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»Sehr verzweifelt.« Dieser Gedanke schien Desjani in eine noch bessere Stimmung zu versetzen.

Plötzlich meldete sich Rione wieder zu Wort: »Hat irgendeiner der Syndiks in diesen kleinen Schiffen überlebt?«

Desjani verzog angesichts der Frage den Mund, gab sie aber wortlos an einen ihrer Wachhabenden weiter.

»Vermutlich nicht, Madam Co-Präsidentin«, antwortete der Lieutenant. »Die SAS sind so klein, dass bei einem Treffer des Schiffs sehr wahrscheinlich auch die Besatzung getroffen wird. Ein SAS verfügt nicht über Rettungskapseln, ein Besatzungsmitglied ist allein auf seinen Schutzanzug angewiesen. Nach einem Ausfall der Systeme wird die Überlebenszeit auf eine halbe bis eine Stunde geschätzt.«

»Dann wäre es also sinnlos, die Dungeon nach Überlebenden suchen zu lassen, um sie gefangenzunehmen?«, hakte Rione nach.

Ohne sich direkt an Rione zu wenden, sagte Desjani: »Sie befanden sich auf einer selbstmörderischen Mission, und das wussten sie auch. Wenn noch irgendjemand überlebt hat und dann von der Dungeon gerettet werden soll, müssen wir damit rechnen, dass er entweder das Wrack sprengt oder Sprengstoff zündet, den er am Körper trägt.«

Da Geary sah, dass Rione von dieser Antwort nicht begeistert war, rief er Lieutenant Iger und bat ihn um eine Einschätzung von Desjanis Beurteilung der Lage. »Sehen Sie das auch so?«

Iger unterhielt sich kurz mit anderen Angehörigen seiner Abteilung, dann nickte er. »Ja, Sir. Wer unter diesen Umständen bereit ist, uns mit den SAS anzugreifen, muss ein Fanatiker sein, der bereit ist, für seine Sache zu sterben. Ich würde mich keinem von ihnen nähern, wenn er nicht gerade tot oder bewusstlos ist.« Er hielt inne und überlegte kurz. »Aber selbst dann würde ich es eher nicht wagen. Sie könnten mit Näherungssensoren versehen worden sein, die auch dann noch eine Zündung auslösen.«

Igers Erläuterungen führten Geary einmal mehr vor Augen, wie abscheulich dieser Krieg im Lauf von hundert Jahren geworden war. »Tut mir leid, Madam Co-Präsidentin.«

»Ich verstehe.« Sie erhob sich von ihrem Platz. »Ich werde mich jetzt in mein Quartier zurückziehen und so tun, als hätte ich es die ganze Zeit über nicht verlassen. Senatorin Costa und Senator Sakai wissen nicht, dass es Politikern gestattet ist, sich in solchen Phasen auf der Brücke aufzuhalten, und es ist mir auch lieber, wenn sie es nicht erfahren.«

Als Rione die Brücke verließ, warf Desjani ihr einen argwöhnischen Blick hinterher. »Wieso ist sie auf einmal so nett?«

»Keine Ahnung«, gab Geary zurück.

»Weiß sie von Ihren Plänen?«

»Sie kennt keine Details.« Er hätte noch ein »im Gegensatz zu Ihnen« anfügen können, aber das wäre womöglich zu viel des Guten gewesen.

Desjani lächelte finster. »Gut. Wann werden alle anderen die Einzelheiten erfahren?«

»In eineinhalb Tagen, ein paar Stunden, bevor wir dieses System verlassen.«

»Gut«, wiederholte sie. »Bis dahin ist die Dungeon zum Sprungpunkt gehumpelt und auf dem Weg nach Varandal. Also kann man ihr auch nicht in letzter Sekunde eine Nachricht hinterherschicken, die Ihren Plan vereiteln könnte.«

»Genau.« Er sagte es, als hätte er das längst in Erwägung gezogen, doch Desjanis Grinsen verriet ihm, dass er noch immer kein guter Lügner war.

Die Flotte hielt sich seit etwas mehr als zwölf Stunden im Atalia-Sternensystem auf, als von der bewohnten Welt eine Übertragung aufgefangen wurde. Sieben Personen standen hinter einem ausladenden Tisch, eine von ihnen sprach mit ernster Stimme: »An Captain Geary, hier sprechen die CEOs der Syndikatwelten im Atalia-System. Wir haben entschieden, uns von den Syndikatwelten abzuspalten und ein eigenständiges Sternensystem zu gründen. Wir bieten Ihnen und der Allianz die förmliche Kapitulation Atalias unter der Bedingung an, dass Sie persönlich die Sicherheit aller Bürger vor weiteren Angriffen oder Vergeltungsmaßnahmen garantieren.«

Geary, der sich in seinem Quartier befand, lehnte sich in seinem Sessel nach hinten und leitete die Nachricht innerhalb der Dauntless weiter. »Madam Co-Präsidentin, Sie müssen sich diese Mitteilung ansehen.«

Keine zehn Minuten später ließ er Rione in sein Quartier eintreten, wobei er ihre triumphierende, aber auch sorgenvolle Miene bemerkte. »Eine Kapitulation. Wissen Sie, wann zum letzten Mal ein Syndik-Sternensystem der Allianz seine Kapitulation angeboten hat?«

»Nein. Wann war das?«

»So etwas hat es noch nie gegeben. Man kann ein Sternensystem der Syndiks mit viel Mühe erobern und unterwerfen, und einzelne Gruppen oder vielleicht auch Städte ringen sich zu einer Kapitulation durch – aber kein komplettes Sternensystem.« Rione setzte sich und kniff die Augen zusammen. »Im System gibt es keine Hinweise auf eine Revolte?«

»Nein, es scheint hier nicht so ablaufen wie bei Heradao. Weder die Sensoren noch die Geheimdienstabteilung konnte irgendwelche Kämpfe feststellen, und auf dem Kommando- und Kontrollnetz hat sich auch nichts ereignet.«

Sie musterte das Sternendisplay in seinem Quartier. »Wir haben den Widerstand der Loyalisten gleich am Sprungpunkt gebrochen. Da waren all diejenigen versammelt, die lieber ihr Leben opfern wollten, anstatt sich zu ergeben. Das haben sie nun getan, und die übrigen sind nicht annähernd so engagiert, sich in einen aussichtslosen Kampf zu stürzen.«

Das klang zwar einleuchtend, dennoch blieb ein wichtiger Punkt ungeklärt. »Wie zum Teufel soll ich die Kapitulation eines ganzen Sternensystems annehmen? Ich habe weder genug Marines noch andere Bodentruppen, um auch nur die allerwichtigsten Positionen zu besetzen und zu kontrollieren.«

Sie sah ihn bedauernd an. »Sie sollten sich vielleicht auch die Frage stellen, wie Sie dieses System vor einem Vergeltungsschlag der Syndiks schützen können. Ich nehme nicht an, dass Sie dafür einen erheblichen Teil Ihrer Flotte zurücklassen wollen.«

»Nein, ganz bestimmt nicht«, erwiderte er und stand auf, um in seinem Quartier auf und ab zu gehen, während er überlegte, wie er antworten sollte. »Die Dungeon hat noch nicht den Sprungpunkt erreicht. Ich habe ihre Position überprüft, und die Zeit sollte noch ausreichen, um ihr eine Nachricht zukommen zu lassen, bevor sie nach Varandal springt. Sie kann die Nachricht zur Allianz überbringen, die kann dann wiederum ein paar Einheiten herschicken, um sich die Leichten Kriegsschiffe vorzunehmen, die die Syndiks vielleicht noch herbeordern könnten.«

»Atalia ist in den letzten hundert Jahren schwer umkämpft gewesen, für die Allianz stellt das System keine lohnende Beute dar.« Sie zuckte mit den Schultern und stand ebenfalls auf. »Aber schließlich wollen wir uns das System ja auch nicht einverleiben. Also gut, ich bereite eine Nachricht an die Dungeon vor, die sie dem Großen Rat übergeben soll. Ich werde vorschlagen, dass wir der Führung von Atalia einen begrenzten Schutz anbieten, aber keine weiteren Zugeständnisse machen. Die Allianz kann sich nicht die Verantwortung aufhalsen, in Syndik-Sternensystemen den Wiederaufbau zu beginnen, wenn wir uns erst mal um unsere eigenen Systeme kümmern müssen. Machen Sie in Ihrer eigenen Nachricht an die Dungeon klar, dass Sie bei Ihrer Ehre versprochen haben, dass die Bewohner dieser Welten nicht wieder von uns bombardiert werden, es sei denn, es kommt zu Angriffen auf Allianz-Einheiten in diesem System.«

Während Rione das Quartier verließ, formulierte Geary seine Antworten. Irgendwann zwischendurch machte ein Signal darauf aufmerksam, dass die vor zwölf Stunden gestarteten kinetischen Projektile einige der anvisierten Ziele erreicht hatten. Dieses Bombardement ließ sich nicht mehr aufhalten, da die Allianz wie auch die Syndiks nicht in der Lage waren, die Flugbahn der Steine noch irgendwie zu beeinflussen.

Außerdem störte ihn dabei noch etwas anderes: Atalia hatte sich eigentlich nicht der Allianz ergeben, sondern ihm.