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»Und? Wurde sie eingestellt?«

»Ich weiß nicht. Ich wurde versetzt und bekam einen Posten in der Flotte.« Wieder verzog Benan den Mund. »Zweifellos hatte man gehofft, ich würde schon bald bei einer Schlacht ums Leben kommen und mein geheimes Wissen mit in den Tod nehmen. Wir mussten schwören, kein Wort darüber zu verlieren, aber als ich versetzt wurde, erhielt ich dafür auch eine geistige Programmierung. Nicht bloß einen Befehl, sondern eine Blockade. Kannte man zu Ihrer Zeit auch schon Blockaden?«

»Blockaden? Welche Art von Blockaden?«

»Mentale Blockaden. In den Verstand implantierte Hemmer.«

Eine Erinnerung kam nach oben. »Mentale Blockaden? Aber… die sind… Die haben Sie mit einer mentalen Blockade versehen?« Diesmal wusste Geary ganz sicher, dass er angewidert klang.

»Ja. Ich konnte nicht darüber reden. Ich wusste zwar, was da an mir nagte, aber ich konnte kein Wort sagen! Nichts konnte ich sagen!« Diese letzten Worte schrie er förmlich hinaus, dann versank er wieder in Schweigen.

Geary rieb mit einer Hand über seinen Mund, während er nach einer passenden Erwiderung suchte. »Aber die Blockade ist so angelegt, dass Sie reden können, wenn man Ihnen den Befehl dazu erteilt.«

»Nur wenn der Befehl von einem Flottenbefehlshaber kommt. Das verlangten die Vorschriften. Und auch nur, wenn niemand sonst anwesend ist. Also nur ein winziges Risiko, denn wie wahrscheinlich ist es schon, dass ein Flottenbefehlshaber mit mir über eine Sache reden will, von der er gar nicht weiß, dass sie existiert. Und wie wahrscheinlich würde dann der Fall eintreten, dass ich mit dem Befehlshaber allein sein würde, wenn er mir Fragen stellte?« Er starrte Geary an. »Wussten Sie davon?«

»Nein, es war bloß mein Instinkt, der mir gesagt hat, ich sollte mich mal mit Ihnen unter vier Augen unterhalten.«

Benan nickte, die Anspannung fiel größtenteils von ihm ab, an ihre Stelle rückten alle Anzeichen für geistige und emotionale Erschöpfung. »Natürlich. Black Jack, zu uns geschickt von den lebenden Sternen. So sehr ich Sie auch für das hasse, was Sie getan haben, scheinen die Sterne doch zu Ihnen zu sprechen.«

»So etwas habe ich nicht behauptet.« Geary dachte an Desjanis Bemerkung, Benan müsse von den Syndiks gefoltert worden sein. »Als Sie Gefangener der Syndiks waren, haben die darüber irgendetwas in Erfahrung gebracht?«

»Nein.« Benan lachte verbittert. »Die Blockade. Ich sagte Ihnen ja, es war alles blockiert. Ich konnte nichts sagen. Rein gar nichts. Unter welchen Umständen auch immer. Egal… was sie… taten.« Wieder flüsterte er kaum hörbar. »Ich kann mich nicht daran erinnern, was sie getan haben.«

Diesmal nickte Geary bedächtig, um die Tatsache zu überspielen, dass es ihm einmal mehr die Sprache verschlagen hatte. »Wie können wir Ihnen jetzt helfen? Was können wir tun?«

»Ich habe keine Ahnung.« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Mein Schicksal ist nicht wichtig. Ich musste aufhören, um mich besorgt zu sein. Victoria. Sie ist die Einzige, die mir wichtig ist.« Sein Blick erfasste Geary und wurde von Verärgerung erfüllt, dann drehte er sich hastig zur Seite. »Irgendetwas treibt sie an. Etwas, von dem sie nicht will, dass es sie kontrolliert. Sie betrifft das nicht, auch wenn ich das zuerst gedacht hatte.«

»Erst kürzlich hat sie mir gesagt, dass sie von jemandem, dessen Namen sie nicht verraten will, irgendwelche Befehle erhalten hat, bevor sie sich für diese Mission unserer Flotte angeschlossen hatte.«

»So viel hat sie mir nicht gesagt«, grummelte Benan und lachte gleich darauf los. »Man sollte meinen, dass ich als nicht stabil genug eingeschätzt werde, um mir etwas anvertrauen zu können. Was könnte jemand gegen Victoria Rione in der Hand haben, um sie dazu zu zwingen, gegen ihren Willen zu handeln? So leicht gibt sie nicht nach. Womit könnte man ihren Gehorsam und ihr Schweigen erkaufen?«

Mit einem Mal überkam Geary eine hässliche Gewissheit. »Sie hat mir gesagt, dass Sie und die Allianz ihr alles bedeuten, und das glaube ich ihr auch. Ich versuche zu verstehen, welches Druckmittel jemand gegen sie in der Hand haben könnte. Vielleicht ist das ja das Druckmittel. Jemand, der von Ihrer Mitarbeit bei Brass Prince weiß, hat ihr damit gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn sie nicht tut, was er sagt.«

»Ja! Ich bin mir sicher, dass es das ist! Man würde mich verteufeln und mir die Schuld an Brass Prince geben, man würde behaupten, ich hätte das Projekt begonnen und vorangetrieben, bis sie es gestoppt haben! Sie hat mich für tot gehalten und damit für unfähig, mich selbst gegen Anschuldigungen zur Wehr zu setzen!« Benan zitterte, solche Mühe hatte er, seine Wut im Zaum zu halten, doch diesmal richtete sich die Wut gegen ihn selbst. »Victoria Rione hat sich erpressen lassen, um mein Andenken zu beschützen, um den Commander Paol Benan zu beschützen, der ich mal war. Und jetzt sehen Sie mich an, Admiral! Sehen Sie sich an, was aus mir geworden ist! Für dieses Wrack von einem Mann hat die Frau, die mir als Einzige im gesamten Universum wichtig ist, sich erpressen lassen!«

Mit einem Mal ergab alles einen Sinn, da sich die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenfügten. Er konnte es nicht beweisen, dennoch hatte er das Gefühl, dass sich nun einiges erklären ließ, was ihm bis dahin ein Rätsel gewesen war. »Sie sind ihre Achillesferse, Sie sind ihre verwundbare Stelle, mit der sie ihr drohen können, damit sie tut, was die von ihr verlangen. Aber so wie ich sie kenne, wird sie deren Befehle auf eine Weise ausgeführt haben, die deren Zielen nicht förderlich gewesen sein dürfte. Glauben Sie, sie weiß, wer diese Leute sind?«

Benan schüttelte den Kopf, ohne Geary anzusehen. »Ich glaube, wenn sie es wüsste, hätte sie die schon längst zur Strecke gebracht.« Er hielt inne. »Oder auch nicht. Ich finde erst so nach und nach heraus, dass meine Frau auch einen langen Atem haben kann, wenn es drauf ankommt.«

»Als sie Sie nach Ihrer Befreiung zum ersten Mal sah, da habe ich mich gefragt, wieso sie für einen Moment ein so entsetztes Gesicht machte«, redete Geary weiter. »Aber jetzt ist es mir klar. Dass Sie noch leben, hat zur Folge, dass nicht nur Ihr Ruf ruiniert wäre, wenn diese Informationen bekannt werden. Man würde Sie auch als Kriegsverbrecher vor Gericht stellen.«

»Ja, ich könnte die Anschuldigungen weder widerlegen noch zurückweisen, weil ich kein Wort darüber verlieren kann.« Benan stand auf, seine ganze Haltung war verkrampft. »Es gibt einen Ausweg. Sie können meine Frau von allem befreien, Admiral, und mich ebenfalls. Sie haben bereits einen ausreichenden Grund, mich wegen meines Verhaltens zum Tode zu verurteilen und mich vor ein Erschießungskommando zu stellen. Tun Sie es. Wenn ich tot und zum Verräter erklärt worden bin, haben diese Leute keine Macht mehr über Victoria.«

Geary erhob sich ebenfalls und sah Benan in die Augen. »Das werde ich nicht tun. Sie beide haben etwas Besseres verdient.«

»Haben Sie denn überhaupt nichts begriffen?«

»Ich habe begriffen, dass nichts damit erreicht wird, wenn wir ihnen diesen Sieg schenken. Wenn Sie tot sind, kann Ihr Andenken immer noch besudelt werden, und Sie könnten nichts zu Ihrer Verteidigung aussagen. Das wäre aber möglich, wenn es uns gelingt, diese Blockade aufzuheben.«

»Aber…«

»Verdammt, Commander! Denken Sie doch mal nach! Sie wollen wegen Verrats hingerichtet werden? Oder wegen Meuterei? Ein toter Verräter? Nachdem Ihre Frau bereits alles aufs Spiel gesetzt hat, um Ihren Namen und Ihre Ehre zu beschützen? Das allein würde sie umbringen! Und wenn diese Vorwürfe öffentlich erhoben würden, wie viele Leute würden dann automatisch einen verurteilten Verräter für schuldig halten? Und wie viele Leute würden Ihrer Frau unterstellen, dass sie gemeinsame Sache mit Ihnen gemacht hat?«

Benan setzte sich so abrupt wieder hin, als hätte Geary ihm einen Schlag gegen die Brust verpasst. »Es gibt aber keinen Ausweg.«