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– Gewiß, versicherte der Händler, und Du sollst Dich heute überzeugen, wie es diesen Namen in der That verdient! Jose-Antonio Alvez wird dem Könige Moini Loungga mit einem Punsch aufwarten!…«

Der Trunkenbold schlug freudig in Alvez’ dargebotene Hand ein. Er konnte sich vor Freude kaum zügeln. Seine Frauen und Courtisanen theilten sein Entzücken. Noch niemals hatten sie Branntwein wirklich brennen sehen und glaubten, er werde in vollen Flammen stehend getrunken. Mit dem Verlangen nach Alkohol sollte bei diesen Wilden ja auch gleichzeitig der Durst nach Blut gestillt werden!

Der arme Dick Sand! Welch entsetzlicher Tod erwartete ihn! Denkt man nur an die schrecklichen oder mindestens wunderlichen Folgen der Trunkenheit bei civilisirten Völkern, so kann man wohl ahnen, wozu sie solche Barbaren verführen mag.

Begreiflicher Weise mußte die Aussicht, einen Weißen zu peinigen, sowohl die Eingebornen freudig erregen, wie auch Jose-Antonio Alvez, selbst ein Neger wie jene; ebenso Coumbra, einen Mestizen von schwarzem Blute, und endlich Negoro, den ein wilder Haß gegen alle Menschen seiner Farbe erfüllte.

Der Abend brach herein, ein Abend ohne Dämmerung, der die Nacht dem Tage fast ohne Uebergang folgen ließ, und mit ihm die Stunde der Vorbereitung des Alkohol-Festes.

Gewiß war es eine prächtige Idee von Alvez, Sr. schwarzen Majestät einen Punsch zu offeriren und ihm den Alkohol unter noch unbekannter Form zu zeigen. Moini Loungga war nach und nach der Meinung geworden, das Feuerwasser mache seinem Namen nicht so besondere Ehre. Vielleicht reizte es in Flammen auflodernd die abgestumpften Papillen seiner Zunge etwas besser.

Das Programm der Abendunterhaltung umfaßte also einen Punsch als Anfang und eine Hinrichtung als Ende.

Dick Sand ward in einem dunklen Kerker sicher eingeschlossen, den er nur auf dem Wege zum Tode wieder verlassen sollte. Die übrigen Sklaven sperrte man, ob verkauft oder nicht, einstweilen wieder in die Baracken ein. Auf der Tchitoka blieben nur die Händler zurück, mit ihnen die Havildars und die Soldaten, um auch ihr Theil an dem Punsche zu haben, wenn der König und der Hof überhaupt etwas übrig ließen.

Jose-Antonio Alvez richtete mit Negoro’s Hilfe Alles auf’s Beste zu. Man brachte ein geräumiges Kupferbassin, das etwa 200 Pinten fassen mochte, und stellte es mitten auf dem großen Platze auf. In dieses Bassin wurden ganze Fäßchen mit sehr unreinem, aber desto stärkerem Alkohol entleert. Man schonte weder Zimmt noch Nelken, oder irgend eines der Ingredienzien, die diesen Punsch den Wilden recht schmackhaft machen konnten.

Alle schlossen einen Kreis um den König. Schwankend näherte sich Moini Loungga der Riesen-Bowle. Es hatte den Anschein, als bezaubere ihn diese Kufe voll Branntwein und als wolle er sich ganz hineinstürzen.

Alvez hielt ihn vorsichtig zurück und gab ihm einen angezündeten Docht in die Hand.

»Feuer! rief er mit einer tückischen Miene der Befriedigung.

– Feuer!« wiederholte Moini Loungga, indem er die Flüssigkeit mit der Flamme peitschte.

Wie loderte es da empor und welche Zauberwirkung brachten die über die Oberfläche des Bassins weghüpfenden Flammen hervor! Alvez hatte, jedenfalls um den Alkohol noch etwas schärfer zu machen, demselben einige Hände voll Seesalz zugemischt. Die Gesichter der Umstehenden nahmen dadurch jene eigenthümliche Farbe an, welche die Phantasie den Gespenstern zuschreibt. Die schon vorher halbtrunkenen Neger singen an zu schreien, zu gesticuliren und bildeten, sich an den Händen fassend, einen ungeheuren Ring um den König von Kazonnde.

Alvez rührte mit gewaltigem, metallenem Schöpfeimer die Flüssigkeit um, welche einen grünlich-bleichen Schein auf den halbtrunkenen Kreis warf.

Jetzt schritt Moini Loungga vor. Er nahm den Punschlöffel aus der Hand des Agenten, tauchte ihn in das Bassin und näherte ihn, mit brennendem Punsch gefüllt, seinen Lippen.

Was schrie da der König von Kazonnde so furchtbar auf?

Ein Beispiel von Selbstverbrennung sollte sich hier ereignen. Der König hatte Feuer gefangen wie eine Petroleumkanne. Dieses Feuer verbreitete zwar nur wenig Hitze, zerstörte und verzehrte deshalb aber nicht weniger.

Die eben noch wild tanzenden Eingebornen erstarrten bei diesem Anblick.

Ein Minister Moini Loungga’s stürzte sich auf ihn, um seinen Souverän zu löschen, fing aber, da er nicht weniger alkoholisirt war als sein Gebieter, ebenfalls Feuer.

Unter gleichen Verhältnissen wäre übrigens der ganze Hof Moini Loungga’s in Gefahr gewesen, zu verbrennen.

Alvez und Negoro wußten nicht, wie sie Sr. Majestät helfen sollten. Die erschreckten Frauen hatten die Flucht ergriffen. Auch Coïmbra machte sich, in Berücksichtigung seiner ebenfalls leicht entzündbaren Natur, eiligst aus dem Staube.

Zwei Opfer der wüthendsten Schmerzen wälzten sich der König und sein Minister auf der Erde umher.

Bei solchen durch und durch alkoholisirten Körpern erzeugt die Verbrennung nur eine leichte, bläuliche Flamme, welche Wasser nicht einmal zu löschen vermag. Selbst äußerlich erstickt, würde sie im Innern doch weiter brennen. Wenn alle Gewebe vom Branntwein durchdrungen sind, giebt es eben kein Mittel, der Verbrennung Einhalt zu thun.

Nach wenigen Minuten erlagen Moini Loungga und sein Minister ihren entsetzlichen Qualen, brannten aber auch noch später fort. Bald fand man auf der Stelle, wo sie zusammengebrochen waren, nur noch einige leichte Kohlen, ein paar Stückchen Wirbelsäule, einige Finger und Zehen, welche das Feuer bei einer solchen spontanen Verbrennung nicht verzehrt, aber mit übelriechendem, halb jauchigem Ruße überzieht.

Das war Alles, was vom König von Kazonnde und dessen Minister übrig blieb!

Zwölftes Capitel.

Ein königliches Begräbniß.

Am folgenden Tag, dem 29. Mai, bot die Stadt Kazonnde einen völlig ungewohnten Anblick. Die entsetzten Eingebornen hielten sich in ihren Hütten zurück. Noch niemals hatten sie weder einen König, der sich aus göttlichem Stoffe zu bestehen rühmte, noch einen ganz gewöhnlichen Minister dieses schrecklichen Todes sterben sehen. Wohl hatten sie schon wiederholt ihresgleichen verbrannt und die Aeltesten unter ihnen erinnerten sich noch recht gut der zu jenen Zeiten des noch blühenden Kannibalismus in solchen Fällen getroffenen Maßregeln. Sie wußten, wie schwierig es ist, einen menschlichen Körper gänzlich in Asche zu verwandeln, und hier verbrannten ihr König und sein Minister vor ihren Augen sozusagen aus freien Stücken! Das erschien ihnen und mußte ihnen in der That unerklärlich erscheinen.

Jose-Antonio Alvez verhielt sich ganz still in seinem Hause. Er mochte fürchten, daß man ihn für diesen Zufall verantwortlich machen könnte. Negoro erhielt ihn bezüglich der Vorgänge in der Stadt auf dem Laufenden und rieth ihm, auf seiner Hut zu sein. Kam der Tod Moini Loungga’s auf seine Rechnung, so möchte er sich doch nicht so leicht aus dieser bösen Geschichte herausgewickelt haben.

Da kam Negoro aber ein rettender Gedanke. Mit seiner Unterstützung ließ Alvez das Gerücht aussprengen, daß dieser Tod des Herrschers von Kazonnde ein übernatürlicher sei, dessen der große Manitu nur seine Auserwählten würdige, und die dem Aberglauben ja so sehr ergebenen Eingebornen nahmen dieses Märchen leicht für baare Münze. Die Flammen, welche aus den Körpern des Königs und seines Ministers emporschlugen, wurden zum heiligen Feuer. Nun blieb nur übrig, Moini Loungga noch durch Todtenfeierlichkeiten zu ehren, welche eines zum Range der Götter erhobenen Manneswürdig waren.

Dieses Begräbniß mit all’ seinem Ceremoniell, wie es bei den afrikanischen Völkern gebräuchlich ist, bot Negoro eine höchst günstige Gelegenheit, Dick Sand eine Rolle zuzutheilen. Man würde kaum glauben, was dieser Tod Moini Loungga’s für Blut kostete, wenn die Afrika-Reisenden, vorzüglich Lieutenant Cameron, nicht ähnliche, unzweifelhafte Thatsachen berichteten.