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»Und warum dann die gelegentlichen Vorstöße?«, fragte Geary.

»Um sicherzustellen, dass sich unsere Sensoren- und Waffentechnologie nicht deutlich weiterentwickelt hat«, spekulierte Desjani.

»Das ist ein plausibles Argument«, stimmte Iger ihr zu.

Es gab noch immer viel zu viele Fragen, und wie es schien, wusste der Syndik-CEO auf viel zu wenige davon eine Antwort. »Lohnt es sich, ihn an Bord zu behalten?«, wollte Geary wissen.

»Ich würde es empfehlen«, sagte Rione. »Ich nehme ihm seine Antwort ab, was die ausbleibenden Angriffe auf Abassas angeht. Sie wurde als ehrlich erfasst, und ich muss sagen, das ist eine sehr wirkungsvolle Taktik. Vielleicht werde ich sie selbst einmal anwenden müssen.«

»Ich rate auch dazu, ihn an Bord zu lassen, Sir«, ergänzte Iger. »Er könnte noch mehr Informationen besitzen, und er hat gesagt, dass er die Leute in den Sternensystemen entlang der Grenze kennt, die dort das Sagen haben. Vielleicht werden wir solche Kontakte benötigen.«

Desjani machte einen missmutigen Eindruck, nickte aber bedächtig. »Wir müssen jeden Vorteil nutzen, der sich uns bietet, da wir zu wenig über diese Aliens wissen. Sollte er versuchen, uns zu hintergehen, dann will ich, dass sich ein Marine mit entsicherter Waffe in seiner Nähe aufhält.«

Zweieinhalb Tage später befahl Geary der Flotte, sich in Marsch zu setzen. Er sah mit an, wie der Schwarm aus Raumschiffen jene große Formation einzunehmen begann, die er für diesen Teil des Transits angeordnet hatte. Wenn man von den flammenden Antriebseinheiten am Heck absah, erinnerten die Kriegsschiffe an Haie von unterschiedlicher Größe, wobei sie im Fall der Schlachtschiffe für einen Hai etwas zu kurz und zu klobig ausfielen. Ansonsten war es ein Vergleich, der einem schnell in den Sinn kam. Die Flossen mit den Sensoren, den Waffen und den Schildgeneratoren ragten aus den geschwungenen Rümpfen, die so entworfen waren, dass Treffer abgelenkt wurden. Die schnellen, schlanken Haie, als die sich die Zerstörer präsentierten, nahmen zügig die ihnen zugewiesenen Positionen rings um die Dauntless ein, wobei sie von den deutlich größeren Leichten Kreuzern begleitet wurden, die sich mit fast der gleichen Wendigkeit bewegten. Die Schweren Kreuzer zogen mit gelassener Autorität ihre Bahnen, ihre stärkere Panzerung und Bewaffnung sowie der größere Rumpf spiegelten dabei deutlich ihren vorrangigen Auftrag als Killer innerhalb der Gruppe wider.

Die Schlachtschiffe bewegten sich wie riesige Monster, sie strotzten vor Waffen, waren wegen ihrer enormen Größe und der dadurch bedingten Trägheit aber fast schon als plump und träge zu bezeichnen. Dabei waren sie zugleich jedoch auch nahezu unzerstörbar. Um sie herum waren die Schlachtkreuzer angeordnet, in etwa so groß wie die Schlachtschiffe, jedoch schlanker und schneller, wobei die bessere Beschleunigung und die leichtere Manövrierbarkeit mit einer schwächeren Panzerung erkauft worden war.

Nahe dem Mittelpunkt der Formation befanden sich die sogenannten Schnellen Hilfsschiffe, wobei den Zusatz »schnell« wohl nur derjenige verstehen konnte, der ihnen seinerzeit diesen Namen gegeben hatte. Sie hatten weder einen abgerundeten Rumpf wie die anderen Schiffe, noch traf bei ihnen der Vergleich mit einem Hai zu. Die kantigen, klobigen Konturen erinnerten vielmehr an die Fabrikhalle, die sie im Grunde auch waren, handelte es sich doch um mit einer Antriebseinheit ausgestattete Fabrikationsanlagen, die ihre eigenen Rohstoffe an Bord mit sich führten, um Ersatzteile ebenso zu produzieren wie neue Brennstoffzellen, Flugkörper, Kartätschen und Minen, die das ersetzten, was von den anderen Schiffen verbraucht wurde. In einer Schlacht waren sie ein ständiger Grund zur Sorge, da sie weder die Wendigkeit eines Kriegsschiffs besaßen, noch in der Lage waren, sich vor Angreifern vernünftig zu schützen. Doch ohne den von den Hilfsschiffen gelieferten Nachschub wäre es Geary niemals gelungen, die Flotte aus dem Syndik-Gebiet herauszuführen. Er konnte nur hoffen, dass er diesmal nicht so sehr auf sie angewiesen sein würde.

Der Anblick der Schlachtkreuzer der neuen Adroit-Klasse ließ ihn einen Moment lang innehalten, wobei er sich zwingen musste, sein Display nicht missbilligend anzustarren. Er konnte nicht einschätzen, wie jemand, der ihn in diesem Moment beobachtete, seine mürrische Miene gedeutet hätte, aber aus langjähriger Erfahrung wusste er, dass jeder die ranghöchsten Offiziere im Auge behielt, um deren Gefühlsregungen einzuschätzen. Das war eine der ersten Überlebenstaktiken, die sich jeder halbwegs intelligente Junioroffizier schnell aneignete.

Aber seine Unzufriedenheit galt weder einer Person in dieser Flotte noch dem Verhalten eines der Kriegsschiffe. Vielmehr war sie die Folge eines virtuellen Rundgangs durch die Adroit selbst, ermöglicht durch die Flottensoftware. Geary hatte sich schon vor einer Weile damit abgefunden, dass die Kriegsschiffe dieser Zeit keine Meisterwerke mehr waren, deren Lebenserwartung sich auf Jahrzehnte belief. Stattdessen wurden die Raumer in aller Eile zusammengeschustert, da sie erwartungsgemäß so bald zerstört werden würden, dass ihre Montage kein handwerkliches Geschick mehr rechtfertigte.

Doch mit der Adroit war ein neuer Tiefpunkt erreicht worden, der sich in der Praxis als viel erbärmlicher gestaltete, als Geary es beim Studium der offiziellen Daten und Fakten über die neuen Schlachtkreuzer für möglich gehalten hatte. Während sich sein Avatar durch das Schiff bewegt hatte, war er gezwungen gewesen, sich noch stärker zu beherrschen, damit niemand ihm sein Entsetzen ansehen konnte. Die Kompromisse, die man beim Design eingegangen war, um Zeit und Geld zu sparen, hatten bei der Adroit und ihren Schwesterschiffen zu gravierenden Schwächen in der Konstruktion geführt. Captain Kattnigs Erklärungen und seine gelegentlichen Entschuldigungen zum Zustand mancher Ausrüstungselemente hatten ihm klargemacht, dass der Befehlshaber des Schiffs um die Unzulänglichkeiten wusste, was mit Sicherheit auch für die erfahreneren Offiziere an Bord galt. Aber es wäre nutzlos gewesen, diese Schwächen hervorzuheben und offen auszusprechen. Geary war mit dieser Seite des Dienstes in der Flotte bestens vertraut, da auch er mit solchen Mängeln konfrontiert worden war, die es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen. Fast noch schlimmer waren dabei die schlechten Bewertungen und die harsche Kritik gewesen, die Inspektionsteams an seine Adresse und die seiner Crew gerichtet hatten, als könnte eine Schiffsbesatzung Wunder wirken und alle Fehler ausbügeln, die sich beim Design, bei der Konstruktion und in der Testphase angesammelt hatten.

Also achtete er sorgfältig darauf, seine wahre Reaktion zu verbergen, weil die Besatzungsmitglieder der Adroit allzu leicht hätten glauben können, dass sein Missfallen ihnen galt. Die Crew brannte darauf, ihr Können unter Beweis zu stellen, und zeigte sich enttäuscht darüber, dass ihr die Beteiligung an der verzweifelten Heimreise verwehrt worden war. Umso entschlossener waren sie alle, die Gunst von Black Jack Geary für sich zu gewinnen. Captain Kattnig kannte Captain Tulev. »Als Unteroffiziere dienten wir gemeinsam auf der Determined, unsere Beförderung erhielten wir nach einer Schlacht bei Hattera.« Einen Moment lang nahmen Kattnigs Augen einen wehmütigen Ausdruck an. »Das ist viele Schiffe und viele Schlachten her, aber Tulev und ich sind immer noch hier.«

»Ich bin froh, Sie beide unter meinem Kommando zu haben«, erwiderte Geary. »Wie ich höre, ist die Adroit erst vor zwei Monaten in Dienst gestellt worden.«

»Ja, in etwa, Sir. Aber wir sind bereit«, beteuerte Kattnig. »Wir können mit der Flotte mithalten.«

»Daran habe ich keinen Zweifel«, sagte Geary laut genug, um von den in der Nähe befindlichen Crewmitgliedern gehört und verstanden zu werden. »Die Adroit fühlt sich für mich an wie ein Schiff mit Erfahrung. Ich weiß, Sie werden gut kämpfen.«