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Angewidert von diesem Gemetzel konnte Geary dennoch nicht den Blick von den Monitoren abwenden, auf denen die Bärkühe sich in großer Zahl mit ihren Handfeuerwaffen gegen die konzentrierte Feuerkraft der Marines zu behaupten versuchten. An einigen Stellen gelang es ihnen tatsächlich, die eingeigelten Marines an den Kreuzungspunkten zu erreichen und sich in solchen Massen auf sie zu stürzen, dass seine Leute drohten, von den Gegnern erdrückt zu werden. Geary sah, wie Marines trotz der überlegenen Kraft ihrer Gefechtsrüstungen zu Boden geworfen wurden und die Verteidigungslinien ins Wanken gerieten. Da sie auf ihrem Posten noch dichter gedrängt waren als auf dem Weg durch die beengten Korridore, konnten sich die Allianz-Soldaten nicht rühren. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als weiter auf den Feind zu schießen, während ihre Waffen vor Überlastung bereits zu glühen begannen.

Carabali hatte das ganze Geschehen mitverfolgt. Weitere Einheiten zur Verstärkung der Truppen trafen ein, sprangen aus den Shuttles in die provisorischen Luftschleusen, durch die sie so schnell wie möglich ins Innere des Schiffs geholt wurden. Diese Marines bildeten Sturmtrupps, die durch die Korridore zu den am heftigsten umkämpften Kreuzungen eilten, wo sie die angreifenden Kiks von hinten überraschten.

Auf diese Weise gelangte ein Kreuzungspunkt nach dem anderen wieder unter die Kontrolle der Marines, die ausladendere Stellungen einrichteten, damit es den Bärkühen nicht noch einmal möglich war, sich auf einzelne Positionen zu konzentrieren.

Der Sturm auf die Stellungen der Marines kam hier und da ins Stocken, und diese Entwicklung setzte sich fort, bis alle Stellen betroffen waren, an denen die Kiks vorgestürmt waren. Als die Angriffe eingestellt wurden, entstand mit einem Mal das Gefühl, als würde der Gegner nur einmal kurz Luft schnappen und seine Kräfte sammeln, um den Kampf gleich darauf fortzusetzen. Bevor aber diese Verschnaufpause verstrichen war, gab Carabali neue Befehle, und ihre Marines verließen die Stellungen und sprengten Löcher in die Schotte, damit sie die von toten Bärkühen verstopften Korridore umgehen konnten.

»Zähe Mistkerle«, meinte ein Marine, als er an einer massiven Wand aus reglosen Kiks vorbeiging, deren Rüstungen von Treffern aufgerissen waren. Ihr Blut schwebte wie lilafarbene Quallen durch die Schwerelosigkeit des Raums.

»Ein Glück, dass es nicht noch mehr waren«, erwiderte ein Kamerad.

»Es sind aber noch mehr von der Sorte da«, herrschte der Sergeant sie an. »Also Waffen bereit halten, Klappe zu und Augen offen.«

Als die Marines tiefer in das Schiff vordrangen, trafen sie auf versprengte Gruppen von Kiks, die sich in einem aussichtslosen, verzweifelten Aufbegehren auf die Marines stürzten. Ihre Attacken endeten erst, wenn der letzte Kik tot war. Geary beobachtete, wie sich die Symbole der Marines-Einheiten wieder im feindlichen Schiff ausbreiteten und schließlich den Punkt überschritten, an dem sie zuletzt vor den Bärkühen hatten zurückweichen müssen.

»Was ist denn das?«, fragte ein Lieutenant, als ihre Einheit einen äußerst weitläufigen Bereich etwa in der Schiffsmitte betrat, dessen Decke mindestens sechs Meter hoch war. Der Boden dieses Abteils war mit Vegetation bewachsen, eine Getreidereihe nach der anderen, die in riesigen Containern wuchsen. An den Spitzen der zahlreichen Stiele einer jeder Pflanze hing schwere Saat oder Obst, vielleicht auch eine Mischung aus beidem.

»Nahrung und Sauerstoffversorgung in einem«, merkte ein Sergeant an und zog sich durch die Schwerelosigkeit nach unten, um eine lange Reihe von Containern genauer zu betrachten. »Mein Vater hat auf einer solchen Farm in einer versiegelten Stadt gearbeitet, bevor das Huldera-System aufgegeben werden musste. Wenn ich nicht völlig falsch liege, verwenden die Bärkühe hier zumindest einen Teil ihrer Abfälle als Dünger wieder. Ein Glück, dass diese Wannen verschlossen sind, sonst wäre das ganze Zeugs hier herumgeflogen, nachdem die Schwerkraft ausgefallen war.«

Aus dem Trupp des Sergeants waren angewiderte Laute zu vernehmen, und mit einem Mal achteten seine Leute viel stärker darauf, was sie anfassten und wo sie hintraten.

Andere Einheiten stießen auf ganz ähnliche Anlagen, dann kam von einem Zug eine Meldung, die Geary aufhorchen ließ. »Lieutenant, ich glaube, wir haben eine Kontrollstation entdeckt. Sie sieht aber für eine Hauptanlage nicht groß genug aus.«

»Woher wollen Sie das denn wissen, Winski?«

»Ich habe mal mitgeholfen, bei Welfrida ein Syndik-Schiff zu entern, daher weiß ich das. Das Schiff war erheblich kleiner als dieses Ding hier, und da war die Kontrollstation ein ganzes Stück größer als die hier.«

»Tanya«, sagte Geary. »Sehen Sie sich das mal an.« Er schickte das Bild ebenfalls zu Captain Smythe. »Was halten Sie davon?«

Desjani machte eine zweifelnde Miene. »Vielleicht eine sekundäre Kontrollstation. Das Ding ist auf jeden Fall nicht mal groß genug für ein Schiff von der Größe der Dauntless

Smythe stimmte ihr zwar zu, ergänzte aber noch etwas anderes dazu: »Es könnte aber sein, dass wir nur auf Dinge stoßen, die aussehen wie sekundäre Kontrollstationen. Ich habe mir die Deckpläne dieses Superschlachtschiffs angesehen, die durch die Aufnahmen der Marines immer weiter ergänzt werden, und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass die Bärkühe es vermieden haben, mit ein oder zwei großen Energiequellen zu arbeiten, und dass sie stattdessen viele kleinere Quellen benutzen. Vielleicht diente so etwas als Reserve. Oder aber es ist bei einem Schiff von dieser Größe sinnvoll, die Energiequellen zu verteilen, anstatt alle Leitungen von ein oder zwei großen Quellen ausgehend durch das ganze Schiff zu führen.«

»Warum haben sie das Schiff nicht in die Luft gejagt?«, fragte Geary nicht zum ersten Mal.

»Vielleicht ist ihnen der Gedanke nie gekommen. Es kann sein, dass sie die Jäger auf ihrem Planeten besiegten, indem sie sich weigerten, ihre Bemühungen aufzugeben. Stattdessen haben sie bis zum letzten Atemzug und bis zum letzten Kik gekämpft, weil sie ihre Gegner töten wollten.« Smythe stutzte und verzog den Mund. »Als Sie mir die Bilder von diesem Kontrollraum gezeigt haben, da konnte ich einen Teil der Korridore auf dem Schiff erkennen. Wieso türmen sich da ihre Toten? Wieso kämpfen sie immer weiter? Sie sterben doch alle in einem hoffnungslosen Kampf.«

»Vermutlich dachten sie, sie sterben sowieso, und das sollte wohl nicht kampflos geschehen.« Geary hatte die Bärkühe nicht leiden können. Nein, er hatte sie gehasst, weil sie ihn zu den Kämpfen zuerst im Pandora-System und dann hier gezwungen hatten. Inzwischen brachte er ihnen einen widerstrebenden Respekt entgegen, was auch für Desjani galt. Jetzt konnte man leicht nachvollziehen, wie sie es geschafft hatten, ihre Heimatwelt zu überrennen und alle Konkurrenten aus dem Feld zu werfen.

Doch das war nur ein Grund mehr, warum man ihnen nicht erlauben durfte, dieser Flotte ins Gebiet der Allianz oder der Syndikatwelten zu folgen.

Die Marines breiteten sich weiter auf dem Superschlachtschiff aus, wobei sie in immer kleinere Einheiten zerfielen, die immer kleinere Widerstandsnester der Kiks aushoben. Die weigerten sich nach wie vor zu kapitulieren und kämpften bis zum Tod. Hin und wieder ergriff eine Gruppe Bärkühe die Flucht vor den Marines, doch kaum waren sie in einer Sackgasse gelandet, machten sie kehrt und stürmten auf ihre Verfolger los.

Die menschlichen Eindringlinge stießen auf gigantische Mannschaftsquartiere, die sich über weite Teile des Schiffs erstreckten und lediglich in regelmäßigen Abständen von luftdichten Schleusen unterbrochen wurden. Überall fanden sich Abteile, die der Nahrungsaufnahme dienten, was den Eindruck erweckte, dass die Bärkühe permanent damit beschäftigt waren zu grasen. Die Marines entdeckten Räume, die nur Krankenstationen darstellen konnten, doch da alle Geräte viel kleiner ausfielen, als es die Menschen gewohnt waren, wirkten diese Einrichtungen wie verstörende Spielzimmer für Kinder. Sie fanden Waffenkammern ohne Waffen, weitere Kontrollräume.