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»Sie müssen die Verteidigung aus zahlreichen Sternensystemen fast komplett abgezogen haben«, überlegte Desjani. »Wären wir auf direktem Weg hergekommen, hätte es eine Wiederholung des letzten Besuchs der Flotte in diesem System gegeben. Bis wir uns durch das Minenfeld gekämpft hätten, wären schon so viele Schiffe verloren gewesen, dass die Syndiks uns hätten besiegen können.« Ihr Blick wanderte über das Display. »Alles, was sich in einem fixen Orbit befindet, sind entweder auf Schienen montierte Geschütze oder Partikelstrahl-Batterien. Gut, dass Sie mit unseren Steinen sparsam umgegangen sind.«

Das Heimatsystem der Syndiks war ohne jeden Zweifel eine an Zielen reiche Umgebung. Neben den festen Verteidigungsanlagen wiesen die Planeten eine Vielzahl an Städten und Kolonien auf, doch die vorrangig besiedelte Welt wurde auch großflächig von Parklandschaften überzogen, in denen ausladende Villen standen, die mit so großem Abstand zueinander verteilt waren, dass die Bewohner der einen Villa von keinem Bewohner einer anderen gesehen werden konnten. »Sieht ja hübsch aus«, kommentierte Geary.

»Die Hauptwelt, die acht Lichtminuten vom Stern entfernt liegt, ist nahezu perfekt«, stimmte Desjani ihm zu. »Der viereinhalb Lichtminuten entfernte Planet ist viel zu heiß, aber der andere in fünfzehn Lichtminuten Entfernung scheint auch ganz passabel zu sein, weil sich dort etliche Kuppelstädte befinden. Und der zweiunddreißig Minuten entfernte Gasriese eignet sich hervorragend für den Bergbau. Ein gutes Sternensystem. Können wir es knacken?«

»Ja, das können wir. Fangen wir mit den fest installierten Verteidigungsanlagen an. Industrieanlagen und Transportsysteme behalten wir als Druckmittel erst einmal zurück. Die zerstören wir nur, wenn wir die Syndiks anders nicht an den Verhandlungstisch holen können.« Geary gab die Befehle an die Gefechtssysteme der Flotte ein. Er markierte die fixen Verteidigungseinrichtungen auf Planeten, Monden, Asteroiden und künstlichen Satelliten, außerdem Kommando- und Kontrollstationen und die mit den Einrichtungen verbundenen Sensorsysteme, dann ließ er von den automatisierten Systemen einen Bombardierungsplan erstellen. Die Zahl der Ziele war so groß, dass die Gefechtssysteme spürbar Zeit benötigten, ehe sie eine Lösung vorschlagen konnten. Als er die Zahlen sah, konnte sich Geary einen leisen Pfiff nicht verkneifen. »Ich muss veranlassen, dass die Hilfsschiffe mehr Steine für uns produzieren. Das hier wird unseren Bestand ziemlich schwinden lassen.«

Er bewegte den Finger zur Bestätigen-Taste, dann veränderte er eine Einstellung und sah Desjani an. »Machen Sie das.«

»Was?«

»Ich habe Ihnen die Berechtigung übertragen, den Plan zu bestätigen. Machen Sie schon und starten Sie das Bombardement.«

Sie reagierte mit einem angenehm überraschten Lächeln. »Sie wissen, wie man eine Frau glücklich macht. Jedenfalls mich.« Dann nahm ihr Lächeln einen boshaften Zug an. »Vielen Dank, Admiral. Das ist für alle Kameraden, die wir beim letzten Mal hier verloren haben«, verkündete sie und betätigte die Taste.

Überall in der Flotte begannen Kriegsschiffe damit, kinetische Projektile abzuwerfen. Es würde Stunden oder sogar Tage dauern, ehe sie ihr Ziel erreichten, doch wenn sie einschlugen, würden sie das ausgeklügelte Verteidigungsnetzwerk der Syndiks in einen Trümmerhaufen verwandeln.

Im Verlauf dieses hundert Jahre währenden Kriegs hatte das Heimatsystem der Syndiks nie unmittelbar die Auswirkungen der Kampfhandlungen zu spüren bekommen, doch das würde sich jetzt ändern, wie Geary mit einer gewissen Befriedigung feststellen durfte. »Dann wollen wir uns mal diese Syndik-Flotte vornehmen. An alle Einheiten der Allianz-Flotte: Drehen Sie bei Zeit drei null nach backbord vier zwei Grad und nach unten null eins Grad.« Die Formation würde er erst mal eine Weile beibehalten, bis er erkennen konnte, wie die Syndiks reagierten. Auch wenn bislang alles nach Plan verlaufen war, machte ihm die Sorge zu schaffen, dass die Syndiks irgendwelche Fallen im System platziert hatten, die ihnen bislang bloß noch nicht aufgefallen waren. »Halten Sie wie bisher Ausschau nach Hinweisen auf weitere Minenfelder in diesem Sternensystem.«

Nachdem er die Flotte auf den Weg geschickt hatte, wurde es Zeit, sich dem Grund zu widmen, der sie eigentlich hergeführt hatte. Er rief die Geheimdienstabteilung an Bord der Dauntless: »Lieutenant Iger, wie exakt können Sie mir angeben, wo sich in diesem System der Syndik-Exekutivrat befindet?«

Igers Gesichtsausdruck war der eines Untergebenen, der wusste, dass die Antwort seinen Vorgesetzten nicht zufriedenstellen würde. »Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir Ihnen exakte Koordinaten geben können. Momentan scannen wir alle unverschlüsselten Nachrichten, ob sich Hinweise finden. Außerdem versuchen wir, aus verschlüsselten Übermittlungen so viel wie möglich herauszuholen. Wahrscheinlicher ist es aber, dass wir nur mit den Sendungsprioritäten im Komm-Netz dieses Systems weiterkommen.«

»Sie können die Sendungsprioritäten lesen?«

»Nein, Sir, nicht im eigentlichen Sinn. Aber wir können feststellen, welche Übertragungen von den Routern im Sternensystem vorrangig weitergeleitet werden. Indem wir die zu ihrem Ursprung zurückverfolgen, können wir in einem groben Rahmen feststellen, wo derjenige sitzt, der dazu autorisiert ist, die größte Anzahl an Übertragungen mit hoher Priorität zu senden.«

Das klang vielversprechend. »Und wie grob ist dieser Rahmen?«

Das Unbehagen des Geheimdienstoffiziers wurde noch offensichtlicher. »Sobald eine Nachricht in ein geschlossenes Übertragungssystem gelangt, können wir sie nicht mehr zurückverfolgen. Das wäre zum Beispiel eine Orbitaleinrichtung… oder ein Planet.«

»Ein Planet?« Geary sah Iger ungläubig an. »Soll das heißen, Sie können mir nur sagen, dass sich die Quelle irgendwo auf einem Planeten befindet?«

»Vermutlich ja, Sir«, erläuterte Iger. »Sobald wir uns auf Planetenebene bewegen, haben wir es mit allen möglichen Übertragungsmethoden zu tun, die wir von hier draußen nicht überwachen können. Zum Beispiel unterirdisch verlegte Kabel. Außerdem liegen Kommandoknoten auf Planeten meist extrem abgelegen, damit man bei drahtlosen Übertragungen nicht die Position des Absenders feststellen kann. Aber wir sollten Ihnen auf jeden Fall sagen können, auf welchem Planeten der Syndik-Exekutivrat zu finden ist.«

Es war eindeutig eine Erklärung und keine Entschuldigung, weshalb Geary verstehend nickte. »Also gut. Wie lange wird es dauern, bis Sie mir diese Informationen geben können?«

»Das hängt davon ab, wie engmaschig das Syndik-Netz ist. Ein paar Stunden mindestens, aber maximal weniger als ein Tag. Admiral, wenn irgendeine Quelle bessere Informationen liefert, werden wir den Exekutivrat auch schneller und präziser lokalisieren können. Wir sollten nur nicht darauf bauen, dass wir so bald genau diese Informationen bekommen.«

»Verstehe. Haben Sie schon irgendwelche Kriegsgefangenenlager identifizieren können?«

Iger schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Nichts sieht nach einem Kriegsgefangenenlager oder einem Arbeitslager aus, und es ist auch kein Komm-Verkehr zu diesen Themen feststellbar. Aber wir halten weiter Ausschau.«

»Gut, aber Vorrang hat die Suche nach dem Standort der Syndik-Führung. Geben Sie mir Bescheid, sobald Sie etwas haben. Und halten Sie sich ran.« Er kannte Iger inzwischen gut genug, um zu wissen, dass seine Wortwahl den Mann dazu veranlassen würde, seine Abteilung auf Hochtouren arbeiten zu lassen.

Weniger als ein Tag, aber mindestens einige Stunden. Das war einfach viel zu viel Zeit, in der die Syndiks weitere Angriffe planen konnten, ehe sie zu Verhandlungen bereit sein würden. Aus Erfahrung wusste Geary, dass man leichter die Ausarbeitung eines Plans als seine Umsetzung verhindern konnte.

Da er seine Nachricht noch nicht an eine bestimmte Position schicken konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie systemweit zu senden. Bevor er damit begann, setzte er sich zunächst gerader hin. »An die Mitglieder des Exekutivrats der Syndikatwelten: Hier spricht Admiral Geary, Befehlshaber der Allianz-Flotte. Wir sind gekommen, um diesem Krieg zu Bedingungen ein Ende zu setzen, die beide Seiten akzeptieren können. Wir werden den Krieg nach Möglichkeit durch Verhandlungen beenden, notfalls aber auch durch Gewaltanwendung. Dieser Übertragung folgt eine Liste mit Vorschlägen, die die Grundlage eines Friedensvertrags bilden sollen. Sehen Sie sich diese Liste sobald wie möglich an und reagieren Sie zustimmend darauf. Die Allianz-Streitkräfte in diesem System werden ihre Offensiven fortsetzen, bis ein Vertrag zustande gekommen ist.« Rione hatte das als einen Weg vorgeschlagen, um die Syndiks daran zu hindern, Verhandlungen so lange wie möglich hinauszuzögern. »Auf die Ehre unserer Vorfahren.«