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»Äh, Moment mal – du willst das machen? Warum fragen wir nicht lieber deinen Vater?« Stimmt. Eine berechtigte Frage, die Pauli da aufwirft. Tom allerdings guckt, als läge Pauli total daneben.

»Mann, hast du eine Ahnung, wie teuer dieses Teil ist? Das ist doch kein Spielzeug. Wenn ich meinen Alten frage, ob wir da nicht mal ein Mädchen mit einer Katze reinlegen könnten, zeigt der mir garantiert einen Vogel. Nee, nee – wenn, dann müssten wir das heimlich machen.«

Okay, das leuchtet selbst mir ein. Ich hole tief Luft.

»Gut, dann sollten wir es probieren.«

Tom lacht und hebt die Hand zum High Five. Ich schlage ein, dann klatschen wir uns mit Pauli ab.

»Also abgemacht. Ich besorge heimlich den Praxisschlüssel, und sobald ich den habe, legen wir los. Vielleicht klappt es schon heute Nacht!«

Heute Nacht. Schluck! Hoffentlich weiß Tom wirklich, wie das Teil funktioniert!

Ein Experiment.

Und eine Verabredung: beste Freunde für immer!

Das Ding ist wirklich riesig. Und damit meine ich nicht einfach sehr groß, sondern RIESIG! Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen: Es ähnelt einer großen Liege aus weißem Plastik, ganz so wie das Ding, das Werner auf dem Balkon stehen hat. An einem Ende mündet die Liege allerdings in einen riesigen dicken Plastikzylinder, der vom Boden fast bis zur Decke reicht. Das Zylinderinnere bildet eine lange Röhre, in die die angehängte Liege bestimmt komplett reinpasst. Insgesamt ist das Ding mit Zylinder und Liege so groß, dass man es vermutlich nicht in unser Gästezimmer stellen könnte. Oder jedenfalls nur sehr knapp. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass das Teil so aussieht, als würde es bei Star Wars eine wichtige Rolle spielen. Also irgendwie spacig. Und vor allem: beängstigend! Da soll ich mich reinlegen? Bei dem Gedanken ist mir überhaupt nicht wohl.

Kira geht es ganz ähnlich. Sie maunzt und streicht unruhig um meine Beine. War es wirklich eine gute Idee, nach Ende der Sprechstunde heimlich in die Praxis von Toms Vater zu schleichen? Gerade fühlt es sich gar nicht so an. Eigentlich würde ich lieber wieder von hier verschwinden. Tom hingegen ist bester Dinge. Er streichelt sanft über die glatte Oberfläche der Liege.

»Schickes Baby, oder?« Er lächelt so verzückt, als habe er gerade ein Kleinkind getätschelt. »Und ganz neu. Papa hat ihn erst seit drei Monaten. Er sagt, das sei der beste Magnetresonanztomograf in der Gegend.«

Pauli guckt zweifelnd.

»Ich weiß nicht, ob unser Plan so toll ist. Und überhaupt: Normalerweise wird das Ding von einem Arzt bedient. Bist du sicher, dass du mit dem Riesenteil klarkommst? Nicht, dass den beiden etwas passiert, wenn wir sie da reinschieben.«

Tom schüttelt den Kopf.

»Quatsch! Die Assistentin meines Vaters hat mir ganz genau erklärt, wie man das macht. Bei einigen Patienten habe ich ihr sogar geholfen. Und was soll auch schon passieren? Die elektromagnetischen Felder im MRT sind wirklich ungefährlich. Damit werden sogar schon kleine Kinder untersucht.«

»Aha.« Mehr fällt mir dazu momentan nicht ein. Ich hoffe einfach, dass dieses Abenteuer einen guten Ausgang nimmt.

»Winston?« Kira schaut zu mir hoch.

»Ja?«

»Wir machen das Richtige, oder?«

»Bestimmt. Wir wollen doch beide in unseren alten Körper zurück. Mit etwas Glück klappt das gleich und du spazierst hier ganz munter als Kira Kovalenko wieder raus.«

»Aber das Dings schaut so gruselig aus. Und so riesig. Ich glaube, ich habe Angst.«

Ich verstehe Kira zwar vollkommen, beschließe aber, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen.

»Ach was, das kommt dir nur so vor. In Wirklichkeit ist es gar nicht groß. Das schaut für dich nur so aus, weil du momentan sehr klein bist. Du wirst sehen: Alles wird gut. Hauptsache, du wünschst dir ganz fest, wieder du selbst zu sein, wenn wir in der Röhre liegen.«

»Sag mal, wenn der Tausch klappt … Meinst du, wir können uns dann immer noch in Gedanken unterhalten?«

Ich zucke mit den Schultern.

»Weiß nicht. Konnten wir ja vorher auch nicht. Also, wenn alles so wird wie vor dem Gewitter, dann hast du als Kira blaue Augen, ich als Winston grüne und Gedankenübertragung gibt es nicht mehr.«

»Hm. Das wäre ja schade. Aber vermutlich hast du recht.« Kira klingt traurig.

Stimmt. Wäre schade. Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich mich ziemlich gern mit Kira unterhalten. Aber noch lieber will ich wieder Kater sein. Und außerdem wird sich auch nicht alles ändern.

»Weißt du, ein paar Sachen werden nach dem Tausch trotzdem bleiben wie jetzt«, tröste ich Kira deshalb. »Du wirst immer wissen, wie es sich anfühlt, ein Vierbeiner zu sein. Und ich verstehe euch Menschen jetzt viel besser. Du hast mit Pauli und Tom zwei neue, richtig gute Freunde. Und mit mir sowieso – wir sind jetzt beste Freunde für immer! Und auch wenn wir beide uns nicht mehr direkt unterhalten können – ich glaube, den Draht zueinander werden wir behalten, oder? Immerhin haben wir ein großes Verbrechen gemeinsam aufgeklärt.«

»Klar!«, stimmt mir Kira zu. »Das kann man uns nicht mehr wegnehmen. Wir sind immer noch Kira und Winston, die Superagenten!«

»Na siehst du! So gefällst du mir schon besser.«

»Eine Sache sollten wir aber vorher machen.«

»Nämlich?«

»Wir sollten einen Code verabreden.«

»Einen Code?«

»Ja. Irgendein Zeichen für die Zeit danach, wenn wir uns nicht mehr unterhalten können. Damit wir wissen, dass wir aneinander denken. Ich habe Angst, dass wir sonst irgendwann glauben, wir hätten das alles nur geträumt.«

Ich überlege kurz. Die Idee ist nicht schlecht.

»Aber was könnte das für ein Zeichen sein?«

»Vielleicht … hm …« Kira denkt nach, ich tue es ebenfalls. »Was hältst du davon: Wenn ich als Mensch sage ›Winston, hörst du mich?‹, dann legst du dich auf den Rücken und rollst dich einmal um die eigene Achse. In etwa so …« Kira wirft sich auf den Boden und rollt einmal herum, bis sie auf dem Rücken zum Liegen kommt. Pauli, die das beobachtet hat, schaut verwundert.

»Übt ihr noch Kunststücke?«

»Nein.« Mehr sage ich dazu nicht. Ich habe das Gefühl, dass dieses Gespräch und diese Verabredung nur für Kira und mich bestimmt sind. Ich richte meine Gedanken wieder an Kira:

»Und wenn ich dir zeigen will, dass wir immer noch echte Freunde sind, dann werde ich Folgendes machen: Ich springe auf deine Schultern und schlecke einmal dein rechtes und einmal dein linkes Ohr ab. Das berühmte Ohrenschlecken, verstehst du?«

Kira maunzt.

»Okay. Ohrenschlecken heißt: beste Freunde für immer!«

Ich muss schlucken, weil sich in meinem Hals ein dicker Kloß bildet.

»Genau. Beste Freunde für immer!«

Ich setze mich auf den Boden neben Kira und streichle ihr über den Kopf, bis sie anfängt zu schnurren. Einen Moment später kniet sich Tom zu uns herunter.

»So, meine Damen, meine Katzen – seid ihr bereit für unsere ultimative Umwandlungsshow?«

Ich nicke.

»Dann mal los! Vorher aber einige kleine Sicherheitshinweise: Habt ihr irgendwelche Piercings oder Ohrringe? Die müsst ihr abmachen, denn das Metall kann von dem Magneten im MRT angezogen werden oder sich erhitzen. Herzschrittmacher sind auch gefährlich – falls ihr einen habt, müssen wir die ganze Sache leider lassen. Also?«

»Äh, nein, ich glaube nicht.«

»Wundverbände oder metallhaltige Pflaster?«

Ich schüttle den Kopf.

»Moment mal, Winston, bist du gechippt?«, will Pauli wissen.

»Was ist denn das?«

»Also, Hunde bekommen manchmal einen kleinen Chip unter die Haut gesteckt. Wenn sie verloren gehen und jemand findet sie, kann man mit einem Gerät die Chipnummer lesen und dann weiß man, wem sie gehören. Aber in so einem Chip ist bestimmt auch Metall drin. Also, wenn du so ein Ding hast, bekommst du sicherlich einen warmen Pelz an der Stelle.«