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»Abgesehen von den allgemeinen hervorragenden Möglichkeiten der Korruption. Ja, ich verstehe.« Ich bürstete ihn ein paar Minuten, bevor ich fragte: »Wirst du es tun?«

»Ich weiß es nicht. Ich muss erst darüber nachdenken. Du hast vorhin den Wilden Westen erwähnt – Brianna hat mir auch schon davon erzählt und von Kuhhirten gesprochen –«

»Cowboys.«

Er tat meine Berichtigung mit einer Handbewegung ab. »Und den Indianern. Es stimmt, nicht wahr – was sie über die Indianer sagt?«

»Wenn sie sagt, dass sie im Lauf des nächsten Jahrhunderts oder so weitgehend ausgerottet werden – ja, da hat sie recht.« Ich strich sein Haar glatt, dann setzte ich mich ihm gegenüber auf das Bett und begann, mir selbst das Haar zu bürsten. »Machst du dir deswegen Gedanken?«

Er runzelte ein wenig die Stirn, während er darüber nachdachte, und kratzte sich geistesabwesend an der Brust, deren gelockte, rotgoldene Haare aus seinem offenen Halsausschnitt lugten.

»Nein«, sagte er langsam. »Nicht genau deswegen. Es ist ja nicht so, dass ich sie mit meinen eigenen Händen ins Jenseits befördern würde. Aber … allmählich ist es so weit, nicht wahr? Der Zeitpunkt, an dem ich vorsichtig vorgehen muss, wenn ich mich zwischen den Fronten bewegen will.«

»Ich fürchte, ja«, sagte ich, und eine beklommene Anspannung setzte sich zwischen meinen Schulterblättern fest. Ich verstand nur zu deutlich, was er meinte. Die Frontverläufe waren noch nicht klar – aber sie wurden bereits festgelegt. Im Auftrag der Krone Indianeragent zu werden, bedeutete, dem Anschein nach Loyalist zu sein – schön und gut für den Moment, da die Rebellenbewegung nicht mehr als eine radikale Randerscheinung war, die in Nestern der Unzufriedenheit auftrat. Doch sehr, sehr gefährlich, da wir uns dem Punkt näherten, an dem die Unzufriedenen die Macht an sich rissen und die Unabhängigkeit erklärten.

Da er wusste, wie die Sache ausgehen würde, durfte Jamie nicht zu lange damit warten, sich auf die Seite der Rebellen zu schlagen – doch wenn er es zu früh tat, riskierte er es, wegen Hochverrats festgenommen zu werden. Keine guten Aussichten für einen Mann, der bereits ein begnadigter Hochverräter war.

»Wenn du natürlich Indianeragent würdest«, sagte ich trotzig, »könntest du ja möglicherweise den einen oder anderen Stamm überreden, die amerikanische Seite zu unterstützen – oder sich zumindest neutral zu verhalten.«

»Das könnte ich vielleicht«, pflichtete er mir mit einem gewissen trostlosen Unterton bei. »Aber ganz abgesehen von der Frage nach der Ehrenhaftigkeit einer solchen Vorgehensweise – das würde doch mit dazu beitragen, sie dem Untergang zu weihen, oder? Glaubst du, ihnen würde das Gleiche bevorstehen, wenn die Engländer gewinnen würden?«

»Sie werden nicht gewinnen«, sagte ich mit leicht gereiztem Unterton.

Er sah mich scharf an.

»Ich glaube dir«, sagte er mit einem ähnlichen Unterton. »Ich habe allen Grund dazu, aye?«

Ich nickte mit zusammengepressten Lippen. Ich wollte nicht über den Aufstand in der Vergangenheit sprechen. Genauso wenig wollte ich über die bevorstehende Revolution sprechen, aber uns blieb kaum eine Wahl.

»Ich weiß es nicht«, antwortete ich und holte tief Luft. »Man kann es nicht sagen – da es ja nicht so gekommen ist –, aber wenn ich raten sollte … dann glaube ich, dass es den Indianern unter britischer Regierung sehr wahrscheinlich besser ergehen würde.« Ich lächelte ihn ein wenig reumütig an.

»Ob du es glaubst oder nicht, es ist dem britischen Empire im Großen und Ganzen gelungen – oder es wird ihm gelingen, sollte ich sagen –, seine Kolonien zu verwalten, ohne deren Eingeborene vollständig auszulöschen.«

»Die Menschen in den Highlands ausgenommen«, sagte er ausgesprochen trocken. »Aye, ich glaube es dir, Sassenach.«

Er stand auf, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, und mir fiel die winzige weiße Strähne ins Auge, die es durchzog, eine bleibende Erinnerung an eine Schusswunde.

»Du solltest dich mit Roger darüber unterhalten«, sagte ich. »Er weiß eine Menge mehr als ich.«

Er nickte, erwiderte aber nichts, sondern zog nur eine kleine Grimasse.

»Apropos Roger, was glaubst du, wohin er mit Brianna gegangen ist?«

»Zu den McGillivrays, nehme ich an«, erwiderte er überrascht. »Um Jem zu holen.«

»Woher weißt du das?«, fragte ich, nicht minder überrascht.

»Wenn sich Unheil zusammenbraut, hat ein Mann seine Familie gern sicher im Blick, aye?« Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich an, dann streckte er den Arm aus und holte sein Schwert vom Kleiderschrank. Er zog es halb aus der Scheide, dann schob er es wieder hinein und legte die Scheide mit gelockertem, greifbarem Schwert sacht wieder an ihren Platz.

Er hatte eine geladene Pistole mitgebracht; sie lag auf dem Waschtisch am Fenster. Auch Gewehr und Vogelflinte waren geladen und hingen an ihren Haken über dem Kamin. Und mit einer kleinen, ironischen Verneigung zog er den Dolch aus seinem Gürtel und steckte ihn zielsicher unter unser Kopfkissen.

»Manchmal vergesse ich das«, sagte ich etwas wehmütig, während ich ihn beobachtete. In unserer Hochzeitsnacht hatte ein Dolch unter unserem Kissen gelegen – und seitdem in vielen anderen Nächten auch.

»Ach ja?« Er lächelte über meine Worte, leicht schief zwar, doch er lächelte.

»Vergisst du es denn nie? Niemals?«

Er schüttelte den Kopf, nach wie vor lächelnd, wenn auch jetzt mit einem Hauch von Bedauern.

»Manchmal wünschte ich, ich könnte es.«

Dieses Zwiegespräch wurde durch lautstarkes Prusten von der anderen Flurseite unterbrochen, dem umgehend wildes Gewühl im Bett, heftiges Fluchen und ein dumpfer Knall folgten, als etwas – wie zum Beispiel ein Schuh – die Wand traf.

»Verfluchte Katze!«, brüllte Major MacDonald. Ich saß da und presste mir die Hände vor den Mund, als das Stampfen nackter Füße unsere Bodendielen vibrieren ließ, kurz darauf die Tür des Majors aufgestoßen wurde und sich dann mit einem Knall wieder schloss.

Auch Jamie hatte im ersten Moment erstarrt dagestanden. Jetzt bewegte er sich ganz vorsichtig und öffnete geräuschlos unsere Tür. Adso hatte den Schwanz zu einem arroganten S aufgestellt und schlenderte herein. Er ignorierte uns hochnäsig, durchquerte das Zimmer, sprang leichtfüßig auf den Waschtisch und setzte sich in die Schüssel, wo er ein Hinterbein ausstreckte und in aller Seelenruhe seine Hoden zu lecken begann.

»Ich habe in Paris einmal einen Mann gesehen, der das konnte«, merkte Jamie an, während er diese Vorstellung mit Interesse beobachtete.

»Gibt es denn Leute, die Geld dafür bezahlen, um sich so etwas anzusehen?« Ich ging davon aus, dass sich niemand nur zum Spaß in der Öffentlichkeit so aufführen würde. Zumindest nicht in Paris.

»Nun ja, es war weniger der Mann. Eher seine Begleiterin, die genauso biegsam war.« Er grinste mich an, und seine Augen glitzerten blau im Kerzenschein. »Als sähe man Würmern bei der Paarung zu, aye?«

»Wie faszinierend«, murmelte ich. Ich sah zum Waschtisch, wo Adso jetzt etwas noch Indiskreteres vollführte. »Du hast Glück, dass der Major nicht bewaffnet schläft, Kater. Am Ende hätte er dich noch zu Hasenpfeffer verarbeitet.«

»Oh, das bezweifle ich. Der gute Donald schläft bestimmt mit einem Messer – aber er weiß auch, mit wem er es sich besser nicht verscherzt. Es ist doch wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass du ihm Frühstück machen würdest, nachdem er deine Katze zerlegt hat.«

Ich blickte zur Tür. Die Matratzengeräusche und die unterdrückten Flüche auf der anderen Flurseite waren verstummt; der Major, der die Routine des Berufssoldaten besaß, befand sich bereits wieder auf dem Weg ins Traumland.

»Wohl nicht. Du hattest recht damit, dass er sich eine Stellung beim neuen Gouverneur erschleichen würde. Was der wahre Grund für seinen Wunsch ist, dass du politisch weiterkommst, nehme ich an?«

Jamie nickte, hatte aber sichtlich kein Interesse mehr daran, MacDonalds Drahtziehereien zu erörtern.