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Geary spürte, wie Kopfschmerzen einsetzten, und er versuchte, sich zu entspannen. Wenn er zuließ, dass die persönliche Beanspruchung Spuren bei ihm hinterließ, dann konnte das zu gravierenden Fehlurteilen und falschen Entscheidungen führen, die sich diese Flotte nicht leisten konnte. »Was genau bedeutet das in diesem konkreten Fall?«

»Das bedeutet, dass zwar alle Tests ein einwandfreies Funktionieren der Antriebssysteme der Orion ergeben. Dennoch ist die Ingenieurin, die diese Tests vorgenommen hat, der Meinung, dass bei dem Schiff mit nur minimaler oder sogar ganz ohne Vorwarnung ein massives Problem mit dem Antrieb auftauchen kann. Ich finde, das sollten Sie wissen.«

»Kann ich von mir aus irgendetwas tun?«, wollte Geary wissen.

»Dann müssten Sie schon alle Systeme der Orion überholen, austauschen oder neu bauen«, antwortete Smythe. »Das ist zwar geplant, aber der Termin wird kontinuierlich nach hinten geschoben.«

Geary nickte verstehend. »Danke, Captain Smythe. Falls es unerwartete Probleme mit den Antriebssystemen der Orion geben sollte, bin ich wenigstens schon geistig darauf gefasst.« Bitte, Vorfahren, legt bei den lebenden Sternen ein gutes Wort ein, damit das nicht ausgerechnet mitten in einem Gefecht passiert!

»Ist Commander Shen davon in Kenntnis gesetzt worden?«

»Ja, Admiral. Er schien nicht sonderlich erfreut zu sein. Allerdings macht Commander Shen nie einen erfreuten Eindruck.«

Desjani beugte sich vor. »Der Fehler steckte in den Prozessoren, die die Kommunikation auf einer übergeordneten Ebene koordinieren. Bei mehreren Speicherstiften sind die Updates nicht mehr vorhanden.«

Smythe hörte sie reden und nickte. »Genau das ist es. Sie verlieren nach und nach ihre Speicherfähigkeit. Deshalb kehren Ihre Systeme in die Grundeinstellung zurück. Es ist nichts, was im ersten Moment sonderlich auffällt, aber die Speicherprobleme werden sich auf alle Ihre Systeme ausweiten.«

»Meine Systemingenieure tauschen momentan die betroffenen Stifte aus«, sagte Desjani. »Können sie sonst noch etwas tun?«

»Sie können den Rest des Systems durch ein neues ersetzen«, meinte Smythe seufzend. »Das Versagen dieser Stifte ist in Ihrem Komm-System das Gleiche wie der Kanarienvogel in einer Kohlenmine. Verlassen Sie sich ab sofort nicht auf die normalen physischen Ausrüstungsdiagnosen und Selbsttests. Betrachten Sie das System als krank, bis wir alles ausgetauscht haben.«

»Captain Smythe«, erwiderte Geary, wobei er alle Mühe hatte, ruhig und gelassen zu klingen. »Wir sind auf dem Weg in eine Schlacht. Wollen Sie mir erzählen, dass ich mich nicht auf das Komm-System der Dauntless verlassen kann?«

Er spürte, wie sich Desjani neben ihm verkrampfte. Sie war immer besonders stolz darauf gewesen, dass ihr Schiff das Flaggschiff war, außerdem eilte ihr der Ruf voraus, dass alles und jeder an Bord der Dauntless stets in bester Verfassung und jederzeit einsatzbereit war. Wenn er so kurz vor dem nächsten Gefecht mit seiner Flagge auf ein anderes Schiff wechseln musste, weil entscheidende Systeme der Dauntless nicht zuverlässig arbeiteten, wäre das für Tanya und ihre Crew eine Blamage.

Smythe dagegen behandelte die Frage lediglich aus der Sicht eines Ingenieurs. »Ich müsste eine umfassende Inspektion und einen Testlauf vornehmen, um auf diese Frage antworten zu können, Admiral. Allerdings gibt es ja offensichtlich erste Probleme an Bord der Dauntless

Desjanis Miene hatte sich verfinstert, und sie schien zu einer hitzigen Erwiderung bereit zu sein.

Sollte er seine Loyalität gegenüber Tanya und seine Vertrautheit mit der Dauntless und ihrer Besatzung schwerer wiegen lassen als seine Verantwortung, über ein Flaggschiff zu verfügen, das ein zuverlässiges Komm-System vorweisen konnte? Die Konsequenzen einer Entscheidung auf Grundlage seiner Gefühle anstelle kalter Logik konnten extrem gravierend sein.

Aber in einem Krieg gab es auch noch andere Faktoren, die mit kalter Logik rein gar nichts zu tun haben. Faktoren, die über den Ausgang einer Schlacht entscheiden konnten. Wie würde die Flotte reagieren, wenn sie alle miterlebten, wie er in letzter Minute ein neues Flaggschiff bestimmte und die Dauntless verließ, obwohl die äußerlich keine Schäden aufwies? Wie viele Mutmaßungen über den Grund für eine solche Maßnahme würden im nächsten Augenblick überall in der Flotte die Runde machen? Welchen Schaden konnten solche Gerüchte dem Kampfgeist und der Disziplin dieser Flotte zufügen?

Ohne zu ahnen, was Geary in diesem Moment durch den Kopf ging, redete Smythe weiter. Seine Miene war ernst, sein Blick auf einen weit entfernten Punkt gerichtet, während er über das Problem nachdachte. »Offensichtlich ist auch, dass die Dauntless das Problem bereits erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet hat. Außerdem kann sich auf jedem anderen Schiff jederzeit die gleiche Situation ergeben. Aber niemand weiß, wie langwierig oder umfangreich die Reparaturen ausfallen können…«

»Vielen Dank, Captain Smythe«, unterbrach ihn Geary, der die Anspannung inzwischen bei jedem auf der Brücke spürte, nicht nur bei Desjani. Auch wenn er nicht wusste, ob es die richtige Entscheidung war, sagte ihm sein Verstand, dass er diesmal seinem Gefühl den Vorrang geben musste. »Die Dauntless arbeitet an dem Problem, und ich habe volles Vertrauen in meine Crew, dass sie dieses Problem auch beheben kann. Ich bin von ihr noch nie enttäuscht worden.«

»Wie Sie meinen, Admiral. Es ist Ihre Flotte. Ach ja, vergessen Sie nicht diese Sache bei der Orion

»Glauben Sie mir, Captain Smythe, das werde ich ganz bestimmt nicht vergessen.« Er lehnte sich zurück und atmete aus. Als er zu Desjani schaute, sah er, wie sie über ihre internen Komm-Leitungen mit ihren Leuten redete. Von Anspannung war ihr nun nichts mehr anzumerken. Ringsum arbeitete die Brückencrew der Dauntless und strahlte dabei Ruhe und Entschlossenheit aus. »Wie sieht es aus?«, fragte er Desjani.

Sie beendete ihre Unterhaltung und drehte sich zu ihm um. »Noch zehn Minuten, dann sind der Austausch der Komponenten und die Systemüberprüfungen abgeschlossen. Eine umfassende Inspektion der physischen Komponenten wird erheblich länger dauern, aber wir arbeiten dran, Admiral.«

»Vielen Dank.«

»Nein, Sir, ich habe zu danken.« Sie lächelte ihn an. »Sie haben öffentlich Ihr Vertrauen in mein Schiff und meine Crew ausgesprochen.«

Er zuckte mit den Schultern und fühlte sich ein wenig verlegen, dass seine Worte ihr und ihren Leuten so viel bedeuteten. »Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Die Dauntless hat mich nie enttäuscht. Wenn es ein Schiff in dieser Flotte gibt, das wirklich unbesiegbar ist, dann die Dauntless

Desjani wurde schlagartig ernst. »Und jetzt versuchen Sie, mein Schiff mit einem Fluch zu belegen.«

»Ich wollte nur…«

»Hören Sie lieber auf, solange es noch geht, Admiral. Ich bin mir sicher, Sie werden sich später bei den lebenden Sternen für diese Äußerung entschuldigen, aber für den Augenblick tun wir einfach so, als hätten Sie das nicht gesagt. Konzentrieren wir uns stattdessen auf die Tatsache, dass Black Jack kein anderes Flaggschiff haben möchte.«