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»Wesentlich besser, vielen Dank.« Statusanzeigen gaben an, dass die Shuttlerampe geschlossen und versiegelt sowie die inneren Hangartore geschlossen und die äußeren geöffnet wurden. Dann erhob sich das Shuttle, drehte sich elegant auf der Stelle und drang ins All vor. Unwillkürlich musste Geary grinsen. Technisch gesehen konnten Autopiloten ein Shuttle genauso gut fliegen wie ein menschlicher Pilot, in vielen Fällen sogar noch besser. Aber nur ein Mensch war in der Lage, ein Shuttle mit Stil zu steuern. Auf dem Display wurde der Umriss der Dauntless rasch kleiner, als das Shuttle beschleunigte. »Das ist das erste Mal, dass ich mich nicht an Bord der Dauntless befinde«, wurde ihm plötzlich bewusst.

»Seit Ihre Rettungskapsel an Bord der Dauntless geholt wurde, meinen Sie doch sicher«, korrigierte Rione ihn.

»Ja, richtig.« Sein einstiges Zuhause und alle seine Freunde und Bekannten waren in einer hundert Jahre entfernten Vergangenheit zurückgeblieben, und die Dauntless war sein neues Zuhause, ihre Crew seine neue Familie geworden. Es fühlte sich eigenartig an, sie zu verlassen.

Die Reise an sich dauerte nicht allzu lange. Die riesigen Konturen der externen Elemente der Raumstation Ambaru wirkten vergleichsweise nah, als das Shuttle sich in sanftem Flug dem zugewiesenen Dock näherte. Augenblicke später war es auch schon gelandet. Geary wartete, bis die Statuslampen anzeigten, dass der Luftdruck im Dock wiederhergestellt worden war, dann atmete er einmal tief durch, stand auf und zog abermals seine Uniform zurecht. Schließlich nickte er Rione zu. »Dann wollen wir mal.« Sie erwiderte das Nicken, wobei er den Eindruck bekam, dass ihm etwas an ihr vertraut und zugleich ungewohnt vorkam. Dann wurde ihm klar, was es war: Rione ließ die gleiche Ausstrahlung erkennen wie Desjani, wenn ein Gefecht bevorstand. So wie Desjani beim Anblick von Syndik-Kriegsschiffen, so war Rione hier in ihrem Element, und sie schien bereit, den Kampf auf ihre Weise zu führen.

Das Dock war deutlich größer als der Hangar der Dauntless, doch was Geary als Erstes auffiel, war die Anordnung seiner Marines-Ehrengarde, die sich im Kreis um die Rampe herum aufgestellt hatte, den Rücken ihm zugewandt, die Waffen in einsatzbereiter Haltung, anstatt sie wie zuvor zu präsentieren. Ihre Gefechtsrüstungen waren zudem versiegelt.

Als Geary sich im Hangar umsah, entdeckte er, dass an den Schotten vor ihm sowie links und rechts von ihm eine ganze Kompanie aus Bodentruppen Stellung bezogen hatte. Jeder der Soldaten war bewaffnet, aber keiner trug eine Panzerung, und dementsprechend nervös waren die Blicke, die sie den Marines zuwarfen.

Dann hatte Rione also recht gehabt. Sie hatte ihn gewarnt, der Große Rat könnte versuchen, ihn gleich bei der Ankunft zu verhaften und ihn so vom Rest der Flotte zu isolieren, weil man fürchtete, er könne die Macht an sich reißen wollen. Diese Beleidigung seiner Ehre ließ eine Kälte in ihm aufkommen, durch die er sich verkrampfte. Mit steifen Schritten ging er die Rampe hinunter, wo ein vertrautes Gesicht auf ihn wartete. Er war Admiral Timbale noch nie persönlich begegnet, aber er hatte von dem Mann mehrere Nachrichten erhalten.

Vor Timbale blieb er stehen, salutierte und verharrte in dieser Haltung, während der Admiral ihn sekundenlang ratlos anstarrte. Dann begann er zu verstehen und erwiderte die Geste mit einem recht grobschlächtigen, ungelenken Salut. »C-Captain Geary. Wi-Willkommen auf der Station Ambaru.«

»Danke, Sir.« Gearys tonlose Worte hallten auf dem Deck wider, auf dem sonst kein Geräusch zu hören war.

Rione stellte sich neben ihn. »Admiral, ich schlage vor, Sie lassen Ihre Ehrengarde wegtreten, nachdem die nun Captain Geary begrüßt hat.«

Timbale sah sie an, dann schaute er zu den Marines, während ihm ein Schweißtropfen übers Gesicht lief. »Ich…«

»Vielleicht sollten Sie mit Senator Navarro Kontakt aufnehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass er bereit sein wird, den ursprünglich erteilten Befehl anzupassen«, redete Rione weiter.

»Ja.« Von fast unverhohlener Erleichterung erfasst machte Timbale einen Schritt nach hinten und murmelte etwas in seine Komm-Einheit, wartete eine Weile und murmelte erneut etwas. Er zwang sich zu einem Lächeln, dann nickte er Rione zu und drehte sich schließlich zu den Bodentruppen um. »Colonel, schicken Sie Ihre Leute zurück in ihre Quartiere.« Die Befehlshaberin der Truppen kam auf ihn zu und setzte erkennbar zu einem Protest an, doch bevor sie einen Ton herausbringen konnte, herrschte Timbale sie an: »Sie haben mich gehört, Colonel. Führen Sie den Befehl aus!«

Die Soldaten befolgten ihre neuen Befehle und drehten sich zur Seite, um einer nach dem anderen das Dock zu verlassen. Viele von ihnen konnten es sich nicht verkneifen, Geary einen ehrfürchtigen Blick zuzuwerfen. Der fragte sich unwillkürlich, was wohl geschehen wäre, hätte er diesen Leuten unmittelbar einen Befehl erteilt. Hätten sie ohne zu zögern getan, was Black Jack ihnen sagte? Der Gedanke bereitete ihm Sorge, da ihm diese Situation vor Augen geführt hätte, wozu er fähig war – und was er alles anrichten konnte, wenn ihm ein Fehler unterlief.

Als auch der letzte Soldat das Dock verlassen hatte, blickte Geary zu seinem Major der Marines hinüber. Und nun? Sollte er seine gesamte Eskorte mitnehmen? Oder nur ein paar Mann? Welchen Grund gab es zu glauben, dass niemand versuchen würde ihn zu verhaften, sobald er das Dock verließ? Die Vernunft forderte von ihm, sich zumindest von ein paar Marines eskortieren zu lassen.

Das bedeutete aber auch, dass er von bewaffneten und gepanzerten Marines begleitet vor den Großen Rat treten würde. Jeder, der das beobachtete, würde sofort zwei Dinge folgern: dass ein Staatsstreich unmittelbar bevorstand und dass Geary den politischen Führern der Allianz mit tiefem Misstrauen gegenübertrat. Diese Schlussfolgerung war dazu angetan, alles zunichte zu machen, was er hatte erreichen wollen, und damit genau den Putsch auszulösen, vor dem er sich fürchtete.

Sollte man ihn allerdings festnehmen, würde die Flotte zur Tat schreiten, auch wenn er einer solchen Vorgehensweise vehement widersprochen hatte.

Rione beobachtete ihn und wirkte völlig ruhig und entspannt. Sie würde ihm jetzt nicht sagen, was er tun sollte, weil zu viele Leute anwesend waren, die sie dabei belauschen würden. Doch ihre Haltung übermittelte ihm bereits die Botschaft, die er von ihr hören wollte: Zuversicht, Vertrauen, Gelassenheit.

Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, nickte Geary dem Kommandanten der Marines zu. »Sie bleiben mit Ihren Leuten hier. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich rühren. Ich weiß nicht, wie lange wir sie benötigen werden.«

»Sir?« Der Major deutete auf seine Leute. »Wir können einen Trupp…«

»Nein.« Geary ließ seinen Blick über das Dock schweifen und bemühte sich, wie ein Mann zu wirken, der nichts zu verbergen hatte und für den es keinen Grund gab, seine Vorgesetzten zu fürchten. »Wir befinden uns auf Allianz-Territorium, Major. Wir sind hier unter Freunden. Die Bürger der Allianz haben keinen Grund, ihresgleichen oder ihre Regierung zu fürchten.« Er wusste nicht, wer sie belauschte, doch derjenige sollte die Bedeutung seiner Worte verstanden haben.

Der Major salutierte. »Jawohl, Sir.«

Timbale sah Geary mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Sorge an. »Könnten Sie mich wissen lassen, welche Absichten Sie haben, Captain?«, fragte der Admiral leise.

»Ich habe den Befehl erhalten, dem Großen Rat Bericht zu erstatten, Sir. Meine Absicht ist, Befehle auszuführen.« Würde Timbale verstehen, welche tiefere Bedeutung dem letzten Satz innewohnte?

Rione deutete auf die Luke vor ihnen. »Wir sollten den Großen Rat nicht warten lassen, Admiral.«

Der Blick des Admirals wanderte zwischen ihr und Geary hin und her, dann schien er zu einem Entschluss zu gelangen. »Einen Moment noch«, sagte er und entfernte sich einige Schritte, während er leise, aber hastig in seine Komm-Einheit sprach, kurz wartete und dann in wütendem Tonfall energisch weiterredete. Schließlich wirkte er zufrieden, als er sich wieder an Geary wandte. »Es sollte keine weiteren Hindernisse geben, die Sie davon abhalten könnten, den Großen Rat zu erreichen, Captain. Wenn Sie mich bitte begleiten würden.«