Выбрать главу

»Nicht gerade freundlich«, murmelte Geary.

Dr. Shwartz musste ihn gehört haben. »Wir wissen nicht, ob die Frage so ankommt, wie wir uns das vorstellen. Außerdem kennen wir ihre gesellschaftlichen Protokolle nicht. Wenn man einem Menschen eine Frage stellt und er weiß die Antwort nicht, dann wird er als höflicher Mensch antworten: ›Das weiß ich nicht.‹ Vielleicht verlangt die gleiche Höflichkeit von einem Spinnenwolf, dass er gar nichts antwortet, wenn er keine weiterführende Antwort geben kann.«

»Aber wir wissen nicht, ob das bei ihnen wirklich so abläuft.«

»Nein, Admiral, das wissen wir nicht.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Mit imaginären Aliens kommt man viel besser zurecht. Die verhalten sich letztlich doch immer so, wie man es will. Zu dieser Erkenntnis sind alle unsere ›Experten‹ gekommen, bevor sie jetzt echten Aliens begegnet sind. Die Enigmas, die Bärkühe und die Spinnenwölfe beharren darauf, Dinge in einer Weise zu tun, die nicht in die Formen passt, die wir für sie zu schaffen versuchen. Einige meiner Kollegen haben große Schwierigkeiten, das zu akzeptieren. Sie versuchen weiter, die Aliens an die Form anzupassen, anstatt das genaue Gegenteil zu machen. Ich kann es ihnen nicht einmal verübeln, schließlich haben wir alle schon immer so gearbeitet.«

»Glauben Sie, dass General Charban deshalb auf diese plausiblen Erklärungen für das Verhalten der Spinnenwölfe kommt? Weil er kein Experte ist, der sein Leben lang überlegt hat, wie eine fremde Spezies wohl denkt? Ein Experte, der dann wegen dieser jahrelangen Mutmaßungen nicht in der Lage ist, die Aliens so zu sehen, wie sie wirklich sind?«

Shwartz schien zu erschrecken, dann jedoch wurde sie nachdenklich. »Ja, das wäre möglich, Admiral. Wäre es anmaßend von mir, wenn ich darauf hinweise, dass ich auch ein paar Erkenntnisse zu dem Ganzen beigetragen habe?«

Geary lächelte. »Das haben Sie allerdings getan, Doctor. Ich bin Ihnen für Ihre Anwesenheit dankbar, und ich werde dafür sorgen, dass in der Allianz jeder erfährt, welch großen Beitrag Sie zu dieser Mission geleistet haben.«

»Woraufhin alle meine Kollegen einen noch nie da gewesenen Hass auf mich entwickeln werden«, gab sie lachend zurück. »Haben Sie schon mal mitangesehen, wie Akademiker die Messer wetzen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen tatsächlich danken soll. Ach, ich werde es einfach mal machen. Falls die Regierung beschließt, eine Delegation zu den Spinnenwölfen zu schicken, dann hoffe ich, dass ich als Mitreisende in Erwägung gezogen werde.«

»Wenn ich bei der Auswahl irgendetwas zu entscheiden habe, werden Sie auf jeden Fall zu einer solchen Delegation gehören.«

Von den Spinnenwölfen, deren Schiffe unverändert auf den Sprungpunkt nach Pele zuhielten, war noch immer keine Antwort gekommen, als endlich eine Reaktion der Enigmas zu sehen war. »Das Schiff dreht bei«, sagte Desjani. »Das sieht so aus, als ob… Ich wette, der geht auf Abfangkurs zu uns. Oder er kommt uns so nahe, dass die Distanz höchstens ein paar Lichtminuten beträgt.«

»Ein Späher«, überlegte Geary. »Er hängt sich an uns dran, damit er den aktuellen Status mit Überlichtgeschwindigkeit melden kann. Auf die Weise wissen die Enigma-Oberen in diesem System viel eher, was wir vorhaben. Das Gleiche haben sie schon gemacht, als wir zuvor durch ihre Systeme geflogen sind.«

»Das deutet nicht darauf hin, dass sie das Hypernet-Portal kollabieren lassen wollen«, machte Desjani deutlich.

»Nein, es spricht eher dafür, dass sie uns beobachten und dafür sorgen werden, dass wir so schnell von hier verschwinden, wie wir gekommen sind.«

»Also wollen sie, dass wir nach Pele weiterfliegen«, fügte Desjani hinzu und versetzte seiner wachsenden Erleichterung einen gehörigen Dämpfer.

»Falls ja, wird es ihnen noch leid tun, wenn wir da eintreffen.«

Als die Spinnenwölfe bereits den Sprungpunkt erreicht hatten und dort verschwunden waren, wurde die Allianz-Flotte immer noch von dem Enigma-Schiff verfolgt. Fünfzehn Minuten später wechselten auch Gearys Schiffe in den Sprungraum, das Sternensystem Hua verschwand, an seine Stelle trat das endlose Nichts.

»Fünf Tage«, bemerkte Desjani. »Wie Neeson gesagt hat: Wenn eine Streitmacht nach Midway unterwegs ist, haben die Enigmas bei Hua sie längst wissen lassen, dass wir hinter ihnen sind.«

»Ich weiß. Fünf Tage.« Diesmal verspürte er keine Angst bei der Frage, was sie bei Pele erwarten mochte. Vielmehr war er von dem Willen erfasst, sich mit dem letzten Hindernis zwischen dieser Flotte und dem von Menschen besiedelten Gebiet zu befassen.

Sie verließen den Sprungraum, alle Waffen feuerbereit, die Nerven bis zum Zerreißen gespannt, weil sie sehen wollten, was sie bei Pele erwartete.

»Sie sind hier«, sagte Desjani.

»Nicht mehr lange«, erwiderte Geary.

Die Enigma-Flotte befand sich weit rechts von der Allianz-Flotte, fast drei Lichtstunden von dem Punkt entfernt, an dem die Menschen in das System gekommen waren. Die Enigmas waren mit 0,16 Licht auf dem Weg zum Sprungpunkt nach Midway und entfernten sich damit von Gearys Kriegsschiffen. Sie hatten kaum mehr als eine Stunde Flug vor sich, dann würden sie in den Sprungraum wechseln können. Da das Licht von der Ankunft der Allianz-Flotte ihre Position erst in drei Stunden erreichte, würden die Aliens bereits den Sprung nach Midway unternommen haben, ohne etwas davon mitzubekommen, dass die Menschen Pele erreicht hatten und dicht hinter ihnen her waren.

Allerdings hätte sie das auch nicht von ihrem Vorhaben abbringen können, ihre Befehle zu befolgen und Midway anzufliegen, um dort so viel Schaden wie möglich anzurichten, ehe Gearys Flotte sie eingeholt hatte.

»Zweihundertzweiundzwanzig Enigma-Kriegsschiffe«, merkte Desjani an. »Ich schätze, mehr konnten sie auf die Schnelle nicht zusammenbekommen.«

»Ja, ich…« Geary brach mitten im Satz ab, da er sich an etwas erinnerte. »Dreihundertdreiunddreißig.«

»Was?«

»Die Leute, die wir vom Gefängnisasteroiden der Enigmas gerettet haben… ihre Zahl betrug stets dreihundertdreiunddreißig. Und jetzt besteht diese Enigma-Flotte aus zweihundertzweiundzwanzig Schiffen.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Dann gefällt es ihnen wohl, Ziffern zu wiederholen.«

»Offensichtlich ja. Ich frage mich nur, warum das so ist.«

»Ist das wichtig?«

»Wenn ich sie begreifen will, ist es wichtig.« Er sah, wie Desjani eine abfällige Miene darüber aufsetzte, dass er sich immer noch die Mühe machte, die Enigmas verstehen zu wollen. »Captain, je mehr ich über sie weiß, umso überlegener bin ich ihnen, und umso leichter kann ich einschätzen, was sie tun werden. Diese Enigma-Streitmacht erreicht Midway einige Stunden vor uns. Ich würde gern herausfinden, wie wir sie bei unserer Ankunft im System ablenken können, damit wir eine Chance haben, sie zu stoppen, bevor sie zu viel Unheil anrichten.«

»Gut, ich muss zugeben, das ist ein plausibler Grund, um mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Aber ganz gleich, was sie denken und wie viele Stunden Vorsprung sie haben, es hängt viel davon ab, was wir tun.« Desjani sah ihn an und wartete auf seine Entscheidung.

Er wusste, worauf sie anspielte, und er wusste auch, dass sich in diesem Moment jeder Matrose dieser Flotte die gleiche Frage stellte. Würde die Flotte die Verfolgung geschlossen fortsetzen und dabei in Kauf nehmen, dass sie wegen der Schlachtschiffe, der Hilfsschiffe, der Sturmtransporter und des erbeuteten Superschlachtschiffs nur langsam vorankam? Angesichts der großen Zahl an Enigma-Kriegsschiffen war es nur vernünftig, die gesamte Feuerkraft der Flotte zu nutzen. Doch das konnte bedeuten, dass sie zu spät nach Midway gelangten, um dort noch etwas zu bewirken.