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»Wenn wir sie nicht einholen können, müssen wir sie eben dazu zwingen, dass sie zu uns kommen«, stimmte Desjani ihm unüberhörbar frustriert zu.

Die Flotte drehte bei und nahm Kurs auf den Planeten, der in nur acht Lichtminuten den Stern dieses Systems umkreiste.

Weitere zehn Stunden vergingen wie im Schneckentempo, in deren Verlauf immer mehr feste Verteidigungsanlagen auf ihren Bahnen vom Allianz-Bombardement getroffen wurden. Ein Sperrfeuer aus kinetischen Projektilen wurde von einigen der weiter entfernten Einrichtungen auf die Allianz-Flotte abgefeuert, die so entlegen waren, dass die Steine der Allianz sie noch nicht erreicht hatten. Der Flotte blieben buchstäblich Tage Zeit, um den Projektilen auszuweichen, weshalb niemand sich die Mühe machte, ihretwegen besorgt zu sein.

Als dann endlich eine Nachricht von den Syndiks eintraf, stammte die nicht von einem der Planeten. »Wir haben eine Übertragung vom Flaggschiff der Syndik-Flotte«, meldete der Komm-Wachhabende.

Geary überkam ein Déjà-vu-Gefühl, als das Bild auf dem Display auftauchte. Er hatte schon einmal in diesem Sessel gesessen, an Bord dieses Schiffs – und dabei das Gesicht dieses Syndik-CEO gesehen. »Er?«

»Der gleiche Mann, der zuletzt auch die Syndik-Streitkräfte in diesem System befehligt hat… und der die Ermordung von Admiral Bloch und dessen Begleitern angeordnet hat«, bestätigte Desjani, deren Tonfall mit jedem Wort härter wurde. Sie hatte Admiral Bloch nicht bewundert, doch das änderte nichts an ihrer Wut über die Tatsache, dass er und seine Leute unter dem Vorwand von Verhandlungen von Bord gelockt worden waren, um sie töten zu können.

»Ja, genau der.« Geary sah noch deutlich vor sich, wie dieser CEO die bedingungslose Kapitulation jenes Teils der Flotte gefordert hatte, der dem Hinterhalt entgangen war. Wenn er gewollt hätte, wäre er in der Lage gewesen, die Aufzeichnung jener Szene abzurufen, die zeigte, wie Bloch und die anderen auf dem Hangardeck des gegnerischen Schiffs erschossen wurden. Alte Wut flammte in Geary auf, als er nun wieder in dieses Gesicht sah.

Der Syndik-CEO auf dem Bildschirm lächelte, als wüsste er genau, dass sie ihn wiedererkannt hatten, und als wollte er ihnen zeigen, wie sehr er sich an ihren Reaktionen erfreute. »Die Syndikatwelten grüßen Admiral Geary. Ich bin CEO Ersten Grades Shalin.«

»Er trägt mehr Orden als letztes Mal«, flüsterte Desjani mit kaum beherrschter Wut. »Auszeichnungen für das, was er unserer Flotte angetan hat.«

CEO Shalin redete weiter. »Wir sind bereit, im Interesse der Menschheit einen Waffenstillstand in diesem System anzubieten. Und wir sind geneigt, Verhandlungen mit Ihrer Flotte aufzunehmen.«

Geary starrte das Bild an und fragte sich, ob er selbst wohl vor Unglauben den Mund nicht mehr zubekam, ohne dass er es wusste. Dass dieser Mann jetzt von Verhandlungen sprach, nachdem er die letzten »Verhandlungen« in ein Massaker verwandelt hatte, war der blanke Hohn.

»In diesem Sternensystem befindet sich eine Reihe von Kriegsgefangenen«, fuhr der CEO fast beiläufig fort. »Es handelt sich um Personal, das wir nach dem letzten Besuch Ihrer Flotte hier bei uns festgenommen haben. Diese Gefangenen sind weit verstreut an den verschiedensten Orten untergebracht, und wäre wirklich zu bedauerlich, wenn sie durch Bombardierungen zu Schaden kämen. Ich erwarte Ihre Antwort und vertraue darauf, dass Sie nicht zu Maßnahmen greifen, die die angespannte Atmosphäre und die Zahl der Opfer eskalieren lassen.«

Das Gesicht verschwand vom Bildschirm, und Geary schüttelte ungläubig den Kopf. »Was sollte denn das? Wollen die uns ärgern?«

»Das ist ihnen schon gelungen«, knurrte Desjani.

»Würden sie wirklich unsere Leute in ihren Verteidigungsanlagen unterbringen?« Die Antwort darauf kannte er längst, dennoch benötigte er eine Bestätigung. Der Geheimdienst hatte noch immer keine Gefangenenlager entdeckt, was bedeuten musste, dass die Allianz-Angehörigen in relativ kleinen Gruppen im System verstreut gefangen gehalten wurden.

»Ja, das würden sie.« Auch Desjani konnte nur den Kopf schütteln. »Aber es ist unsinnig, jetzt noch diese Drohung auszusprechen, nachdem wir bereits die Steine abgeworfen haben. Die können wir nicht aufhalten, und die Erklärung, dass sich unsere Leute dort befinden sollen, führt zu nichts.«

Er hatte auf die Syndik-Nachricht genauso reagiert wie Desjani. »Das ist der Sinn! Er will uns wütend machen, damit wir die Beherrschung verlieren und unüberlegt handeln. Wir haben diese Taktik gegen die Syndiks eingesetzt. Ich wüsste keinen anderen Grund für den Tonfall und die Wortwahl dieses Mannes.« Er überlegte kurz, dann drehte er sich zu Senator Sakai um, der inzwischen den Beobachterplatz auf der Brücke innehatte und bislang aufmerksam das Geschehen mitverfolgt, aber keinen Kommentar zum Besten gegeben hatte. »Senator, können Sie irgendetwas dazu sagen?«

Ohne eine Miene zu verziehen, erwiderte Sakai: »Nichts, was über Ihre und Captain Desjanis Überlegungen hinausgehen würde, Admiral. Ich bin Ihrer Meinung, dass die Nachricht des feindlichen Commanders darauf abzielte, Sie zu unüberlegtem Handeln zu provozieren. Allerdings bin ich nur mit den Tricks und Taktiken vertraut, mit denen auf dem politischen Parkett gefochten wird, nicht aber auf einem richtigen Schlachtfeld. Ich weiß nicht, zu welchen Aktionen die Syndiks uns herausfordern wollen, und im Moment weiß ich auch nicht, was ich noch dazu sagen könnte.«

»Danke, Senator.« Zumindest war Sakai intelligent genug, seine eigenen Grenzen zu erkennen und auch zu ihnen zu stehen. »Captain Desjani, leiten Sie bitte eine Kopie dieser Nachricht an Co-Präsidentin Rione weiter. Ich würde gern ihre Einschätzung zu den Absichten der Syndiks hören.«

Desjani gab einem Wachhabenden ein Zeichen, damit er die Aufgabe erledigte. »Wenn ich in Waffenreichweite dieses Mannes komme, und ich bete zu den lebenden Sternen, dass mir das gelingt, dann werde ich seine ewige Seele in so viele winzige Stücke zerschießen, dass nicht mal seine Vorfahren in der Lage sein werden, sie wieder zusammenzufügen.«

Ein gedämpfter Alarm ertönte und lenkte Gearys Blick auf das Display. »Die Syndik-Flotte hat Kurs auf uns genommen.«

Desjanis Augen leuchteten auf, während sie auf ihr eigenes Display schaute. Nach einigen Minuten hatten die Syndik-Schiffe ihren neuen Kurs eingeschlagen, aber Desjani machte eine mürrische Miene. »Sie haben sich unserer Steuerbordseite genähert, aber auf diesem Kurs passieren sie uns immer noch mit einem Abstand von gut einer Lichtstunde. Wenn wir auf Abfangkurs gehen, können sie uns nach wie vor mühelos ausweichen.«

»Was haben sie vor?«, rätselte Geary. »Erst ärgern sie uns, und dann bleiben sie doch außer Reichweite. Was erwarten die nur von uns?«

Desjani atmete tief und gleichmäßig durch, da sie ihre eigene Wut in den Griff bekommen musste, dann sah sie Geary an. »Erinnern Sie sich noch an Sutrah? Und Corvus?«

Es gefiel ihm nicht, über diese Kämpfe nachzudenken, in die er diese Flotte kurz nach Übernahme des Kommandos geführt hatte. Dennoch wusste er sofort, auf was sie hinauswollte. »Damals wäre diese Flotte auf den Gegner losgegangen, obwohl jeder wusste, dass es nicht möglich wäre, sie abzufangen.«

»Weil der Angriff immer die richtige Lösung war, und weil wir erwartet hätten, dass uns die Syndiks entgegenstürmen.« Desjani legte die Stirn nachdenklich in Falten. »Dieser CEO ist derjenige, an dem wir uns vor allem rächen wollen. Er sagt Dinge, die uns dazu provozieren sollen, ihn zu verfolgen, während seine Schiffe sich immer außerhalb unserer Reichweite bewegen.«