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»Dann wartet jetzt schon eine Enttäuschung auf sie«, erwiderte sie in der gleichen Lautstärke, fügte dann aber leiser hinzu: »Sofern das hier funktioniert.«

»Captain«, meldete Lieutenant Yuon. »Wir empfangen Sensorwerte zur Ablenkung der kinetischen Projektile durch die Festung der Aliens.«

»Und was sagen uns diese Werte?«, fragte Desjani.

»Ähm… Captain…« Yuon schüttelte hilflos den Kopf. »Die Werte sagen uns, dass die Projektile abgelenkt wurden.«

Sie drehte sich auf ihrem Platz um und sah Yuon an. »Das ist alles?«

»Ja, Captain. Die Sensoren haben nichts registriert außer der Änderung des Vektors, die dazu führte, dass die Festung verfehlt wurde.«

»Leiten Sie die Werte an alle Schiffe der Flotte weiter«, befahl Geary. »Vielleicht fällt ja irgendjemandem irgendetwas auf.«

Yuon zögerte. »Sir, Lieutenant Iger hat gesagt, dass die Werte geheim sind und unter der Aufsicht eines einzelnen Benutzers bleiben müssen.«

Auf eine sonderbare Art ergab das einen Sinn, da eine solche Technologie der Bärkühe in den Händen bestimmter Menschen einen immensen taktischen Vorteil gegenüber anderen Menschen darstellen würde.

Aber damit es dazu überhaupt kommen konnte, musste die Flotte erst einmal diese Technik der Bärkühe überwinden, und dazu war es nötig, so viel wie möglich so schnell wie möglich über deren Funktionsweise in Erfahrung zu bringen. »Lassen Sie Lieutenant Iger wissen, dass ich seinen Befehl widerrufe. In diesem Fall ist der Sicherheit der Flotte am ehesten gedient, schnellstens alles über die Technologie der Aliens herauszufinden.«

Geary lehnte sich zurück und musste wieder warten, da es im Augenblick nichts gab, mit dem er sich hätte beschäftigen können.

»Da haben wir es«, sagte Desjani. »Nicht mal eine Minute, nachdem sie unsere Vektoränderung bemerkt haben, sind sie auf einen neuen Kurs zu uns gegangen.«

Geary nickte. Sein Blick war auf das Display gerichtet, auf dem zu sehen war, dass die Aliens ihre Armada nach Backbord hatten schwenken lassen, damit sie noch früher mit der Allianz-Flotte zusammentreffen konnten. »Augenblick mal. Wie viel Geschwindigkeit haben sie weggenommen?«

»Um einiges«, erwiderte sie und klang nachdenklich, während sie mit einer Hand die neuen Daten auf ihrem Display nachvollzog. »Interessant. Als wir den Kurs änderten, erhöhte sich dadurch die kombinierte Geschwindigkeit, mit der wir aufeinandertreffen würden.«

»Richtig, und zwar auf gut 0,25 Licht, wenn wir beide unsere Geschwindigkeit nicht verringert hätten. Also deutlich zu schnell für unsere Gefechtssysteme, um die relativistische Verzerrung auszugleichen.« Je schneller sich ein Schiff im normalen Raum bewegte, umso verzerrter war das Bild des umgebenden Universums, da es den Gesetzen der uralten Relativitätstheorie folgte. Wenn es daran ging, bei einem wenige Millisekunden dauernden Feindkontakt Waffen auf den Gegner zu richten, genügte schon eine winzige Abweichung zwischen der Wahrnehmung des Universums durch das Schiff und dessen tatsächlichen Zustandes, um das Ziel weit zu verfehlen. Die Gefechtscomputer der Menschen konnten diese Verzerrung bis zu einer Geschwindigkeit von 0,2 Licht recht gut ausgleichen, doch alles, was darüber hinausging, führte seitens der Systeme zu so vielen Fehlberechnungen, dass ein Treffer praktisch unmöglich wurde. »Ich bin davon ausgegangen, dass sie irgendwann langsamer werden, aber sie haben ja augenblicklich ihre Geschwindigkeit reduziert.«

»Und sie bremsen immer noch ab«, sagte Desjani. »Diese Superschlachtschiffe benötigen eine Weile, ehe sie spürbar langsamer werden. Lieutenant Castries.«

»Ja, Captain?«

»Behalten Sie die Flugbewegungen der gegnerischen Armada im Auge und geben Sie Bescheid, wenn sich ihre Geschwindigkeit stabilisiert hat.« Desjani lehnte sich zurück und kniff die Augen zusammen, als würde sie mit einer Waffe ein Ziel anvisieren. »Zuvor hatten sie früher als erwartet aufgehört zu beschleunigen.« Sie betätigte einige Kontrollen. »Ja. Als wir aufeinandertrafen, betrug unsere kombinierte Geschwindigkeit… 0,17 Licht.«

»0,17.« Geary rieb sich das Kinn. »Ich dachte, sie würden wieder beschleunigen, wenn sie sich uns ein Stück genährt haben. Aber vielleicht wollen sie nicht, dass wir uns bei einer darüber liegenden Geschwindigkeit begegnen.«

»Wollen wir wetten, dass sie so stark abbremsen, bis wir uns wieder bei 0,17 Licht begegnen werden?«, fragte Desjani.

»Falls ja…« Geary merkte, dass er zu lächeln begonnen hatte. »Unsere Gefechtssysteme sind besser als ihre.«

»Deutlich besser«, ergänzte Desjani. »Aber was glauben Sie, warum sie ihre Geschwindigkeit schon so früh drosseln? Warum warten sie nicht noch?«

»Gute Frage.« Die Antwort darauf konnte seinen gesamten Plan in Gefahr bringen, basierte der doch auf der Annahme, dass der Feind auf seine Flotte losstürmen würde. Geary gab die Frage weiter an die zivilen Experten und hoffte darauf, dass sie etwas Brauchbares liefern konnten.

Es dauerte fast eine halbe Stunde, ehe Lieutenant Castries sich bei Desjani meldete. »Sie haben jetzt eine gleichbleibende Geschwindigkeit erreicht, Captain.«

»Danke. Was sagen die Steuersysteme zur kombinierten Geschwindigkeit, wenn wir den Bärkühen begegnen?«

»Wenn es keine Veränderungen mehr gibt, dann wird die bei… 0,17 Licht liegen, Captain.«

»Na bitte.« Desjani lachte leise auf.

»Gut erkannt, Tanya.« Geary nahm verschiedene Aktualisierungen an seinem Plan vor und berücksichtigte dabei die Tatsache, dass die Armada der Bärkühe ihre Geschwindigkeit reduzierte, wenn der Kontakt bevorstand. »Das heißt, unser nächstes Manöver findet erst in eineinhalb Stunden statt.«

»Admiral, jemand von einem der Sturmtransporter möchte mit Ihnen sprechen«, meldete der Komm-Wachhabende. »Aber Ihr Komm ist so eingestellt, dass der Ruf blockiert wird.«

Er konnte jetzt eigentlich keine Ablenkung gebrauchen, dennoch sah er nach, wer da etwas von ihm wollte. Es war Dr. Setin, einer der zivilen Experten. »Warum blockiert meine Software Setin?«, grummelte er vor sich hin.

Desjani hörte es und warf dem Komm-Wachhabenden einen finsteren Blick zu. »Die Systemfachleute sollen sich die Filtersoftware des Admirals ansehen und herausfinden, warum die falschen Kontakte blockiert werden.«

Geary widerrief die Sperre, sofort tauchte ein Fenster auf, das Dr. Setins Gesicht zeigte, gleich daneben befand sich Dr. Shwartz. »Admiral«, sagte Setin freudig. »Dr. Shwartz hat eine interessante Theorie über die Aliens in diesem Sternensystem. Sie beruht auf einer Vielzahl von Beobachtungen und Analysen und…«

»Doctor«, unterbrach Geary ihn. »Im Moment stecke ich mitten in den Vorbereitungen für eine erneute Konfrontation mit diesen Aliens. Können Sie Ihre Theorie so knapp wie möglich zusammenfassen?«

»Als Menschen sind wir den Umgang mit Wesen gewöhnt«, begann Dr. Shwartz hastig, »die bei einer Bedrohung oder Verfolgung zuerst abrupt beschleunigen, entweder weil sie ihrem Verfolger entkommen wollen oder weil sie eine Beute fangen wollen, wobei sie für einen kurzen Zeitraum auf maximale Beschleunigung gehen. Aber ein intelligentes Wesen — und damit rede ich von einer Intelligenz, wie sie der typische Jäger oder die typische Beute besitzen — ist sich einer Sache bewusst: Wenn ihm erst einmal die Flucht gelungen ist oder wenn ihm die Beute doch noch entwischt ist, dann kann sich eine lange Jagd anschließen. Bei dieser Jagd bewegt sich der Jäger ebenso wie die Beute mit einer Geschwindigkeit fort, die sie über lange Zeiträume hinweg halten können.«

Geary dachte darüber nach, sein Blick kehrte zurück zum Display. »Das machen die Bärkühe jetzt gerade mit uns? Anstatt sich mit maximaler Geschwindigkeit zu nähern, bewegen sie sich in einem Tempo auf uns zu, das für sie am effizientesten ist?«

»Das würde ich so sagen, Admiral.«

»Dr. Shwartz, das ergibt doch keinen Sinn. Sie laufen nicht hinter uns her, sie sind in Raumschiffen unterwegs. Die Antriebssysteme werden nicht wegen Überlastung ausfallen, und der Treibstoff geht ihnen auch nicht aus, es sei denn, sie hätten ihre Schiffe so widersinnig konstruiert, dass sie tatsächlich keine Belastung aushalten. Wenn wir dieses Sternensystem schon längst verlassen haben, werden sie noch immer nicht die Reserven ihrer Brennstoffzellen antasten müssen.«