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Es war nicht zu überhören gewesen, welches Wort sie betont hatte. »Jede?«, wiederholte Desjani. »Jede? Dieses vormalige Syndik-Miststück will uns in einen Kampf gegen die Syndik-Regierung hineinziehen. Wie kommt sie auf die Idee, wir könnten darauf reinfallen?«

»Wir sind auf dem Weg zum Gasriesen«, fuhr Marphissa fort. »Wir werden weiter diesem Kurs folgen, bis wir entweder auf feindliche Streitkräfte treffen oder den Befehl erhalten, Ihnen zur Seite zu stehen. Ich habe allerdings bereits den ständigen Befehl, Admiral Gearys Flotte stets im Midway-System willkommen zu heißen. Für das Volk! Ich bin Kommodor Marphissa. Ende.«

Nachdenklich zog Geary die Stirn in Falten, als die Nachricht zu Ende war. »Haben Sie das gehört?«

»Jedes einzelne Wort«, sagte Desjani nachdrücklich.

»Ich meine den Schluss, als sie ›für das Volk‹ gesagt hat. Das habe ich von vielen Syndik-Oberen gehört, und es wird immer noch ohne Betonung und ohne jede Gefühlsregung gesagt. Es wird einfach hingeworfen, als hätte der Satz keinerlei Bedeutung.«

Desjani zuckte mit den Schultern. »Überrascht Sie das? Jeder weiß, dass das nur ein Witz ist. Den Syndikatwelten geht es niemals um das Volk.«

»Ja, aber so, wie die Kommodor es ausgesprochen hat, schien sie es ernst zu meinen«, beharrte er.

Sie spielte den Schluss der Mitteilung noch einmal ab, dann nickte sie widerstrebend. »Ja, okay, ich verstehe, was Sie meinen. Diese Leute haben sich gegen die CEOs erhoben. Vielleicht versuchen sie tatsächlich, etwas anderes zu sein als Syndiks. Aber die Personen an der Spitze, Iceni und Drakon, sind beide ehemalige CEOs. Entweder haben sie sich grundlegend geändert, oder sie spielen nur Theater. Ich weiß, worauf ich mein Geld setzen werde.«

Geary lehnte sich nach hinten und betrachtete sein Display, auf dem Hunderte Allianz-Kriegsschiffe vierunddreißig Enigma-Schiffe jagten, jedes auf einer anderen Flugbahn unterwegs, während sämtliche Vektoren im inneren Sternensystem oder am Hypernet-Portal endeten. Keiner der Vektoren wies einen Abfangspunkt auf, was die Tatsache verdeutlichte, dass seine Schiffe die Enigmas nicht einholen konnten, solange die nicht ihren Kurs oder ihre Geschwindigkeit änderten. »Wer immer diese ehemaligen Syndiks sind, kann ich nur hoffen, dass sie wissen, wie man kämpft. Wir können die Enigmas nicht mehr aufhalten. Das müssen sie jetzt erledigen.«

Alarmsignale leuchteten auf seinem Display auf, die ein Dutzend Enigma-Schiffe markierten.

»Sie haben Projektile für ein Bombardement gestartet«, meldete Desjani. »Nach den Flugbahnen zu urteilen, ist die bewohnte Welt das Ziel.« Sie ballte die Faust und schlug auf die Armlehne. »Die können weder wir noch die Syndiks aufhalten.«

Achtzehn

Die Dauntless bewegte sich mit fast 0,2 Licht durchs All und legte damit nahezu sechzigtausend Kilometer in der Sekunde zurück, doch selbst das genügte nicht, um die vor ihr davoneilenden Enigma-Schiffe einzuholen. Das von ihnen begonnene Bombardement war auf diese Weise erst recht nicht aufzuhalten.

Sie konnten nur dasitzen und mussten tatenlos zusehen, wie die Projektile sich ihren Zielen näherten.

»Admiral, wir empfangen eine Nachricht vom bewohnten Planeten.«

Geary nickte frustriert. »Die wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt. Dann wollen wir mal hören, was ›Präsidentin‹ Iceni zu sagen hat.«

Das Bild, das vor ihm auftauchte, zeigte Iceni und einen schroff wirkenden Mann, die beide hinter einem beeindruckenden Schreibtisch aus poliertem Holz saßen. Der Mann erweckte nicht den Eindruck, ein Assistent zu sein, sondern schien eher der Frau ebenbürtig zu sein.

Iceni trug nicht mehr den dunkelblauen Anzug, der als Standardkleidung der Syndik-CEOs fungierte, stattdessen strahlte ihr Erscheinungsbild Macht und Wohlstand aus, ohne damit zu prahlen. Der Mann neben ihr trug eine ungewohnte Uniform, die wohl aus ehemaligen Syndik-Elementen zusammengesetzt worden war. Allerdings hätte er diese Uniform gar nicht benötigt, da er für Geary auch so das Image eines Militärs ausstrahlte.

»Hier spricht Präsidentin Iceni vom unabhängigen Sternensystem Midway.« Dann hielt sie inne.

Der Mann in Uniform fügte knapp hinzu: »Hier spricht General Drakon, Befehlshaber der Bodenstreitkräfte von Midway.«

»Wir freuen uns, die Allianz-Flotte wieder in unserem System begrüßen zu dürfen«, fuhr Iceni fort. »Das gilt vor allem mit Blick auf die gegenwärtigen Umstände und die zuvor zwischen uns getroffenen Vereinbarungen. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um unser Sternensystem gegen Invasoren zu verteidigen, und wir bitten Sie nur, uns bei dieser Aufgabe zu unterstützen, bis das Volk von Midway wieder in Sicherheit leben kann. Kommodor Marphissa, die Seniorbefehlshaberin unserer Kriegsschiffe, hat den Befehl erhalten, Ihre Anweisungen zu befolgen, solange die nicht im Widerspruch zu ihren Pflichten stehen, dieses Sternensystem zu verteidigen. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass das Schlachtschiff in unserer Militärwerft derzeit über einen funktionstüchtigen Antrieb verfügt, jedoch nicht über einsatzbereite Schilde oder Waffen. Hier spricht Präsidentin Iceni. Für das Volk. Ende.«

Rione stand auf einmal wieder neben Geary und sah ihn verwundert an. »Zuvor getroffene Vereinbarungen?«

Er nickte und versuchte, keinen schuldbewussten Eindruck zu machen. »Zuvor getroffene Vereinbarungen«, wiederholte er, als sei das etwas völlig Natürliches.

»Reden wir hier von mehr als dem Friedensvertrag mit der Regierung der Syndikatwelten? Von zusätzlichen Vereinbarungen?«

»Warum fragen Sie mich das?«

Sowohl Desjani als auch Rione warfen ihm skeptische Blicke zu, und mit einem Mal wurde ihm klar, dass er zwischen zwei Fronten geraten war. »Admiral, haben Sie irgendwelche weiteren Vereinbarungen mit den Behörden hier bei Midway getroffen?«

Wieder nickte er. »Ich habe mich bereit erklärt, ihnen dabei zu helfen, sich gegen die Enigmas zu verteidigen, was mit dem Friedensvertrag vereinbar ist.«

»Das ist alles?«, hakte Rione nach. »Diese Kommodor schien auch mehr von uns zu erwarten als nur das, was der Friedensvertrag erforderlich macht.«

»Ja«, sagte Desjani. »Den Eindruck erweckte sie.«

Schlimmer konnte es nicht kommen, als dass Rione und Desjani einer Meinung waren, er müsse irgendetwas falsch gemacht haben.

»Haben Sie etwas gesagt«, fragte Rione, »was diese Präsidentin Iceni so auslegen könnte, dass sie behaupten kann, Black Jack wird sie vor ihrer eigenen Regierung beschützen?«

»Nein, so etwas habe ich nicht versprochen.« Beide musterten ihn noch eindringlicher. »Ich habe allerdings aus guten Gründen zugestimmt, nicht öffentlich zu erklären, dass ich sie nicht vor solchen Bedrohungen beschützen werde.«

Desjani schaute ihn finster an. »Ich hätte Sie niemals allein mit dieser Frau reden lassen dürfen.«

Rione dagegen wirkte gar nicht mehr so verärgert. »Eine vage Zusage ohne ein echtes Versprechen? Ich bin beeindruckt, Admiral. Das können wir bestimmt verwenden.«

»Na, großartig«, warf Desjani ein. »Sie erzählt Ihnen, dass Sie das gut gemacht haben. Damit sollte Ihnen eigentlich klar sein, dass Sie sich völlig verkehrt verhalten haben, nicht wahr?«

Geary hob eine Hand, um für Ruhe zu sorgen. »Später. Jetzt muss ich erst mal den beiden antworten. Wenn unsere Antwort bei ihnen eintrifft, werden sie bereits gesehen haben, dass wir den größten Teil der Enigma-Streitmacht ausgeschaltet haben. Aber dann werden sie auch wissen, dass die Enigmas ihren Planeten bombardieren.«

»Die Oberfläche dieses Planeten besteht aus sehr viel Wasser und nur wenig Land«, erklärte Desjani, die wieder finster dreinschaute. »Selbst wenn die Projektile die Ziele an Land verfehlen und im Wasser landen, werden sie für einige hässliche Wellen sorgen, die all diese kleinen Inseln überspülen dürften. Ich würde ihnen raten, dass sie versuchen sollte, den größten Teil der Bewohner zu evakuieren und irgendwie in den Orbit zu bringen und den Rest dazu zu veranlassen, dass er sich in höher gelegene Gebiete zurückzieht. Aber so wie ich die Syndik-CEOs kenne, werden sie bloß zusehen, dass sie sich selbst in Sicherheit bringen, während sie die Bevölkerung ihrem eigenen Schicksal überlassen.«