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»…sondern auch gegen die Enigmas, denen es vermutlich darum geht, alles menschliche Leben in diesem System auszulöschen.«

»Da könnten Sie recht haben«, räumte sie ein.

»Und sie werden wohl auch an unserer Dankbarkeit ihnen gegenüber interessiert sein«, ergänzte Lieutenant Iger. »Damit wir ihnen Unterstützung gegen die Flotte der Syndikatwelten gewähren.«

Geary lehnte sich zurück und dachte über die Optionen nach, während alle anderen warteten. Er spürte, dass sie versuchten, nicht in seine Richtung zu schauen, während Sekunde um Sekunde verstrich.

»Wir sind vor zwanzig Minuten hier eingetroffen. In zehn Minuten wird die Enigma-Streitmacht unsere Ankunft sehen können. Sie sind hier und warten darauf, uns zu vernichten. Ich gehe davon aus, dass sie bei unserem Anblick sofort Kurs auf uns nehmen und beschleunigen, um uns in eine Schlacht hineinzuziehen.«

Desjani nickte. »Das sehe ich auch so. Was sollen wir also machen?«

»Wir fliegen ihnen entgegen, Captain, und prügeln auf sie ein, und dann verpassen wir ihnen einen Tritt, der sie mit solcher Wucht in ihr eigenes Territorium zurückschickt, dass sie erst bei Pandora zum Stehen kommen.«

Er wusste, diese Worte würden sich in der Flotte herumsprechen, zumindest in jenem Teil der Flotte, die nach Midway vorausgeflogen war. Nach den begeisterten Rufen zu urteilen, die bereits jetzt durch die Korridore der Dauntless hallten, würden sie wohl überall auf Zustimmung stoßen. »An alle Einheiten: Hier spricht Admiral Geary. Beschleunigen Sie sofort auf 0,15 Licht.«

Dann rief er General Charban: »General, diese Nachricht, die Sie zusammengestellt haben und mit der wir den Enigmas das Angebot machen wollen, dass wir sie in Ruhe lassen, wenn sie uns in Ruhe lassen… senden Sie sie an die Enigma-Streitmacht, auch wenn ich nicht erwarte, dass sie auf dieses Angebot eingehen werden. Aber ich will es zumindest versucht haben.«

Charman nickte betrübt. »Ich glaube auch, dass sie mindestens noch eine deutliche Lektion benötigen, um zu begreifen, dass sie ihre Absichten uns gegenüber nicht mit Gewalt durchsetzen können. Die Nachricht wird sofort gesendet, Admiral. Sollte irgendeine Reaktion darauf erfolgen, werde ich Sie umgehend davon unterrichten.«

Geary aktivierte wieder das Fenster, in dem Lieutenant Iger wartete. »Lieutenant, finden Sie über die Lage im System so viel wie möglich heraus. Stellen Sie fest, wer tatsächlich das Sagen hat, und wie sich derjenige verhält. Bringen Sie einfach alles in Erfahrung, das meine Entscheidung über unsere weitere Vorgehensweise auf die eine oder andere Art beeinflussen könnte.«

Iger salutierte, dann verschwand sein Bild.

Als die Hauptantriebseinheiten der Schlachtkreuzer, der Leichten Kreuzer und der Zerstörer der Verfolgergruppe hochfuhren, sah Geary, dass sich neben ihm ein weiteres Fenster öffnete. Zu sehen war darin nur Text, der auf den ersten flüchtigen Blick den Eindruck eines offiziellen Dokuments erweckte. Dann begann eine Stimme den Text vorzulesen, während zeitgleich die gerade aktuelle Passage farblich hervorgehoben wurde. »Die Flottenvorschriften bestimmen, dass kein Schiff mit einem Brennstoffzellenbestand von weniger als siebzig Prozent an einem Gefecht teilnehmen darf, da sichergestellt sein muss, dass genügend Energiereserven vorhanden sind, um auf jede denkbare Situation reagieren zu können. Jede Einheit, die einen Bestand von siebzig Prozent erreicht, muss umgehend…«

Endlich fand Geary die Taste, mit der er die Ansage abstellen konnte.

Gleich darauf begann sie, die Aufforderung zu wiederholen.

Abermals betätigte er die Taste.

Die Stimme unternahm einen dritten Anlauf, Geary hielt die Taste gedrückt und ließ sie erst wieder los, als er sich sicher war, dass die vom Hauptquartier in den Flottensystemen installierte Subroutine ins Koma gefallen war. Er überprüfte die Statusanzeigen für die Flotte und stellte fest, dass die Zerstörer nach dem Sprint durch Pele zum Teil die genannte Marke bereits erreicht hatten oder sich zügig darauf zubewegten.

»Probleme?«, fragte Desjani hörbar beunruhigt, da sie wohl fürchtete, es könnten wieder Komplikationen mit dem Komm-System aufgetreten sein.

»Stabsinfektion«, erwiderte Geary und verwendete die übliche Bezeichnung für in Flottensystemen installierte Pflichtsubroutinen, damit Vorschriften und Bestimmungen des Hauptquartiers beachtet wurden. »Die Brennstoffzellen der Zerstörer nähern sich der Siebzig-Prozent-Marke.«

»Oh nein«, rief Desjani in gespieltem Entsetzen. »Was werden Sie jetzt machen? Die Flotte umkehren lassen? Die Enigmas bitten, das anstehende Gefecht solange aufzuschieben, bis wir die Vorgaben aus den Flottenvorschriften wieder erfüllen?«

»Nein.« Er tippte auf seine Komm-Kontrollen. »An alle Einheiten: Hier spricht Admiral Geary. Ich übernehme volle Verantwortung für die Brennstoffzellenbestände auf allen Schiffen der Flotte. Sie werden auf meinen ausdrücklichen Befehl hin weiter an allen erforderlichen Kampfhandlungen teilnehmen. Dieser Befehl wird zu den Akten genommen.«

»Dafür kann man Sie vor ein Kriegsgericht stellen, das wissen Sie ja«, kommentierte Desjani.

»Habe ich auch schon gehört.«

Ihre nächste Bemerkung wurde jäh unterbrochen, da die Gesandte Rione die Brücke betrat und zielstrebig zu Geary ging, um sich neben seinen Platz zu stellen. »Was haben Sie vor?«, fragte sie.

»Ich werde die Enigmas besiegen«, antwortete er knapp. »Ich halte das für nötig.«

»Und dann? CEO Boyens wird Sie zweifellos fragen, ob Sie ihm dabei helfen, in diesem System ›die Ordnung wiederherzustellen‹.«

»Ich werde ihn nicht daran hindern können, mich zu fragen.«

Rione warf ihm einen wütenden Blick zu. »Admiral, wir brauchen dieses Sternensystem. Es ist nicht nur unser Portal ins Gebiet der Enigmas, sondern auch der einzige uns bekannte Weg zu den von den Spinnenwölfen kontrollierten Gebieten.«

»Glauben Sie mir, Madam Gesandte, ich bin mir dieser Tatsache völlig bewusst.« Geary tippte mit den Fingern auf seine Armlehne. »Wollen Sie mir als Nächstes sagen, dass ich Boyens helfen muss, dieses System wieder unter die Kontrolle der Syndikatwelten zu bringen?«

»Ich will Ihnen sagen, Admiral, dass in diesem System bereits eine große Schlacht eingeleitet worden ist, die alles hier ganz erheblich in Mitleidenschaft ziehen könnte. Ein Kampf zwischen Syndik-Loyalisten und Rebellen würde höchstwahrscheinlich zu noch schwereren Schäden führen. Wir brauchen kein Sternensystem, das von einem Bürgerkrieg in Stücke gerissen und dann zerstört wird, nur weil es vor den Enigmas gerettet werden sollte.«

»Ich habe Ihre Bedenken zur Kenntnis genommen, Madam Gesandte«, gab Geary in kühlem Tonfall zurück. »Ich werde mich bemühen, alle Zerstörungen auf Objekte, Personen und Orte zu beschränken, die für die Allianz nicht von Bedeutung sind.«

Rione reagierte mit versteinerter Miene, doch als sie sich vorbeugte, um aus nächster Nähe auf ihn einzureden, waren ihrer Stimme die Gefühlsregungen deutlich anzuhören. »Verdammt, hören Sie mir gefälligst zu, Black Jack. Mag ja sein, dass sie glauben, Sie könnten im Moment tun, was immer Ihnen in den Sinn kommt. Aber Tatsache ist, dass ein einziger falscher Schritt alles zerstören könnte.«

»Ich bin mir dessen durchaus bewusst«, entgegnete er leise. »Und ich bin mir sicher, wenn ich eine Meuterei innerhalb meiner Flotte auslösen will, dann muss ich meinen Schiffen nur den Befehl erteilen, den Syndikatwelten dabei zu helfen, die Ordnung wiederherzustellen. Selbst wenn mich so etwas moralisch nicht abstoßen würde, wäre meine Flotte nicht bereit, einen solchen Befehl auszuführen. Nicht mal, wenn er von Black Jack kommt.«

Sie richtete den Zeigefinger auf sein Display. »Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso Boyens sich in der Nähe des Hypernet-Portals aufhält, Admiral?«

»Natürlich. Er bleibt für den Fall da, dass die Enigmas die lokale Bevölkerung auslöschen, weil er dann so tun kann, als hätten er und seine Flotte tapfer gekämpft, um dann schnell durch das Hypernet-Portal zu entkommen«, erwiderte er.