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»Verstehe. Eine Frage?« Wieder nickte sie. »Also gut. Wie lauten Ihre Befehle?«

Sie reagierte mit einem vertrauten Blick, der kaum verhüllte Belustigung mit einem Hauch Überlegenheit vereinte. »Darauf kann ich nicht antworten. Versuchen Sie es noch einmal. Ich würde vorschlagen, mich zu fragen, was ich tun werde, nicht aber, wie meine Befehle lauten.«

Geary nahm Platz und deutete auf einen der anderen Sessel. »Victoria, ich wäre Ihnen dankbar, zu erfahren, was Sie tun werden.«

Sie setzte sich und sah ihm in die Augen. »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um diese Flotte nach Hause zu bringen.«

»Ist das etwas Neues?«

»In Bezug darauf, was ich tun würde oder wie meine Befehle gelautet haben könnten?«

»Sowohl als auch.«

»Das sind zwei Fragen«, gab sie zurück. »Vielleicht sogar drei.«

»Können Sie mir sagen, von wem diese Befehle kommen?«

»Nein.« Sie wich seinem Blick aus, ihr Gesicht war auf einmal bleich. »Es ist… Ich verspreche Ihnen, Admiral, ich bin auf Ihrer Seite, auch wenn meine Handlungsmöglichkeiten bislang etwas eingeschränkt waren.«

»Gut.« Konnte er ihr glauben? Zumindest hatte sie angefangen zu reden. »Arbeiten Sie mit jemandem zusammen? Ich nehme an, Sie haben immer noch Agenten in meiner Flotte.«

»Könnte sein.«

»Wissen Sie, was mit Captain Jane Geary los ist? Warum sie sich mit einem Mal so aggressiv aufführt?«

Rione zog eine Augenbraue hoch. »Damit habe ich nichts zu tun. Ich weiß nicht, ob jemand auf sie einwirkt, damit sie sich verhält wie Captain Falcos uneheliche Tochter. Das heißt natürlich nicht, dass da nicht tatsächlich jemand dahintersteckt, aber soweit ich das beurteilen kann, hat sie diesen Wandel ganz allein vollzogen.«

Er wusste nicht, warum er Rione glaubte, auf jeden Fall tat er es. Was immer es auch sein mochte, das Jane Gearys Verhalten so verändert hatte, es war nicht auf Riones Handeln zurückzuführen. »Was muss ich wissen, was ich nicht weiß?«

»Das ist schon wieder eine andere Frage«, erwiderte Rione und hob mahnend den Zeigefinger. »Sie sind selbst auch ziemlich aggressiv geworden, Admiral.«

Er beugte sich vor und musterte sie. »Von meinem Handeln hängen viele Menschenleben ab, Madam Gesandte.«

»Das ist richtig.« Sie hielt inne und dachte über irgendetwas nach, das sie ihm nicht anvertrauen würde. Schließlich sah sie ihn wieder an. »Ich bin der ehrlichen Meinung, dass Sie im Augenblick alles wissen, was Sie wissen müssen. Ihnen könnten sogar Dinge bekannt sein, von denen ich nichts weiß.«

»Ich würde zu gern wissen, was Sie heute antreibt.«

Sie sah ihn mit ernster Miene an. »Meine Prioritäten haben sich nie geändert.«

Damit meinte sie die Allianz und einen bestimmten Mann. »Wie geht es Paol?« Ihr Ehemann war in Kriegsgefangenschaft geraten und für tot gehalten worden, bis er vor Kurzem aus einem Arbeitslager der Syndiks befreit werden konnte. Geary hatte aus der Krankenstation alle Berichte über Paol Benan erhalten, weshalb er über dessen Gesundheitszustand Bescheid wusste. Dennoch wollte er hören, was Rione ihm über Commander Benan sagen konnte.

Es dauerte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. »Die Krankenstation behält ihn im Auge.«

Geary hörte das Unbehagen aus ihrer Stimme heraus. »Sind Sie sicher vor ihm?«

»Ich weiß nicht, aber ich glaube schon. Vermutlich haben die Syndiks ihm Dinge angetan, an die er sich nicht erinnern kann; Dinge, die für diejenigen, die ihn untersuchen, nicht zu erkennen sind. Er ist immer noch ein sehr wütender Mann, Admiral.« Sie sah ihm wieder in die Augen. »Ich habe ihm gesagt, er soll sich von Ihnen fernhalten, sonst werde ich ihn verlassen. Darum ist es nicht zu weiteren Konfrontationen gekommen. Ich bin der letzte Strohhalm, an den er sich klammern kann.«

Trotz der immensen Verantwortung, die auf ihm lastete, und trotz der vielen Menschenleben, die von seinen Entscheidungen abhängig waren, erfüllte ihn dieses relativ unbedeutende menschliche Drama mit Schuld und Trauer. »Es tut mir leid.«

»Es muss Ihnen nicht leid tun. Ich hatte den ersten Schritt getan, und Sie haben es beendet, noch bevor einer von uns wusste, dass Paol noch lebte. Bringen Sie einfach diese Flotte heim.« Sie war wieder ganz die Gesandte. »Sie sind angemessen auf unsere gegenwärtige Situation eingestellt. Ich glaube, General Charban hat recht, wenn er sagt, die Enigmas werden uns nicht bis hierher verfolgen. Aber Sie dürfen diese Bedrohung nicht vergessen.«

Geary seufzte, lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. »Es gibt im Moment jede Menge dringlicher Probleme, um die ich mich kümmern muss. Was können die Enigmas jetzt schon tun?«

»Das weiß ich nicht, und Sie wissen es auch nicht. Und genau das sollte Ihnen Sorgen bereiten.«

Drei

Er warf Rione einen aufgebrachten Blick zu, da ihn die Richtigkeit ihrer Aussage ebenso ärgerte wie sein eigenes Unvermögen, von selbst an diesen Punkt zu denken. »Ich kann mich nicht mit allen Dingen gleichzeitig beschäftigen.« Eine Ausrede. Warum verfiel er auf eine Ausrede, anstatt sich Gedanken über eine Antwort zu machen?

Rione sah ihn von oben herab an. »Ein kluger Führer, der Sie für gewöhnlich auch sind, versucht gar nicht erst, alles selbst zu erledigen. Ich schlage vor, Sie beauftragen jemanden, dem Sie vertrauen, eine Einschätzung zu liefern, was die Enigmas wahrscheinlich tun werden.«

»Ich kann Tanya nicht dafür abstellen.«

»Ist Ihr Captain der einzige andere Mensch in Ihrem Universum, Admiral? Gibt es in dieser Flotte außer Ihnen beiden niemanden, der vernünftig denken kann?«

Geary reagierte mit einem schiefen Grinsen. »Vielleicht.« Er streckte den Arm aus, um eine Komm-Verbindung herzustellen, aber bevor er die Taste betätigte, hielt er inne. »Diese Kriegsgefangenen, die wir bei Dunai eingesammelt haben.«

Rione nickte, ihre Miene verriet wieder keine Gefühlsregung. »Die vielen hochrangigen Offiziere, die Ihnen seit ihrer Rettung das Leben schwermachen?«

»Ja. Ich möchte eine Antwort auf diese Frage: Warum hat die Regierung mir befohlen, sie zuerst abzuholen, anstatt mich das erledigen zu lassen, wenn wir uns auf dem Heimweg befinden?«

»Da könnte ich nur spekulieren«, sagte sie nach einer kurzen Pause.

»Dann spekulieren Sie.«

»Es gibt ganz bestimmt einige Leute, die froh wären, wenn diese Senioroffiziere niemals zurückkehren würden, weil dann die gegenwärtigen hochrangigen Offiziere Ruhe vor ihnen hätten.«

Gearys Miene verfinsterte sich. »Dann wären die gleichen hochrangigen Offiziere also auch froh, wenn diese Flotte nicht zurückkehren würde?«

Diesmal erwiderte sie nichts, während sie starr wie eine Statue dastand.

»Wir werden heimkehren«, fuhr er nach einer Weile fort. »Und zwar mit jedem Einzelnen dieser Offiziere, solange sie nichts unternehmen, was mich dazu veranlasst, ihre Erschießung anzuordnen.« Erst als er ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass er damit auch Riones Ehemann Commander Benan einbezogen hatte.

Rione entging nicht, dass er für einen Sekundenbruchteil das Gesicht verzog. »Sie wollen niemanden erschießen lassen.«

»Wenn es notwendig sein sollte, werde ich das anordnen. Das wissen Sie.«

Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Wissen Sie, wie viele Leute der Ansicht sind, dass, wenn man große Macht besitzt und große Verantwortung trägt, man tun und lassen darf, was man möchte? Dass man dann nie wieder etwas tun muss, was man nicht tun will?«

Sein Lachen hallte von allen Seiten des kleinen Raums wider. »Das wäre eine feine Sache.«

»Ja, das wäre es. Natürlich glauben so etwas auch einige Leute, die zu solcher Macht gelangen. Sie tun, was immer ihnen gefällt.« Rione sah ihn eindringlich an. »Wissen Sie, ich hatte befürchtet, Black Jack könnte ein solcher Mensch sein. Aber da habe ich mich geirrt. Und jetzt wollen Sie von mir wissen, ob irgendeiner der ehemaligen Gefangenen aus demselben Holz geschnitzt ist.«