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»Es ist viel leichter, Menschen zu brechen anstatt sie zu heilen«, erwiderte Desjani leise. »Nur damit Sie es wissen: Ich wünschte, das wäre ihm nicht widerfahren. Und auch niemandem sonst.«

»Daran habe ich nie gezweifelt. Ich weiß, Commander Benan steht unter medizinischer Beobachtung. Aber haben Sie auch Leute abgestellt, die ihn im Auge behalten?«

»Rund um die Uhr.« Sie ließ eine kurze Pause folgen. »Sie haben den Befehl, ihn aufzuhalten, sobald er sich irgendwie falsch verhält. Ich suche nicht nach Gründen, um ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen. Ich will nur vermeiden, dass mein Schiff beschädigt wird.«

»Gut.« Sie hatten die Luke zu seinem Quartier erreicht. »Mein Gefühl sagt mir, dass ich wohl noch einmal mit ihm reden muss.«

»Das wäre keine gute Idee, Admiral.«

»Nur ich mit ihm allein«, ergänzte er. »Um herauszufinden, was er sagt, wenn wir allein sind.«

Mit bemerkenswert ruhiger Stimme sagte sie: »Bei allem Respekt, aber das wäre eine sehr dumme Idee, Admiral.«

»Ich werde es Sie wissen lassen, bevor ich es versuche. Passieren wird das ohnehin erst, nachdem wir einen Weg gefunden haben, wie wir mit den Bärkühen verfahren werden.«

»Das beruhigt mich ja ungemein.« Desjani schüttelte ungläubig den Kopf. »Die lebenden Sterne müssen Ihnen tatsächlich den Weg weisen. Kein Mensch würde es für eine gute Idee halten, sich auf ein Gespräch unter vier Augen mit dem Mann einzulassen, mit dessen Frau er geschlafen hat.«

Sie sprach nur selten so direkt die Dinge an, die sich zwischen ihm und Rione abgespielt hatten, bevor bekannt geworden war, dass Riones Ehemann doch noch lebte. Und bevor er und Desjani sich zu ihren Gefühlen füreinander bekannt hatten. Dass Desjani es jetzt tat, zeigte ihm, wie sehr sie sich über sein Vorhaben aufregte.

»Ich verspreche Ihnen, wir beide werden darüber noch einmal diskutieren, bevor ich mich mit Commander Benan unterhalte. Jetzt werde ich dieses Problem erst einmal vergessen und mir überlegen, wie wir dieses Sternensystem verlassen können.«

»Danke.« Sie lächelte ihn ein wenig ironisch an. »Immer schön eine Krise nach der anderen.«

»Das wäre eine feine Sache«, sagte er und benutzte die gleiche Formulierung wie zuvor bei Rione. Sie passte zwar auch hier, aber es war schon besser, wenn Tanya nicht wusste, dass er nur etwas wiederholte.

Schweigend stand er da, nachdem sich die Luke hinter ihm geschlossen hatte; allein in seinem Quartier, das früher einmal Admiral Bloch gehört hatte, bevor die Syndiks ihn während einer »Unterredung« getötet hatten. Sein Quartier, das seitdem Gearys einziges Zuhause war. Was, wenn Tanya in die Gefangenschaft der Syndiks geraten wäre, als der Krieg noch getobt hatte?

Was, wenn sie jetzt in die Überreste der versprengten Gruppen geriete, die die Autorität der Syndikatwelten in weiten Teilen des einst unter Aufsicht der Syndiks stehenden Territoriums ersetzt hatten? Was würde man mit dem Menschen machen, der Black Jack Geary von allen am nächsten stand, um Informationen zu sammeln oder ihn unter Druck zu setzen oder um ihm einfach nur aus Rache wehzutun?

Er verdrängte den Gedanken. Eine solche Möglichkeit auch nur in Erwägung zu ziehen, würde ihn lähmen und handlungsunfähig machen.

Geary beobachtete, wie die Flotte nach dem Passieren der feindlichen Festung mit maximaler Leistung abbremste und wie eine Welle aus Hunderten Raketen, die von der Festung aus abgefeuert worden waren, den vordersten Rand der Allianz-Formation erreichte. Gewaltige Explosionen erschütterten die Schiffe, da Selbstmordkommandos mit ihren Schiffen geradewegs in die Formationen aus Kriegsschiffen und Hilfsschiffen hineinrasten.

Mit einem mürrischen Brummen schaltete er die Simulation ab. Ich habe jeden denkbaren Anflugwinkel ausprobiert, jede Variation bei der Geschwindigkeit, aber es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass diese Festung nun mal da ist und dass ich mit der Flotte dorthin muss, wo sich der Sprungpunkt befindet. Außerdem können wir beim Eintreffen an unserem Ziel nicht schneller als 0,1 Licht sein.

Es hatte etwas äußerst Frustrierendes an sich, dass man vor sich eigentlich das ganze Universum sah und man trotzdem nicht reisen konnte, wohin man wollte.

Geary bewegte den Finger in Richtung Komm-Taste, zögerte aber, als sein Blick auf die Uhrzeit fiel. Es war lange nach Schichtende und die Beleuchtung in den Korridoren der Dauntless war gedimmt worden, um jenen Tag-Nacht-Zyklus zu simulieren, den die Menschen bevorzugten. Es war auch kaum Personal unterwegs, wenn man von der Nachtwache absah, die jetzt Dienst hatte. Er wollte mit Desjani über den Anflug auf den Sprungpunkt reden, doch Admiral Timbales Warnung ließ sich nicht ignorieren, er und Tanya seien unter ständiger Beobachtung jener, die nur darauf warteten, ihnen unziemliches Verhalten nachzuweisen. Tanya würde natürlich nichts tun, was für eine seinem Kommando unterstellte Offizierin als unangemessen gelten konnte. Dennoch war nicht auszuschließen, dass auch völlig harmloses Verhalten vorsätzlich falsch gedeutet wurde, vor allem wenn sie um diese Uhrzeit sein Quartier aufsuchte.

Verdammt, er hatte eine Aufgabe zu erledigen! Geary schickte Desjani eine Bitte, sich bei ihm zu melden, dann wartete er, bis sich vor ihm in der Luft ihr Fenster öffnete.

Tanya hielt sich in ihrem Quartier auf, was angesichts der späten Stunde eine gute Sache war. Manchmal kam es ihm so vor, als würde sie auf der Brücke der Dauntless leben, was weder für sie noch ihre Untergebenen gut gewesen wäre. »Guten Abend, Admiral. Was gibt es?«

»Sind Sie beschäftigt?«

»Ich bin die Befehlshaberin eines Schlachtkreuzers. Selbstverständlich bin ich beschäftigt. Wieso fragen Sie?«

»Weil ich nicht weiterkomme.« Geary deutete auf das Display, das über seinem Tisch schwebte. »Ich finde zwar einen Weg, wie wir den Kriegsschiffen dieser Bärkühe aus dem Weg gehen können, aber ich weiß einfach nicht, wie wir an den Festungen vor den Sprungpunkten vorbeikommen sollen. Wenn ich mir keine Gedanken um die Kriegsschiffe machen müsste, könnte ich vielleicht eine Methode finden, eine der Festungen auszuschalten, aber diesen Luxus kann ich mir nicht leisten.«

»Es ist alles ein Problem«, stimmte sie ihm zu. »Ich persönlich neige ja dazu, mich auf die Kriegsschiffe zu konzentrieren. Aber unsere größte Hürde sind die Festungen. Müssen wir uns in deren Feuerreichweite begeben?«

»Nein«, antwortete Geary und machte eine finstere Miene. »Wir können außerhalb des wahrscheinlichen Bedrohungsradius aller Waffensysteme dieser Festungen vorbeifliegen. Was sich nicht vermeiden lässt, ist der Schwarm Raketen, den die jeweilige Festung auf uns loslassen wird, um uns abzufangen. Und das wird ihnen in jedem Fall gelingen, weil sie ja ganz genau wissen, dass der Sprungpunkt unser Ziel ist. Irgendeine Idee?«

»Ich lasse es Sie wissen, wenn mir etwas in den Sinn kommt. Aber ich bin nur die Befehlshaberin eines Schlachtkreuzers. Sie dagegen sind Black Jack Geary.«

»Sie wissen, ich mag diesen Namen nicht. Können Sie zu mir nach unten kommen, damit wir diese Dinge durcharbeiten können?«

Desjani lachte. »Oh, das würde sicher einen guten Eindruck machen, wenn ich mich mitten in der Nacht in Ihr Quartier schleiche. Soll ich etwas Verführerisches tragen? Zum Beispiel meine Galauniform?«

»In der sehen Sie verdammt gut aus. Verdammt, Tanya, wir sind verheiratet.«

»Nur, wenn wir uns nicht auf meinem Schiff befinden, Admiral. Auf meinem Schiff sind wir Captain und Admiral. Sie wussten, es würde so sein.«

»In der Theorie lässt es sich damit einfacher leben als in der Praxis«, beklagte sich Geary. »Außerdem ist das eine rein dienstliche Sache, Tanya. Sie haben ein großartiges taktisches Verständnis, und davon könnte ich jetzt ein bisschen gebrauchen.«

»Sie wissen, wie Sie einer Frau Komplimente machen müssen«, meinte sie und schüttelte erneut den Kopf. »Ich glaube, Sie haben Schlaf dringender nötig als meine… taktischen Kenntnisse. Wir überlegen derzeit alle, wie wir an der Festung vor dem Sprungpunkt vorbeikommen können, aber keinem von uns ist bislang etwas eingefallen. Wir müssen irgendetwas anderes versuchen.«