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»Nun gut.« Bird machte es sich ein wenig bequemer. Die Zinnbrosche, die ihm Jamie zum Geschenk gemacht hatte, glitzerte an seiner Brust, und der Feuerschein flackerte über die breiten, liebenswürdigen Flächen seines Gesichtes hinweg. »Berichtet Eurem König von den Gewehren – und sagt ihm, warum wir sie brauchen, wie?«

»Das hättet Ihr gern, dass ich ihm das sage, nicht wahr? Glaubt Ihr, er wird bereit sein, Euch Gewehre zu schicken, mit denen Ihr seine eigenen Leute umbringen könnt?«, fragte Jamie trocken. Das Eindringen weißer Siedler in das Cherokeeland jenseits der Vertragsgrenze war ein wunder Punkt, und er riskierte einiges, indem er direkt darauf anspielte, anstatt die anderen Gründe anzusprechen, warum Bird Gewehre brauchte; um sein Dorf vor Raubzügen zu schützen – oder um selbst auf Raubzüge zu gehen.

Bird antwortete mit einem Achselzucken.

»Wir können sie auch ohne Gewehre umbringen, wenn wir wollen.« Er zog die Augenbraue hoch und spitzte die Lippen, während er abwartete, was Jamie dazu sagen würde.

Er vermutete, dass Bird ihn schockieren wollte, und nickte nur.

»Natürlich könnt Ihr das. Ihr seid so klug, es nicht zu tun.«

»Noch nicht.« Birds Lippen entspannten sich zu einem charmanten Lächeln. »Sagt das dem König – noch nicht.«

»Seine Majestät wird sich freuen zu hören, dass Euch so an seiner Freundschaft liegt.«

Bei diesen Worten brach Bird in Gelächter aus und wiegte sich vor und zurück, und sein Bruder Still Water, der neben ihm saß, grinste breit.

»Ihr gefallt mir, Bärentöter«, sagte er, als er sich wieder erholte. »Ihr seid ein Spaßvogel.«

»Ich könnte einer werden«, sagte Jamie auf Englisch und lächelte. »Mit der Zeit.«

Jetzt prustete Ian leise vor Belustigung, und Bird fixierte ihn scharf, bevor er den Blick wieder abwendete und sich räusperte. Jamie sah seinen Neffen mit hochgezogener Augenbraue an, und dieser erwiderte seinen Blick mit einem harmlosen Lächeln.

Still Water beobachtete Ian genau. Die Cherokee begrüßten sie beide mit Respekt, doch Jamie hatte sogleich bemerkt, dass sie mit einer gewissen Anspannung auf Ian reagierten. Für sie war Ian ein Mohawk – und er machte ihnen Angst. Wenn er ehrlich war, glaubte er manchmal selbst, dass es einen Teil von Ian gab, der nicht aus Snaketown zurückgekehrt war und es eventuell auch niemals würde.

Doch Bird hatte ihm eine Möglichkeit eröffnet, sich nach etwas zu erkundigen.

»Ihr habt großen Kummer mit Menschen, die in Euer Land eindringen, um es zu besiedeln«, sagte er und nickte mitfühlend. »Natürlich tötet Ihr diese Menschen nicht, da Ihr klug seid. Aber nicht jeder ist so klug, oder?«

Birds Augen verengten sich eine Sekunde.

»Worauf wollt Ihr hinaus, Bärentöter?«

»Ich höre von Bränden, Tsisqua.« Er sah seinem Gegenüber fest in die Augen, achtete aber darauf, jeden anklagenden Unterton zu vermeiden. »Der König hört von brennenden Häusern, von getöteten Männern und geraubten Frauen. Das missfällt ihm.«

»Hmp«, sagte Bird und presste die Lippen aufeinander. Allerdings sagte er nicht, er selbst hätte davon nichts gehört, und das war interessant.

»Zu viele solcher Geschichten, und der König schickt womöglich Soldaten, um seine Leute zu beschützen. Wenn er das tut, wird er sich kaum wünschen, dass sie sich Gewehren gegenübersehen, die er selbst verschenkt hat«, erklärte Jamie in aller Logik.

»Und was sollen wir sonst tun?«, wandte Still Water aufgebracht ein. »Sie überqueren die Vertragsgrenze, bauen Häuser, legen Felder an und nehmen das Wild. Wenn Euer König seine Leute nicht dort halten kann, wo sie hingehören, wie kann er dann Einwände haben, wenn wir unser Land verteidigen?«

Bird machte eine kleine, beschwichtigende Geste mit der Hand, ohne seinen Bruder anzusehen, und Still Water verstummte, wenn auch trotzig.

»Nun, Bärentöter. Ihr werdet dem König diese Dinge mitteilen, nicht wahr?«

Jamie neigte ernst den Kopf. »Das ist meine Aufgabe. Ich spreche zu Euch vom König, und ich überliefere dem König Eure Worte.«

Bird nickte nachdenklich, dann winkte er mit der Hand Essen und Bier herbei, und das Gespräch ging nachdrücklich zu neutralen Themen über. Für heute Abend war das Geschäftliche erledigt.

Es war spät, als sie Tsisquas Haus verließen und sich in das kleine Gästehaus begaben. Er hatte das Gefühl, dass es weit nach Mondaufgang war, doch es war kein Mond zu sehen; eine dumpf leuchtende Wolkendecke hing am Himmel, und der Wind brachte Regengeruch mit.

»O Gott«, sagte Ian und stolperte gähnend. »Mein Hintern ist eingeschlafen.«

Jamie ließ sich anstecken und gähnte ebenfalls, doch dann kniff er die Augen zu und lachte. »Aye, nun ja. Mach dir nicht die Mühe, ihn zu wecken; der Rest kann sich ja gleich anschließen.«

Ian schnalzte verächtlich mit den Lippen.

»Nur weil der Häuptling sagt, dass du ein Spaßvogel bist, Onkel Jamie, würde ich es noch lange nicht glauben. Er wollte nur höflich sein, weißt du?«

Jamie ignorierte diese Bemerkung und bedankte sich murmelnd auf Tsalagi bei der jungen Frau, die ihnen den Weg zu ihrem Quartier gezeigt hatte. Sie reichte ihm einen kleinen Korb – dem Duft nach mit Äpfeln und Maisbrot – und wünschte ihnen leise »Gute Nacht, schlaft gut«, bevor sie in der feuchten, unruhigen Nacht verschwand.

Nach der Kühle der frischen Luft kam ihm die kleine Hütte stickig vor, und er blieb einen Moment in der Tür stehen, um den Wind zu genießen, der sich zwischen den Bäumen hindurchbewegte, und zu beobachten, wie er sich wie eine riesige, unsichtbare Schlange durch die Kiefernzweige wand. Ein Wasserspritzer landete in seinem Gesicht, und er empfand den großen Genuss eines Mannes, dem klarwird, dass es regnen wird und er die Nacht nicht im Freien verbringen muss.

»Wenn du dich morgen am allgemeinen Geplauder beteiligst, Ian, hör dich um«, sagte er, als er gebückt in die Hütte trat. »Teile den Leuten – taktvoll – mit, dass der König zu gern wüsste, wer zum Teufel hier Blockhäuser in Brand steckt – so gern, dass er als Belohnung möglicherweise ein paar Gewehre herausrückt. Wenn sie es selbst waren, werden sie dir nichts sagen – aber wenn es ein anderer Stamm war, tun sie es vielleicht.«

Ian nickte und gähnte erneut. In einem Ring aus Steinen brannte ein kleines Feuer, dessen Rauch zu einem Abzug oben in der Decke aufstieg und bei dessen Licht an der einen Wand der Hütte eine mit Fellen bedeckte Schlafplattform zu sehen war, neben der ein zweiter Stapel Felle und Decken auf dem Boden lag.

»Lass uns eine Münze werfen, wer das Bett bekommt, Onkel Jamie«, sagte Ian. Er steckte die Hand in den Beutel an seiner Taille und brachte einen zerkratzten Shilling zum Vorschein. »Such’s dir aus.«

»Zahl«, sagte Jamie. Er stellte den Korb auf den Boden und löste den Gürtel seines Plaids. Er sank ihm als warmer Stoffberg um die Beine, und er schüttelte sein Hemd aus. Der Leinenstoff fühlte sich zerknittert und schmutzig an, und er konnte sich riechen; Gott sei Dank, dass dies das letzte Dorf war. Noch eine Nacht, höchstens zwei, dann konnten sie heimkehren.

Ian fluchte, als er die Münze aufhob.

»Wie machst du das? Jeden Abend sagst du Zahl, und jeden Abend kommt Zahl.«