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»Ein Antrittsbesuch, und dann hat er noch ein paar Mal vorbeigeschaut, um nochmals auf das eine oder andere zu sprechen zu kommen. Sie wissen schon: Politik, der Krieg, persönlicher Ehrgeiz. Solche Dinge eben.«

»Ich hoffe, Sie haben seine Zweifel ausgeräumt«, meinte er lächelnd.

»Ich bin davon überzeugt, dass er mir kein Wort geglaubt hat.« Sie atmete seufzend aus. »Sir, ich weiß, dass Captain Duellos mit Ihnen geredet hat und…«

»Und ich weiß, er hat weitergegeben, was ich gesagt habe.«

Desjani schüttelte den Kopf. »Wenn ich Senator Sakai erzählen würde, was Ihr wahrer Ehrgeiz ist, dann würde er Sie für verrückt halten.«

»So wie Sie.«

»Und jetzt bin ich sogar einer Meinung mit einem Politiker. Sie können tatsächlich Wunder wirken, Admiral.«

Er wartete, bis sie gegangen war, dann rief er Tulev. »Tut mir leid, dass ich Sie so schnell schon wieder herzitieren muss, aber ich möchte Sie etwas fragen.«

Tulev, der nach außen hin wie üblich keine Gefühle erkennen ließ, neigte den Kopf leicht nach vorn. »Ich hoffe, es ist nichts allzu Ernstes, Admiral.«

»Das weiß ich noch nicht. Wie ich hörte, haben Sie zusammen mit Captain Kattnig gedient.«

»Kattnig?«, wiederholte Tulev. »Ja, aber das ist schon lange her. Damals waren wir noch einfache Matrosen.«

»Er sprach davon, dass Sie beide gleichzeitig jeder ein Kommando übertragen bekommen haben.«

»Ja, das ist richtig«, bestätigte Tulev. »Die Flotte benötigte damals nach der Schlacht von Hattera dringend neue Offiziere. Aber seitdem habe ich ihn nur sehr selten wiedergesehen.« Er warf Geary einen neugierigen Blick zu. »Gibt es irgendein Problem mit Kattnig?«

»Ich weiß nicht.« Geary tippte mit der Faust leicht auf die Tischplatte. »Seine Dienstakte sieht gut aus.«

»Captain Kattnig hat ein paar Mal mit mir gesprochen, seit die Adroit zur Flotte gestoßen ist. Er wollte mehr darüber erfahren, wie wir unter Ihrem Kommando nach Hause zurückgekehrt sind.«

Geary nickte, gleichzeitig fiel ihm auf, dass nicht mal Tulev die Heimreise als »Rückzug«, bezeichnete. Niemand in der Flotte griff zu dieser Wortwahl, und mehr als einmal hatte sich Geary davon abhalten müssen, selbst diesen Begriff zu benutzen. Nur allmählich war ihm bewusst geworden, dass die Flotte die Rückkehr tatsächlich nicht als einen Rückzug ansah. Die Flotte »kehrte heim«, sie »ordnete sich neu«, sie »veränderte ihre Angriffsachse« – aber sie zog sich nicht zurück. Folglich konnte die Rückkehr ins Gebiet der Allianz auch kein Rückzug sein. »Entschuldigen Sie, wenn ich das so geradeheraus sage, aber Kattnig scheint zu glauben, dass er irgendetwas beweisen muss, vielleicht weil er zuvor nicht Teil der Flotte gewesen ist. Er sprach zwar davon, dass seine neuen Schlachtkreuzer sich beweisen wollen, aber ich hatte das Gefühl, dass er eigentlich von sich redete. Ich weiß nur nicht, warum.«

Nach kurzem Überlegen nickte Tulev zustimmend. »Ich glaube, das ist eine zutreffende Einschätzung, Admiral. Viele Offiziere und Matrosen der Flotte, die nicht mit uns unterwegs waren, empfinden ähnlich. Aber an Kattnigs Dienstakte gibt es nichts auszusetzen, wie Sie sagten. Ich werde unter vier Augen mit ihm reden und versuchen, seine Bedenken zu zerstreuen. So wie die anderen neuen Offiziere muss auch er sich noch daran gewöhnen, dass Sie ganz anders kämpfen. Vielleicht spielt das auch eine Rolle. Immerhin können die neuen Taktiken das Gefühl vermitteln, dass für die individuelle Tapferkeit nicht mehr viel Platz ist.«

»Diese neuen Taktiken sind hundert Jahre alt, und Kattnig hat seine Tapferkeit bereits unter Beweis gestellt. Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mit ihm reden könnten, um ihm klarzumachen, dass die Offiziere, die er um ihre Erfahrungen beneidet, ihre Erfahrungen mit eben diesen Taktiken gesammelt haben.«

»Sicher, Admiral.« Tulev schaute ihn forschend an. »Machen Sie sich Sorgen, wie er sich verhalten könnte?«

»Diese Sorgen mache ich mir bei allen neuen Offizieren«, gab Geary zu. »Ich hoffe, sie haben aus dem gelernt, was der Dungeon widerfahren ist.«

»Auch wenn die Schäden an der Dungeon die Heimkehr erforderlich gemacht haben, könnte ich mir keine härtere Strafe für Ungehorsam vorstellen«, pflichtete Tulev ihm bei.

»Wenn ihre Befehlshaber nicht noch rechtzeitig das Schiff hochgezogen hätte, wären sie vielleicht alle gestorben.«

»Sie hätten dem Tod den Vorzug vor der Schmach gegeben, den Angriff auf die Heimatwelt der Syndiks zu versäumen. Das wäre für sie die geringere Strafe gewesen.«

Geary seufzte. »Ja, das vergesse ich immer wieder. Für mich ist der Tod nach wie vor etwas, wovor ich mich fürchte.«

»Wir fürchten den Tod auch, Admiral, aber es gibt andere Dinge, die uns noch mehr Angst bereiten. Das gilt auch für Sie, das weiß ich. Ansonsten wären Sie kein so guter Commander.« Dann stand Tulev auf, salutierte und verschwand aus dem Konferenzraum.

Der Sprung nach Kalixa vermittelte ein Gefühl von Routine, auch wenn die Flotte sich wieder in Gefechtsformation befand und in Kampfbereitschaft war. Geary verspürte das übliche Unbehagen, das ihn immer überkam, wenn er im Sprungraum unterwegs war, jenem formlosen grauen Universum, das nicht von Sternen erhellt wurde. Aber ihn plagte auch eine Rastlosigkeit, die ihn zu häufigen und ausgedehnten Spaziergängen durch die Korridore der Dauntless veranlasste. Die Crew war glücklich und zuversichtlich, dass Black Jack jedes Hindernis aus dem Weg räumen und jedes Problem lösen würde. Wenn Geary von diesen Streifzügen zurückkehrte, setzte er sich eine Weile in seinen Sessel und sah zu, wie die mysteriösen Lichter aufflackerten, die durch den Sprungraum zuckten.

Dann endlich erreichten sie Kalixa.

Fünf

Die Rückkehr in den Normalraum kam ihm seltsam abrupt vor, als sei der Sprungpunkt selbst in irgendeiner Weise gestört. Da Sprungpunkte durch die Masse des in der Nähe befindlichen Sterns erzeugt wurden, wusste Geary, dass das Problem sehr wahrscheinlich mit dem Stern Kalixa zusammenhing. Dann verschwand das graue Nichts, und die Allianz-Flotte hatte Kalixa erreicht.

Eine Zeit lang sagte niemand ein Wort, alle starrten nur auf das, was einmal das Sternensystem Kalixa gewesen war. Nach einigen Minuten wandte sich Geary von dem Anblick auf seinem Display ab und verglich die aktuellen Daten mit denen aus den Syndik-Archiven, die die Flotte bei Sancere in ihren Besitz gebracht hatte.

Zwischen der alten Karte und der aktuellen Situation gab es nicht viele Übereinstimmungen, oder besser gesagt: nicht mehr viele. Die Karte zeigte ein recht abgelegenes Sternensystem mit einem Planeten, der von Menschen bewohnt wurde, sowie mit weiteren Welten und Monden, auf denen man unterirdische Kolonien angelegt hatte, durch die sich die systemweite Bevölkerung auf über einhundert Millionen Menschen belief. Das in der Nähe befindliche Hypernet-Portal hatte entscheidend dazu beigetragen, den Wohlstand nach Kalixa zu bringen.

Bis das Portal kollabierte und eine Energiewelle freisetzte, deren Stärke den Bruchteil einer typischen Nova erreichte. Trotz der erschreckenden Berichte von Augenzeugen, mit denen Geary gesprochen hatte, war von der Welle doch nicht alles restlos zerstört worden. Es wäre sicherlich erträglicher gewesen, stattdessen jedoch fanden sich überall genügend Spuren dessen, was dort einmal existiert hatte.

»Auf keinem Planeten scheint sich mehr Leben zu befinden«, meldete der Ablauf-Wachhabende fast im Flüsterton. »An den Rändern der Gebiete, die von der Welle direkt getroffen wurden, sind zerfetzte Trümmerreste festzustellen. Sogar die Regionen, die sich zu dem Zeitpunkt auf der abgewandten Seite befanden, sind verwüstet, vermutlich durch Erdbeben und andere Naturkatastrophen. Die größte bewohnbare Welt weist nur noch eine sehr dünne Atmosphäre auf, was der einzige Grund dafür sein dürfte, warum nicht alles auf dem Planeten restlos verbrannt ist.«