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Alle anderen hatten 1210 und 4236 gehört, und sofort flogen die übrigen Shuttles wieder in Reih und Glied, da niemand aus der Formation ausbrechen wollte, während die schwerer in Mitleidenschaft gezogenen Kameraden sich verbissen auf ihren Positionen hielten.

Auch wenn der Feindbeschuss einmal mehr verstummt war, wurden die Hauptantriebseinheiten der Dreadnaught für einen Moment gezündet, um das Schlachtschiff etwas näher an den Feind heranzubringen.

Geary öffnete einen speziellen Kanal, der eine private Unterhaltung mit dem Befehlshaber jedes beliebigen Schiffs der Flotte ermöglichte. »Captain Jane Geary, hier spricht Admiral Geary«, sagte er. »Sie müssen nichts mehr beweisen, Ihre Taten in diesem System sprechen für sich. Kehren Sie auf die Ihnen zugewiesene Position an der Seite ihrer Kameraden zurück.«

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern beendete die Verbindung und lehnte sich zurück.

Desjani sah ihn von der Seite an. Der spezielle Kanal hatte automatisch ein Privatsphärenfeld um Gearys Platz herum aktiviert, das jeden anderen daran hinderte, etwas von dem mitzubekommen, was er redete. Desjani war zweifellos neugierig, was er zu Jane Geary gesagt hatte.

Die Bugsteuerdüsen der Dreadnaught wurden gezündet und brachten das Schiff zurück auf seine ursprüngliche Position.

»Also gut«, sagte Desjani. »Ich geb’s auf. Was haben Sie ihr gesagt?«

»Dass sie sich keine Gedanken machen soll, noch irgendwem beweisen zu müssen, dass sie eine echte Geary ist.«

»Wollen wir hoffen, dass sie sich das merkt, Admiral. Wenn Sie sich auf den Angriff der Marines konzentrieren wollen, kann ich die externe Situation für Sie im Auge behalten.«

»Ich sollte mich…« Er sollte sich nicht auf einen Bereich konzentrieren und alles andere um sich herum ignorieren. Und erst recht sollte er sich nicht in die Details einer Marines-Operation vertiefen und darüber vergessen, was sich rund um seine Schiffe abspielte. Aber nirgendwo war ein Gefecht auszutragen, im gesamten Sternensystem gab es keine feindselige Streitmacht, und die Spinnenwölfe waren so weit entfernt, dass sie keinen Überraschungsangriff einleiten konnten, selbst wenn sie auf einmal aus unerfindlichen Gründen aggressiv werden sollten.

»Sie müssen mehr darüber erfahren, wie Marines vorgehen«, machte Desjani ihm klar. »Sie sind jetzt ein Admiral, und Sie können nur dann richtig etwas erfahren, wenn Sie ihnen bei ihrem Einsatz zusehen.«

»Sie haben recht«, lenkte Geary ein.

»Ich habe immer recht«, murmelte sie und fügte dann deutlich lauter hinzu: »Ich behalte das Geschehen im Auge, während Sie die Marines überwachen, Admiral.«

Kein Offizier der Flotte würde eine solche Vorgehensweise anzweifeln. So groß auch ihr Respekt vor den Marines war, hatten sie kein grenzenloses Vertrauen zu ihnen, wenn sie sich mit ihnen auf einem Schiff befanden. Die Marines waren anders. Sie waren anders ausgebildet und sie hatten andere Erfahrungen gesammelt. Manchmal drückten sie auf irgendwelche Knöpfe, auf die sie nicht drücken sollten, weil sie gar nicht wussten, was sie damit auslösten. Jeder würde froh sein, wenn er wusste, dass der Admiral den Marines über die Schulter sah.

Natürlich hegten Marines die gleiche Einstellung gegenüber Matrosen, und zweifellos wünschte General Carabali, sie könnte das Handeln der Flottenoffiziere überwachen.

Geary öffnete das Fenster, das ihm den Blick durch die Kameras der Marines ermöglichte. Im ersten Moment stutzte er, da er so viele Ebenen gleichzeitig angezeigt bekam wie noch nie zuvor. Allerdings hatte er auch nie zuvor eine Operation von solchen Ausmaßen mitgemacht, bei der so viele Marines in eine solche Anzahl von Trupps, Zügen, Kompanien und Bataillonen eingeteilt worden waren. Er konnte das Bild eines Bataillonskommandanten antippen, und sofort bekam er die ihm unterstellten Kompaniekommandanten angezeigt, darunter die Zugkommandanten und die Truppkommandanten, bis er bei den einzelnen Marines angelangt war. Er konnte auch ein riesiges Fenster aktivieren, das winzige Bilder von Hunderten Marines zeigte, die alle auf dem Weg zum Schiff der Bärkühe waren. Und wenn er wollte, konnte er auch eine direkte Verbindung mit General Carabali herstellen und mit ihr sprechen.

Allerdings wollte er jetzt nicht mit ihr reden, um sie nicht abzulenken. Sie hatte genug damit zu tun, ihre Truppen zu befehligen. Er wollte auch mit keinem der Marines reden, deshalb nahm er seine andere Hand weg, damit sie sich nicht länger in der Nähe der Komm-Kontrollen befand, die er versehentlich berühren könnte. Er musste wissen, was da vor sich ging. Er musste mehr über die Vorgehensweise der Marines herausfinden, aber er musste nicht einzelnen Leuten sagen, wie sie ihre Arbeit zu erledigen hatten, wenn sie selbst das viel besser wussten.

Ein kleineres Fenster an einer Seite irritierte Geary, bis ihm klar wurde, dass er dort aus der Sicht der Shuttles mitverfolgen konnte, wie die sich dem Superschlachtschiff näherten. Er tippte auf eines der Bilder und bekam eine riesige Ansicht des Schiffs der Bärkühe zu sehen, dessen Hülle den Ausschnitt in allen Richtungen ausfüllte, was es so erscheinen ließ, als würde das Shuttle auf eine gigantische, leicht gewölbte Wand zufliegen. War das eine verschlossene Luke? Es sah für ihn nach einer Frachtluke aus. Daneben schien sich eine Art Personalzugang zu befinden, der deutlich kleiner war als die Luke — und sehr viel kleiner als eine Öffnung, die für Menschen vorgesehen war. Sollte ein Marine in Gefechtsrüstung da wirklich hindurchpassen?

Das Shuttle kam zum Stillstand, nachdem die Bugsteuerdüsen aktiviert worden waren, und schwebte dann dicht vor dem Superschlachtschiff im All. Der Abstand war so gering, dass Geary die Narben von Treffern der abgelaufenen Schlacht erkennen konnte. Er sah auch eine Stelle, bei der es sich um einen Schildgenerator gehandelt haben musste, der vom Beschuss der Schlachtschiffe außer Gefecht gesetzt worden war.

Alles war völlig ruhig, so als würde auf dem Schiff niemand mehr leben — wie ein Wrack, das nur noch von Toten bevölkert wurde.

Es war durchaus möglich. Das Abwehrfeuer, das sie beobachtet hatten, konnte von einem Computersystem automatisch eröffnet worden sein.

Allerdings glaubte Geary so wenig daran wie die Marines.

Während er das Superschlachtschiff virtuell aus der unmittelbaren Nähe beobachtete, fragte er sich unwillkürlich, wie es wohl wäre, sollte es sich in diesem Moment selbst zerstören. Der Gedanke ließ ihm einen eisigen Schauer über den Rücken laufen. Rasch schaute er sich nach etwas anderem um, das ihn von einer möglichen Entwicklung ablenken würde, gegen die er jetzt ohnehin nichts mehr unternehmen konnte.

Sein Blick fiel auf Bilder, die mehr Aktivität versprachen, also tippte er mehrere von ihnen an, die in den Vordergrund rückten. Sie zeigten ihm die Blickwinkel verschiedener Marines, die sich auf der Hülle des feindlichen Schiffs befanden. Die Symbole am Bildrand verrieten ihm, dass es sich bei ihnen um Gefechtsingenieure handelte. Er sah ihnen zu, wie sie Sprengladungen auf der Hülle platzierten, dann veränderte sich das Bild rasch, da sie sich hastig zurückzogen und zusammenkauerten. Einen Augenblick später ging ein Zittern durch das Bild, da ein Teil einer Luke aus der Schiffshülle herausgesprengt worden war. Die Vibrationen der Explosionen breiteten sich auf der Oberfläche aus und schüttelten die Marines durch, die sich dort festhielten.

Die Aussicht veränderte sich in schwindelerregendem Tempo, da die Ingenieure sich zur Luke umdrehten. Gleich darauf waren wüste Flüche zu hören. »Wir sind nicht durch!«, »Wie dick ist das Zeug?«

Dann ging ein Befehl von Carabali ein, der in den Gefechtsrüstungen eines jeden Ingenieurs zu hören war: »Verdoppeln Sie die Sprengladungen.«

Die Leute arbeiteten zügig weiter und benötigten das anfeuernde »Macht schon!« ihres Truppführers eigentlich nicht, während sie neue Sprengladungen anbrachten, um die Panzerung des Superschlachtschiffs aufzubrechen. Diese Verzögerung hatte den Flugplan der Shuttles durcheinandergebracht, die sich nun dicht vor dem Superschlachtschiff drängten, da es für sie keinen Platz gab, um die Marines abzusetzen. Das Bild zuckte abermals hin und her, da die Gefechtsingenieure in aller Eile auf Abstand zu den befestigten Sprengladungen gingen. »Die Lunte brennt!«