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Desjani überspielte ihr Erstaunen, indem sie hüstelte, dann warf sie Geary einen fragenden Blick zu, den der sofort verstand. Badaya sagt, wir sollten nicht blindlings den Kampf suchen? Vielleicht bekommt er sich ja mit der Zeit doch besser in den Griff.

Captain Jane Geary erkannte, dass sie nicht Badayas Rückhalt erhielt, doch das ließ sie nur für einen kurzen Moment schweigen. »Was ist mit den Enigmas, Admiral? Sind die für uns immer noch Anlass zur Sorge?«

»Für mich schon«, antwortete Geary, auch wenn er ehrlich gesagt in letzter Zeit kaum einen Gedanken an sie verschwendet hatte, da es Wichtigeres zu tun gab. »General Charban hat überlegt, dass die auf die Enigmas ausgerichteten Verteidigungsanlagen darauf deuten könnten, dass diese Spezies hier sich nicht gut mit den Enigmas versteht.« Er wandte sich an die virtuell anwesenden zivilen »Experten«. »Was meinen Sie dazu?«

Professorin Shwartz und Dr. Setin sahen sich kurz an, dann antwortete Setin bedächtig: »Die Enigmas haben uns durch das Gebiet gejagt, das von ihnen kontrolliert wird. Aber das hier ist nicht ihr Gebiet. Für sie mag es eine entscheidende Motivation sein, die Privatsphäre dieser Spezies zu wahren. Und solange sie selbst nicht hier sind, kümmert es sie nicht, dass wir diese Privatsphäre stören.«

»Diese Spezies war eindeutig bereit, gegen jeden in Aktion zu treten, der den Sprungpunkt hier verlässt«, ergänzte Professorin Shwartz. »Soweit wir wissen, können sie nur damit rechnen, dass die Enigmas auf diesem Weg in ihr System gelangen. Daher muss es so sein, wie der General gesagt hat, dass nämlich diese Anlagen gegen die Enigmas errichtet worden sind.«

»Was bedeutet, dass wir uns für den Augenblick ganz auf diese Spezies konzentrieren und herausfinden können, wie groß die von ihnen ausgehende Bedrohung für uns ist«, schloss Geary das Thema. »Sonst noch was?«

Wieder meldete sich Commander Neeson zu Wort. »Ich hätte da einen Vorschlag, Admiral. Diese Aliens haben doch problemlos die kinetische Salve abgelenkt, die wir auf ihre Festung abgefeuert hatten. Captain Smythes Ingenieure könnten die Geschosse einer zweiten Salve mit Sensoren bestücken, dann feuern wir sie auf die nächstgelegene Orbitalfestung ab und erhalten vielleicht Anzeigen, die uns mehr über dieses Abwehrsystem und über das Kraftfeld verraten, das von ihm erzeugt wird.«

»Gute Idee«, fand Geary. »Captain Smythe?«

Smythe schaute zu den Befehlshabern der Hilfsschiffe. »Ich glaube, diese Herausforderung wird uns gefallen, Admiral. Wir können bei der Konstruktion der neuen Projektile mit einer Vielzahl von verschiedenen Hüllen arbeiten. Diverse Legierungen und Mischungen und so weiter. Auf diese Weise sehen wir, wie die Abwehrsysteme darauf reagieren. Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass ich dafür einige Ressourcen von anderen Aufgaben abziehen werde.«

»Verstanden.« Andere Aufgaben. Vor allem meinte er damit die laufenden Anstrengungen, um diverse Ausrüstungsgegenstände auf allen Schiffen zu ersetzen, deren erwartete Lebensspanne sich dem Ende näherte. Es kam Geary so vor, dass immer dann, wenn die Flotte sich diesem Problem widmen wollte, irgendetwas anderes die Aufmerksamkeit der Hilfsschiffe auf sich lenkte. »Machen Sie sich an die Arbeit. Holen Sie vor dem Start meine Bestätigung ein, nur für den Fall, dass sich in der Zwischenzeit irgendwelche Fortschritte bei unseren Kommunikationsbemühungen ergeben haben sollten. Vielleicht hören wir ja von den… den…«

»Teddybärkühen«, sagte Desjani.

»Können wir sie nicht einfach Bärkühe nennen?«, fragte Captain Vitali. »Ich komme mir lächerlich vor, wenn ich davon rede, dass wir gegen Teddybärkühe kämpfen.«

»Sie sind niedlich«, warf Duellos ein. »Nicht, dass das etwas ausmacht.«

»Mir jedenfalls nicht«, meinte Desjani. »Ich vermag auch etwas Niedliches zu töten, wenn es versucht, mich umzubringen.«

»Wir werden sie Bärkühe nennen«, entschied Geary und wünschte, ebenso einfach entscheiden zu können, wie sie dieses System möglichst unversehrt verlassen sollten.

»Ich hätte auch noch eine Frage«, meldete sich Captain Hiyen zu Wort.

»Ja?«, hakte Geary nach, als Hiyen nicht von sich aus weiterredete.

»Wieso sind wir überhaupt hier, Admiral? Warum sind wir Dutzende Lichtjahre vom Gebiet der Syndiks und noch viel weiter von zu Hause weg? Warum befinden wir uns in dieser Situation?«

Eine besondere Anspannung machte sich am Konferenztisch breit. Als Geary einen nach dem anderen anblickte, zoomte die Software automatisch denjenigen heran, auf den er sich soeben konzentrierte. Dabei sah er unglückliche Gesichter ebenso wie verbohrte, und zu viele verrieten ihm, wer alles den Gedanken hinter dieser Frage teilte.

Er hatte sich vor dem Moment gefürchtet, an dem jemand diesen Punkt offen ansprach, denn die Antworten darauf waren nicht so einfach, zumal ein Großteil dieser Flotte der Ansicht war, dass Black Jack Geary im Hintergrund die Fäden der Allianz in seinen Händen hielt. Genau dieser Glaube war es, der bislang ein offenes Aufbegehren dieser Militärs verhindert hatte, obwohl die Streitkräfte doch unendlich viele Opfer in einem scheinbar ebenfalls unendlichen Krieg erlitten hatten, für den sie die Zivilregierung verantwortlich machten. So stark und mächtig diese Flotte auch war, schwelte in ihrem Kern dennoch eine gewisse Kriegsmüdigkeit, da man zu lange auf die immer gleichen Forderungen eingegangen war, zu viele Freunde und Verwandte umgekommen waren und man die Schiffe weit über die Grenzen ihrer eigentlichen Belastbarkeit hinaus strapaziert hatte. Zudem begann die Allianz ungewollt, sich aufzulösen, weil die Belastung eines erst vor Kurzem gewonnenen, hundert Jahre lang geführten Kriegs zu groß geworden war. Hinzu kam ein Offizierskorps, das in sich zerstritten war, während man die Politik der Zivilregierung für den Zwist verantwortlich machte.

Gearys simple Aufgabe bestand darin, dennoch alles zusammenzuhalten, was auseinanderzubrechen drohte. Im Augenblick galt es vor allem, diese Flotte zusammenzuhalten, da niemand von ihnen nach Hause zurückkehren würde, wenn sich ein Teil abspaltete, beispielsweise die Schiffe der Callas-Republik, zu denen auch die Reprisal unter Captain Hiyen gehörte.

Ehe Geary antworten konnte, stand Victoria Rione auf und sagte: »Captain Hiyen, wenn Sie wissen wollen, warum die Schiffe der Callas-Republik immer noch ein Teil der Allianz-Flotte sind und nach wie vor dem Kommando von Admiral Geary unterstehen, dann bin ich wohl am besten befähigt, um darauf zu antworten. Ich habe diese Befehle von der Callas-Republik mitgebracht, die an dieser Kooperation festhält.«

»Aber wieso?«, wollte Hiyen wissen. »Man hat uns nie einen Grund genannt. Und jetzt werden wir so weit von der Republik entfernt schon wieder mit dem Tod konfrontiert. Ist es zu viel verlangt, wenn diejenigen nach dem Grund fragen, warum sie nicht nach Hause zurückkehren dürfen, nachdem sie so lange Zeit ihr Leben riskiert haben und dabei den Tod so vieler Freunde mitansehen mussten?«

Rione machte eine hilflose Geste, während Minenspiel und Körperhaltung rückhaltloses Mitgefühl ausstrahlten. »Das weiß ich nicht, Captain Hiyen. Ihnen ist bekannt, dass ich aus der Regierung abgewählt wurde, bevor diese Befehle gegeben und diese Entscheidungen getroffen wurden. Weil die Allianz mich gebeten hat, in einer anderen Funktion wieder mit dieser Flotte zu reisen, wurde ich beauftragt, die Befehle der Callas-Republik mitzubringen. Aber es wurde nicht meine Meinung zu diesen Befehlen eingeholt. Die neue Callas-Regierung hat diese Entscheidung getroffen.«

Captain Hiyen zögerte, dann blickte er zu Geary.

»Die Befehle für Ihre Schiffe haben mich mindestens genauso überrascht wie Sie selbst«, erklärte Geary und sprach damit nur die Wahrheit aus. Er war davon ausgegangen, dass sie genauso die Heimreise antreten würden wie die Schiffe der Rift-Föderation. »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, habe ich Ihre Schiffe nicht angefordert, aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, dass ich nicht froh bin, Sie und Ihre Leute an meiner Seite zu haben. Die Callas-Republik und die Rift-Föderation sind unabhängige Sternengruppen, die sich aus eigener Veranlassung der Allianz angeschlossen haben. Ich kann ihnen nicht vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, und das will ich auch gar nicht, denn sie sind freie Völker.«