Выбрать главу

»Sie haben natürlich recht, auch wenn Sie mir das ruhig etwas dezenter unter die Nase hätte reiben können. Sobald wir wieder im Sprungraum sind, werde ich es Ihnen sagen.«

»Was denn? Das können Sie mir nicht im Normalraum sagen?«

»Ich glaube, ich werde bis dahin zu beschäftigt sein. Einen Moment bitte…« Er stellte eine Verbindung zu Captain Smythe her.

»Uns bleiben nach wie vor zwölf Stunden«, machte Smythe ihm lautstark klar, bevor Geary sich äußern konnte. »Keine Minute weniger!«

»Unsere Eskorte wartet auf uns«, machte Geary ihm klar.

»Solange unsere Eskorte nicht vorhat, uns beim Abschleppen dieses Ungetüms zu helfen, schlage ich vor, dass sie warten, bis ich meine Arbeit ordentlich erledigt habe.«

»Deshalb habe ich mich eigentlich gar nicht bei Ihnen gemeldet. Ich höre, es gibt Neuigkeiten zur Orion?«

»Ach, das meinen Sie.« Captain Smythe nickte. »Sie hat zu viele und zu schwere Treffer abbekommen. Genau genommen besteht sie inzwischen fast nur noch aus geflickten Stellen.«

»Ist sie noch gefechtstauglich? Diese aktualisierten Daten drücken sich vor einer klaren Antwort.«

Der Senior-Ingenieur legte die Stirn in Falten und warf einen Blick auf seine eigenen Anzeigen. »Für mich sieht das ziemlich eindeutig aus. Die am extremsten belasteten Stellen in der Schiffsstruktur, die Bereiche der Hülle, an denen die Panzerung geschwächt ist, kumulative Auswirkungen wiederholter Systemreparaturen… Wo ist das Problem, Admiral?«

»Das sagt mir nichts darüber, ob die Orion noch gefechtstauglich ist oder nicht«, wiederholte er.

»Das können wir nicht beurteilen, Admiral. Wir sagen Ihnen, in welcher Verfassung sich das Schiff befindet. Sie müssen entscheiden, ob und wie Sie es einsetzen. Die Orion ist in keinem einzelnen Bereich so überbeansprucht, dass sie nicht länger ihre Grundfunktionen ausüben könnte, aber in vielen Bereichen ist nur noch wenig Luft nach oben. Noch so eine Salve wie die von den Kiks beim letzten Gefecht, und wir werden nach der Schlacht vermutlich nur noch die Trümmer einsammeln können. Ich habe sie nicht ausgewählt, um das Superschlachtschiff zu schleppen, weil ich besorgt war, dass sie dieser zusätzlichen Belastung nicht gewachsen sein könnte.«

Dummerweise hatte Smythe völlig recht. Das hier war ein Fall, den Geary nicht dem Urteil der Ingenieure überlassen konnte. Er würde selbst entscheiden müssen. »Gut, Captain Smythe.« Nach einer kurzen Pause stellte er die Frage, die er sich nicht verkneifen konnte: »Es bleibt bei den zwölf Stunden?«

»Jetzt nur noch elf Stunden und siebenundfünfzig Minuten, Admiral.«

Gleich danach wandte er sich an Commander Shen, den er in einem der Korridore der Orion erwischte, wo er über die nächstgelegene Komm-Einheit antwortete. »Wie geht es Ihrem Schiff, Captain?«, fragte er geradeheraus.

»Es ging ihm schon besser, Admiral.« Shen sah sich um. »Ich könnte mir keine bessere und tüchtigere Crew vorstellen, aber es gab jede Menge zu tun.«

»Halten Sie die Orion für gefechtstauglich?«

Shen senkte den Blick, während er über seine Antwort darauf nachdachte. Seine übliche unzufriedene Miene gab keinen Hinweis darauf, was ihm durch den Kopf ging. »Die Orion eignet sich nicht für die vorderste Front, aber sie kann nach wie vor kämpfen. Unsere Schilde arbeiten wieder mit Maximalleistung, ein Drittel unserer Waffen ist funktionstüchtig.«

»Das habe ich gesehen«, bestätigte Geary. »Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, welche Schäden die Orion in den letzten beiden Gefechten davongetragen hat.«

»Vielen Dank, Sir. Allerdings ist die Hülle an zahlreichen Stellen geflickt, und zwei Drittel unserer Waffen sind eben nicht einsatzfähig.« Wieder sah sich Shen um und schien zu jenen Crewmitgliedern zu schauen, die sich in Sichtweite befanden. »Durch die Verluste im Gefecht sind wir derzeit unterbesetzt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir einige Leute von der Invincible als Verstärkung erhalten haben. Die arbeiten zwar ordentlich, trotzdem scheint für die meisten von ihnen die Versetzung von einem Schlachtschiff auf einen Schlachtkreuzer genauso schlimm zu sein, als hätte man sie in den dritten Kreis der Hölle verbannt.«

»Ihre vorrangige Aufgabe wird die Verteidigung des Superschlachtschiffs sein. Fühlen Sie sich dem gewachsen?«

»Ich habe keine Bedenken, was die Leistung der Orion angeht, Admiral.«

»Gut, dann werde ich Ihr Schiff weiterhin als gefechtstauglich führen. Lassen Sie Ihre Crew bitte wissen, dass ihr die wichtigste Rolle innerhalb der Flotte zukommt. Wir müssen dieses Superschlachtschiff heil nach Hause bringen. Ich vertraue diese Aufgabe der Orion an, weil ich weiß, sie ist ihr gewachsen.« War das der Hauch eines Lächelns auf Shens sonst so starrem Gesicht? »Ich werde sicherstellen, dass meine Crew erfährt, was Sie gesagt haben, Admiral.«

Als Geary die Verbindung beendete, fiel ihm Desjanis finsterer Blick auf. »Was ist los?«

Sie drehte sich zu ihm um. »Shen und ich sind alte Freunde. Kameraden. Ich möchte nicht, dass er auch noch stirbt. Über die Jahre hinweg habe ich schon zu viele Kameraden verloren.«

»Wie kommen Sie auf die Idee…«

»Ich kenne ihn, Admiral, und Sie fangen eben an, ihn besser kennenzulernen. Sie wissen, er meint alles so, wie er es gesagt hat. Shen wird das Superschlachtschiff bis zu seinem letzten Atemzug verteidigen, selbst wenn die Orion dabei in Stücke zerfällt. Und ich weiß, warum Sie ihn und die Orion genau an dieser Stelle haben wollen, auch wenn der Zustand dieses Schiffs bedenklich ist.«

Er musterte sie aufmerksam und verspürte ein ungutes Gefühl. »Und warum will ich das?« Sie beugte sich bis in seine Privatsphäre vor, damit niemand außer ihm hören konnte, was sie ihm zu sagen hatte. »Weil Sie besorgt sind, dass Captain Jane Geary mit ihrer Dreadnaught ein weiteres Mal vorpreschen könnte, womit das Superschlachtschiff jedem Angriff ausgeliefert wäre. Sie wissen, diesmal wird Shen nicht mit der Orion folgen, und dann werden auch die Dependable und die Conqueror ihren Platz nicht verlassen. Commander Shen und die Orion sind Ihre Versicherung dagegen, dass Jane Geary wieder versuchen könnte, Ruhm und Ehre einzuheimsen.«

Er wollte ihr zu gern sagen, dass sie sich irrte und er weder Shen noch die Orion aufs Spiel setzen würde. Doch tief in seinem Inneren wusste er, er konnte Desjanis Worte nicht widerlegen.

Zwölf

»An alle Einheiten: Bei Zeit vier null drehen Sie null zwei null Grad nach Steuerbord und vier Grad nach unten, dann beschleunigen Sie auf 0,1 Licht.« Die Erste Flotte der Allianz war zwar unter massiven Beschuss geraten, fühlte sich aber jetzt wieder bereit, sich allem zu stellen, was sie erwartete. Ihr Ziel war der von den Spinnenwölfen vorgegebene Sprungpunkt. Vor der Flotte wahrten die sechs sie nun begleitenden Schiffe der Aliens einen Abstand von exakt einer Lichtminute.

Da sie das Gebiet der Spinnenwölfe durchfliegen würden, anstatt sich durch feindliches Territorium kämpfen zu müssen, hatte Geary die Flotte eine schlichte, große Ellipsenformation einnehmen lassen, die relativ kompakt war und nicht bedrohlich wirkte. Zudem war es eine der eleganteren Anordnungen seiner Schiffe, unter denen er hatte wählen können. Im Vergleich zur Formation der Spinnenwölfe wirkte die Ansammlung der Allianz-Schiffe grobschlächtig, als sei eine Bande Barbaren mitten in einen streng geordneten Tanz geraten. Immerhin jedoch sah es nicht ganz so schrecklich aus wie manche der anderen Alternativen. Im Zentrum der Ellipse mühten sich von Sturmtransportern und Hilfsschiffen schützend umgeben vier Schlachtschiffe damit ab, das erbeutete Superschlachtschiff der Bärkühe in Richtung Sprungpunkt zu schleppen.