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»Ja, M’m. Ist ein Indianer und heißt Manoke.«

»Hmm.« Umschlingen, festziehen, zuknoten. »Ich werde das Rezept für den Rosinenkuchen aufschreiben, dann könnt Ihr es ihm mitnehmen. Kocht er Yamswurzeln oder Bohnen? Bohnen sind sehr gut für diesen Zweck.«

»Ich glaub schon, Ma’am, aber Seine Lordschaft –«

Ich hatte die Fenster geöffnet, um zu lüften – Bobby war zwar nicht schmutziger als der Durchschnitt, aber er war mit Sicherheit auch nicht sauberer –, und an diesem Punkt hörte ich Geräusche an der Wegmündung; Stimmen und Harnischklingeln.

Bobby hörte es auch. Er blickte wild zum Fenster und spannte den Hintern an, als wollte er vom Tisch springen wie ein Grashüpfer. Ich packte ihn am Bein, überlegte es mir dann aber anders. Es gab keine Möglichkeit, das Fenster zu verdecken, außer mit den Fensterläden, und ich brauchte das Licht.

»Na dann, steht auf«, sagte ich zu ihm. Ich ließ sein Bein los und griff nach einem Handtuch. »Ich werde nachsehen, wer es ist.« Er folgte dieser Anweisung blitzschnell, kletterte vom Tisch und langte hastig nach seiner Hose.

Ich trat gerade rechtzeitig auf die Veranda, um die beiden Männer zu begrüßen, die gerade ihre Maultiere über das letzte, anstrengende Stück des Abhangs und dann auf unseren Hof führten. Richard Brown und sein Bruder Lionel aus dem nach ihnen benannten Dorf Brownsville.

Ich war überrascht, sie zu sehen; von Fraser’s Ridge aus waren es gute drei Tagesritte bis Brownsville, und es herrschte wenig Austausch zwischen den beiden Siedlungen. Bis Salem war es mindestens genauso weit, aber dorthin ritten die Männer sehr viel häufiger; die Deutschlutheraner waren nicht nur fleißig, sondern sie waren auch gute Handelspartner, die Honig, Öl, eingelegten Fisch und Felle gegen Käse, Töpferwaren, Hühner und anderes Kleinvieh eintauschten. Soweit ich wusste, handelten die Einwohner von Brownsville nur mit billigen Tauschwaren für die Cherokee und brauten ein ziemlich minderwertiges Bier, das den Ritt nicht lohnte.

»Guten Tag, Mistress.« Richard, der kleinere und ältere der beiden Brüder, berührte seine Hutkrempe, ohne den Hut jedoch zu ziehen. »Ist Euer Gatte daheim?«

»Er ist draußen beim Heuschober und gerbt Felle.« Ich wischte mir die Hände sorgfältig an dem Handtuch ab, das ich mitgenommen hatte. »Kommt hinten herum zur Küche; ich habe Apfelwein für Euch.«

»Macht Euch keine Mühe.« Ohne Umschweife wandte er sich ab und umrundete zielstrebig das Haus. Lionel Brown, der ein wenig größer war als sein Bruder, das Haar kurz trug und keinen Hut hatte, nickte mir kurz zu und folgte ihm.

Sie hatten ihre Maultiere mit hängenden Zügeln stehengelassen, offenbar, damit ich mich um sie kümmerte. Die Tiere schlenderten jetzt gemächlich über den Hof und blieben hier und dort stehen, um von dem langen Gras am Wegrand zu fressen.

»Hmpf!«, sagte ich und sah den Gebrüdern Brown funkelnd nach.

»Wer ist das?«, sagte eine leise Stimme hinter mir. Bobby Higgins war aus dem Haus gekommen und blinzelte mit seinem gesunden Auge um die Ecke der Veranda. Bobby war Fremden gegenüber misstrauisch – kein Wunder nach seinen Erlebnissen in Boston.

»Nachbarn, oder was man so nennt.« Ich sprang von der Veranda und packte eins der Maultiere am Zaum, weil es nach dem Pfirsichschössling schnappte, den ich vor der Veranda gepflanzt hatte. Da ihm diese Einmischung nicht passte, quiekte es mir ohrenbetäubend ins Gesicht und versuchte, mich zu beißen.

»Hier, Ma’am, lasst mich das machen.« Bobby, der bereits die Zügel des anderen Maultiers in der Hand hatte, beugte sich vor, um mir das Zaumzeug aus der Hand zu nehmen. »Ruhe jetzt!«, sagte er zu dem widerspenstigen Maultier. »Halt den Mund, oder du kriegst den Stock zu spüren!«

Bobby war Fußsoldat gewesen, das war nicht zu übersehen. Seine Worte klangen zwar kühn, passten aber nicht zu seinem zögerlichen Auftreten. Er ruckte anstandshalber an den Zügeln des Maultiers. Dieses legte prompt die Ohren an und biss ihn in den Arm.

Er schrie und ließ die Zügel beider Tiere los. Clarence, mein eigenes Maultier, hörte den Lärm, grüßte lauthals von seiner Koppel herüber, und die beiden fremden Maultiere trotteten prompt mit schlackernden Steigbügeln in diese Richtung davon.

Bobby war nicht schlimm verletzt, obwohl der Biss durch die Haut gegangen war; Blutflecken sickerten durch den Ärmel seines Hemdes. Ich schlug gerade den Stoff zurück, um mir die Stelle anzusehen, als ich Schritte auf der Veranda hörte. Ich blickte auf und sah Lizzie mit alarmierter Miene dort stehen, einen großen Holzlöffel in der Hand.

»Bobby! Was ist passiert?«

Bei ihrem Anblick richtete er sich blitzartig auf, nahm eine lässige Haltung an und strich sich eine braune Haarlocke aus der Stirn.

»Ah, oh! Nichts, Miss. Kleine Schwierigkeit mit diesen Söhnen Belials. Keine Angst, es geht schon.«

Woraufhin er die Augen verdrehte und ohnmächtig umfiel.

»Oh!« Lizzie huschte die Stufen hinunter, kniete sich neben ihn und tätschelte ihm eindringlich die Wange. »Geht es ihm gut, Mrs. Fraser?«

»Weiß der Himmel«, sagte ich unverblümt. »Aber ich glaube schon.« Bobby schien normal zu atmen, und ich fand einen anständigen Pulsschlag in seinem Handgelenk.

»Sollen wir ihn ins Haus tragen? Oder meint Ihr, ich soll eine brennende Feder holen? Oder den Ammoniakgeist aus dem Sprechzimmer? Oder Brandy?« Lizzie erinnerte mich an eine ängstliche Hummel, die auf der Stelle schwebt, bereit, in jede beliebige Richtung davonzufliegen.

»Nein, ich glaube, er kommt schon wieder zu sich.« Die meisten Ohnmachtsanfälle dauerten nur ein paar Sekunden, und ich konnte sehen, wie sich seine Brust hob, weil sich seine Atmung vertiefte.

»Ein Schluck Brandy wär nicht verkehrt«, murmelte er, und seine Augenlider begannen zu flattern.

Ich nickte Lizzie zu. Sie ließ ihren Löffel im Gras liegen und verschwand im Haus.

»Ihr fühlt Euch wohl ein wenig schlapp, wie?«, erkundigte ich mich mitfühlend. Seine Armverletzung war nicht mehr als ein Kratzer, und ich hatte ihm mit Sicherheit nichts angetan – zumindest nicht körperlich –, das einen Schockzustand gerechtfertigt hätte. Was stimmte hier nicht?

»Weiß nicht, Ma’am.« Er versuchte, sich aufzusetzen, und da er zwar leichenblass war, ihm aber ansonsten nichts zu fehlen schien, ließ ich ihn gewähren. »Es ist nur, ab und zu sehe ich diese Flecken, die wie ein Bienenschwarm um mich herumschwirren, und dann wird alles schwarz.«

»Ab und zu? Das war nicht das erste Mal?«, fragte ich scharf.

»Ja, M’m.« Sein Kopf wackelte wie eine Sonnenblume im Wind, und ich schob ihm eine Hand unter die Achsel, bevor er wieder umfiel. »Seine Lordschaft hoffte, Ihr wüsstet etwas, damit es aufhört.«

»Seine Lord– oh, er wusste von den Ohnmachtsanfällen?« Nun, natürlich wusste er das, wenn Bobby regelmäßig vor seiner Nase in Ohnmacht fiel.

Er nickte und holte tief und keuchend Luft.

»Doktor Potts hat mich zur Ader gelassen, zweimal die Woche, aber es schien nicht zu helfen.«

»Wohl kaum. Ich hoffe, er war Euch bei Euren Hämorrhoiden eine größere Hilfe«, merkte ich trocken an.

Ein zarter Hauch von Rosa – der arme Junge hatte ja kaum genug Blut, um anständig rot zu werden – stieg in seinen Wangen auf, und er wandte den Blick ab und heftete ihn auf den Löffel.

»Äh … ich … äh … davon habe ich niemandem erzählt.«

»Nicht?« Das überraschte mich. »Aber –«

»Wisst Ihr, es war nur der Ritt. Aus Virginia.« Der rosafarbene Fleck wuchs. »Ich hätte es mir nicht anmerken lassen, aber nach einer Woche auf diesem verdammten Pferd – bitte um Verzeihung, Ma’am – hatte ich solche Schmerzen … ich hätte es nicht verheimlichen können.«

»Dann wusste Lord John auch nichts davon?«

Er schüttelte heftig den Kopf, so dass ihm die zerzausten Locken wieder in die Stirn fielen. Ich ärgerte mich fürchterlich – über mich selbst, weil ich Lord Johns Beweggründe offensichtlich falsch eingeschätzt hatte, und über Lord John, weil ich mir seinetwegen jetzt wie ein Idiot vorkam.