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»Hm, ich glaube, hier sind sie schon mal nicht. Wir müssen woanders suchen.«

»Alles klar! An die Arbeit!« Tom klingt nicht im Geringsten entmutigt, sondern so, als würde ihm die Geschichte hier richtig Spaß machen. Gemeinsam mit Pauli öffnet er vorsichtig die Türen der anderen Schränke in dem kleinen Raum. Aber auch hier: Fehlanzeige!

»Kommt, wir suchen jetzt mal Raum für Raum ab«, schlägt Pauli vor. »Oder hast du noch einen bestimmten Verdacht, Kira? Irgendein Versteck oder so was in der Richtung?«

»Äh … also …« Ich versuche durch Stammeln etwas Zeit zu gewinnen und schiele in Richtung Katze. Fällt ihr noch etwas ein?

Ja, tut es!

»Hm, eine Idee habe ich tatsächlich noch. Vadim hat vor Kurzem die Dielen in der Küche ausgetauscht. Ich habe ihm geholfen. Die Bretter haben so einen Unterbau, eine Art Holzgitter, wo man tatsächlich etwas verstecken könnte. Wir haben noch Witze darüber gemacht, dass das ein gutes Versteck für Schmuck und Geld wäre, wenn wir welches hätten. Vielleicht dort?«

»Äh, wir sollten mal unter die Dielen in der Küche gucken«, schlage ich also vor. »Die sind neu verlegt. Vielleicht können wir eine hochheben. Zigarettenstangen würden jedenfalls drunter passen.«

Wir laufen in die Küche und Tom beginnt, auf den einzelnen Dielen herumzuhämmern. Die dritte oder vierte, die er erwischt, gibt tatsächlich nach. Er zieht sie hoch und: heilige Ölsardine! Zigarettenstangen! Und zwar so viele, dass ich sie gar nicht so schnell zählen kann!

»Bingo!«, jubelt Pauli. »Jetzt haben wir ihn!«

Tom zieht noch eine Diele hoch – das gleiche Bild: wieder jede Menge Zigarettenstangen! Und alle tragen auf der Vorderseite das Bild einer Ziege. »Unsere« Ware, kein Zweifel.

»Schnell, die Kamera und die Zeitung!«, ruft Tom mir zu und ich laufe zurück in den Flur, wo ich den Beutel mit unserer Ausrüstung abgelegt habe. Ich will ihn mir gerade schnappen, als die Wohnungstür geöffnet wird. Nein, das darf nicht wahr sein … das ist doch nicht … Vadim!

Ich bin vor Schreck wie versteinert. Grundgütiger Katzengott! Bitte mach, dass ich mir das alles nur einbilde!

Was Verbrecher mit Schnürsenkeln zu tun haben? Manchmal eine ganze Menge.

Nein, ich bilde es mir leider nicht ein. Vadim steht tatsächlich vor mir. Das heißt, er steht nicht mehr, sondern macht einen Schritt auf mich zu und packt mich stinkwütend am Arm.

»Was soll das?«, schreit er mich an. »Ich denke, du wartest bei Bodos Bootssteg auf mich? Ich bin nur kurz zurückgekommen, weil ich mein Geld vergessen habe – ich wollte dich doch einladen. Also, was machst du hier?« Die Adern an Vadims Hals schwellen bedenklich an, was ihm einen furchterregenden Anblick verleiht.

»Ich, äh, also …« Da habe ich den Heringssalat! Mir fällt absolut nichts ein, womit ich meine Anwesenheit hier sinnvoll erklären könnte. Außer mit der Wahrheit natürlich – aber die würde ich Vadim ungern auf die Nase binden.

Das ist auch leider gar nicht nötig, denn in diesem Moment kommt Tom aus der Küche und stolpert fast über Vadim.

»Oh, Scheibenkleister!«

Vadim blickt zwischen Tom und mir hin und her, dann stürmt er an uns vorbei in die Küche und bleibt vor dem Loch im Boden stehen. Er bückt sich und hebt eine der Zigarettenstangen hoch. Ob der Hauch einer Chance besteht, dass er nicht gleich begreift, was er dort sieht?

»Ach, das habt ihr euch ja fein ausgedacht! Lasst mich raten, der Milchbubi hier ist Joe, richtig? Und jetzt wollt ihr bei den Bullen Alarm schlagen, was? Kira, Kira, das hätte ich dir echt nicht zugetraut!«

Schade. Doof ist Vadim leider nicht. Unseren Plan hat er jedenfalls sofort durchschaut. Über sein Gesicht breitet sich ein Grinsen aus.

»Es wird auch Alarm bei den Bullen geben, das schwöre ich euch. Aber nicht so, wie ihr euch das vorstellt!«

Er packt mich wieder am Arm und zerrt mich ins Schlafzimmer. Völlig verdattert bleibe ich dort stehen und sehe zu, wie er auch Tom und Pauli zu mir in den Raum schubst. Dann verpasst er Kira einen Tritt, sodass sie fauchend zu uns rennt, schmeißt die Tür zu und schließt sie von außen ab. Wir sitzen in der Falle!

»Jetzt hört mir mal gut zu, meine Lieben!«, brüllt Vadim durch die Tür. »Ich werde Anna anrufen und ihr von der kleinen Überraschung erzählen, die hier auf mich gewartet hat. Und dann werde ich ihr klarmachen, dass sie besser zur Polizei geht und endlich ein verdammtes Geständnis ablegt, das zu meiner Aussage passt. Und sie wird es noch ein bisschen ergänzen. Und zwar wird sie sagen, dass ich mit dem ganzen Schmuggel überhaupt nichts zu tun hatte. Dass sie es ganz allein war!«

»Das wird sie niemals tun!«, ruft Tom empört. Vadim grinst.

»Weißt du, ich glaube schon, dass sie das tun wird. Denn sonst sieht sie ihr braves Töchterlein nicht so hübsch wieder, wie sie es gewohnt ist.«

Oh nein, das ist ja eine Katastrophe! Nun haben wir alles viel schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, um Vadim von seinem Plan abzubringen.

»Also, wenn du das zu meiner Mutter sagst, kehrt sie garantiert nie wieder zu dir zurück. Und das ist es doch, was du eigentlich wolltest.«

»Tja, Kira, die Zeiten ändern sich. Inzwischen will ich nur noch, dass deine Mutter die ganze Schuld auf sich nimmt. Das erspart mir mindestens ein Jahr im Knast. Bestimmt Zeit genug, eine andere nette Frau kennenzulernen!« Er lacht laut und bösartig. »Ach, und bevor ihr auf dumme Gedanken kommt: Legt eure Handys auf die Türschwelle, damit ich sie einsammeln kann. Ich zähle bis drei, dann schließe ich noch mal auf. Und wenn ich dann keine Handys dort liegen sehe, werde ich wohl die Katze aus dem Fenster schmeißen müssen, damit ihr wisst, dass ich es ernst meine!«

Geschockt gucken wir uns an. Der ist ja total verrückt! Hektisch kramen wir unsere Handys aus den Taschen.

»So, jetzt noch der Schlüssel! Aber zack, zack!«

Schnell lege ich den Bund neben die Handys auf die Türschwelle. Vadim greift sich die Sachen, dann knallt er die Tür zu und schließt wieder ab. Wir hören seine Schritte im Flur und die Wohnungstür ins Schloss fallen. Er ist tatsächlich gegangen und lässt uns hier eingesperrt zurück.

Eine Weile sagt keiner von uns ein Wort. Schließlich räuspert sich Tom.

»Mann, Mann, Mann – das haben wir aber ganz schön vergeigt. Was machen wir denn jetzt?«

Ich zucke mit den Schultern.

»Weiß nicht.« Am liebsten würde ich auch heulen, füge ich in Gedanken hinzu.

»Sag mal«, fragt mich Pauli, »meinst du, deine Mutter lässt sich tatsächlich von Vadim erpressen?«

»Ich fürchte schon. Welche Mutter würde nicht aus Angst um ihr Kind alles machen, was man von ihr verlangt?«

»He, Winston, nicht aufgeben!«, will Kira mir Mut machen. »Uns wird schon etwas einfallen. Wir müssen auf alle Fälle verhindern, dass meine Mama zur Polizei geht!«

»Ja, aber wie?«, sage ich laut. Tom und Pauli schauen mich verwundert an.

»Redest du mit uns?«, will Pauli wissen.

»Äh, ich habe nur laut gedacht. Ich überlege, wie wir verhindern könnten, dass meine Mutter zur Polizei geht.«

»Ist doch klar: Wir müssen hier so schnell wie möglich raus!«, meint Pauli.

»Richtig. Aber wie sollen wir das machen? Vielleicht die Tür eintreten?«, schlage ich vor. Tom nickt und wirft sich sofort mit vollem Schwung gegen die Zimmertür. Es kracht heftig, sonst passiert nichts.

»Aua!« Tom reibt sich die Schulter. »Die Tür ist bombenfest. Ich glaube nicht, dass wir die aufbekommen. Aber was ist denn mit dem Fenster? Vielleicht können wir rausklettern?«

Wir öffnen es und gucken raus.

»Hm, ziemlich hoch. Eben dritter Stock. Wenn man es auf den Balkon der Nachbarn schafft, kann man sich vielleicht runterhangeln, aber einfach wird das nicht. Und wenn wir runterfallen, sind wir so platt wie Kartoffelbrei«, stellt Pauli trocken fest.