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»Sie konnte sie nicht bei sich behalten«, sagte ich. »Die Gallbeerenarznei. Nicht, dass ich ihr das vorwerfe«, fügte ich hinzu und leckte mir vorsichtig die Unterlippe. Nachdem sie sich zum ersten Mal übergeben hatte, hatte ich das Mittel selbst probiert. Meine Geschmacksknospen waren immer noch in Aufruhr; noch nie war mir eine Pflanze mit einem passenderen Namen untergekommen, und dadurch, dass ich sie zu Sirup verkochte, hatte sich der Geschmack nur noch stärker konzentriert.

Jamie schnupperte kräftig, als ich mich umdrehte.

»Hast du ihr Erbrochenes abbekommen?«

»Nein, das war Bobby Higgins«, sagte ich. »Er hat Hakenwürmer.«

Er zog die Augenbrauen hoch.

»Möchte ich das hören, während ich esse?«

»Mit Sicherheit nicht«, sagte ich und setzte mich mit dem Brotlaib, einem Messer und einem Keramiktöpfchen mit weicher Butter hin. Ich riss ein Stück ab, bestrich es dick mit Butter und gab es ihm, dann nahm ich mir selbst eins. Meine Geschmacksknospen zögerten, schwankten aber, kurz davor, mir den Gallbeerensirup zu verzeihen.

»Was hast du denn gemacht?«, fragte ich, denn langsam wurde ich so wach, dass ich wieder funktionierte. Er machte einen müden, aber zuversichtlicheren Eindruck als vorhin, als er aus dem Haus gegangen war.

»Habe mich mit Roger Mac über Indianer und Protestanten unterhalten.« Er betrachtete stirnrunzelnd das halb gegessene Stück Brot in seiner Hand. »Stimmt etwas nicht mit dem Brot, Sassenach? Es schmeckt merkwürdig.«

Ich machte eine entschuldigende Handbewegung.

»Tut mir leid, das liegt an mir. Ich habe mich ein paar Mal gewaschen, aber ich habe es offensichtlich nicht ganz wegbekommen. Vielleicht solltest du die Brote lieber schmieren.« Ich schob das Brot mit dem Ellbogen zu ihm hinüber und wies auf den Buttertopf.

»Hast was nicht wegbekommen?«

»Nun, wir haben es immer wieder mit dem Sirup versucht, aber es hat nichts genützt; Lizzie konnte ihn einfach nicht bei sich behalten, die Arme. Aber dann ist mir eingefallen, dass man Chinin auch durch die Haut aufnehmen kann. Also habe ich den Sirup mit Gänseschmalz vermischt und sie damit eingerieben. O ja, danke.« Ich beugte mich vor und biss vorsichtig in das mit Butter bestrichene Stück Brot, das er mir hinhielt. Meine Geschmacksknospen ergaben sich dankbar, und mir wurde klar, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte.

»Und das hat gewirkt?« Er sah zur Decke auf. Mr. Wemyss und Lizzie teilten sich das kleinere Zimmer im ersten Stock, doch oben war alles still.

»Ich glaube schon«, sagte ich und schluckte. »Irgendwann ist das Fieber gesunken, und jetzt schläft sie. Wir machen damit weiter; wenn das Fieber in zwei Tagen nicht wiederkehrt, wissen wir, dass es funktioniert.«

»Das ist ja gut.«

»Nun ja, und dann waren da noch Bobby und seine Hakenwürmer. Zum Glück habe ich Ipecacuanha und Terpentin.«

»Zum Glück für die Würmer oder für Bobby?«

»Eigentlich für keinen von beiden«, sagte ich und gähnte. »Aber ich gehe davon aus, dass es klappt.«

Er lächelte schwach und entkorkte eine Flasche Bier, die er sich automatisch unter die Nase hielt. Er befand es für gut und schenkte mir etwas ein.

»Aye, nun ja, es ist tröstlich zu wissen, dass ich die Dinge in deinen kundigen Händen zurücklasse, Sassenach. Übelriechend«, fügte er hinzu und rümpfte seine lange Nase in meine Richtung, »aber kundig.«

»Vielen Dank.« Das Bier war außergewöhnlich gut; Mrs. Bug musste es gebraut haben. Wir nippten eine Weile kameradschaftlich vor uns hin, beide zu müde, um aufzustehen und den Eintopf aufzutischen. Ich beobachtete ihn durch meine Wimpern; das tat ich jedes Mal, wenn er im Begriff war, eine Reise anzutreten, um mir bis zu seiner Rückkehr einen Vorrat kleiner Erinnerungen an ihn anzulegen.

Er sah müde aus, und die kleinen Zwillingsfalten zwischen seinen dichten Augenbrauen verrieten seine leise Sorge. Doch der Kerzenschein glühte auf den kräftigen Knochen seines Gesichts und warf seinen Schatten klar und deutlich hinter ihm an die verputzte Wand, kraftvoll und kühn. Ich sah, wie der Schatten sein Geisterbierglas hob, und das Licht ließ das Schattenglas bernsteinfarben leuchten.

»Sassenach«, sagte er plötzlich und stellte das Glas hin, »wie oft, würdest du sagen, bin ich schon dem Tod nahe gewesen?«

Ich starrte ihn eine Sekunde an, doch dann zuckte ich mit den Achseln und begann zu überlegen, indem ich meine widerstrebenden Synapsen zur Mitarbeit zwang.

»Nun … ich weiß ja nicht, was für schreckliche Dinge dir zugestoßen sind, bevor ich dir begegnet bin, aber … nun ja, in der Abtei warst du furchtbar krank.« Ich sah ihn verstohlen an, doch der Gedanke an das Gefängnis von Wentworth und das, was man ihm dort angetan hatte und damit seine Krankheit verursacht hatte, schienen ihn nicht aus der Fassung zu bringen.

»Hmm. Und in der Zeit nach Culloden – du sagst, du hattest schreckliches Fieber von deinen Verletzungen und hast geglaubt, du könntest sterben, aber Jenny hat dich gezwungen – ich meine, hat dich gesund gepflegt.«

»Und dann hat Laoghaire mich angeschossen«, sagte er ironisch. »Und du hast mich gezwungen, gesund zu werden. Genau wie vor zwei Jahren, als mich die Schlange gebissen hat.« Er überlegte kurz.

»Als kleiner Junge hatte ich die Pocken, aber ich glaube nicht, dass ich in Lebensgefahr war; alle haben gesagt, es war kein schwerer Fall. Nur viermal also?«

»Was ist mit dem Tag, an dem wir uns das erste Mal begegnet sind?«, wandte ich ein. »Da wärst du beinahe verblutet.«

»Aber nicht doch«, protestierte er. »Das war doch nur ein kleiner Kratzer.«

Ich sah ihn skeptisch an, dann beugte ich mich zum Herdfeuer hinüber und schöpfte einen Löffel des duftenden Eintopfes in eine Schale. Er war mit den Säften von Kaninchen und Rotwild gewürzt, die in einer dicken Soße mit Rosmarin, Knoblauch und Zwiebeln schwammen. Was meine Geschmacksknospen anging, so war jetzt alles vergeben.

»Wie du willst«, sagte ich. »Aber warte – was ist mit deinem Kopf? Als Dougal versucht hat, dich mit der Axt umzubringen. Das macht doch wohl fünf?«

Er runzelte die Stirn und nahm die Schale entgegen. »Aye, da hast du wohl recht«, sagte er, doch es schien ihn irgendwie zu ärgern. »Fünfmal also.«

Ich betrachtete ihn zärtlich über den Rand meines Suppentellers hinweg. Er war sehr groß, stabil und gut gebaut. Und wenn ihn die Umstände ein wenig mitgenommen hatten, so trug das nur zu seinem Charme bei.

»Ich glaube, du bist nicht so einfach totzukriegen«, sagte ich. »Das finde ich sehr beruhigend.«

Er lächelte zögernd, doch dann streckte er die Hand aus, hob sein Glas zum Salut und führte es erst an seine Lippen, dann an die meinen.

»Darauf wollen wir trinken, Sassenach, ja?«

Kapitel 14

Das Volk der Snowbird

Gewehre«, sagte Bird-who-sings-in-the-morning – Vogel-der-am-Morgen-singt. »Sagt Eurem König, wir wollen Gewehre.«

Im ersten Moment unterdrückte Jamie den Drang zu antworten: »Wer will das nicht?«, doch dann gab er diese Zurückhaltung auf – was den Kriegshäuptling so überraschte, dass er verblüfft die Augen zukniff, bevor er dann grinste.

»Ja, wer?« Bird war von kleiner Statur und kräftiger Gestalt, und er war jung für sein Amt – aber gerissen, und seine Umgänglichkeit verschleierte seine Intelligenz nicht. »Das sagen sie Euch alle, die Kriegshäuptlinge in allen Dörfern, wie? Natürlich tun sie das. Was antwortet Ihr ihnen?«

»Was ich kann.« Jamie zog eine Schulter hoch, dann ließ er sie wieder fallen. »Handelswaren ganz gewiss, Messer sehr wahrscheinlich – möglicherweise auch Gewehre, aber das kann ich noch nicht versprechen.«

Sie sprachen einen Cherokeedialekt, der ihm nicht sehr vertraut war, und er hoffte, er hatte den richtigen Weg gewählt, um Wahrscheinlichkeit auszudrücken. Wenn es beiläufig um Tauschhandel oder um die Jagd ging, kam er mit der üblichen Sprache zurecht, doch hier würde es nicht um Beiläufigkeiten gehen. Er warf einen kurzen Blick auf Ian, der ihm genau zuhörte, doch offenbar sagte er das Richtige. Ian besuchte die Dörfer in der Nähe von Fraser’s Ridge regelmäßig; er wechselte genauso problemlos in die Sprache der Tsalagi wie in seine gälische Muttersprache.