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»Glaubt er denn ernsthaft, wir übergeben ihm die Spinnenwolf-Delegation und das Superschlachtschiff der Bärkühe?«, fragte Charban erstaunt.

»Das nennt man Diplomatie«, erklärte Rione. »Er stellt eine völlig überzogene Forderung in der Hoffnung, dass wir uns auf eine Abmachung einigen, bei der die Syndikatwelten immer noch irgendetwas gewinnen. Und wie ich es mir gedacht habe, hat er das Hypernet-Portal sozusagen als Geisel genommen, damit wir seinen Forderungen nachgeben. Admiral, ich bin keine Spezialistin für Weltraumrecht, aber ich gehe doch recht in der Annahme, dass das Schiff der Bärkühe inzwischen Eigentum der Allianz ist, oder?«

»Das ist völlig richtig«, bestätigte Geary. »Wir haben es unter Einsatz von Waffen erobert. Es gehört uns. Wir haben eine Crew an Bord geschickt. Und es trägt sogar einen Namen: Invincible

»Und unterscheidet sich die Invincible von anderen Schiffen in dieser Flotte, außer natürlich von der Bauweise her?«

»Nein. Ich erteile Befehle, die vom befehlshabenden Offizier der Invincible, Admiral Lagemann, ausgeführt werden. Die Invincible war während der Schlacht Teil unserer Formation und hat so wie andere Schiffe der Flotte auch einige Treffer einstecken müssen.«

»Hervorragend«, sagte Rione. »Und die Schiffe der Spinnenwölfe gehören uns garantiert nicht. Wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben, Admiral, würde ich CEO Boyens und der Regierung der Syndikatwelten gern eine offizielle Antwort zukommen lassen, was seine letzte Mitteilung an uns betrifft.«

»Mit Vergnügen«, entgegnete Geary. »Ich fürchte, meine eigenen diplomatischen Fähigkeiten reichen nicht aus, um diese Nachricht in angemessener Weise zu beantworten.«

Rione klang absolut professionell und verzog keine Miene, als sie die Erwiderung übermittelte: »Bedauerlicherweise sind wir nicht in der Lage, CEO Boyens, Ihrer Bitte nachzukommen, was die sechs uns begleitenden Schiffe angeht, die mit uns in das Gebiet der Allianz kommen werden. Die Besatzungen dieser Schiffe unterstehen nicht unserer Kontrolle, und sie haben den ausdrücklichen Wunsch geäußert, bei unserer Flotte zu bleiben. Diesen Wunsch haben wir ihnen nur zu gern erfüllt. Allerdings…« Rione setzte ein so frostiges Lächeln auf, dass Geary ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »…haben wir ihnen versprochen, sie zu beschützen. Sollte irgendjemand versuchen, sie zum Handeln zu zwingen, dann werden wir uns aufgrund unserer Zusagen und unserer Ehre gezwungen sehen, sie im Rahmen unserer Fähigkeiten zu verteidigen und jede Maßnahme zu ergreifen, die zur Wahrung ihrer Sicherheit erforderlich ist. Was das Kriegsschiff der Aliens angeht, muss ich Sie darauf hinweisen, dass es sich in Wahrheit um ein Schiff dieser Flotte handelt. Es trägt den Namen Invincible, seine Besatzung setzt sich aus Angehörigen der Allianz-Streitkräfte zusammen und führt die von Admiral Geary erteilten Befehle aus. Rein rechtlich unterscheidet es sich von keinem der anderen Schiffe dieser Flotte, womit jede Forderung, es entgegen dem Friedensvertrag der Kontrolle durch die Regierung der Syndikatwelten zu überlassen, absurd ist und demnach nicht ernst genommen werden kann.

Wir danken Ihnen für Ihre Sorge um die Unversehrtheit des Hypernet-Portals in diesem System, vor allem weil die hiesigen Behörden der Allianz eine Teilhaberschaft an diesem Portal gewährt haben. Da es nun zum Teil Eigentum der Allianz ist, würde jede dem Portal zugefügte Beschädigung als Angriff auf die Allianz gewertet, was den Kriegszustand zwischen der Allianz und der Regierung nach sich ziehen würde, deren Kriegsschiffe einen solchen Angriff zu verantworten haben. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise zurück nach Prime. Sie müssen nicht unseretwegen in diesem System bleiben, zumal es uns schwerfallen würde, Midway zu verlassen, während Sie noch hier zurückbleiben. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Rione Ende.«

Geary sah Rione ungläubig an. »Iceni und Drakon haben uns zu Teilhabern an ihrem Hypernet-Portal gemacht?«

»Ich hatte es vorgeschlagen«, antwortete Rione triumphierend. »Ich habe ihnen die Vorteile für beide Seiten klargemacht, und sie haben bereits zugestimmt.«

»Ich bin froh, Sie auf unserer Seite zu haben, Gesandte Rione.«

»Iceni und Drakon haben eindeutig Anstrengungen unternommen, um ihren Einfluss über dieses Sternensystem hinaus auszudehnen«, meldete Lieutenant Iger. »Trotz ihrer eingeschränkten militärischen Möglichkeiten hat es sogar entsprechende Offensiven gegeben. Wenn diese Fähigkeiten weiterhin wachsen, kann es durchaus sein, dass sie versuchen werden, ihren Einfluss auszuweiten, indem sie benachbarte Systeme angreifen, um sie zu erobern.«

»Aber die Nachbarsysteme gehören nicht mehr oder nicht mehr lange zu den Syndikatwelten«, sagte Geary. »In einigen Systemen hat es heftige Kämpfe gegeben. Dieses Sternensystem hier scheint das stabilste in der gesamten Region zu sein. Haben Sie Hinweise darauf gefunden, dass das neue Regime von Midway zu den gleichen unterdrückerischen Methoden greift wie zuvor die Syndiks?«

Iger hob unschlüssig die Schultern an. »Das lässt sich nur schwer sagen, Admiral. Wir gewinnen unsere Informationen fast ausschließlich aus Quellen, die wir von hier aus anzapfen können, zum Beispiel Nachrichtensendungen, aber auf so etwas kann ein Regime Einfluss nehmen. Eine Diktatur kann sicherstellen, dass nur das berichtet wird, was auch berichtet werden soll. Allerdings ist es so, dass hier die Medienaktivitäten erheblich umfangreicher ausfallen, als es in von Syndiks kontrollierten Systemen üblicherweise der Fall ist. Seit wir das letzte Mal hier waren, sind etliche Medienorganisationen entstanden, und es berichten auch deutlich mehr Individuen über die Ereignisse auf dem Planeten. Das spricht zwar für eine Lockerung der Kontrolle über die Gesellschaft, aber es kann auch so sein, dass das alles nur zum Schein geschieht, weil vermeintlich unabhängige Meinungsäußerungen den Eindruck erwecken, dass die Gesellschaft freier ist als zuvor.«

»Haben Sie noch irgendetwas über die Vorgeschichte von Iceni oder Drakon herausfinden können?«

»Nur bruchstückhafte Erwähnungen in unserer Datenbank, Admiral. Drakon war ein an der Front eingesetzter Offizier der Bodenstreitkräfte, daher taucht sein Name in einigen abgefangenen Übermittlungen auf, doch die letzte dieser Nachrichten ist schon einige Jahre alt. Danach findet er keine Erwähnung mehr bei den Streitkräften, die gegen uns gekämpft haben. Daher sind wir davon ausgegangen, dass er entweder tot ist oder dass er sich politisch unbeliebt gemacht hat und möglicherweise in einem Arbeitslager gelandet ist.«

Igers Worte erinnerten Geary an etwas. »Boyens hat uns doch erzählt, dass man ihn seinerzeit durch die Versetzung zu der Flotte, die Midway beschützen sollte, praktisch ins Exil geschickt hatte. Er sprach davon, dass in Midway die Leute landeten, die in Ungnade gefallen waren, weil sie hier keine Möglichkeit mehr hatten, auf andernorts stattfindende Ereignisse Einfluss zu nehmen, und weil sie aus der Ferne auch nicht mehr die Gunst der Syndikatsherrscher zurückgewinnen konnten.«

»Ja, Sir. Das könnte der Grund sein, wieso Drakon hier ist. Aber wir wissen weder, ob das so war, noch kennen wir den Anlass für eine Strafversetzung.«

»Und Iceni?«

»Nur zwei Erwähnungen, während sie verschiedene Flotten der Syndikatwelten befehligte. Sie scheint die meiste Zeit über andere Posten innegehabt zu haben.«

»Aber sie wurde ebenfalls nach Midway versetzt.« Geary nickte Lieutenant Iger zu, während er daran dachte, wie Iceni sich beim ersten Angriff der Enigmas gegen eine Evakuierung gesträubt hatte. Stattdessen war sie bei ihren Untergebenen und den Bürgern geblieben, die man vor der Attacke nicht mehr in Sicherheit hatte bringen können. Da er zu wenig über sie wusste, musste er dieses für jeden Syndik untypische Verhalten zu Icenis Gunsten auslegen. »Ist Captain Bradamont über alles unterrichtet worden, was ich gesagt habe?«