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»Ich hatte recht, nicht wahr? Das heißt, du bist mir etwas schuldig, Sassenach.«

Er betrachtete mich mit einem Blick, in dem etwas Spekulatives heraufdämmerte, und ich hoffte nur, dass es nicht zu sehr durch seine Erinnerungen an die wurmähnlichen Pariser inspiriert worden war.

»Oh?« Ich musterte ihn argwöhnisch. »Und, äh, was genau …?«

»Nun ja, ich habe es noch nicht bis ins Detail ausgearbeitet, aber ich denke, für den Anfang solltest du vielleicht auf dem Bett liegen.«

Das klang nach einem recht vernünftigen Anfang. Ich legte die Kissen am Kopfende aufeinander – nachdem ich zuvor den Dolch entfernt hatte – und machte mich daran, auf das Bett zu klettern. Doch dann hielt ich inne und bückte mich stattdessen, um den Bettschlüssel nachzuziehen und so die Seile zu spannen, die die Matratzenunterlage bildeten, bis das Bettgestell ächzte und die Seile wie eine Bogensehne surrten.

»Sehr vorausschauend, Sassenach«, lobte Jamie belustigt hinter mir.

»Erfahrung«, teilte ich ihm mit und kroch auf Händen und Füßen über das frisch nachgezogene Bett. »Ich bin schon so oft am Ende einer Nacht mit dir in die Matratze eingerollt aufgewacht und hatte den Hintern fünf Zentimeter über dem Boden hängen.«

»Oh, ich gehe davon aus, dass dein Hintern ein Stück höher hinauskommen wird«, versicherte er mir.

»Oh, ich darf oben liegen?« Ich sah der ganzen Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich war schrecklich müde, und ich genoss das in Aussicht gestellte Vergnügen zwar grundsätzlich, doch ich hatte über zehn Stunden auf einem verflixten Pferd gesessen, und die für beide Tätigkeiten benötigten Oberschenkelmuskeln zitterten jetzt noch krampfhaft.

»Vielleicht später«, sagte er und kniff die Augen nachdenklich zusammen. »Leg dich zurück, Sassenach, und zieh dein Hemd hoch. Dann öffne die Beine für mich, braves Mädchen … nein, ein bisschen weiter, aye?« Er begann, sich – absichtlich langsam – das Hemd auszuziehen.

Ich seufzte und rutschte ein wenig mit dem Hintern hin und her, um eine Stellung zu finden, in der ich keinen Krampf bekommen würde, wenn ich sie zu lange einhalten musste.

»Falls du vorhast, was ich glaube, das du vorhast, wird es dir noch leidtun. Ich habe ja nicht einmal richtig gebadet«, sagte ich tadelnd. »Ich bin furchtbar schmutzig und rieche nach Pferd.«

Er war jetzt nackt und hob einen Arm, um abschätzend daran zu riechen.

»Oh? Nun ja, ich auch. Das macht nichts; ich mag Pferde.« Er hatte jede Verzögerungstaktik aufgegeben, hielt jedoch inne, um sein Arrangement zu prüfen und mich beifällig zu betrachten.

»Aye, sehr schön. Also, wenn du jetzt die Hände über den Kopf legen und dich am Bettgestell festhalten würdest …«

»Das würdest du nicht tun!«, sagte ich und senkte dann die Stimme, während ich unwillkürlich zur Tür blickte. »Nicht, während MacDonald direkt gegenüber schläft.«

»O doch, das würde ich«, versicherte er mir, »und ich würde mich den Teufel um MacDonald und ein Dutzend andere scheren.« Doch er hielt inne, betrachtete mich nachdenklich, und im nächsten Moment seufzte er und schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er leise. »Nicht heute Nacht. Du denkst bestimmt noch an den armen Teufel aus Holland und seine Familie, nicht wahr?«

»Ja. Du nicht?«

Er setzte sich mit einem Seufzer neben mir auf das Bett.

»Ich gebe mir alle Mühe, es nicht zu tun«, sagte er ganz offen. »Aber diese frisch Verstorbenen ruhen nicht sehr sanft in ihren Gräbern, oder?«

Ich legte ihm die Hand auf den Arm, erleichtert, weil er es ebenso empfand. Die Nachtluft schien unruhig und voller Geister zu sein, und ich hatte den ganzen ereignisreichen, beunruhigenden Abend lang die bedrückende Traurigkeit dieses verlassenen Gartens mit seiner Gräberreihe gespürt.

Es war eine Nacht, in der man besser die Sicherheit eines Hauses suchte mit einem schönen Feuer im Kamin und Menschen in der Nähe. Das Haus regte sich, und die Fensterläden ächzten im Wind.

»Ich will dich, Claire«, sagte Jamie leise. »Ich brauche dich … wenn du willst?«

Hatten sie die Nächte vor ihrem Tod so verbracht, fragte ich mich? Friedlich und kuschelig in ihren vier Wänden hatten Mann und Frau im Bett aneinandergelegen und sich flüsternd unterhalten, ohne die geringste Ahnung zu haben, was die Zukunft bringen würde. In meiner Erinnerung sah ich die langen weißen Oberschenkel der Frau, als der Wind darüber wehte und kurz den Blick auf die kleine, lockige Stelle dazwischen freigab, die Scham unter ihrem Schleier aus braunem Haar weiß wie Marmor, ihr Saum versiegelt wie bei einer Jungfrauenstatue.

»Ich brauche dich auch«, sagte ich genauso leise. »Komm her.«

Er beugte sich über mich und öffnete zielsicher die Schnur am Hals meines Hemdes, so dass der abgetragene Leinenstoff wie verwelkt von meinen Schultern sank. Ich versuchte, den Stoff festzuhalten, doch er fing meine Hand auf und hielt sie an meiner Seite fest. Mit einem Finger schob er das Hemd weiter hinunter, dann löschte er die Kerze, und in der Dunkelheit, die nach Wachs, Honig und dem Schweiß der Pferde duftete, küsste er mich auf Stirn und Augen, Wangen, Lippen und Kinn und fuhr auf dieselbe Weise langsam mit sanften Lippen bis zum Rücken meiner Füße fort.

Dann richtete er sich auf und saugte lange an meinen Brüsten, und ich ließ meine Hand an seinem Rücken entlangfahren und legte sie auf seine Pobacken, die nackt und verletzlich der Dunkelheit ausgesetzt waren.

Hinterher lagen wir gemütlich wie Würmer verschlungen da, und das einzige Licht im Zimmer kam von der Glut des heruntergebrannten Feuers im Kamin. Ich war so müde, dass ich spüren konnte, wie mein Körper in die Matratze sank, und wünschte mir nichts mehr, als weiter und weiter in die willkommene Schwärze des Vergessens zu sinken.

»Sassenach?«

»Hm?«

Ein Augenblick des Zögerns, dann fand seine Hand die meine und umfasste sie.

»Du würdest das nicht tun, was sie getan hat, oder?«

»Wer?«

»Sie. Die Holländerin.«

Kurz vor dem Einschlafen aufgeschreckt, fühlte ich mich so benommen und verwirrt, dass selbst das Bild der in ihre Schürze gehüllten Toten mir irreal erschien und mich auch nicht mehr verstörte als die zufälligen Fragmente der Realität, die mein Hirn über Bord warf, während es vergeblich versuchte, sich über Wasser zu halten, als ich mich in die Tiefen des Schlafs sinken ließ.

»Was denn? Ins Feuer fallen? Ich werde mir Mühe geben«, versicherte ich ihm gähnend. »Gute Nacht.«

»Nein. Wach auf.« Er schüttelte mir sanft den Arm. »Sprich mit mir, Sassenach.«

»Ng.« Es kostete mich beträchtliche Mühe, doch ich schob Morpheus’ verführerische Arme von mir und ließ mich auf die Seite kullern, so dass ich ihn ansehen konnte. »Mm. Mit dir reden. Über –?«

»Die Holländerin«, wiederholte er geduldig. »Wenn ich ums Leben käme, würdest du doch nicht hingehen und deine ganze Familie töten, oder?«

»Was?« Ich rieb mir mit der freien Hand über das Gesicht und versuchte, zwischen den dahintreibenden Schlaffetzen zu begreifen, was er meinte. »Wessen ganze … oh. Du glaubst, sie hat es absichtlich getan? Sie vergiftet?«

»Das glaube ich, ja.«

Seine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, doch sie holten mich ins Bewusstsein zurück. Ich lag einen Moment schweigend da, dann streckte ich die Hand aus, um mich zu vergewissern, dass er wirklich da war.

Er war es; ein großes, greifbares Objekt, sein glatter Hüftknochen warm und lebendig unter meiner Hand.

»Es könnte doch genauso gut ein Unfall gewesen sein«, sagte ich mit leiser Stimme. »Du kannst es nicht mit Sicherheit sagen.«

»Nein«, gab er zu. »Aber ich muss es mir ununterbrochen vorstellen.« Er drehte sich unruhig auf den Rücken.

»Die Männer sind gekommen«, sagte er leise zu den Deckenbalken. »Er hat sich gewehrt, und sie haben ihn an Ort und Stelle umgebracht, auf seiner eigenen Türschwelle. Und als sie sah, dass ihr Mann nicht mehr da war … Ich glaube, sie hat den Männern gesagt, sie müsste zuerst den Kleinen etwas zu essen machen, bevor … Und dann hat sie Krötenschwämme in den Eintopf gemischt und ihn den Kindern und ihrer Mutter gegeben. Sie hat die beiden Männer mit sich gerissen, aber ich glaube, das ist der Unfall gewesen. Sie hatte nur vor, ihm zu folgen. Sie wollte ihn nicht allein lassen.«