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Es war das nämlich nichts Anderes als ein Stück Eisen, das die Angaben des Compasses fälschen sollte. Die Magnetnadel wurde hierdurch abgelenkt und statt nach dem magnetischen Nordpol zu zeigen, der von dem Nordpol der Erde nur wenig abweicht, wies sie jetzt nach Nordosten. Die Abweichung betrug demnach vier Striche der Windrose oder mit anderen Worten einen halben rechten Winkel.

Tom erwachte sehr bald aus seiner Betäubung. Seine Augen richteten sich auf den Compaß… er glaubte, er mußte es glauben, daß der »Pilgrim« nicht in guter Richtung segle.

Er drehte also das Steuer so weit, um das Schiff wieder nach Osten zu wenden… er glaubte es wenigstens.

Bei der Abweichung der Nadel aber, welche er nicht voraussetzen konnte, stand das Bugspriet statt nach Osten jetzt nach Südosten.

Der »Pilgrim« segelte also bei dem herrschenden günstigen Winde nicht mehr in der gewünschten Richtung, sondern mit einem Fehler von fünfundvierzig Graden seitlich von seinem Kurse. 

Elftes Capitel.

Sturm.

Während der auf dieses Ereigniß folgenden Woche vom 14. bis 21. Februar trug sich an Bord kein weiterer Zwischenfall zu. Der Nordwestwind frischte noch etwas mehr auf und der »Pilgrim« segelte ziemlich schnell – etwa 160 Meilen binnen vierundzwanzig Stunden – dahin.

Dick Sand’s Voraussetzung nach mußte sich die Brigg-Goëlette nun den Gegenden nähern, durch welche die von einem Erdtheile zum anderen segelnden oder dampfenden Schiffe ziehen. Der Leichtmatrose hoffte tagtäglich einem jener Fahrzeuge zu begegnen und war fest entschlossen, entweder seine Passagiere auf dasselbe überzusetzen, oder sich doch zur Aushilfe einige Matrosen und womöglich auch einen Officier zu erbitten. Leider kam trotz der schärfsten Wachsamkeit kein Segel in Sicht und das Meer blieb öde und verlassen.

Dick Sand nahm das doch ein wenig Wunder. Während seiner drei Fischerei-Campagnen in den australischen Meeren war er schon mehrmals über diesen Theil des Stillen Oceans gekommen. Nur selten kam es in der Länge und Breite, in welcher er sich zu befinden wähnte, vor, daß man nicht ein englisches oder amerikanisches Schiff sah, das entweder vom Kap Horn nach dem Aequator hinauffuhr, oder nach der Endspitze Südamerikas hinabsegelte.

Er bemerkte also auch einen Schatten nicht. (S. 110.)

Freilich wußte Dick Sand weder, noch konnte er es wissen, daß sich der »Pilgrim« schon in weit höherer Breite, d.h. tiefer im Süden befand, als er es annahm.

Das rührte von zweierlei Ursachen her:

Der Leichtmatrose beruhigte immer Mrs. Weldon. (S. 114)

Die erstere bildeten die Triften jener Meeresgegenden, deren Schnelligkeit der Leichtmatrose nur unvollkommen zu schätzen vermochte, und welche das Schiff, ohne daß man darüber klar sein konnte, schon aus seinem rechten Kurse gedrängt hatten.

Die andere beruhte darin, daß die durch Negoro’s Schuld entstandene Mißweisung des Compasses falsche Ablesungen zur Folge hatte, welche Dick Sand seit dem Verluste des zweiten Compasses zu controliren nicht im Stande war. Er hielt deshalb immer südöstlichen Kurs statt östlichen ein, wie er es glaubte und glauben mußte. Die Boussole behielt er immer im Auge. Das Log ward regelmäßig ausgeworfen. Seine beiden Instrumente setzten ihn bis auf eine gewisse Grenze in den Stand, den »Pilgrim« zu führen und die Anzahl der durchlaufenen Meilen abzuschätzen. Aber war das auch hinreichend?

Inzwischen beruhigte der Leichtmatrose immer bestens Mrs. Weldon, welcher diese Fahrt immerhin etwas bedenklich vorkam.

»Wir kommen an, wir kommen sicher an! wiederholte er. Hier oder da werden wir die amerikanische Küste erreichen, der Ort thut ja nicht viel zur Sache; jedenfalls können wir das Land nicht verfehlen.

– Das bezweifle ich nicht, Dick.

– Freilich würde ich noch weit ruhiger sein, Mistreß Weldon, wenn Sie nicht an Bord und wir nur für uns allein verantwortlich wären, indeß…

– Indeß, wenn ich nicht an Bord wäre, fiel Mrs. Weldon ein, wenn sich Vetter Benedict, ich selbst, Jack und Nan nicht auf dem »Pilgrim« eingeschifft hätten und zudem Tom und seine Begleiter nicht von dem Wrack aufgenommen worden wären, Dick, so befänden sich nur zwei Menschen an Bord, Du und Negoro! Was wäre, allein mit diesem übelwollenden Manne, zu dem Du kein Zutrauen haben kannst, aus Dir geworden? Ja sprich, mein Kind, was hätte aus Dir werden sollen?

– Zuerst, antwortete Dick Sand entschlossen, hätte ich Negoro wenigstens unschädlich zu machen gesucht.

– Und Du wärest allein gesegelt?

– Ja… allein… mit Gottes Hilfe!«

Solche vertrauensvolle Worte belebten zwar die Hoffnung Mrs. Weldon’s, dennoch beschlich sie, wenn sie ihren kleinen Jack ansah, eine gewisse Unruhe. Wenn sie als Frau auch nicht verrieth, was sie als Mutter empfand, so gelang es ihr doch nicht immer, eine gewisse Angst niederzukämpfen, die ihr das Herz bedrückte.

War aber der junge Leichtmatrose in seinen hydrographischen Studien auch noch nicht genügend vorgeschritten, um sein Besteck machen (d.i. die jeweilige genaue geographische Lage des Schiffes bestimmen) zu können, so besaß er andererseits doch eine seine Witterung für das bevorstehende Wetter. Das Aussehen des Himmels auf der einen, auf der anderen Seite die Angaben des Barometers machten es ihm möglich, immer auf der Hut zu sein. Kapitän Hull, ein erfahrener Meteorolog, hatte ihm gelehrt, mit diesem Instrumente umzugehen, dessen Vorzeichen so wunderbar verläßlich sind.

Wir geben hier mit kurzen Worten folgende zur nützlichen Beobachtung des Barometers nöthige Anleitung:

1. Wenn das Barometer nach anhaltend schönem Wetter schnell und dauernd sinkt, wird sicher Regen eintreten; war das schöne Wetter vorher von sehr langer Dauer, so kann die Quecksilbersäule des Rohres wohl zwei bis drei Tage sinken, ehe eine Veränderung im Zustande der Atmosphäre eintritt. Je mehr Zeit ferner zwischen dem ersten Fallen des Quecksilbers und dem Beginn des Regens verstreicht, desto länger wird die regnerische Witterung andauern.

2. Steigt das Quecksilber dagegen nach längerem regnerischen und stürmischen Wetter langsam und regelmäßig, so ist ganz sicher schönes Wetter zu hoffen, und dauert dieses ebenso desto länger an, je größer der Zeitraum zwischen seinem Eintritt und dem ersten Steigen des Barometers war.

3. Wenn in beiden obigen Fällen der Witterungswechsel der Bewegung der Quecksilbersäule unmittelbar folgt, so wird diese Veränderung nur kurze Zeit andauern.

4. Wenn das Barometer zwei bis drei Tage oder noch länger langsam, aber continuirlich steigt, so verkündet das schönes Wetter, selbst wenn der Regen während dieser drei Tage nicht aufhört, und vice versa, wenn das Barometer aber unter regnerischer Witterung zwei Tage oder länger stieg und mit dem Eintritte schöner Witterung gleich wieder zu fallen beginnt, so wird letztere nur sehr kurze Zeit anhalten, und vice versa.

5. Im Frühjahr und im Herbste deutet ein rasches Fallen des Barometers auf Wind; im Sommer bei großer Hitze verkündet es Gewitter. Im Winter weist eine rasche Erniedrigung der Barometersäule nach anhaltendem Froste auf eine von Thauwetter und Regen begleitete Veränderung in der Windrichtung hin, ein Ansteigen während anhaltenden Frostes aber verkündigt baldigen Schneefall.

6. Schnelle Veränderungen des Barometerstandes dürfen nie als Prophezeiungen andauernd trockenen oder regnerischen Wetters aufgefaßt werden. Zu derartigen Vorausbestimmungen eignen sich nur die langsamen, aber stetigen Veränderungen des Quecksilberstandes.