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»Es gibt immer einen Ausweg. Wir müssen ihn nur finden.« Er würde genau das machen, weil er es diesem Mann schuldig war.

Benan schien zu verstehen, da er Geary mit zusammengekniffenen Augen ansah. »Sie wollen etwas in die Waagschale werfen, um ein Gleichgewicht herzustellen?«

»Nein, das kann ich nicht. Aber selbst wenn ich Victoria Rione nie kennengelernt hätte, würde ich nicht zulassen, dass einem guten Offizier so etwas angetan wird. Und wenn dieses Projekt Brass Prince immer noch läuft, werde ich tun, was ich kann, um ihm ein Ende zu bereiten. Aber dafür brauche ich Sie.«

Benan schüttelte den Kopf. »Auf mich können Sie nicht zählen. Ich bin nicht der Mann, der ich einmal war. Ich beobachte mich dabei, wie ich Dinge tue, die ich nicht kontrollieren kann.«

»Vielleicht können wir Ihnen ja jetzt helfen, nachdem wir von dem Problem wissen«, gab Geary zu bedenken. »Ich werde mich damit befassen. Mein Befehl an Sie lautet, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um nicht zusammenzubrechen. Sie können mir sagen, was Sie brauchen, und wenn Sie in Einzelhaft genommen werden wollen, dann soll es eben so sein.«

»Admiral, über diesen Aspekt kann ich nicht mal reden! Ich kann nichts vorschlagen, was in irgendeiner Weise mit der Blockade zu tun hat! Glauben Sie mir, ich habe es versucht.«

»Ich habe jedenfalls keine Blockade«, entgegnete er. »Da wir beide davon überzeugt sind, dass Ihre Frau von den Vorwürfen weiß, die man gegen Sie verwenden würde — hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn sie die ganze Wahrheit erfährt?«

»Sie hat keine Berechtigung, um auf solche Informationen zuzugreifen«, wandte Benan ein.

»Sie wird es von mir erfahren.«

Benan stand wieder auf und stützte sich in verkrampfter Haltung auf die Tischplatte. »Ich werde Sie immer hassen, Admiral.«

»Das ist mir klar.«

»Warum sind Sie nicht bei ihr geblieben? Sie könnten doch jede bekommen.«

»Sie hat mich nicht geliebt. Es gibt nur einen Mann, den Victoria Rione liebt, einen Mann, für den sie alles aufgeben würde, und dieser Mann sind Sie.«

Commander Benan erwiderte darauf nichts, sondern ließ den Kopf nach vorn sinken, sodass seine Tränen auf den Tisch fielen.

Geary öffnete die Luke und verließ den Raum, Rione und Desjani warteten zu beiden Seiten der Luke auf ihn. »Ich habe ein paar Antworten in Erfahrung gebracht.« Er beugte sich zu Rione vor, bis sein Mund dicht an ihrem Ohr war, dann flüsterte er: »Gesandte Rione, Ihrem Mann wurde vom Sicherheitsdienst eine mentale Blockade implantiert.« Ihr Gesicht wurde erst bleich vor Schreck, dann stieg ihr Zornesröte in die Wangen. »Ich glaube, Sie wissen, wieso das erforderlich war, aber falls nicht, werde ich es Ihnen unter vier Augen erklären.«

Er machte einen Schritt nach hinten und drehte sich zu Desjani um, die argwöhnisch die Luke betrachtete. »Geht es ihm jetzt gut?«, wollte sie wissen.

»Nein, aber es könnte sein, dass wir den Schlüssel gefunden haben, um ihm zu helfen.«

Rione betrat den Raum, wandte sich aber noch einmal zu Geary um. »Ihm zu helfen, könnte immer noch extrem schwierig sein. Vielen Dank, Admiral.«

Dann ging die Luke hinter ihr zu, und Desjani und Geary standen allein im Korridor.

»Hat er…«, begann sie in förmlichem Tonfall.

»Nein, hat er nicht«, antwortete er kopfschüttelnd. »Ich muss mit dem medizinischen Personal Ihres Schiffs reden, aber ich habe den unangenehmen Verdacht, dass von denen niemand wissen wird, was zu tun ist. Wenn wir den Sprungraum verlassen haben, kann ich mit dem Flottenarzt reden. Wenn einer etwas über die richtige Behandlungsmethode weiß oder in Erfahrung bringen kann, dann er. Bis dahin sollten Sie ihn weiter beobachten. Commander Benan räumt selbst ein, dass er mental und emotional weder zuverlässig noch stabil ist.«

»Diese verdammten Syndiks«, murmelte Desjani.

»Das war nicht das Werk der Syndiks, Tanya. Das hat die Allianz ihm angetan.«

Einige Sekunden lang schwieg sie. »Weil es notwendig war?«, fragte sie schließlich.

»Ja. Noch so eine Sache, die ›notwendig‹ war, um zu gewinnen, die aber auch nicht zum Sieg geführt hat.«

Einige Tage später saß Geary wieder im Sessel des Flottenbefehlshabers auf der Brücke der Dauntless und wartete auf den Moment, in dem die Flotte den Sprungpunkt im System des Weißen Zwergs verließ. Wenn dieses System auch von den Bärkühen bevölkert wurde, würde ihnen ein weiterer harter Kampf bevorstehen, falls auch hier alle Sprungpunkte durch solche Festungen gesichert waren. Wurde es von den Enigmas kontrolliert, dann konnte es sein, dass sich hier eine Streitmacht versammelt hatte, die die Allianz-Flotte durch das gesamte Enigma-Gebiet verfolgen und attackieren würde. Dabei durfte man nicht vergessen, dass ihnen wahrscheinlich auch noch die Armada der Bärkühe im Nacken saß, denen sie bei Pandora entwischt waren. »Vielleicht finden wir da überhaupt keinen Gegner vor«, sagte er laut.

»Das wäre sehr angenehm«, meinte Desjani dazu.

Im hinteren Teil der Brücke warteten Rione und Charban, ringsum standen die diversen Wachhabenden und hielten sich für alle Fälle bereit.

Auf Gearys Display, das im Sprungraum nur den Status der Dauntless anzeigen konnte, leuchtete der Schlachtkreuzer in der Farbe der Gefechtsbereitschaft. Die Schilde arbeiteten mit maximaler Leistung, alle Waffen waren einsatzbereit.

»Zehn Sekunden bis zum Sprungende«, verkündete Lieutenant Castries. »Fünf… vier… drei… zwei… eins.«

Das Universum machte einen Satz, und Geary verspürte die übliche Desorientierung, die bei jedem Verlassen des Sprungraums auftrat. Er zwang sich, das Gefühl zu ignorieren, und konzentrierte sich ganz auf das Display, auf dem das graue Nichts des Sprungraums durch die von Sternen durchwirkte Finsternis des Normalraums ersetzt worden war.

Sirenen ertönten von den Gefechtssystemen, als die Schiffe der Flotte das automatische Ausweichmanöver beschrieben, das Geary vor Beginn des Sprungs hatte programmieren lassen. Die Dauntless ächzte, als sie zu einer scharfen Kurve nach unten und nach Steuerbord gezwungen wurde, mit der der Schlachtkreuzer aus der Schussbahn einer möglichen Verteidigungsanlage gebracht werden sollte. Dieses Manöver war nötig, da die Besatzung in ihrem vorübergehend desorientierten Zustand nicht schnell genug hätte reagieren können.

Desjani erholte sich vor Geary, und er hörte ihre Bemerkung, noch bevor seine Augen das Display richtig erfasst hatten. »Oh, verflucht.«

Geary blinzelte, während sein Verstand zwei Dinge fast genau gleichzeitig wahrnahm.

Die Enigmas erwarteten sie nicht, und auch die Bärkühe waren hier nicht vertreten.

Dafür war da etwas anderes.

»Was soll das sein?«, fragte Charban im Flüsterton.

»Was immer es sein soll«, erwiderte Desjani, »es ist auf jeden Fall weit genug entfernt, dass wir uns keine Gedanken über eine unmittelbar bevorstehende Schlacht machen müssen.« Sie hielt inne, da die Flottensensoren weitere Daten lieferten, die mit der Ankunft in diesem Sternensystem automatisch analysiert wurden. »Ungefähr eine Lichtstunde von uns entfernt. Das sind wirklich keine Enigmas?«

»Nein, Captain«, versicherte Lieutenant Yuon ihr. »Die Gefechtssysteme kennzeichnen sie als unbekannt. Die Eigenschaften entsprechen nicht den Enigma-Schiffen, die wir bislang gesehen haben. Außerdem haben sie auch keine Ähnlichkeit mit von Menschen entwickelten Schiffen, und sie gleichen auch nichts, was wir im Pandora-System zu Gesicht bekommen haben.«

»Noch eine fremde Spezies«, sagte Geary, der längst nicht mehr überrascht war.

»Noch eine?«, wiederholte Desjani und warf Geary einen vorwurfsvollen Blick zu.

Er reagierte nicht darauf, sondern musterte aufmerksam die Darstellung der Streitmacht, die sie hier erwartete. In einer Entfernung von etwa einer Lichtstunde zum Sprungpunkt hing eine prachtvolle Ansammlung von Schiffen im All, die in so komplexen, miteinander verwobenen Formationen angeordnet waren, dass das Ganze wie ein gigantisches Kunstwerk aussah. »Verdammt«, platzte Lieutenant Castries voller Bewunderung heraus.