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Infolge von Zwischenfällen dieser Art gründeten einige wohlhabende Juden, die gern Tennis, Golf und Romme spielten und den Antisemiten eins auswischen wollten, ihren eigenen Klub, zu dem ausschließlich Juden als Mitglieder zugelassen wurden. Hillcrest entstand inmitten eines herrlichen Parks, einige Meilen von Beverly Hills entfernt, und wurde rasch für seine Gastronomie und die anregendste Unterhaltung in der Stadt bekannt. Nicht-Juden drängten sich danach, dort Mitglied zu werden, und mit einer toleranten Geste beschloss der Ausschuss, einige Nicht-Juden in den Klub aufzunehmen.

Toby saß stets an dem Tisch, an dem die Komiker Hollywoods zusammenkamen, um Witze auszutauschen und sich gegenseitig zu übertreffen. Heute hatte Toby jedoch andere Dinge im Kopf. Er nahm mit Clifton einen Ecktisch. »Ich brauche Ihren Rat, Cliff«, sagte Toby.

Der kleine Agent warf ihm einen überraschten Blick zu. Es war lange her, dass Toby ihn um Rat gefragt hatte. »Selbstverständlich, mein Junge.«

»Es geht um das Mädchen«, begann Toby, und Clifton wusste sofort, was kommen würde. Die halbe Stadt kannte bereits die Geschichte. Es war der größte Witz in Hollywood. Einer der Kolumnisten hatte sie sogar anonym glossiert. Toby hatte es gelesen und geäußert: »Wer mag dieser Schmierfink sein?« Der große Liebhaber war an einem Mädchen in der Stadt hängengeblieben, das ihn abblitzen ließ. Es gab nur eine Möglichkeit, diese Situation zu meistern.

»Jill Castle«, sagte Toby, »erinnern Sie sich an sie? Das junge Ding in der Show.«

»O ja, ein sehr attraktives Mädchen. Was für ein Problem gibt's denn da?«

»Das weiß ich zum Donnerwetter eben nicht«, gestand Toby ein. »Sie scheint was gegen mich zu haben. Jedesmal, wenn ich mich mit ihr verabreden will, gibt sie mir einen Korb. Ich komme mir allmählich wie der letzte Dreck vor.«

»Warum lassen Sie es dann nicht bleiben?«

»Mann, das ist ja das Verrückte! Ich kann nicht. Unter uns und bei meinem Schwanz gesagt, in meinem ganzen Leben war ich noch nie so scharf auf ein Weibsbild wie jetzt. Ich kann an nichts anderes mehr denken.« Er lächelte beklommen und meinte: »Ich sagte Ihnen ja, es ist verrückt. Sie haben schon manche harte Nuss geknackt, Cliff. Was soll ich tun?«

Einen unbesonnenen Augenblick war Clifton versucht, Toby die Wahrheit zu sagen. Aber er konnte ihm nicht erzählen, dass sein Traummädchen mit jedem Regieassistenten in der Stadt schlief, der ihr eine kleine Rolle geben konnte. Nicht, wenn er Toby als Klient behalten wollte. »Ich habe eine Idee«, sagte Clifton zögernd. »Meint sie es ernst mit der Schauspielerei?«

»Ja. Sie ist sehr ehrgeizig.«

»Na gut. Dann schicken Sie ihr eine Einladung, die sie annehmen muss.«

»Wie meinen Sie das?«

»Geben Sie eine Party in Ihrem Haus.«

»Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass sie nicht -«

»Lassen Sie es mich erklären. Laden Sie Filmbosse, Produzenten, Regisseure ein – Leute, die etwas für sie tun könnten. Wenn sie als Schauspielerin wirklich etwas erreichen will, wird sie scharf darauf sein, sie

kennenzulernen.«

Toby wählte ihre Nummer. »Hallo, Jill.«

»Wer ist dort?« fragte sie.

Jeder im Land kannte seine Stimme, und sie fragte!

»Toby. Toby Temple.«

»Oh.« In einem Ton, der gar nichts bedeutete.

»Hören Sie, Jill, ich gebe nächsten Mittwoch abend eine kleine Party in meinem Haus, und es« – er hörte, wie sie zu einer Ablehnung ansetzte, und fuhr hastig fort – »es werden Sam Winters, der Leiter von Pan-Pacific, und einige andere Filmbosse und mehrere Produzenten und Regisseure da sein. Ich dachte, es wäre wichtig für Sie, diese Leute kennenzulernen. Werden Sie kommen?«

Nach einer kurzen Pause antwortete Jill Castle: »Mittwoch abend. Ja, ich werde kommen. Danke, Toby.«

Und keiner von beiden wusste, dass es eine »Begegnung in Samarra« war.

Auf der Terrasse spielte ein Orchester, während livrierte Kellner Platten mit Cocktailhappen und Champagner herumreichten.

Als Jill mit fünfundvierzigminütiger Verspätung eintraf, eilte Toby an die Tür, um sie zu begrüßen. Sie trug ein schlichtes weißes Seidenkleid, und ihr schwarzes Haar fiel sanft auf ihre Schultern. Sie sah hinreißend aus. Toby konnte die Augen nicht von ihr lassen. Jill wusste, dass sie schön aussah. Sie hatte ihr Haar gewaschen, sich besonders sorgfältig zurechtgemacht und viel Zeit auf ihr Make-up verwendet.

»Es sind eine Menge Leute hier, die Sie kennenlernen sollten.« Toby nahm Jill an der Hand und führte sie durch die große Empfangshalle in den Salon. Jill blieb an der Tür stehen und starrte auf die Gäste. Nahezu jedes Gesicht im Raum war ihr vertraut. Sie kannte sie von den Titelblättern von Time und Life und Newsweek und Paris Match und OGGJ oder hatte sie auf der Leinwand oder dem Bildschirm gesehen. Dies war das wahre Hollywood. Dies waren die Filmemacher. Jill hatte es sich tausendmal vorgestellt, mit diesen Leuten zusammenzusein, sich mit ihnen zu unterhalten. Angesichts der Wirklichkeit konnte sie es kaum fassen, dass es tatsächlich eingetreten war.

Toby reichte ihr ein Glas Champagner. Er nahm ihren Arm und führte sie zu einem Mann, der Mittelpunkt einer Gruppe war. »Sam, ich möchte, dass Sie Jill Castle kennenlernen.«

Sam drehte sich um. »Hallo, Jill Castle«, sagte er liebenswürdig.

»Jill, das ist Sam Winters, Häuptling der Pan-Pacific-Studios.«

»Ich weiß, wer Mr. Winters ist«, sagte Jill.

»Jill ist Schauspielerin, Sam, eine verdammt kluge Schauspielerin. Sie könnten sie verwenden. Geben Sie Ihrer Bude ein bisschen Klasse.«

»Ich werde es mir merken«, erwiderte Sam höflich.

Toby griff nach Jills Hand und hielt sie fest. »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er. »Ich möchte, dass Sie alle kennenlernen.«

Noch ehe der Abend vorüber war, hatte Jill drei Filmbosse, ein halbes Dutzend bedeutender Produzenten, drei Regisseure, einige Autoren, mehrere Zeitungs- und Fernsehkolumnisten und ein Dutzend Stars kennengelernt. Während des Dinners saß Jill zur Rechten von Toby. Sie lauschte den verschiedenen Unterhaltungen und genoss das Gefühl, zum erstenmal dazuzugehören.

»… das Dumme an diesen Klassikern ist, dass bei einem Misserfolg die ganze Gesellschaft draufgehen kann. Fox ist bis über die Ohren verschuldet und muss abwarten, wie Cleopatra läuft.«

»… haben Sie schon den neuen Billy-Wilder-Film gesehen? Sensationell!«

»So? Ich fand ihn besser, als er mit Brackett zusammenarbeitete. Bra-ckett ist Klasse.«

»Billy besitzt Intelligenz.«

»… schickte ich also letzte Woche Peck einen Krimi, und er ist ganz wild darauf. Er sagte, er werde mir in ein oder zwei Tagen endgültig Bescheid geben.«

»… bekam ich diese Einladung, den neuen Guru, Krishi Pramana-nada, kennenzulernen. Und was soll ich Ihnen sagen, meine Liebe, es stellte sich heraus, dass ich ihn bereits kannte.«

»… da will man einen Film mit zwei finanzieren, und in dem Augenblick, wo man die Bürgschaft hat, sind die Kosten durch die Inflation plus die verdammten Gewerkschaften auf drei oder vier gestiegen.«

Millionen, dachte Jill aufgeregt. Drei oder vier Millionen. Sie erinnerte sich an die endlosen Unterhaltungen über Pfennigbeträge bei Schwab, wo die Schmarotzer, die Überlebenden sich gegenseitig mit Krumen von Informationen über die derzeitigen Vorhaben der Studios fütterten. Nun, die Leute an diesem Tisch heute abend waren die echten Überlebenden, diejenigen, von denen in Hollywood alles abhing.

Das waren die Leute, die ihre Türen verschlossen gehalten hatten, sich geweigert hatten, ihr eine echte Chance zu geben. Jeder an diesem Tisch hätte ihr helfen können, hätte ihr Leben ändern können, aber keiner hatte auch nur fünf Minuten Zeit für Jill Castle übrig gehabt. Sie sah zu einem Produzenten hinüber, der mit einem neuen Musical-Film angab. Er hatte sich geweigert, mit Jill überhaupt zu sprechen.