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»Vielleicht haben die Leute vom Geheimdienst ja noch etwas entdeckt. Es ist deren Job, herauszufinden, ob irgendeiner Sache eine Bedeutung zukommt.« Wieder wandte sich Geary an Lieutenant Iger, der diesmal eine Miene machte, als habe er etwas zu berichten, das seinen Vorgesetzten überhaupt nicht erfreuen würde. »Lieutenant, können Sie mir irgendetwas über mögliche Bedrohungen in diesem System erzählen, die bislang nicht als solche zu erkennen gewesen sind?«

Iger schien diese Frage zu erschrecken. »Nein, Sir. Es gibt nichts, was wir nicht längst gemeldet haben. Wir haben alle Daten über mögliche Bedrohungen in die Gefechtssysteme eingespeist. Allerdings wollte ich mich noch bei Ihnen melden, Sir, wenn wir mit der dritten Überprüfung unserer Analyse des Syndik-Netzes fertig sind. Da scheint sich irgendetwas Eigenartiges abzuspielen.«

Noch etwas Eigenartiges. Wieso auch nicht? »Und was soll das sein?«

»Sir, es geht um den Standort des Syndik-Exekutivrats.« Lieutenant Iger stutzte, als er etwas auf seinem eigenen Display sah, dann zuckte er hilflos mit den Schultern. »Wir haben einen Standort lokalisieren können, der innerhalb des Netzes höchste Priorität besitzt.«

»Auf welchem Planeten?«, hakte Geary ungeduldig nach.

»Auf gar keinem Planeten, Sir. Es handelt sich um die kleine Gruppe von Kriegsschiffen am Sprungpunkt nach Mandalon.«

Geary schaute auf sein Display. »Die sind auf dem Schlachtschiff?«

»Das ist unsere Einschätzung, Sir. Wie gesagt, wir waren noch mit der Analyse…«

»Wieso? Was wollen sie auf einem Schlachtschiff?«

»Wir müssen davon ausgehen, dass sie die Flucht antreten wollen, Sir.«

»Aber wenn die Syndik-Führer sich auf diesem Schiff aufhalten, damit sie fliehen können, warum haben sie das dann nicht schon längst gemacht? Es wäre doch logischer, das System zu verlassen, bevor wir eintreffen, damit ihre Flucht nicht so offensichtlich wird. Und wie wollen sie ihre Autorität wahren, wenn sie sich aus dem Heimatsystem absetzen?«

Igors Gesichtsausdruck bekam einen bedauernden Zug. »Sir, darauf wissen wir keine Antworten. Wir können nur davon ausgehen, dass es für die Syndik-Führer einen Grund gibt, warum sie immer noch hier sind. Ferner müssen sie auch Grund zu der Annahme haben, dass sie eine solche Flucht politisch überleben können.«

»Vielen Dank, Lieutenant.« Geary sah Desjani, Rione und Sakai an. »Der Geheimdienst sagt, dass der Syndik-Exekutivrat sich auf dem Schlachtschiff am Sprungpunkt nach Mandalon befindet. Er kann aber nichts dazu sagen, warum der Rat nicht längst die Flucht ergriffen hat, wenn das seine Absicht ist.«

»Die haben noch irgendetwas vor, bevor sie sich absetzen«, entgegnete Desjani.

»Das denkt der Geheimdienst auch. Die Frage ist nur: Was haben sie vor?«

»Ich weiß nicht. Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, warum ich als Offizier einen Ort möglichst schnell verlassen will, nachdem ich noch eine letzte Sache erledigt habe.«

Erinnerungen jagten durch Gearys Kopf: die letzten Augenblicke seines Schweren Kreuzers Merlon im Grendel-Sternensystem. »Wenn diese letzte Sache darin bestanden hat, die Überladung der Antriebseinheit zu aktivieren. Der Befehl zur Selbstzerstörung. Wenn man den Befehl erteilt hat, muss man das Schiff so schnell wie möglich verlassen.«

»Richtig. Aber über welches Gegenstück zu einem Selbstzerstörungsbefehl verfügt der Syndik-Exekutivrat hier im System?«

Rione antwortete auf Desjanis Frage, auch wenn ihre Erwiderung mehr nach einem Gebet klang. »Mögen die lebenden Sterne uns beschützen.« Sie stand auf, ihr Gesicht wurde vor Entsetzen kreidebleich. »Senator Sakai hat recht. Wir haben es direkt vor unserem Gesicht. Bei den Vorfahren, es ist da, und wir haben es nicht gesehen!«

»Wovon reden Sie?«, wunderte sich Desjani, während sie ihr Display betrachtete.

»Ich rede von dem, was wir zu sehen erwarten, und dem, was tatsächlich da ist! Wie hat diese Flotte die Syndiks bei Lakota geschlagen? Indem eine große Anzahl Schiffe als improvisiertes Minenfeld herhielt, was den Syndiks nicht klar war, weil es nicht wie ein Minenfeld aussah.« Rione hob ihre Hand und zeigte auf das Display. »Das Hypernet-Portal.«

Geary fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte. »Das verfügt über eine Schutzvorrichtung. Das haben wir bestätigen können.«

»Das ist richtig.« Rione warf ihm einen eindringlichen Blick zu, dann trat sie vor und beugte sich so weit nach vorn, dass nur Geary und Desjani sie hören konnten. »Aber man kann Systeme umprogrammieren, Admiral Geary. Der Kollaps eines Hypernet-Portals kann abgeschwächt werden, damit nur wenig Energie freigesetzt wird, aber er kann auch verstärkt werden, sodass man eine noch tödlichere Waffe besitzt.«

In dem Moment verstand er. Als Captain Cresida an den notwendigen Algorithmen gearbeitet hatte, um die Energieentladung eines kollabierenden Hypernet-Portals zu reduzieren, musste sie auch den gegenteiligen Effekt errechnen. Diese Algorithmen hatte er an Rione übergeben, da er sich selbst nicht genügend vertraute, das Wissen über eine solch verheerende Waffe unter Verschluss zu halten.

Aber die Syndiks hatten natürlich die gleichen Berechnungen durchgeführt und waren zu den gleichen Schlussfolgerungen gelangt – sie hatten ebenfalls herausgefunden, wie sie ein Hypernet-Portal in eine Waffe verändern konnten, die Flotten und ganze Sternensysteme auf einen Schlag auszulöschen imstande war. Ein Selbstzerstörungsbefehl, der das Heimatsystem auslöschte, um die Allianz-Flotte zu vernichten.

Desjanis Miene wirkte versteinert, und sie sprach sehr behutsam: »Kann man die Wirkung einer Schutzvorrichtung umkehren? Um das Portal zu einer Waffe zu machen, die Schlimmeres anrichtet als das Portal bei Kalixa?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Geary energisch. »Ich kann es herausfinden.« So wie Desjani zweifelte er nicht daran, dass die Syndik-Führung dieses Sternensystem auslöschen würde, wenn das der Preis dafür war, die Allianz-Flotte ein für alle Mal zu vernichten. Zu oft war er Zeuge davon geworden, wie die CEOs von diesem Sternensystem mit unglaublicher Missachtung und Kaltblütigkeit gegen die Menschen vorgegangen waren, die ihnen in ihrem System unterstellt waren.

Rione zeigte wieder auf das Display, diesmal auf das Schlachtschiff und die Schweren Kreuzer am Sprungpunkt nach Mandalon. »Sie haben alles vorbereitet und sich auf eine mögliche Flucht eingestellt. Wenn der Hinterhalt fehlschlägt, senden sie den Selbstzerstörungsbefehl an das Portal und bringen sich mit einem Sprung in Sicherheit.«

»Und anschließend geben sie uns die Schuld«, fuhr Desjani fort. »Wir wären alle tot. Verdammt. Sir, sie hat recht. Die Syndiks haben uns die größte Bombe der gesamten Galaxis vorgesetzt, und wir haben es nicht erkannt.«

»Das liegt daran, dass wir die Portale nach der Installation der Schutzvorrichtungen nicht mehr als Waffen angesehen haben. Wäre Cresida nicht bei Varandal gestorben, dann hätte sie uns ganz sicher davor gewarnt.« Geary betätigte seine Kontrollen. »Commander Neeson, ich benötige eine Analyse von Ihnen, und das am besten vorgestern.« Der Befehlshaber der Implacable war nach Cresidas Tod einer der herausragendsten Hypernet-Experten der Flotte. »Kann eine Schutzvorrichtung so umprogrammiert werden, dass der Energieausstoß eines Hypernet-Portals verstärkt wird? Und falls ja, wie lange benötigt man dafür?«

Die Implacable war ein paar Lichtsekunden entfernt, aber Neeson sah ihn auf dem Display deutlich länger an, als es die Zeitverzögerung hätte rechtfertigen können. Schließlich nickte er. »Ja, Admiral. Dafür muss ich keine Analysen durchführen. Die Ausrüstung kann auf diese Weise ebenfalls benutzt werden, auch wenn mir der Gedanke an eine solche Möglichkeit bislang nicht gekommen war.« Neeson hielt kurz inne und schluckte. »Wie lange man benötigt? Wenn man die Algorithmen berechnet hat, kann man sie als Wahlmöglichkeit in die Kontrollsoftware integrieren. Der Wechsel zwischen beiden Optionen geht so schnell, als würde man einen Schalter umlegen.«