Выбрать главу

Geary hatte das Gefühl, dass ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen worden war. »Vielen Dank, Sir.«

»Was ist mit den Aliens?«, wollte Rione wissen.

»Das gestaltet sich als schwierig. Wir müssen noch viel mehr über sie in Erfahrung bringen.« Navarro sah wieder Geary an. »Ohne das Einverständnis der Syndiks könnte es zu riskant sein, in dieses Gebiet vorzudringen, aber die endgültige Entscheidung überlassen wir Ihnen, je nachdem welche Ausgangslage sich ergibt. Wenn Sie dem Krieg ein Ende setzen können und die Syndiks einverstanden sind, Allianz-Kriegsschiffe zu dieser Grenze zu schicken, dann haben Sie schon jetzt unsere Erlaubnis, so zu verfahren. Wir werden auf Sie zählen, dass Sie kein Gefecht beginnen, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist. Finden Sie heraus, so viel Sie können, ohne negative Reaktionen dieser Wesen zu provozieren. Sollte es dennoch zum Kampf kommen, beschränken Sie die Kampfhandlungen auf das absolute Minimum, um das Risiko künftiger Aggressionen gegen die Menschheit möglichst gering zu halten.«

Senatorin Costa verdrehte verächtlich die Augen.

Geary verstand diese Geste nur zu gut, da seine Befehle sich selbst widersprachen. Aber vielleicht konnte er diese Tatsache nutzen, um die Befehle etwas großzügiger auszulegen, sollte das erforderlich werden. »Jawohl, Sir. Dann stimmen Sie also meinen Plänen zu?«

»Unsere Vorgaben für diesen Mann sind vage und bedeutungslos«, gab Senator Gizelle laut genug von sich, um von allen im Raum gehört zu werden. Für Costa genügte die Bemerkung, um abermals mit den Augen zu rollen.

»Wir haben darüber diskutiert und abgestimmt«, sagte Navarro. »Ich werde nicht durch detaillierte Anweisungen dafür sorgen, dass einem vertrauenswürdigen Gesandten die Hände bis hin zur Tatenlosigkeit gebunden sind. Und Captain Geary hat sich unser Vertrauen verdient. Angesichts der Tragweite der zu erwartenden Verhandlungen sowohl mit der Syndik-Führung als auch mit dieser nichtmenschlichen Rasse müssen wir diesmal allerdings darauf bestehen, dass Sie von einer größeren Zahl politischer Vertreter der Allianz begleitet werden.« Er schaute zu Rione. »Offenbar hat die Anwesenheit von Co-Präsidentin Rione nicht allzu sehr gestört.«

Zwar war die Flotte in dieser Frage ohne jeden Zweifel geteilter Meinung, dennoch nickte Geary. »Wir haben uns arrangieren können, Sir.«

Mit ungewöhnlicher Zaghaftigkeit in ihrem Tonfall warf Rione daraufhin ein: »Mit Blick auf die Arbeitsbeziehungen, die ich innerhalb der Flotte geschaffen habe, und angesichts der Tatsache, dass Kriegsschiffe der Callas-Republik und der Rift-Föderation weiterhin Teil der Flotte sein werden, bitte ich um die Erlaubnis, auch diesmal die Flotte begleiten zu dürfen.«

Gizelle setzte zu einer Entgegnung an, machte den Mund aber gleich wieder zu, als Navarro ihm einen warnenden Blick zuwarf. »Vielen Dank, Madam Co-Präsidentin«, sagte Navarro. »Ihrer Bitte kann wahrscheinlich entsprochen werden. Ich bin mir sicher, Ihre Arbeitsbeziehungen werden von großem Wert sein. Wer die anderen politischen Repräsentanten sein sollen, werden wir noch entscheiden und Ihnen mitteilen, Captain Geary. Wann wird die Flotte Varandal verlassen?«

»Ich möchte den Schlag gegen die Syndiks so bald wie möglich führen, aber erst sind noch erhebliche Schäden aus den Gefechten zu beheben, und die Vorräte auf allen Schiffen sind so gut wie erschöpft. Ich brauche mindestens noch eine Woche, Sir, bis die dringendsten Reparaturen ausgeführt und alle Vorräte aufgestockt worden sind.«

»Wie denken die Besatzungen darüber?«, wollte ein anderer Senator wissen. »Sie können nur ein paar Wochen daheim verbringen. Wird es Probleme mit der Moral geben? Möglicherweise eine Meuterei?«

Riones schallendes Gelächter hallte von allen Seiten wider. »Entschuldigen Sie, Senator, es ist nur… Ich schlage vor, Sie stellen diese Frage den Besatzungsmitgliedern der Flotte.«

»Dann glauben Sie, die Moral wird keinen Anlass zur Sorge bieten?«, erkundigte sich Costa.

»Solange Black Jack das Kommando hat? Die Besatzungen würden in ein Schwarzes Loch springen, wenn er ihnen das befehlen würde, und auf dem Weg zum Ereignishorizont würden sie ihm dabei noch zujubeln.«

Navarro nickte. »Dieser Eindruck ergibt sich auch aus unseren eigenen Berichten. Captain Geary, es gibt da noch eine Sache, die wir besprechen müssen. Warten Sie bitte draußen, während wir mit Senatorin Rione und Admiral Timbale reden.«

Was sollte das nun geben? Geary wartete im Korridor, diesmal allerdings allein, und da er nun ohne Riones Störsender auskommen musste, wurde er in diesem Augenblick vermutlich von der besten Überwachungstechnologie beobachtet, die die Allianz zu bieten hatte. Auch wenn es nichts gab, was ihn hinsichtlich seiner Pflicht gegenüber der Allianz hätte belasten können, fiel es ihm dennoch überraschend schwer, einen unschuldigen Eindruck zu machen, wenn gleichzeitig so viele Kameras auf ihn gerichtet waren.

Als Senator Navarro, Co-Präsidentin Rione und Admiral Timbale den Konferenzraum verließen, drückte Geary den Rücken durch und straffte die Schultern. »Entspannen Sie sich bitte«, sagte Navarro. »Der Rat musste noch einen Entschluss fassen, und das ist nun geschehen, wenn auch nicht ohne vorherige Diskussion.« Er sah zu Rione. »Es ist wohl offensichtlich, dass ein Captain nicht im Namen der Allianz-Regierung Verhandlungen führen und Entschlüsse fassen kann. Ganz sicher nicht für etwas von so großer Tragweite. Die Flotte benötigt einen Senioroffizier, der das Kommando hat. Wir wissen auch, dass Sie unter Umständen wichtige Entscheidungen treffen müssen, bei denen Ihnen keine Zeit bleibt, um sich mit einer höheren Autorität abzusprechen. Sie selbst benötigen die Autorität, um für die Allianz zu verhandeln und Vereinbarungen zu treffen, die für die Allianz bindend sind.«

Geary musterte Navarro mit wachsendem Unbehagen. »Sir, ich dachte, Co-Präsidentin Rione und andere Senatoren begleiten die Flotte, um die Regierung zu vertreten.«

»Das ist richtig«, bestätigte Navarro. »Aber Ihr Dienstgrad sollte Ihre Position und Ihre Verantwortung widerspiegeln. So hat Admiral Timbale es ausgedrückt. Daher bitten wir Sie, dies im Namen des Großen Rates der Allianz anzunehmen.« Er hielt seine rechte Hand ausgestreckt.

Als Geary auf Navarros Handfläche schaute, benötigte er einige Sekunden um zu begreifen, was er da sah. Es waren goldene Abzeichen in Form von stilisierten Supernovae. »Sir, das muss ein Irrtum sein.«

Der Senator stutzte. »Wieso? Sind das nicht die Abzeichen für den Admiral der Allianz-Flotte?«

Flottenadmiral. Nicht bloß Admiral, sondern Flottenadmiral. Der allerhöchste Dienstgrad. Sein Unbehagen war Unglauben gewichen. »Doch, Sir, aber…«

»Dann ist es auch kein Irrtum. Der Große Rat weiß, dass Sie diese Autorität benötigen, und er ist mehrheitlich der Ansicht, dass Ihnen dieser Dienstgrad anvertraut werden kann. Sie und ich, wir wissen doch beide, dass Sie eigentlich mehr Macht besitzen, als Ihnen durch den Dienstgrad verliehen wird.«

»Sir«, protestierte Geary. »Niemand hat jemals den Rang eines Admirals der Allianz-Flotte bekleidet.«