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Geary sah auf, als die Türglocke zu seinem Quartier betätigt wurde. »Herein.«

Die Luke flog förmlich auf, so wutentbrannt kam Tanya Desjani hereingestürmt.

Während sie die Luke hinter sich zuschlug, stand Geary auf. »Was ist los?«, fragte er, als sie sich direkt vor ihm aufbaute.

»Diese Frau! Diese Politikerin! Sie hat einen Syndik an Bord meines Schiffs gebracht, ohne mich darüber zu informieren!«

Geary spürte, wie allzu vertraute Kopfschmerzen einsetzten. »Warum hat Rione einen Syndik an Bord gebracht?«

»Sie hat es nicht für nötig gehalten, mir das zu sagen!« Desjani war so wütend, wie er sie schon lange nicht mehr erlebt hatte, und er konnte das nur zu gut verstehen, war doch offensichtlich ihre Stellung als befehlshabender Offizier der Dauntless missachtet worden. »Flottenadmiral Geary, ich bitte respektvoll darum, dass Sie in dieser Angelegenheit einschreiten, da die Senatorin nicht meinem Befehl untersteht!«

Es gab tausend andere Dinge, die in diesem Moment wichtiger gewesen wären. Angesichts der Feindseligkeiten zwischen den beiden konnte er sich gut vorstellen, warum Rione Desjani nicht informiert hatte – aber warum war er ebenfalls übergangen worden? Gerade wollte er sie über Komm rufen, da ertönte abermals die Türglocke. »Herein.«

Co-Präsidentin Rione trat ein und schien Desjanis zornigen Blick nicht wahrzunehmen. »Oh, gut, dass Sie beide hier sind. Ich wollte den Captain wissen lassen, dass es in letzter Minute eine dringende Verlegung eines Gefangenen gegeben hat. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie nicht früher davon in Kenntnis setzen konnte.«

Desjani war anzuhören, wie sehr sie sich beherrschen musste, als sie entgegnete: »Madam Co-Präsidentin, als Captain dieses Schiffs hat man mich erst zu informieren und meine Zustimmung abzuwarten, bevor irgendwelche Gefangene auf mein Schiff gebracht oder von hier weggeholt werden sollen.«

»Wie ich schon sagte, es war in letzter Minute. Ich musste spontan entscheiden, um zu verhindern, dass dieser Syndik auf das Gefangenenschiff gelangt, das die anderen zum Lager auf Tartarus bringen soll.«

Bevor Desjani dazu etwas sagen konnte, mischte sich Geary ein: »Was ist so besonders an diesem Syndik?«

»Er will mit Ihnen reden.«

Geary bedachte Rione mit einem verärgerten Blick. »Eine Milliarde Menschen wollen unbedingt mit mir reden. Was ist so besonders an diesem Syndik?«

Sie sah ihn völlig leidenschaftslos an. »Er ist der CEO, der der Stellvertreter des Commanders der Syndik-Reserveflotte war. Er wurde von uns gefangengenommen, nachdem sein Schiff in der Schlacht hier zerstört worden war.«

»Tatsächlich?« Seine Wut begann abzuebben. »Warum will er mit mir reden?«

Rione lehnte sich mit dem Rücken gegen das Schott und verschränkte die Arme. »Er sagt, er will einen Handel mit Ihnen abschließen.«

»Einen Handel?« Geary hatte nur begrenzt Erfahrungen mit Syndik-CEOs machen können, doch die waren bei ihm größtenteils in unangenehmer Erinnerung geblieben. Andererseits waren auch ein paar darunter gewesen, die sich durchaus ehrbar verhalten hatten.

Desjani, deren Meinung zur Vertrauenswürdigkeit eines Syndiks sich allenfalls knapp über Null bewegte, behielt ihren finsteren Blick bei. »Was für ein Handel soll das sein?«

»Ist das denn nicht offensichtlich?«, gab Rione zurück. »Als hochrangiger Offizier der Reserveflotte weiß er wahrscheinlich so viel über die Aliens wie jeder Syndik außerhalb ihres Exekutivrats. Er will dieses Wissen gegen irgendetwas eintauschen.«

Geary betrachtete Rione skeptisch. »Was für ein Typ ist er?«

»Ich weiß nicht genug über ihn, um Ihnen eine Einschätzung zu geben.«

»Trotzdem meinen Sie, ich sollte mit ihm reden.«

Rione verdrehte die Augen. »Ja, Black Jack. Reden Sie mit dem Mann.«

»Flottenadmiral Geary«, meldete sich Desjani in beherrschtem Tonfall zu Wort. »Ich rate zur Vorsicht beim Umgang mit einem Feind, der nichts zu verlieren hat.«

Ohne Gearys Erwiderung abzuwarten, nickte Rione Desjani zu. »Das sehe ich auch so. Wären Sie einverstanden, beim Verhör ebenfalls anwesend zu sein, Captain?«

Die höflichen Worte ließen Desjani mit Argwohn reagieren, dennoch nickte sie. »Ja, danke.«

Geary schluckte noch rasch etwas gegen seine Kopfschmerzen, dann ging er zur Luke. »Kommen Sie.«

Der Syndik war in einen der Verhörräume in der Geheimdienstabteilung des Schiffs gebracht worden – Räume, deren Systeme von außen alles beobachteten und aufzeichneten, was in und mit einer Person vor sich ging, die man dort platziert hatte. Geary sah sich an, was über den Syndik-CEO bekannt war. Name: Jason Boyens. Dienstgrad: CEO Dritter Ebene. Letzte bekannte Position: Stellvertreter eines Flottenbefehlshabers. Von dem Namen des Mannes abgesehen war an diesen Angaben für ihn nichts neu. »Also gut, dann bringen wir das mal hinter uns.« Geary sah zu Desjani und stellte fest, dass sie ihren Zorn noch immer kaum im Zaum halten konnte. »Was ist los?«

»Ich musste gerade an den letzten Syndik-Überläufer denken, der uns einen Handel angeboten hatte, Sir«, gab sie schroff zurück. »Er war im Besitz eines Syndik-Hypernetschlüssels, mit dem wir ihr Heimatsystem erreichen konnten.«

»Oh«, machte Geary, was sich nicht nur dumm, sondern auch unangemessen anhörte. »Ist der Kerl denn nie in einem Verhörraum befragt worden?« Bislang hatte er nie den Wunsch verspürt, mehr über die Ereignisse zu erfahren, die der Beinahevernichtung dieser Flotte vorausgegangen waren.

Ohne den Blick von den Anzeigen abzuwenden, antwortete Rione: »Doch, das wurde gemacht. Aber entweder war er so geschickt darin, falsche Antworten so überzeugend von sich zu geben, dass wir sie nicht als Lügen durchschauen konnten, oder aber er war selbst von den Syndiks in die Irre geführt worden, sodass er gar nicht wusste, welche Rolle er für sie spielte.«

»Was ist aus ihm geworden? Ich bin immer davon ausgegangen, dass das Schiff, auf dem er sich befand, beim Hinterhalt der Syndiks zerstört wurde.«

Rione sagte nichts dazu, doch ihr Blick wanderte vielsagend zu Desjani, deren Miene sich daraufhin regelrecht versteinerte. »Er befand sich an Bord der Dauntless, Sir.«

»Und was ist dann…?« Er ließ die Frage unvollendet, da er sich die Antwort denken konnte. Die Flotte, über die er das Kommando übernommen hatte, kannte zu der Zeit keine Skrupel, wenn es darum ging, einen Kriegsgefangenen zu töten. Man konnte sich leicht ausrechnen, was mit einem Syndik passiert sein musste, nachdem klar geworden war, dass er die Flotte mit seinem verlockenden Angebot in eine Falle gelockt hatte.

Dennoch antwortete Desjani: »Er wurde auf Befehl von Admiral Bloch auf der Stelle hingerichtet. Die fragliche Stelle befindet sich drei Meter hinter und einen halben Meter links vom Sessel des Flottenkommandanten auf der Brücke.«

Geary benötigte ein paar Sekunden, ehe er verstand. »Er saß auf dem Beobachterplatz?« Unwillkürlich musste er Rione ansehen, die üblicherweise auf eben diesem Platz zu finden war, seit er das Kommando über die Flotte übernommen hatte. Sie schien über diese Enthüllung nicht erstaunt zu sein.

»Wir haben die Sitzkissen verbrannt«, ergänzte Desjani. »Die Blutflecken wären auch rausgegangen, aber niemand wollte sie noch benutzen.« Sie hielt inne, als sie Geary in die Augen sah. »Nein, Sir. Ich hatte alle Hände voll zu tun, um mein Schiff lebend durch den Hinterhalt zu bringen. Die Hinrichtung wurde von dem Marine ausgeführt, der dazu abgestellt worden war, den Überläufer zu bewachen.«

Für einen Moment wich er ihrem Blick aus. »Es war ein rechtmäßiger Befehl. Ich könnte Ihnen keinen Vorwurf daraus machen, wenn Sie ihn ausgeführt hätten.« Er erinnerte sich noch gut daran, welchen Schock der Hinterhalt bei der Crew ausgelöst hatte, nachdem so viele Schwesterschiffe in kürzester Zeit zerstört worden waren. Keiner von ihnen hätte auch nur eine Sekunde gezögert, an der Person Rache zu üben, die an dieser Katastrophe die Hauptverantwortung trug. »Wir werden nicht zulassen, dass diesem Syndik etwas Ähnliches gelingt.«