Diana Gabaldon
Outlander – Ein Hauch von Schnee und Asche
Roman
Aus dem Englischen von Barbara Schnell
Über dieses Buch
Im Jahr 1772 stehen die Vorzeichen in der Neuen Welt auf Krieg: Claire macht sich große Sorgen um ihren geliebten Ehemann: Zwar hat sie, die als Zeitreisende aus dem 20. Jahrhundert Wissen über die Zukunft besitzt, Jamie davor gewarnt, dass die amerikanischen Kolonien bald um ihre Unabhängigkeit kämpfen und diesen Krieg gewinnen werden, und Jamie hat sich um politische Neutralität bemüht. Doch nun bittet ihn der Gouverneur von North Carolina, das Hinterland für die britische Krone zu einen. Wird Jamie, wie schon in seiner schottischen Heimat, erneut auf der Seite der Verlierer stehen? Und was hat es mit jenem Zeitungsartikel aus der Zukunft auf sich, der von Claires und Jamies Tod bei einer Feuersbrunst berichtet?
»Genau das ist die Outlander-Reihe: Historisch korrekt und trotzdem frisch, lustvoll und üppig erzählt.« Neue Westfälische
Inhaltsübersicht
Widmung
Prolog
Erster Teil
Zwiegespräch mit Unterbrechungen
Die Hütte der Holländer
Halte deine Freunde dicht bei dir
Eine Schlange in Eden
Die Schatten, die das Feuer wirft
Ein Hinterhalt
James Fraser, Indianeragent
Zweiter Teil
Opfer eines Massakers
Die Schwelle zum Krieg
Die Pflicht ruft
Blutbild
Weitere Wunder der Wissenschaft
In guten Händen
Das Volk der Snowbird
Bis zum Hals im Wasser
Dritter Teil
Le Mot Juste
Die Grenzen der Macht
Brumm!
Heuernte
Gefährliche Geschenke
Es zündet
Verhext
Anästhesie
Rühr mich nicht an
Asche zu Asche
Vierter Teil
Die Zukunft im Blick
Die Mälzerei
Verwünschungen
Gut, wirklich
Der Gefangene
Und dann zu Bett
Der Galgen ist viel zu schade
In welchem Mrs. Bug Hand anlegt
Beweisstück A und Beweisstück B
Fünfter Teil
Laminaria
Winterwölfe
Le Maître des Champignons
Ein Teufel in der Milch
Ich bin die Auferstehung
Sechster Teil
Im Märzen der Bauer
Der Büchsenmacher
Generalprobe
Heimatlose
Scottie
Böses Blut
Von nun an ging’s bergab
Wenn du zum Weibe gehst …
Judasohren
Des Nordwinds Gift
Auf Messers Schneide
Berufen
Disneyland
Siebter Teil
Prinzipien
Ein Empfang für Flora MacDonald
Wendigo
Teer und Federn
Pastors Heimkehr
Achter Teil
»Liebet einander«
Fröhliche Brautschau
Der apokalyptische Reiter geht um
Pestilenz
Amöben
Der Augenblick der Entscheidung
Ich bin die Auferstehung, Teil 2
Der Augenblick der Deklaration
Dunkelheit steigt auf
Wer zuletzt lacht
Neunter Teil
Junge Wilde
Die Biberattacke
Emily
Black Pudding
Lug …
… und Trug
So romantisch
Läuse
Zehnter Teil
Gefahrvolle Korrespondenz
Der achtzehnte April
Reine Männersache
Alarm
Die Welt steht kopf
Im Zweifel für den Angeklagten
Nicht das Ende der Welt
Neue Deklarationen
Im Salatbeet
Die geraubte Braut
Prioritäten
Die Gerechtigkeit ist mein, sagt der Herr
Im Sog des Skandals
Der Mond ist aufgegangen
Sechsundvierzig Bohnen für mich
Gar kein dummer Plan
Amanuensis
In welchem ich eine Dame spiele
Auf und davon
Die Cruizer
Pulver, Verrat und Intrige
Für jemanden, der es wert ist
Elfter Teil
Ein Geist lässt sich nicht fernhalten
Maighistear àrsaidh
Ein Ausflug ans Meer
Nachtwache
Anemone
Das Verhör
Im Bett mit einem Hai
Der verlorene Sohn
Stelldichein
Neumond
Ganz schön groß
Was man schwarz auf weiß in der Zeitung liest
Der Geruch von Licht
Der einundzwanzigste Januar
Eidbrecher
Die Geister von Culloden
Zwölfter Teil
Amanda
Finger aus der Nase!
Der Neunte Graf von Ellesmere
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang
Bedauerlich
Muss i denn …
Ginge es nur um mich selbst …
Eine Brücke über den Abgrund
Der Wächter
Die Rückkehr des Wilden
Eigentum des Königs
Epilog I: Lallybroch
Epilog II: Der Teufel im Detail
Danksagung
Dieses Buch ist
Charles Dickens,
Robert Louis Stevenson,
Dorothy L. Sayers,
John D. MacDonald
und
P. G. Wodehouse
gewidmet.
Prolog
Die Zeit hat viele Eigenschaften, die man auch Gott nachsagt.
Da ist die Tatsache, dass sie schon immer existiert hat und nie ein Ende nimmt. Da ist die Vorstellung der Allmacht – denn gegen die Zeit hat schließlich nichts Bestand, oder?
Kein Berg, keine Armee.
Und dann heilt die Zeit natürlich alle Wunden.
Lässt man einer Sache nur genug Zeit, so erledigt sich jedes Problem;
jeder Schmerz lässt nach, jede Strapaze findet ein Ende, jeder Verlust Linderung.
Asche zu Asche, Staub zu Staub. Bedenke, Mensch, dass du aus Staub bist und wieder zu Staub werden wirst.
Und wenn die Zeit Gott ähnlich ist, muss die Erinnerung wohl der Teufel sein.
Erster Teil
Kriegsgrollen
Kapitel 1
Zwiegespräch mit Unterbrechungen
Der Hund witterte sie zuerst. Da es so dunkel war, spürte Ian Murray nur, wie Rollo neben seinem Oberschenkel plötzlich den Kopf hob und die Ohren spitzte. Er legte dem Hund die Hand auf den Hals und fühlte seine warnend gesträubten Haare.
Sie waren so gut aufeinander eingespielt, dass er gar nicht bewusst »Menschen« dachte, sondern gleich die andere Hand an sein Messer legte und reglos dalag. Atmete. Lauschte.
Im Wald war kein Laut zu hören. Bis zur Dämmerung waren es noch Stunden, und die Luft war so still wie in einer Kirche, während Nebel wie Weihrauch langsam vom Boden aufstieg. Er hatte sich zum Ausruhen auf den umgestürzten Stamm eines riesigen Tulpenbaums gelegt, denn er wurde lieber von Waldläusen gekitzelt als von Feuchtigkeit durchdrungen. Er ließ die Hand auf dem Hund liegen und wartete.
Rollo knurrte, ein leises, unablässiges Grollen, das Ian kaum hören, aber gut spüren konnte, weil sein Arm die Vibrationen weiterleitete und jeden Nerv seines Körpers in Alarmbereitschaft versetzte. Er hatte nicht geschlafen – er schlief kaum noch des Nachts –, doch er hatte geruht, zum Himmel aufgesehen und war in seine übliche Diskussion mit Gott vertieft gewesen.
Die Ruhe war mit Rollos Bewegung dahin. Ian setzte sich behutsam auf und schwang die Beine seitlich über den halb verwesten Baumstamm. Sein Herz schlug jetzt schnell.
Rollos Ausdruck blieb unverändert warnend, doch sein großer Kopf wanderte jetzt und folgte etwas Unsichtbarem. Es war eine mondlose Nacht; Ian konnte die schwachen Umrisse der Bäume und die beweglichen Schatten der Nacht sehen, sonst aber nichts.
Dann hörte er sie. Etwas Lebendiges zog vorüber. Ein gutes Stück entfernt, aber es kam mit jeder Sekunde näher. Er stand auf und trat leise in die Schwärze am Fuß einer Kastanie. Ein Schnalzen mit der Zunge, und Rollo stellte das Knurren ein und folgte ihm, lautlos wie der Wolf, der sein Vater gewesen war.