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»Sie wollen uns so wütend machen, dass wir ihnen nachstellen, obwohl wir keine Chance haben, sie einzuholen.« Geary lehnte sich nach hinten und suchte sein Display nach irgendeinem Detail ab, das er bislang übersehen hatte. »Aber warum? Welchen Sinn hat das? Wir würden doch ein Minenfeld entdecken, das uns den Weg versperrt, und außerdem zwingen sie uns zu keinem engen Kurs, bei dem wir mit Minen in Berührung kommen könnten. Ist das eine Verzögerungstaktik? Aber das würde allenfalls ein paar Tage bringen, spätestens dann hätte die Flotte keine Lust mehr auf diese sinnlose Verfolgungsjagd.«

»Wenn unsere Formation zerfällt und die Flotte in die Länge gezogen wird, dann könnten sie auf einzelne Schiffe schießen, die sonst durch die anderen geschützt wären«, gab Desjani zu bedenken.

»Das wäre denkbar. Wenn unsere Schlachtkreuzer zum Beispiel zu weit vorstürmen, dann hätten sie eine Chance, diese Schiffe zu treffen. Aber wir wären zahlenmäßig immer noch deutlich überlegen.« Dann kam ihm eine andere Erklärung in den Sinn. »Könnten sie uns hinhalten, weil sie mit… Unterstützung rechnen?«

Desjani stutzte. »Unterstützung von außen?«, gab sie zurück und mied es, die Aliens zu erwähnen. »Warum sollten die Syndiks ihnen auf einmal wieder vertrauen?«

»Vielleicht weil es ihre einzige Chance ist. Aber warum wollen sie uns dann zu einer sinnlosen Verfolgung anstiften, wenn sie das Gleiche doch auch erreichen könnten, indem sie einfach anfangen mit uns zu verhandeln und dabei die Verhandlungen hinauszögern?« Das waren zu viele Fragen, auf die es keine befriedigenden Antworten gab. »Bleiben wir erst mal auf Kurs und warten, was sie machen, wenn sie merken, dass wir nicht mitspielen.«

»Wollen Sie diesem Abschaum eine Antwort senden?«, fragte Desjani.

»Noch nicht.« Zum Teil, weil er nicht wusste, ob er tatsächlich die Ruhe bewahren konnte, wenn er mit diesem Syndik reden musste, zum Teil aber auch, weil er erst mehr erfahren wollte, bevor er sich auf eine Antwort festlegen musste.

Eine halbe Stunde später und damit deutlich, bevor die Syndiks die Reaktion der Allianz-Flotte auf ihr vorangegangenes Manöver sehen konnten, änderten sie die Flugbahn ihrer Schiffe abermals nach Steuerbord und schwenkten so auf einen Vektor ein, der in gut drei Tagen den Kurs der Allianz-Flotte kreuzen würde. »Jetzt müssen wir nicht mal unseren Kurs ändern«, stellte Desjani finster fest. »Ich möchte diese Bastarde zu gern in Stücke schießen, aber wenn sie wirklich kämpfen wollten, würden sie uns viel eher abfangen. Die werden einfach wieder ausweichen, sobald wir ihnen zu nahe kommen.«

»Dann müssen wir sie also gar nicht jagen, und trotzdem sind sie für den Augenblick glücklich, wenn wir weiter so verfahren, wie wir das schon die ganze Zeit machen.« Geary betrachtete mit zusammengekniffenen Augen sein Display, als könnte er so irgendwelche verborgenen Objekte erkennen. »Und auf unserem Kurs befindet sich nichts, was für uns eine Bedrohung darstellen könnte?«

»Überhaupt nichts, es sei denn, sie haben bei der Technologie ihrer getarnten Minen auf einmal einen Quantensprung gemacht.«

Das war theoretisch im Bereich des Möglichen, weil die Aliens den Syndiks dabei unter die Arme gegriffen haben könnten, überlegte Geary. Aber die Syndiks hatten nicht vorhersehen können, dass die Allianz-Flotte auf diesem Weg ins System kommen würde. Folglich konnten sie auch nicht in Erwartung ihres Auftauchens Minenfelder gelegt haben, in die sie sie jetzt hineinzulocken versuchten. Warum aber genügte es den Syndiks, die Allianz-Schiffe hinter sich her fliegen zu lassen?

Als Rione auf die Brücke kam, dachte er noch immer über diese Frage nach. »Wir glauben, dieser CEO will uns zu einem Angriff verleiten. Was meinen Sie?«, fragte Geary sie.

»Das ist möglich«, erwiderte Rione und setzte sich, nachdem Senator Sakai seinen Platz geräumt hatte, aber neben dem Beobachtersessel stehen blieb. »Aber die Lage liefert keinen vernünftigen Grund zu der Annahme, dass diese Taktik erfolgreich sein könnte. Ich hätte erwartet, dass die Syndik-Führer versuchen, Zeit zu schinden. Aber das hier ist etwas anderes… ein Versuch, unsere Aufmerksamkeit auf die Flotte gerichtet zu lassen. Gibt es in diesem Sternensystem irgendetwas, das wir nicht bemerken sollen?«

Mit dieser Frage im Hinterkopf betrachtete er sein Display, dann zeigte er auf etwas. »Ich hatte erwartet, dass dieses Schlachtschiff dort und die drei Schweren Kreuzer sich der Flotte anschließen würden, aber stattdessen warten sie einfach da, während sich die Flotte ihnen allmählich nähert.«

»Sie befinden sich in der Nähe eines Sprungpunkts«, betonte Desjani. »Nach Mandalon. Ich weiß allerdings nicht, warum die Syndiks diese Schiffe abstellen, um einen Sprungpunkt bewachen zu lassen. Vielleicht erwarten sie Verstärkung, die durch diesen Sprungpunkt kommen soll, und die Flotte nähert sich ihnen, um sich mit der Verstärkung zusammenzuschließen.«

»Das wäre denkbar.« Geary rieb sich den Nacken, während er dahinterzukommen versuchte, was die Syndiks beabsichtigten. »Sie gehen davon aus, dass sie früher oder später gegen uns kämpfen müssen, und wenn sie erst die Ankunft ihrer Verstärkung abwarten wollen, dann würde das ihr Verhalten erklären. Wenn die Syndik-Flotte einfach nur entkommen wollte, hätte sie das Hypernet-Portal nehmen oder auf direktem Kurs zum Sprungpunkt fliegen können.«

»Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre«, sagte Rione. »Aber ein Schlachtschiff und drei Schwere Kreuzer mehr werden doch das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Flotten nicht entscheidend verändern. Außerdem kann keine nennenswerte Verstärkung unterwegs sein, es sei denn, unsere Geheimdienste liegen völlig verkehrt. Also fehlt noch irgendetwas, das wir nicht sehen sollen.« Kopfschüttelnd sah sie sich ihr Display an. »Die Syndik-Führung ist an der Macht geblieben, weil sie zu allen Mitteln greift, um diese Macht zu behalten. Sie wissen, dass Sie jede von deren Flotten besiegt haben, und sie wissen, dass ihre festen Verteidigungsanlagen in diesem Sternensystem keine gegnerische Flotte vernichtend schlagen können. Wir haben gesehen, welchen Hinterhalt sie am Hypernet-Portal eingerichtet hatten, weil sie von dort unsere Ankunft erwarteten. Es war eine gründliche und todbringende Falle, aber es ist nicht das erste Mal, dass die Flotte unter dem Kommando von Admiral Geary dem sicheren Untergang entwischen konnte. Welchen Trumpf halten sie noch in der Hand? Was können die Syndik-Führer tun, wenn alle anderen Versuche gescheitert sind, den Mann aufzuhalten, den sie auch zuvor nicht aufhalten konnten?«

Mit übertriebener Geduld gab Desjani zurück: »Madam Co-Präsidentin, die Sensoren unserer Flotte sind nicht unfehlbar, aber wir haben dieses System wiederholt gescannt. Es ist keine Überheblichkeit, wenn ich sage, dass wir alles erfasst haben, was die Syndiks hier haben. Sie haben sich in ihrer Planung auf den Hinterhalt konzentriert, mit dem sie diese Flotte am Hypernet-Portal zerstören wollten.«

»Mir ist bewusst, was die Sensoren melden.« Riones Tonfall blieb unverändert emotionslos, während sie auf ihr Display sah. »Irgendetwas fehlt hier. All meine Instinkte sagen mir, dass die Syndiks irgendeine Rückversicherung haben müssen, ein letztes Mittel für den allzu wahrscheinlichen Fall, dass Black Jack Geary wieder einmal ein Wunder bewerkstelligt.«

Geary sah zwischen Rione und Desjani hin und her, während ihm seine eigenen Vorbehalte wieder durch den Kopf gingen. »Das Verhalten der Syndik-Flotte legt den Verdacht nahe, dass sich hier noch irgendetwas anderes abspielt. Aber wenn es tatsächlich eine Bedrohung gibt, die groß genug ist, um diese Flotte in Gefahr zu bringen, dann haben wir sie bislang nicht finden können. Was kann das sein?«

Zum ersten Mal meldete sich daraufhin Sakai zu Wort: »Wie ich bereits sagte, habe ich wenig direkte Erfahrung mit militärischen Angelegenheiten, aber ich kenne mich darin aus, mit Gegnern auf eine Weise umzugehen, die sie nicht erwarten. Wenn das, was Sie suchen, hier ist, und wenn Sie davon überzeugt sind, dass wir alles gesehen haben, dann haben wir das Gesuchte bereits gesehen, ohne zu wissen, welche Bedeutung ihm zukommt.«