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»Was wollte er?«, fragte Desjani.

»Er hat sich entschuldigt.«

»Entschuldigt? Badaya? Der sonst fröhlich drauflosredet? Verdammt.« Desjani hatte Badayas oftmals peinliche Bemerkungen über sie und Geary nie gut aufgenommen. »Sie können tatsächlich Wunder wirken, wie?«

»Sehr witzig. Ruhen Sie sich aus?«

»Ob ich mich ausruhe? Oh ja, Sir. Ich ruhe mich so unglaublich aus, dass ich sogar im Schlaf schlafe.«

»Tanya, Sie sollen ein gutes Beispiel für Ihre Besatzung abgeben.«

Sie reagierte mit einem steifen, aber korrekten Salut. »Ja, Admiral. Ich höre und gehorche.«

Nachdem Captain Badaya und Captain Desjani sich zurückgezogen hatten, rieb sich Geary die Augen und dachte daran, ein wenig zu schlafen…

In diesem Moment schallte eine Serie von Klingeltönen aus dem Lautsprechersystem des Schiffs, gefolgt von einer Stimme, die verkündete: »Admiral der Allianz-Flotte trifft ein.«

Ein Admiral? In diesem Sternensystem gab es nur eine Möglichkeit, wo auf einmal ein Admiral der Allianz-Flotte herkommen konnte, nämlich von der Mistral oder der Typhoon, wo die befreiten Kriegsgefangenen untergebracht waren. Aber von keinem der Schiffe sollte ein Admiral zur Dauntless unterwegs sein.

Geary griff eben nach der Komm-Einheit, da erwachte die bereits von selbst zum Leben. Wieder sah er Desjani, die ihm meldete. »Admiral Lagemann ist mit einem Shuttle eingetroffen und bittet um ein Treffen mit Ihnen, Admiral.«

»Admiral Lagemann?« Seine plötzliche Anspannung ließ gleich wieder nach. Ein persönlicher Besuch war ungewöhnlich, aber kein Grund argwöhnisch zu werden. Schließlich pendelten momentan unzählige Shuttles zwischen den Schiffen hin und her. »Natürlich. Schicken Sie ihn in mein Quartier.«

Der Admiral benötigte nur fünf Minuten, um Gearys Quartier zu erreichen. Als er eintrat, nickte er zum Gruß. Es war das erste Mal, dass Geary dem Mann persönlich gegenüberstand. »Es stand ein Shuttleflug von der Mistral zur Dauntless an, da dachte ich mir, diese Gelegenheit nutze ich, um Ihnen einen Besuch abzustatten. Ich bin Ihnen schließlich einen Bericht schuldig, Admiral Geary.«

»Ein Bericht?« Geary konnte sich nicht erinnern, um was es ging, da sein Kopf mit so vielen Dingen vollgestopft war, mit denen er sich seit dem Ende der Schlacht und der Einnahme des Superschlachtschiffs befassen musste. »Es freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Nehmen Sie doch Platz.«

»Danke.« Lagemann setzte sich hin, sah sich kurz in Gearys Quartier um und lächelte flüchtig. »Nichts Luxuriöses, aber wenigstens ein Zuhause, nicht wahr?«

»So kann man es auch ausdrücken.« Ein anderes Zuhause als dieses hier gab es nicht. Da war seine Heimatwelt Glenlyon, auf der der Kult um Black Jack die wildesten Blüten trieb. Der Gedanke, dorthin zurückzukehren, auf eine Welt voller vertrauter Orte, aber ohne auch nur ein einziges vertrautes Gesicht… jeder Mensch, den er dort gekannt hatte, war im Verlauf der letzten hundert Jahre gestorben. Und dann war es eine Welt, auf der man ihn wie einen Superhelden verehrte — das war eine noch erschreckendere Aussicht als jede Schlacht, die noch vor ihm liegen mochte.

»So ähnlich sah es auf meinem letzten Flaggschiff auch aus.« Admiral Lagemann setzte eine ironische Miene auf. »Ebenfalls ein Schlachtkreuzer. Die Invincible

»Die Invincible? Ich frage mich, wie viele Schiffe mit dem Namen es in der Zwischenzeit wohl gegeben hat«, sagte Geary.

»Vermutlich ein Dutzend. Ich war lange genug in Syndik-Gefangenschaft, und jeder weiß, wie lange eine Invincible durchhält. Ich weiß nicht, wieso ich so dumm war, ausgerechnet eine von ihnen zu meinem Flaggschiff zu machen. Darf ich?« Lagemann griff nach der Displaykontrolle und aktivierte ein Bild der Gebiete, die die Flotte durchflogen hatte. »Sie hatten uns um eine Einschätzung gebeten, was die Enigmas unserer Meinung nach vorhaben dürften.«

Und gleich darauf hatte er das vollkommen vergessen. Ein Glück, dass er daran gedacht hatte, diese Aufgabe zu delegieren. »Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?«

»Ein Hinterhalt.« Lagemann grinste ihn schief an. »Keine große Überraschung, nicht wahr?« Er hob einen Stern hervor. »Von dort sind wir nach Pandora gesprungen. Die Enigmas waren dort mit einer recht großen Streitmacht hinter uns her, aber sie sind uns nicht nach Pandora gefolgt. Zweifellos wussten sie, was uns dort erwartet. Da sie also darüber auf dem Laufenden waren, über welche Verteidigungseinrichtungen die Bärkühe verfügen, hatten sie allen Grund zu der Annahme, dass wir nur minimale Chancen hatten, Pandora unversehrt wieder verlassen zu können.«

»Das war keine Situation, in der ich mich noch einmal wiederfinden möchte«, kommentierte Geary.

»Würden wir uns also zurück zum Stern der Enigma-Rasse kämpfen, um auf dem Weg heimzukehren, auf dem wir hergekommen sind, dann könnten sie dort die Überreste unserer Flotte mühelos aufreiben. Das wäre eine logische Schlussfolgerung, die die Enigmas ziehen könnten. Sie müssten nur eine genügend große Streitmacht zurücklassen, die es mit allem aufnehmen kann, was es zurück in ihr System schafft. Allerdings würden sie damit nicht verhindern, dass die Menschheit irgendwann eine weitere Flotte losschickt, die ebenfalls ihr Territorium durchquert.«

Lagemann verschob die Darstellung, bis die von Menschen besiedelten Gebiete zu sehen waren. »Nein, wenn sie sicherstellen wollen, dass nicht noch mehr Menschen bei ihnen aufkreuzen, müssen sie die Eingangstür zu ihrem Gebiet verriegeln.«

»Pele?«, fragte Geary. »Da gibt es doch überhaupt nichts.«

»Nein. Aber damit wir nach Pele gelangen konnten, mussten wir…«

»…Midway passieren«, sagte Geary und betrachtete erschrocken das Display. »Die Enigmas werden versuchen, uns die Möglichkeit zu nehmen, dass wir Midway als Zugang zu ihrem Territorium benutzen.«

»Das ist unsere Einschätzung der Lage. Sie könnten zumindest dort hinfliegen und das Hypernet-Portal kollabieren lassen. Sind Sie sicher, dass die Syndiks ihre Portale mit den entsprechenden Sicherungen versehen haben, die verhindern, dass ein Zusammenbruch das gesamte Sternensystem verwüstet?«

»Davon bin ich überzeugt. Als wir das letzte Mal das Portal bei Midway gesehen haben, konnten wir am Hypernet-Portal die Vorrichtung entdecken, die einen katastrophalen Kollaps verhindert.«

Lagemann biss sich auf die Lippe und schaute finster drein. »Das war ein schwerer Schlag für mich, als ich in den Aufzeichnungen sah, wie viel Schaden ein kollabierendes Hypernet-Portal anrichten kann. Eine Explosion von der Gewalt einer Nova! Und wir haben die verdammten Dinger in all unseren wichtigen Sternensystemen installiert!«

»Genau das wollten die Enigmas ja auch erreichen, als sie uns diese Technologie unterschoben«, sagte Geary. »Die Allianz und die Syndikatwelten sollten gigantische Bomben in ihren Systemen platzieren. Eine von beiden Seiten musste früher oder später feststellen, dass sich die Portale auch als Waffen nutzen lassen, und dann wären sie dazu benutzt worden, die Menschheit massiv zu dezimieren oder sogar komplett auszulöschen. Und falls wir Menschen zu intelligent sind oder aus moralischen Gründen davor zurückschrecken, unsere Spezies zu vernichten, könnten die Enigmas die Portale so zum Einsatz bringen.«

»Ich hätte sicher nicht darauf gewettet, dass wir zu intelligent für so etwas sind«, meinte Lagemann. »Auf jeden Fall ist der Plan gescheitert. Nun müssen die Enigmas uns System für System stoppen, und das gelingt ihnen am besten, wenn sie Midway als das System auslöschen, von dem aus wir in ihr Territorium vordringen können. Eine Streitmacht mit genau dieser Aufgabe könnte in dem Moment entsandt worden sein, als wir den Sprung nach Pandora unternahmen.«

Midway konnte einem massiven Angriff der Enigmas nichts entgegensetzen. Falls die Behörden dort noch der Regierung der Syndikatwelten unterstanden, verfügten sie nur noch über eine kleine Flotte aus Kreuzern und Jägern, die das System beschützen sollten. Mit der Entsendung einer Reserve war auch nicht zu rechnen, da die mobilen Streitkräfte der Syndikatwelten in den letzten Phasen des Krieges von Geary zerschlagen worden waren. Die Überreste hatten alle Hände voll damit zu tun, im Auftrag ihrer Regierung so viele Sternensysteme wie möglich davon abzuhalten, sich von der Führung loszusagen.