Выбрать главу

»Maximal hundert.« Desjani verzog das Gesicht. »Die Crew dieses Superschlachtschiffs könnte mühelos in die Tausende gehen.«

»Vielleicht werden viele Abläufe automatisch gesteuert«, überlegte Geary, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein, einige der Videos haben uns das Innere ihrer Schiffe gezeigt, und überall drängten sich die Bärkühe. Aber höchstens hundert von ihnen können sich vom Schiff retten.« In diesem Moment wurde ihm die Antwort klar. »Die Offiziere! Der Befehlshaber und sein Stab, vielleicht noch seine Familie, sofern die mit an Bord gekommen ist. Die Führer dieses Teils der Herde, die sich in Sicherheit bringen, während sie die Herde sich selbst überlassen.«

»Wir sollten sie ›Herdenführer‹ nennen«, sagte Desjani grimmig. »Offiziere sollten ihre Besatzung niemals im Stich lassen, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass es noch irgendein anderes Rettungsschiff gibt.«

»Manche Bärkühe sind offenbar gleicher als andere«, stellte Geary fest. »Was uns nicht überraschen sollte. Immerhin wussten wir, dass sie Anführer haben, und die können leicht eine elitäre Kaste bilden.«

»So wie bei den Syndiks.«

»Vielleicht ja. In gewisser Hinsicht.« Aber wenigstens hatten die ihre Kriegsschiffe mit genügend Rettungskapseln ausgerüstet. Allerdings konnten sie auch nicht auf dreißig Milliarden Bärkühe zurückgreifen, die auf ihrer Welt dicht an dicht gedrängt lebten.

»Diese Herdenführer wollen zwar davonlaufen, aber weit werden sie nicht kommen«, meinte Desjani lächelnd und ließ ein leises Lachen folgen. »Zu viele Spinnen versperren ihnen den Weg.«

Tatsächlich näherten sich die Spinnenwolfschiffe dem Rettungsschiff auf einer Vielzahl von gekrümmten Vektoren, dass es aussah, als würde sich ein Spinnennetz um die Flüchtenden legen.

Für ein Schiff von dieser Größe verfügte es über bemerkenswert leistungsfähige Schilde. Aber es konnte nicht allzu gut gepanzert sein, wenn es flink und beweglich sein wollte, und es besaß nur wenige Waffen, aus denen es jetzt auf die immer näher kommenden Kriegsschiffe der Spinnenwölfe feuerte.

Ein Dutzend Spinnenwolfschiffe hieb auf das flüchtende Schiff ein und ließ zuerst die Schilde kollabieren. Dann durchdrangen die Treffer die Außenhülle und sorgten offenbar für eine Überhitzung des Antriebs. Als die Spinnenwölfe sich wieder zurückzogen, war von dem feindlichen Schiff nur noch eine auseinanderdriftende Trümmerwolke übrig.

»Wir können wohl davon ausgehen, dass die Spinnen keine Gefangenen machen wollten«, merkte Desjani an. »Warum ist der Commander weggelaufen? An Bord ihres Superschlachtschiffs wären sie alle sicherer aufgehoben gewesen.«

»Dieses Schiff ist dem Untergang geweiht«, entgegnete Geary. »Vielleicht ist er in Panik geraten, aber vielleicht erleben wir ja gleich auch die Selbstzerstörung mit, und er wollte bloß nicht so enden.«

»Jetzt hat er ein ganz ähnliches Ende genommen«, stellte Desjani zynisch fest und deutete auf die Überreste des Rettungsschiffs. »Hmm. Sie wären an dem Punkt längst in Sicherheit gewesen. Unsere Berechnungen ergeben: Selbst im schlimmsten Fall wäre das Schiff bei einer Explosion des Superschlachtschiffs außer Reichweite des zerstörerischen Radius gewesen. Warum ist es noch nicht explodiert?«

»Eine Sprengfalle? Etwas in der Art, das Captain Smythe bei der Invincible vorgeschlagen hatte? Womöglich haben die Bärkühe ihr Superschlachtschiff so vorbereitet, dass es hochgeht, sobald wir an Bord kommen.«

»Oder irgendetwas ist nicht nach Plan verlaufen«, hielt sie dagegen. »Oder die an Bord zurückgebliebenen Kiks wollen nicht in die Luft gesprengt werden. Oder sie haben eine Selbstzerstörung gar nicht in Erwägung gezogen. Ich habe mir die Aufzeichnungen der Schlacht angesehen, und Tatsache ist, dass keines ihrer flugunfähig geschossenen Schiffe die Selbstzerstörung ausgelöst hat. Die Spinnenwölfe haben jedes Schiff zerstört, das zwar nicht mehr flugtauglich, in jeder anderen Hinsicht aber noch intakt war.«

»Wann hatten Sie denn eine Gelegenheit, sich die Aufzeichnungen der Schlacht anzusehen?«, wunderte sich Geary und dachte darüber nach, was er seit dem Ende des Gefechts alles getan hatte.

»In meiner großzügig bemessenen Freizeit. Hier eine Sekunde, da eine Sekunde… da kommt ganz schön was zusammen.«

Geary ballte die Fäuste. »Wir haben immer noch die Chance, das Ding in die Finger zu bekommen.«

»Ja«, pflichtete Desjani ihm bei. »Aber jeder, der sich an Bord begibt, wird mit dem Risiko konfrontiert, dass das Superschlachtschiff erst dann gesprengt wird. Und mit dem Risiko, auf Tausende von Bärkühen zu treffen, die vermutlich bis zum Tod kämpfen werden, weil sie nicht bei lebendigem Leib gefressen werden wollen, was wir ihrer Meinung nach schließlich mit ihnen vorhaben. Habe ich Ihnen schon mal erzählt, warum ich kein Marine geworden bin?«

»Ich weiß, Sie haben früher mal Enterteams angeführt«, sagte Geary, der sich an Desjanis Ehrenabzeichen erinnerte. Sie hatte bislang nur vage über diesen Teil ihrer Vergangenheit gesprochen.

»Als ich noch jung und dumm war.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Noch immer keine Selbstzerstörung. Hey, mir ist was eingefallen. Die Taktiken und Waffen der Spinnenwölfe allein hätten nicht ausgereicht, um diese Armada zu besiegen, auch wenn die Spinnenwölfe irgendeinen Weg kennen müssen, um die Kiks aufzuhalten.«

»Davon sprachen Sie bereits.«

»Wirklich? Das hier ist mir gerade erst eingefallen. Vielleicht haben die Kiks noch nie Schiffe in feindseligen Systemen verloren. Ihre Schlachten haben sie allesamt zu Hause ausgetragen, oder sie müssen jede Einheit, die nicht vom Gegner in die Luft gesprengt wurde, wieder mit nach Hause genommen haben. Sie haben gar keinen Ablaufplan, um ihre Schiffe zu sprengen, weil so etwas noch nie vorgekommen ist. Ich meine, sehen Sie sich das Ding doch nur an.« Dabei deutete sie auf das Bild des Superschlachtschiffs. »Würde man erwarten, dass so etwas hilflos im Raum treibt?«

»Als ganz so hilflos würde ich es nicht bezeichnen. Waffen und Schilde arbeiten noch. Und was ist mit dem kleinen Schiff, das die Flucht ergreifen wollte?«

»Ja, gutes Argument. Die Führer an Bord dieses Dings müssen einen Grund gehabt haben, der sie zu der Annahme veranlasste, dass sie irgendwie entkommen mussten, wenn es hart auf hart kam. Könnte das da das Flaggschiff der Armada gewesen sein?«

»Das wäre denkbar.« Ein Flottenbefehlshaber musste im Notfall in der Lage sein, das Flaggschiff zu verlassen und auf ein anderes Schiff zu wechseln. »Aber selbst wenn Sie recht haben, sollte die Crew in der Lage sein, die Selbstzerstörung auf irgendeine Weise auszulösen. Wir können es einfach nicht mit Gewissheit sagen.«

Desjani deutete mit einem Nicken auf ihr Display. »Die Überlebenden der Armada steuern immer noch auf den Sprungpunkt zu. Einundvierzig Schiffe. Ich bin froh, dass die Spinnenwölfe sie auf dem Weg dorthin verfolgen, weil nicht mal ich im Moment dazu Lust hätte. Aber wenn das letzte Kik-Schiff das System verlassen hat und das Superschlachtschiff ist immer noch intakt, müssen wir entscheiden, ob wir das Risiko eingehen und versuchen wollen, die Kontrolle darüber zu übernehmen.«

»Ich werde das entscheiden müssen«, korrigierte Geary sie.

Das Bild von General Carabali deutete auf das Display in Gearys Quartier. »Geht es um dieses Schiff da?«

»Ja, General.« Geary zoomte das Display. »Können Ihre Marines es erobern?«

»Ob wir das können, Admiral, das ist hier nicht die Frage. Wir können das bestimmt. Die Frage, auf die es ankommt und auf die ich Ihnen keine Antwort geben kann, ist die, wie teuer uns das zu stehen kommt.«

Das war allerdings die entscheidendere Frage. »Ich verstehe. Unter diesem Gesichtspunkt benötige ich Ihre Einschätzung, ob wir versuchen sollten, es zu erobern?«

Carabali hielt inne und überlegte kurz. »Es gibt da eine Menge unbekannter Faktoren. Wir haben nur eine ungefähre Vorstellung vom individuellen kämpferischen Geschick der Kiks, die auf einigen abgefangenen Videos basiert. Aber Sie wissen so gut wie ich, dass Filme nicht zwangsläufig die Realität abbilden. Außerdem haben wir keine Ahnung, ob wir Spielfilme oder Dokumentationen zu sehen bekommen haben. Und wir können auch nichts dazu sagen, wie viele Kiks sich an Bord dieses Schiffs befinden. Weniger als tausend würde ich nicht schätzen, aber es können erheblich mehr sein. In einem Schiff von dieser Größe können sich auch zehntausend Kiks aufhalten, wenn sie so viele mitnehmen wollten.«