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Der Friars Club gab ein Essen mit Toby Temple als Ehrengast. Ein Dutzend Spitzenkomiker saß auf dem Podium, zusammen mit Toby und Jill, Sam Winters und dem Direktor der Fernsehgesellschaft, mit der Toby abgeschlossen hatte. Jill wurde gebeten, aufzustehen und den Beifall entgegenzunehmen. Er war frenetisch.

Die jubeln mir zu, dachte Jill. Nicht Toby. Mir!

Der Ansager war der Talkmaster einer berühmten nächtlichen TalkShow. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie glücklich ich bin, Toby hier zu sehen«, sagte er. »Denn wenn wir ihn heute abend nicht hier ehrten, müssten wir das Bankett auf dem Friedhof abhalten.«

Gelächter.

»Und glauben Sie mir, das Essen da ist fürchterlich. Haben Sie jemals auf einem Friedhof gegessen? Die servieren dort die Reste vom Letzten Abendmahl.«

Gelächter.

Er wandte sich an Toby. »Wir sind wirklich stolz auf Sie, Toby. Im Ernst. Wie ich höre, sind Sie gebeten worden, einen Teil Ihres Körpers der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Man will ihn in einem Gefäß in der Harvard Medical School konservieren. Das Problem ist nur, dass sie kein Gefäß finden konnten, das groß genug ist, um ihn aufzunehmen.«

Brüllendes Gelächter.

Als Toby zu seiner Erwiderung aufstand, übertraf er sie alle.

Alle waren sich darüber einig, dass es das beste Essen war, das die Friars je veranstaltet hatten.

Auch Clifton Lawrence war an jenem Abend anwesend.

Er saß an einem der hinteren Tische in der Nähe der Küche, zusammen mit anderen unwichtigen Leuten. Er war gezwungen gewesen, sich alten Freunden aufzudrängen, um auch nur diesen Platz zu bekommen. Seit Toby Temple ihn gefeuert hatte, hing an Clifton Lawrence der Makel des Verlierers. Er hatte versucht, sich einer großen Agentur anzuschließen, aber da er keine Klienten mehr besaß, hatte er nichts zu bieten. Dann hatte Clifton es bei kleineren Agenturen versucht, aber die waren an einem Mann seines Alters nicht interessiert; die wollten energische, junge Leute. Schließlich hatte er sich mit einem Job ohne Gewinnbeteiligung bei einer kleinen, neu gegründeten Agentur zufriedengegeben. Sein Wochengehalt war geringer als der Betrag, den er früher an einem einzigen Abend bei Romanoff ausgegeben hatte.

Er erinnerte sich an den ersten Tag in der neuen Agentur. Sie gehörte drei energischen jungen Männern – oder vielmehr Kindern -, alle Ende Zwanzig. Ihre Klienten waren Rock-Stars. Zwei der Agenten waren bärtig, und alle trugen Jeans, Sporthemden und Tennisschuhe ohne Socken. Sie gaben Clifton das Gefühl, tausend Jahre alt zu sein. Sie redeten in einer Sprache, die er nicht verstand. Sie nannten ihn »Dad« und »Pop«, und er musste an den Respekt denken, der ihm einst in dieser Stadt bezeugt worden war, und war den Tränen nahe.

Der einstmals elegante, lebensfrohe Mann war heruntergekommen und verbittert. Toby Temple war sein ganzer Lebensinhalt gewesen, und Clifton sprach wie unter Zwang über diese vergangene Zeit. Es war alles, woran er dachte. Das und Jill. Clifton machte sie für alles, was ihm geschehen war, verantwortlich. Toby konnte nichts dafür; er war von diesem Luder beeinflusst worden. Aber, oh, wie Clifton Jill Hasste!

Er saß hinten im Saal und beobachtete die Menge, die Jill Temple applaudierte, als einer der Männer am Tisch sagte: »Toby hat wirklich unverschämtes Glück. Ich wünschte, ich hätte ein Stück von der. Sie ist großartig im Bett.«

»Nanu?« fragte jemand zynisch. »Woher wollen Sie das wissen?«

»Sie wird in diesem Porno-Kintopp im Pussycat-Theater gezeigt. Teufel, es sah aus, als würde sie dem Kerl die Leber aus dem Leib saugen.«

Cliftons Mund war plötzlich so trocken, dass er kaum ein Wort herausbrachte. »Sind Sie – sind Sie sicher, dass es Jill Castle war?« fragte er.

Der Fremde wandte sich ihm zu. »Klar bin ich sicher. Sie läuft allerdings unter einem anderen Namen – Josephine Soundso. Ein verrückter Polakenname.« Er starrte Clifton an und sagte: »He! Sie sind doch Clif-ton Lawrence!«

Es gibt ein Gebiet am Santa Monica Boulevard, an der Grenze zwischen Fairfax und La Cienega, das Countyterritorium ist. Als Teil einer Insel, umgeben von der City von Los Angeles, untersteht es der Coun-tyverwaltung, die weniger strikt als die der City ist. In einem Gebiet von sechs Häuserblocks befinden sich allein vier Kinos, die ausschließlich Pornofilme zeigen, ein halbes Dutzend Bücherläden, wo man in Einzelkojen über Fernsehschirme scharfe Filme sehen kann, und ein Dutzend Massagesalons mit jungen Mädchen, die Experten sind in allem, bloß nicht in Massagen. Mitten drin liegt das Pussycat-Theater.

Es waren vielleicht zwei Dutzend Leute in dem verdunkelten Theater; von zwei Frauen abgesehen, die Händchen haltend dasaßen, ausschließlich Männer. Clifton blickte sich im Zuschauerraum um und fragte sich, was diese Leute mitten an einem sonnigen Tag in diese verdunkelte Höhle trieb, um Stunden damit zu verbringen, sich auf der Leinwand anzusehen, wie andere Leute Unzucht trieben.

Der Hauptfilm begann, und Clifton vergaß alles außer dem, was auf der Leinwand geschah. Er beugte sich auf seinem Sitz vor, konzentrierte sich auf die Gesichter der Darstellerinnen. Es ging um einen jungen CollegeProfessor, der seine Studentinnen zum Nachtunterricht in sein Schlafzimmer schmuggelte. Alle waren jung, überraschend attraktiv und unglaublich begabt. Sie gingen eine Vielfalt von sexuellen Praktiken durch, oral, vaginal und anal, bis der Professor ebenso befriedigt wie seine Schülerinnen war.

Aber keines der Mädchen war Jill. Sie muss dabeisein, dachte Clifton. Dies war seine einzige Chance, um sich je für das rächen zu können, was sie ihm angetan hatte. Er würde dafür sorgen, dass Toby diesen Film zu sehen bekam. Es würde ihm wehtun, doch er würde darüber hinwegkommen. Jill aber würde vernichtet werden. Wenn Toby erfuhr, was für eine Hure er geheiratet hatte, würde er sie mit einem Tritt hinausbefördern. Jill musste in diesem Film sein.

Und plötzlich war sie da – auf Breitwand, in wundervollen, herrlichen, lebendigen Farben. Sie hatte sich inzwischen sehr verändert. Jetzt war sie dünner, schöner und erfahrener. Aber es war Jill. Clifton saß da, schlang die Szene in sich hinein, schwelgte in ihr, frohlockte und weidete seine Sinne, erfüllt von einem elektrisierenden Gefühl des Triumphes und der Rache.

Clifton blieb auf seinem Platz, bis der Nachspann kam. Da war es: Josephine Czinski. Er stand auf und ging nach hinten in die Vorführkabine. Ein Mann in Hemdsärmeln saß in dem kleinen Raum und studierte Wettergebnisse. Er blickte auf, als Clifton eintrat, und sagte: »Hier ist kein Zutritt, Kumpel.«

»Ich möchte eine Kopie dieses Films kaufen.«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Ist unverkäuflich.« Er widmete sich wieder seinen Wettergebnissen.

»Ich zahle Ihnen hundert Piepen, wenn Sie mir eine Kopie davon machen. Niemand wird es je erfahren.«

Der Mann schaute nicht mal auf.

»Zweihundert«, sagte Clifton.

Der Vorführer blätterte eine Seite um.

»Dreihundert.«

Der Mann blickte auf und musterte Clifton. »Bar?«

»Bar.«

Um zehn Uhr am nächsten Morgen kam Clifton mit einer Filmspule unter dem Arm vor Tobys Haus an. Nein, kein Film, dachte er beglückt. Dynamit. Genug, um Jill Castle in die Hölle zu sprengen.

Die Tür wurde von einem englischen Butler geöffnet, den Clifton noch nie gesehen hatte.

»Sagen Sie Mr. Temple, Clifton Lawrence möchte ihn sprechen.«

»Tut mir leid, Sir. Mr. Temple ist nicht hier.«

»Ich werde auf ihn warten«, sagte Clifton bestimmt.

Der Butler erwiderte: »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Mr. und Mrs. Temple sind heute früh nach Europa abgereist.«

32.