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»Es ist Ihre Entscheidung, Admiral«, sagte Captain Smythe, der nicht wie üblich vor guter Laune sprühte. »Ich habe meine Pflicht erfüllt, indem ich Sie auf die Konsequenzen Ihrer Vorgehensweise hingewiesen habe.«

»Vielen Dank, Captain. Ihre Ingenieure haben hervorragende Arbeit geleistet. Heute Nachmittag werde ich eine Flottenkonferenz einberufen, bei der Gelegenheit werde ich dafür sorgen, dass alle Befehlshaber über den Status Ihrer Bestände informiert werden.«

Nachdem Captain Smythes Bild verschwunden war, saß Geary eine Weile da und starrte vor sich hin. Dass sie gezwungen sein würden, Rohstoffe aus Syndik-Quellen zu nehmen, war eine denkbar schlechte Situation. Das einzig Gute daran war, dass die Syndik-CEO, mit der er bei Midway zu tun gehabt hatte, auf ihn den Eindruck gemacht hatte… nun, als vertrauenswürdig wollte er sie nicht bezeichnen, immerhin war sie eine Syndik-CEO. So etwas zu sagen, wäre einfach nur lächerlich. Aber CEO Gwen Iceni hatte auf ihn den Eindruck einer Frau gemacht, die pragmatisch genug dachte, um zu wissen, wie wichtig gute Beziehungen waren — und welche Bedeutung seine Flotte für die Sicherheit ihres Sternsystems hatte. Sollte die Flotte erst nach den Enigmas Midway erreichen, würden sie bei ihrer Ankunft dort vermutlich überhaupt keine lebenden Syndiks mehr vorfinden.

Vierzehn

»Wir müssen darauf gefasst sein, uns unseren Weg durch das Hua-System freikämpfen zu müssen«, eröffnete Geary den versammelten Schiffskommandanten seiner Flotte. Alle sahen sie ihn an; manche voller Entschlossenheit, andere wirkten resigniert, und keiner von ihnen ließ eine Spur von Enthusiasmus erkennen.

Mit unzufriedener Miene betrachtete Captain Badaya das Sternendisplay, das über dem Konferenztisch schwebte. »Warum können uns die Ge-, die Spinnenwölfe nichts darüber sagen, welche Verteidigungsmittel die Enigmas bei Hua aufgefahren haben?« Sein finsterer Blick nahm einen vorwurfsvollen Ausdruck an, als er zur Gesandten Rione und zu General Charban schaute.

Rione reagierte gänzlich unbeeindruckt von seinem Gebaren. »Es kann schon für einen Menschen eine Herausforderung sein, die Absichten eines anderen Menschen zu verstehen, der einen anderen Blickwinkel hat und auf andere Erfahrungen zurückgreift; beispielsweise bei einem Militär und einem Zivilisten. In diesem Fall sind wir immer noch damit beschäftigt, die Grundlagen für eine Kommunikation mit den Spinnenwölfen überhaupt erst zu schaffen. Daher sind wir noch weit davon entfernt, solch spezielle Informationen austauschen zu können.«

»Captain Badaya«, sagte Charban, dessen Tonfall der eines Offiziers war, der mit einem anderen Offizier redete, womit er unterschwellig seine Verbundenheit mit dem hiesigen Militär ausdrückte. »Wenn meine Einschätzung der militärischen Denkweise der Spinnenwölfe zutrifft, dann handelt es sich bei ihnen nicht um eine aggressive Spezies. Wer sie angreift, wird schnell zu spüren bekommen, dass er einen Fehler begangen hat. Das erkennt man am Zustand, in dem sich dieses System befindet, das von ihnen als Barriere benutzt wird. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass sie nicht den ersten Schritt unternehmen und angreifen. Das würde bedeuten, dass die Enigmas, die erheblich mehr Erfahrung mit den Spinnenwölfen haben als wir, keine Veranlassung sehen, bei Hua eine gewaltige Streitmacht in Position zu bringen. Den Enigmas muss schließlich klar sein, dass solche Verteidigungsmaßnahmen überflüssig sind.«

»Heißt das, da sind vielleicht nur ein paar Wachposten?«, warf Captain Bradamont ein. »So wie Löwen, die mit Haien konfrontiert werden? Die Löwen wissen, wenn sie sich in den Lebensraum der Haie begeben, werden die sie zerfleischen, aber sie müssen sich keine Sorgen machen, dass die Haie versuchen werden sie anzugreifen.«

»Irgendwelche Verteidigungseinrichtungen werden da sein müssen«, betonte Captain Tulev. »Vielleicht nichts Großes, aber etwas muss da sein. Solche Anlagen werden oftmals allein aufgrund der eigenen Wahrnehmung einer drohenden Gefahr eingerichtet, nicht aber, weil es tatsächlich eine Bedrohung gibt. Wir alle wissen, dass die Enigmas die personifizierte Paranoia sind.«

Geary nickte. »Wir gehen von einer soliden Verteidigungseinrichtung aus, erwarten aber nichts, das für uns zu viel wäre.«

Captain Duellos betrachtete das Display. »Falls unsere Einschätzung der Lage zutrifft, und die Enigmas schicken tatsächlich eine große Streitmacht nach Midway, dann werden sie dafür alle verfügbaren Schiffe zusammengezogen haben. Dann dürften wir es bei Hua nicht mit vielen Kriegsschiffen zu tun bekommen.«

»Ja«, stimmte Badaya zu. »Falls die Enigma-Flotte auf dem Weg nach Midway ist, wird sie nicht bei Hua auf uns warten. Trotzdem wäre es schön«, fügte er mit überzogenem Sarkasmus und einem neuerlichen Blick in Riones Richtung hinzu, »wenn wir zumindest wüssten, ob die Enigmas bei Hua ein Hypernet-Portal installiert haben oder nicht.«

»Wie ich bereits zuvor mitgeteilt hatte«, redete Geary weiter, »werden uns die sechs Schiffe der Spinnenwölfe nicht bei einem Angriff auf die Enigmas unterstützen. Möglicherweise geben sie uns diese Informationen nicht, weil sie das bereits als Unterstützung betrachten. Aber wir befinden uns deshalb nicht in einer schlechteren Position als beim ersten Mal, als wir das Gebiet der Enigmas durchquert haben. Wir treffen in Hua ein, wir stellen fest, was es dort gibt, und dann nehmen wir Kurs auf Pele. Wir planen ein automatisches Ausweichmanöver, das die Flotte bei der Ankunft ausführen wird. Immerhin könnte es sein, dass die Enigmas dort ein konventionelles Minenfeld eingerichtet haben.«

Commander Neeson schlug mit der Hand auf den Tisch, da ihm ein Gedanke kam. Die Software erzeugte sogar das dazu passende Geräusch, obwohl er auf seinem eigenen Schiff auf die Tischplatte geschlagen hatte. »Die Enigmas verfügen über Kommunikation mit Überlichtgeschwindigkeit. Wenn wir Hua durchqueren, können sie ihre auf dem Weg nach Midway befindliche Streitmacht warnen, dass wir unterwegs sind.«

Badaya zuckte mit den Schultern. »Dann warten sie halt bei Pele auf uns, und wir besiegen sie da.«

»Wenn die Enigmas bei Pele kämpfen wollen, dann werden sie ihren Kampf bekommen«, erklärte Geary. »Wir können nichts dagegen unternehmen, dass die Enigmas in der Lage sind, ihre Streitkräfte vor uns zu warnen. Aber es zeigt, wie wichtig es für uns ist, so schnell wie möglich Midway zu erreichen.«

»Admiral«, meldete sich Captain Jane Geary zu Wort. »Wenn wir das gekaperte Superschlachtschiff abkoppeln, kommen wir schneller voran.«

Zu dieser Konferenz war auch Admiral Lagemann eingeladen worden, und etliche Offiziere sahen ihn nun an, während andere Geary beobachteten.

»Mein Schiff ist ein Klotz am Bein«, stimmte Lagemann zu. »Die Ingenieure wagen es noch nicht, die Maschinen einzuschalten, außerdem sind die Antriebseinheiten so beschädigt, dass wir uns nicht von der Stelle rühren können, selbst wenn die Maschinen laufen sollten. Aber wir können uns verteidigen, wenn uns jemand entern will.«

»Aber nicht besonders gut«, wandte General Carabali ein. »Sie haben nur eine Kompanie Marines an Bord. Ich würde die Anzahl zumindest verdoppeln wollen.«

»Die provisorischen Lebenserhaltungssysteme auf dem Schiff kommen mit so vielen zusätzlichen Leuten nicht zurecht«, warnte Captain Smythe.

»Können Ihre Ingenieure die Leistungsfähigkeit der Systeme erhöhen?«, wollte Geary wissen.

»Das könnten sie schon, aber dafür müsste ich sie von anderen vorrangig zu erledigenden Aufgaben abziehen.«

»Meine Ingenieure«, warf Carabali ein, »können unsere tragbare Lebenserhaltungsausrüstung benutzen, die eigentlich für den Einsatz in lebensfeindlichen Umgebungen gedacht ist. Damit kann der zusätzliche Bedarf gedeckt werden.«

Smythe zog die Stirn in Falten. »Kann ich die Spezifizierungen dieser Ausrüstung sehen, General? Ich zweifele nicht an Ihrer Einschätzung, aber ich würde gern wissen, womit wir es im Detail zu tun haben.«