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Gelächter klang herüber. Clifton zwang sich zu einem Grinsen, aber unter dem Tisch hatte er seine Hände zu Fäusten geballt.

»Wollen Sie wissen, wie dumm er ist?« fragte Toby. »In Polen erzählt man sich Witze über ihn.«

Das Gelächter schwoll an. Clifton wäre am liebsten aufgestanden und gegangen, doch er wagte es nicht. Durkin saß bestürzt da, war aber klug genug, nichts zu sagen. Toby hatte jetzt die Aufmerksamkeit mehrerer benachbarter Nischen auf sich gezogen. Er hob wieder die Stimme und setzte dazu sein bezauberndstes Lächeln auf. »Cliff Lawrence hat seine Dummheit redlich verdient. Als er geboren wurde, hatten seine Eltern einen mächtigen Streit seinetwegen. Seine Mutter behauptete, er sei nicht ihr Kind.«

Glücklicherweise ging der Abend schließlich zu Ende. Doch schon am nächsten Morgen würden in der ganzen Stadt Clifton-Lawrence-Geschichten kursieren.

In jener Nacht lag Clifton Lawrence schlaflos im Bett. Er fragte sich, warum er es geduldet hatte, dass Toby ihn so demütigte. Die Antwort war einfach genug: Geld. Tobys Einnahmen brachten ihm jährlich mehr als eine viertel Million Dollar. Cliftons Lebensstil war teuer und aufwendig, und er hatte nicht einen Cent gespart. Da er keine anderen Klienten mehr hatte, brauchte er Toby. Das war der springende Punkt. Toby wusste das, und Clifton zu quälen war für ihn ein Sport geworden. Clifton musste aussteigen, ehe es zu spät war.

Aber er wusste, dass es bereits zu spät war.

In diese Lage war er durch seine Zuneigung zu Toby geraten: er hatte ihn wirklich sehr gern gehabt. Er hatte miterlebt, wie Toby andere vernichtete – Frauen, die sich in ihn verliebt hatten; Komiker, die mit ihm konkurrieren wollten; Kritiker, die ihn verrissen. Doch das waren immer die anderen gewesen. Clifton hätte nie geglaubt, dass Toby sich auch auf ihn stürzen würde. Sie standen sich einfach zu nahe, Clifton hatte zu viel für ihn getan. ,

Aber er fürchtete sich vor dem Gedanken, was die Zukunft für ihn bereithalten mochte.

Normalerweise hätte Toby Jill Castle keines zweiten Blickes mehr gewürdigt. Aber Toby war es nicht gewöhnt, dass man ihm etwas verweigerte, was er haben wollte. Jills abschlägige Antwort saß wie ein Stachel in ihm. Er lud sie erneut zum Essen ein. Als sie wieder ablehnte, tat Toby das als dummes Spiel ab und beschloss, sie zu vergessen. Nun war es aber so, dass Jill Toby nie hätte täuschen können, wenn es wirklich ein Spiel gewesen wäre, weil Toby die Frauen zu gut kannte. Nein, er vermutete, dass Jill tatsächlich nicht mit ihm ausgehen wollte, und dieser Gedanke fraß an ihm. Er konnte sie nicht aus seinen Gedanken verbannen.

Beiläufig erwähnte Toby Eddie Berrigan gegenüber, dass es vielleicht ein guter Gedanke wäre, Jill Castle in der nächsten Show wieder einzusetzen. Eddie rief sie an. Sie sagte ihm, sie hätte eine Nebenrolle in einem Western angenommen. Als Eddie das Toby mitteilte, war der Komiker außer sich.

»Sagen Sie ihr, sie soll alles absagen, ganz egal, was«, fuhr er ihn an. »Wir werden ihr mehr bezahlen. Um Himmels willen, das ist die Fernsehshow Nummer eins! Was ist los mit diesem dämlichen Weibsbild?«

Eddie rief Jill wieder an und sagte ihr, was Toby meinte. »Er möchte Sie unbedingt wieder in seiner Show haben, Jill. Können Sie das einrichten?«

»Tut mir leid«, erwiderte Jill. »Ich habe einen Vertrag mit Universal. Aus dem komme ich nicht heraus.«

Sie würde es auch gar nicht versuchen. Eine Schauspielerin kam in Hollywood nicht voran, wenn sie aus einem Vertrag ausstieg. Toby Temples Show bedeutete für Jill lediglich eine Eintagsfliege. Am nächsten Abend rief der Große Mann sie höchstpersönlich an. Seine Stimme klang warm und verführerisch.

»Jill? Hier ist Ihr kleiner alter Co-Star, Toby.«

»Hallo, Mr. Temple.«

»Ach-, lassen Sie das! Was soll der Mister-Quatsch?« Keine Antwort. »Mögen Sie Baseball?« fragte Toby. »Ich habe Logenplätze.«

»Nein.«

»Ich auch nicht«, sagte er lachend. »Das war nur eine Testfrage. Hören Sie, wie war's mit einem Dinner am Sonnabendabend bei mir? Ich habe den Chefkoch vom Pariser Maxim anheuern können. Er -«

»Tut mir leid. Ich habe eine Verabredung, Mr. Temple.« Nicht eine Andeutung von Interesse war in ihrer Stimme.

Toby merkte, dass er den Hörer fester packte. »Und wann haben Sie mal Zeit?«

»Ich bin ein schwer arbeitendes Mädchen. Ich gehe kaum aus. Trotzdem danke für die Einladung.«

Und die Leitung war tot. Die Kanaille hatte aufgelegt – eine miese kleine Komparsin hatte ein Gespräch mit Toby Temple abgebrochen. Keine einzige der Frauen, die Toby Temple kannte, hätte nicht ein Jahr ihres Lebens hingegeben, um eine Nacht mit ihm zu verbringen, und dieses dumme Miststück hatte ihn abblitzen lassen! Er war außer sich vor Wut, und er ließ sie an jedem in seiner Umgebung aus. Nichts war ihm recht. Das Drehbuch war zum Kotzen, der Regisseur war ein Idiot, die Musik war entsetzlich und die Schauspieler miserabel. Er beorderte Eddie Ber-rigan, den Besetzungschef, in seine Garderobe.

»Was wissen Sie über Jill Castle?« fragte Toby.

»Nichts«, antwortete Eddie sofort. Er war doch nicht verrückt. Wie jeder Mitwirkende der Show wusste er genau, was los war. Wie immer die Sache ausging, er hatte keine Lust, da hineingezogen zu werden.

»Hurt sie rum?«

»Nein, Sir«, sagte Eddie bestimmt. »Wenn sie es täte, wüsste ich's.«

»Holen Sie Erkundigungen über sie ein«, befahl Toby. »Stellen Sie fest, ob sie einen Freund hat, wo sie sich herumtreibt, was sie tut – Sie wissen schon, was ich meine.«

»Ja, Sir«, erwiderte Eddie angelegentlich.

Um drei Uhr früh wurde Eddie vom Telefon neben seinem Bett geweckt.

»Was haben Sie herausbekommen?« fragte eine Stimme.

Eddie setzte sich im Bett auf und versuchte, sich wachzublinzeln. »Wer zum Teufel -« Plötzlich ging ihm auf, wer am anderen Ende der Leitung war. »Ich habe mich erkundigt«, sagte er hastig. »Sie hat ein einwandfreies Gesundheitszeugnis.«

»Ich habe Sie nicht nach ihrem verdammten Gesundheitszeugnis gefragt«, fuhr er ihn an. »Hurt sie rum?«

»Nein, Sir. Ganz im Gegenteil. Ich habe mit allen meinen Kollegen in der Branche gesprochen. Alle mögen Jill und verpflichten sie, weil sie eine großartige Schauspielerin ist.« Er sprach jetzt schneller, weil er seinen Gesprächspartner unbedingt überzeugen wollte. Wenn Toby Temple je erfuhr, dass Jill mit Eddie geschlafen hatte – ihn Toby Temple vorgezogen hatte -, wäre Eddie für immer erledigt. Er hatte mit allen ihm bekannten Besetzungschefs gesprochen, und alle waren in derselben Lage wie er. Niemand wollte sich Toby Temple zum Feind machen, und sie waren übereingekommen zu schweigen. »Sie gibt sich mit niemandem ab.«

Tobys Stimme wurde ruhiger. »Aha. Dann hat sie wohl so 'ne Art Fimmel, was?«

»Sieht so aus«, meinte Eddie erleichtert. »O je! Hoffentlich habe ich Sie nicht aufgeweckt?« »Aber nein, natürlich nicht, Mr. Temple.«

Trotzdem lag Eddie noch lange wach und grübelte darüber nach, was ihm passieren würde, wenn die Wahrheit jemals herauskäme. Denn dies war Toby Temples Stadt.

Toby und Clifton Lawrence aßen Mittag im Hillcrest Country Club. Der Klub war gegründet worden, weil nur wenige der führenden Landklubs in Los Angeles Juden aufnahmen und die anderen das Verbot der Zulassung so streng einhielten, dass Groucho Marx' zehnjährige Tochter Me-linda aus dem Swimming-pool eines dieser Klubs herausgeholt worden war, in den eine nichtjüdische Freundin sie mitgenommen hatte. Als Groucho das erfuhr, rief er den Manager des Klubs an und sagte: »Hören Sie mal – meine Tochter ist nur Halb-]üdin. Würden Sie ihr erlauben, bis zu den Hüften ins Wasser zu gehen?«