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Sie häufte genug Heu für ein Kopfkissen auf, breitete ihr zusammengefaltetes Halstuch darüber – sie würden morgen den ganzen Tag Heu aus ihren Kleidern picken – und legte sich, an Jemmy geschmiegt, nieder. Wenn sich einer der Jungen im Schlaf rührte oder übergab, würde sie es merken und wach werden.

Das Lagerfeuer war jetzt niedergebrannt; es huschte nur noch ein flackernder Saum aus Feuer über die glühenden Kohlen, und die Laternen, die auf dem ganzen Hof standen, waren alle ausgegangen oder aus Sparsamkeit gelöscht worden. Gitarre und Sänger waren verstummt. Jetzt, da der Schutzwall aus Licht und Geräuschen fehlte, kam die Nacht heran und breitete Flügel aus kalter Stille über den Berg. Die Sterne über ihr brannten hell, doch sie waren nur Stecknadelköpfe, Jahrtausende entfernt. Sie schloss die Augen vor der Unendlichkeit der Nacht und beugte den Kopf vor, um ihre Lippen auf Jems Kopf zu drücken und seine Wärme festzuhalten.

Sie versuchte, ihre Gedanken für den Schlaf zu ordnen, doch jetzt, da sie nicht mehr durch Gesellschaft abgelenkt war und sie der kräftige Geruch brennenden Holzes umhüllte, stahl sich die Erinnerung zurück, und ihr normales segnendes Nachtgebet verwandelte sich in eine flehende Bitte um Gnade und Schutz.

»Er hat meine Brüder fern von mir getan, und meine Verwandten sind mir fremd geworden. Meine Nächsten haben sich entzogen, und meine Freunde haben mein vergessen.«

Ich werde euch nicht vergessen, sagte sie schweigend zu den Toten. Die Worte kamen ihr erbärmlich vor – so klein und vergeblich. Und doch das Einzige, was in ihrer Macht lag.

Sie erschauerte kurz und nahm Jemmy fester in den Arm.

Ein plötzliches Rascheln im Heu, und Roger legte sich neben sie. Er breitete umständlich seinen Mantel über sie, dann seufzte er erleichtert, legte ihr den Arm um die Taille, und sein Körper entspannte sich vollständig neben ihr.

»Das war ein verflucht langer Tag, nicht wahr?«

Sie pflichtete ihm leise stöhnend bei. Jetzt, da alles still war und es nicht mehr nötig war zu reden, zuzuhören und konzentriert zu sein, schien jede Faser ihrer Muskeln vor Erschöpfung kurz vor der Auflösung zu stehen. Es trennte sie nur eine dünne Lage Heu vom kalten, harten Boden, doch sie spürte, wie der Schlaf sie umspülte wie die Wellen der nahenden Flut, die tröstend und unausweichlich einen Sandstrand hinaufkriechen.

»Hast du etwas zu essen bekommen?« Sie legte ihm eine Hand aufs Bein, und sein Arm spannte sich automatisch an und hielt sie fest.

»Aye, wenn du Bier als Nahrungsmittel gelten lässt. Es gibt viele Leute, die das tun.« Er lachte, und ein warmer Hopfennebel lag in seinem Atem. »Mir fehlt nichts.« Seine Körperwärme kroch allmählich durch die Stoffschichten zwischen ihnen und vertrieb die Kühle der Nacht.

Jemmy strahlte beim Schlafen immer Hitze aus; ihn neben sich liegen zu haben, war so, als hielte man ein Lehmöfchen fest. Doch Roger strahlte noch mehr Hitze aus. Nun, ihre Mutter sagte ja, dass eine Alkohollampe heißer brannte als Öl.

Sie seufzte und kuschelte sich mit dem Rücken an ihn. Sie fühlte sich warm und geschützt. Die kalte Unendlichkeit der Nacht bedrückte sie nicht mehr, jetzt, da sie ihre Familie in ihrer Nähe hatte, wieder zusammen und in Sicherheit.

Roger summte etwas. Es fiel ihr ganz plötzlich auf. Es war keine Melodie, doch sie spürte seine Brust an ihrem Rücken vibrieren. Sie wollte es nicht riskieren, ihn zu stören; das war doch bestimmt gut für seine Stimmbänder. Doch kurz darauf hörte er von selbst auf. In der Hoffnung, dass er wieder anfangen würde, streckte sie die Hand aus, um sein Bein zu streicheln, und gab selbst ein leises, fragendes Summen von sich.

»Hmmm-mmmm?«

Seine Hände umfassten ihre Pobacken und umschlossen sie fest.

»Mmm-hmmm«, sagte er in einem Tonfall, der halb einladend, halb zufrieden klang.

Sie antwortete nicht, sondern machte eine kleine, protestierende Bewegung mit ihren Pobacken. Unter normalen Umständen hätte ihn dies dazu gebracht, sie loszulassen. Er ließ auch los, jedoch nur mit einer Hand, die er wiederum an ihrem Bein entlanggleiten ließ, offenbar um ihren Rock zu fassen zu bekommen und ihn hochzuschieben.

Sie griff hastig nach der wandernden Hand, zog sie an sich und legte sie auf ihre Brust, um anzudeuten, dass sie den Gedanken zu schätzen wusste und ihm den Gefallen unter anderen Umständen nur zu gern tun würde, sie aber nicht den Eindruck hatte, dass dieser Moment –

Normalerweise verstand Roger ihre Körpersprache sehr gut, doch offenbar hatte sich diese Fähigkeit im Whisky aufgelöst. Dies, oder – der Gedanke kam ihr ganz plötzlich – es interessierte ihn einfach nicht, ob sie Lust hatte –

»Roger!«, zischte sie.

Er hatte wieder angefangen zu summen, unterbrochen von leisen Rumpelgeräuschen, wie sie ein Teekessel kurz vor dem Kochen macht. Seine Hand war an ihrem Bein hinunter- und in ihrem Rock wieder hinaufgewandert, lag jetzt heiß auf der Haut ihres Oberschenkels und tastete sich rasch weiter aufwärts – und einwärts. Jemmy hustete und zuckte in ihren Armen, und sie versuchte, Roger vor das Schienbein zu treten, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.

»Gott, bist du schön«, murmelte er in ihren Nacken. »O Gott, so schön. So schön … so … hmmm.« Die nächsten Worte waren an ihre Haut gemurmelt, doch sie meinte, er hätte »schlüpfrig« gesagt. Seine Finger hatten ihr Ziel erreicht, und sie krümmte sich und versuchte, sich ihm zu entwinden.

»Roger«, sagte sie mit leiser Stimme. »Roger, hier sind überall Leute!« Und ein schnarchendes Kleinkind, das wie ein Türstopper vor ihr klemmte.

Er murmelte etwas, worin sie die Worte »dunkel« und »es sieht schon niemand« erkennen konnte, und dann zog sich die tastende Hand zurück – nur um nach einer Rockfalte zu greifen und sie aus dem Weg zu schieben.

Er hatte wieder zu summen begonnen und hielt kurz inne, um »Lieb dich, lieb dich so sehr …« zu murmeln.

»Ich liebe dich auch«, sagte sie und griff hinter sich, um seine Hand zu erwischen. »Roger, hör auf damit

Er hörte auf, legte aber augenblicklich den Arm um sie und packte ihre Schulter. Eine rasche Bewegung, und sie lag auf dem Rücken und blickte zu den fernen Sternen auf, die sofort von Rogers Kopf und Schultern ausgelöscht wurden, als er sich unter lautem Heu- und Kleiderrascheln auf sie wälzte.

»Jem –« Sie suchte tastend nach Jemmy, den das plötzliche Verschwinden seiner Rückenlehne nicht gestört zu haben schien, denn er lag nach wie vor im Heu zusammengerollt wie ein Igel im Winterschlaf.

Jetzt fing Roger auch noch an zu singen, wenn man es denn so nennen konnte. Zumindest intonierte er die Worte eines sehr obszönen schottischen Lieds über einen Müller, der von einer jungen Frau bedrängt wird, die möchte, dass er ihr Korn mahlt. Was er dann auch tut.

»Er warf sie auf die Säcke, dann kriegte sie ihr Korn gemahln, dann kriegte sie ihr Korn gemahln …« Roger sang ihr heiß ins Ohr und drückte sie mit seinem ganzen Gewicht zu Boden, während sich hoch oben die Sterne wie verrückt drehten.

Sie hatte gedacht, seine Beschreibung Ronnies, der »vor Lust stank«, sei nur eine Redewendung gewesen, doch das war offensichtlich nicht der Fall. Nackte Haut traf auf nackte Haut, und es gab kein Halten mehr. Sie keuchte auf. Roger auch.

»O Gott«, sagte er. Er hielt inne und erstarrte für eine Sekunde vor dem Hintergrund des Himmels, dann seufzte er in seiner Ekstase aus Whiskydunst und begann, sich mit ihr zu bewegen, immer noch summend. Es war zum Glück dunkel, wenn auch nicht annähernd dunkel genug. Die Überbleibsel des Feuers überzogen sein Gesicht mit einem gespenstischen Leuchten, und ein paar Sekunden lang sah er aus wie der hübsche schwarze Teufel, als den Inge ihn bezeichnet hatte.

Leg dich zurück, und genieße es, dachte sie. Das Heu raschelte fürchterlich – doch es raschelte überall ringsum, und das Rauschen des Windes, der durch die Bäume im Wald fuhr, war beinahe laut genug, um alles andere zu übertönen.