aber sie wusste, dass diese Stadt eines Tages für das bezahlen würde, was sie ihr angetan hatte.

Im Laufe der nächsten fünf Jahre erschien Jill in Dutzenden von Filmen, Fernsehshows und Reklamesendungen. Sie war die Sekretärin, die »Guten Morgen, Mr. Stevens« sagte, und der Babysitter, der sagte: »Machen Sie sich keine Sorgen, genießen Sie den Abend. Ich bringe die Kinder zu Bett«, und die Fahrstuhlführerin, die meldete: »Sechster Stock«, und das Mädchen, das vertraulich mitteilte: »Alle meine Freundinnen benutzen elegante Unterwäsche.« Aber etwas wirklich Entscheidendes geschah nicht. Sie war ein namenloses Gesicht in der Menge. Sie war im Geschäft, und doch war sie es nicht, und sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie den Rest ihres Lebens so verbringen würde.

1969 starb Jills Mutter, und Jill fuhr zur Beerdigung nach Odessa. Es war ein Spätnachmittag, und knapp ein Dutzend Leute nahmen an der Feier teil. Keine der Frauen, für die ihre Mutter die ganzen Jahre gearbeitet hatte, war anwesend. Einige der Trauergäste waren Mitglieder der Erweckungsbewegung. Jill erinnerte sich, wie verängstigt sie bei diesen Versammlungen gewesen war. Aber ihre Mutter hatte einen gewissen Trost darin gefunden.