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Dieser Gedanke ließ mich zum Haus zurückblicken. Es war jetzt völlig dunkel, nur sämtliche Parterrefenster leuchteten. Flammen tanzten in der offenen Tür. Das Haus sah aus wie eine gigantische Kürbislaterne.

»Ihr seid Mistress Fraser, nehme ich an?« Die untersetzte, bärtige Person beugte sich über mich und sprach mich mit sanftem schottischem Rollen an.

»Ja«, sagte ich. Allmählich kam ich wieder zu mir. »Wer seid Ihr, und wo ist Jamie?«

»Hier, Sassenach.« Jamie kam aus der Dunkelheit gestolpert und setzte sich mit einem Plumps neben mich. Er wies mit der Hand auf den Schotten. »Darf ich dir Mr. Alexander Cameron vorstellen, besser bekannt als Scottie?«

»Euer Diener, Ma’am«, sagte dieser höflich.

Ich betastete zögerlich mein Haar. Es war büschelweise zu spröden Fäden versengt. Doch immerhin hatte ich noch welches.

Ich spürte eher, wie Jamie am Haus hinaufblickte, als dass ich es sah. Ich folgte seiner Blickrichtung und sah eine dunkle Gestalt im Fenster der ersten Etage, eingerahmt von der schwachen Glut der Flammen im unteren Stockwerk. Er rief etwas in der unverständlichen Zunge und fing an, Gegenstände aus dem Fenster zu werfen.

»Und wer ist das?«, fragte ich mit einem mehr als nur ansatzhaft surrealen Gefühl.

»Oh.« Jamie rieb sich das Gesicht. »Das ist Goose

»Oh, natürlich«, sagte ich und nickte. »Wenn er da oben bleibt, ist er aber bald Gänsebraten.« Das kam mir schrecklich komisch vor, und ich krümmte mich vor Lachen.

Offenbar war es aber nicht so witzig, wie ich gedacht hatte; sonst schien es niemand komisch zu finden. Jamie stand auf und rief der dunklen Gestalt etwas zu. Diese winkte lässig und tauchte wieder im Zimmer ab.

»In der Scheune ist eine Leiter«, sagte Jamie ruhig zu Scottie, und sie verschwanden in der Dunkelheit.

Das Haus brannte eine ganze Weile ziemlich langsam; es gab nicht viel Brennbares in der unteren Etage, abgesehen von den Büchern und Papieren in Jamies Studierzimmer. Eine hochgewachsene Gestalt schoss zur Tür hinaus. Mit der einen Hand zog sie sich den Hemdkragen über die Nase, mit der anderen hielt sie den Hemdschoß wie eine Tasche hoch.

Ian trat zu mir, sank keuchend auf die Knie und ließ ein Häuflein kleiner Gegenstände aus seinem Hemdschoß fallen.

»Das war leider alles, was ich erwischen konnte, Tante Claire.« Er hustete ein paarmal und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. »Weißt du, wie das passiert ist?«

»Es ist nicht wichtig«, sagte ich. Die Hitze nahm jetzt zu, und ich kämpfte mich auf die Knie hoch. »Komm mit, wir müssen Arch weiter wegtragen.«

Die Wirkung des Äthers war jetzt zum Großteil verflogen, doch ich war mir immer noch eines heftigen Gefühls der Unwirklichkeit bewusst. Ich hatte nur kaltes Quellwasser zur Verfügung, um die Verbrennungen zu behandeln, doch ich badete Archs Hals und Hände damit, die schlimme Brandblasen hatten. Mrs. Bugs Haare waren angesengt, doch genau wie ich war sie von ihren schweren Röcken weitgehend geschützt worden.

Weder sie noch Arch sagten ein Wort.

Amy McCallum kam angerannt, bleich in der Glut des Feuers; ich trug ihr auf, die Bugs in Briannas Hütte zu bringen – die jetzt ihr gehörte – und um Gottes willen die Jungen nicht in die Nähe zu lassen. Sie nickte und ging. Zusammen mit Mrs. Bug stützte sie Arch, dessen Gestalt zwischen ihnen hing.

Niemand machte sich die Mühe, die Leichen Donners und seiner Komplizen aus dem Haus zu holen.

Ich konnte sehen, wie das Feuer im Treppenhaus Fuß fasste; die Fenster im oberen Stock glühten plötzlich auf, und kurz darauf konnte ich Flammen im Herzen des Hauses sehen.

Es begann, in dichten, schweren, lautlosen Flocken zu schneien. Innerhalb einer halben Stunde waren der Boden, die Bäume und das Gebüsch weiß gepudert. Die Flammen leuchteten rot und golden und spiegelten sich sanft glühend im weißen Schnee wider; die ganze Lichtung schien vom Schein des Feuers erfüllt zu sein.

Irgendwann gegen Mitternacht stürzte das Dach ein. Die glühenden Dachbalken krachten, und ein gewaltiger Funkenregen sprühte hoch in die Nacht hinaus. Der Anblick war so schön, dass alle, die es sahen, in ein ehrfürchtiges »Ooooh!« ausbrachen.

Jamies Arm legte sich fest um mich. Wir konnten die Blicke nicht abwenden.

»Was für ein Datum haben wir heute?«, fragte ich plötzlich.

Einen Moment runzelte er nachdenklich die Stirn, dann sagte er: »Den einundzwanzigsten Dezember.«

»Und tot sind wir auch nicht. Diese verflixten Zeitungen«, sagte ich. »Die bekommen auch gar nichts richtig hin.«

Das fand er aus irgendeinem Grund sehr komisch und lachte, bis er sich hinsetzen musste.

Kapitel 124

Eigentum des Königs

Den Rest der Nacht verbrachten wir schlafend – oder zumindest in der Horizontalen – auf dem Fußboden der Hütte, zusammen mit den Bugs, Goose und seinem Bruder Light – die beiden verwirrten mich anfangs, indem sie sich als Jamies »Söhne« bezeichneten –, mit Scottie und Ian. Die Indianer – und Alexander Cameron war auch nicht weniger Indianer als die anderen, dachte ich – waren auf dem Weg zu Birds Dorf auf Jamie und Ian gestoßen, die auf der Jagd waren, und sie hatten Jamies Gastfreundschaft angenommen.

»Obwohl der Empfang etwas wärmer war, als wir erwartet hatten, Bärentöter!«, sagte Goose und lachte.

Sie fragten nicht, wer Donner war, und nahmen mit keinem Wort Bezug auf die Männer, die im Leichenfeuer des Hauses verbrannten – sie stellten nur ehrfürchtige Fragen über den Äther und schüttelten erstaunt die Köpfe, während sie das Feuer beobachteten.

Was Jamie anging, so fiel mir auf, dass er sie nicht fragte, warum sie zu Bird unterwegs waren – und ich schloss daraus, dass er nicht hören wollte, dass sich Teile der Cherokee entschlossen hatten, den König zu unterstützen. Er hörte den Gesprächen zu, machte aber kaum eine Bemerkung und verbrachte die Zeit damit, in dem Häufchen der Gegenstände herumzustochern, die Ian aus dem Feuer gerettet hatte – ein paar lose, angesengte Seiten aus meinem Krankenbuch, ein paar Zinnlöffel, eine Form zum Kugelgießen. Doch als er endlich neben mir einschlief, sah ich, dass er die Faust um etwas geschlossen hatte, und als ich es in der Dunkelheit näher betrachtete, erkannte ich den Kopf der kleinen Kirschholzschlange.

Als ich kurz nach Tagesanbruch erwachte, blickte Aidan auf mich herunter. Er hatte Adso auf dem Arm.

»Ich habe Eure Mieze in meinem Bett gefunden«, flüsterte Aidan. »Möchtet Ihr sie haben?«

Ich wollte schon nein sagen, doch dann sah ich den Ausdruck in Adsos Augen. Normalerweise hatte er große Geduld mit kleinen Kindern, doch Aidan hielt ihn um die Mitte gefasst wie einen Sack voll Wäsche, so dass seine Beine in der Luft baumelten.

»Ja«, sagte ich mit vom Rauch heiserer Stimme. »Da – ich nehme ihn.«

Ich setzte mich aufrecht hin, doch nachdem ich den Kater entgegengenommen hatte, sah ich, dass der Großteil des Haushalts noch in Decken gerollt auf dem Boden schlief. Mit zwei unübersehbaren Ausnahmen: Jamie und Arch Bug fehlten. Ich stand auf, borgte mir Amys Umhang, der neben der Tür hing, und ging ins Freie.

Im Lauf der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, doch es lagen fünf oder sechs Zentimeter Schnee. Ich setzte Adso unter der Dachtraufe ab, wo der Boden noch frei war, und drehte mich dann – nach einem tiefen Atemzug der Vorbereitung – um und betrachtete das Haus.

Rauch stieg aus seinen verkohlten Ruinen auf, die sich tintenschwarz und kahl von den weißgepuderten Bäumen dahinter abhoben. Nur eine Hälfte des Hauses war vollständig abgebrannt; die westliche Wand stand noch, genau wie der Schornstein. Der Rest war eine einzige Masse verkohlter Holzbalken und aufgetürmter Asche, die sich bereits grau färbte. Das obere Stockwerk war vollständig verschwunden, und was mein Sprechzimmer betraf …