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»Meinen Sie mich? Ich bin in Sachen Arroganz besser als Sie.« Rione lehnte sich nach hinten. »Aber Costa kann das noch besser als ich. Ich werde ihr sagen, Sie haben überlegt, dass sie die nächste Forderung übermitteln sollte. Das wird Costa glauben lassen, dass Sie von ihr beeindruckt sind.«

»Und sie wird nicht unsere Bedenken wegen einer Falle der Syndiks verraten?«

»Costa? Sie hütet ein Geheimnis besser als ein Priester seine Jungfräulichkeit. Das ist das Letzte, worum Sie sich bei ihr Gedanken machen müssen.« Rione lächelte flüchtig. »Ich werde ihr offen sagen, dass es darum geht, die Syndiks zum Narren zu halten. Das wird ihr so richtig gefallen, genauso wie die Gelegenheit, sich über einen Syndik-CEO lustig zu machen. Wie lange müssen wir ihnen eigentlich etwas vormachen?«

Geary deutete auf das Sternendisplay. »Sie wissen ja, wir können nicht auf direktem Kurs unser Ziel anfliegen, weil sie sonst unsere wahren Absichten durchschauen, also müssen wir einen Umweg nehmen. Wir brauchen etwas mehr als zwei Tage, dann können wir den Kurs ändern und direkt in den Windschatten des Sterns fliegen.«

»Werden die Syndiks uns so viel Zeit geben?«

»Wenn ihre eigene Flotte weiter kreuz und quer durch das System kreist, wird sie drei Tage benötigen, um den Sprungpunkt nach Mandalon zu erreichen.«

»Dann sollten wir ja Zeit genug haben. Möchten Sie wissen, was Sakai über Sie gesagt hat?«

Einen Moment lang dachte er über ihre Frage nach, schließlich nickte er.

»Senator Sakai sagte: ›Er hört uns zu.‹«

Geary wartete, aber mehr kam nicht von Rione. »Ist das alles?«

»Das ist eine Menge, Admiral Geary.« Sie betrachtete ihn eine Weile. »Ich weiß nicht, wann es passiert ist. Vielleicht war es schon immer so, und es ist nur viel schlimmer geworden. Aber irgendwann haben die ranghöchsten Offiziere und die ranghöchsten Politiker der Allianz sich gegenseitig einfach nicht mehr zugehört. Wir tun alle so, als würden wir zuhören, aber am Ende sehen und hören wir doch nur das, was wir erwarten.«

»So wie Badaya.«

»Oder Costa.« Sie stand auf und ging zur Luke, dann blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Vielleicht gab es einen anderen Grund, dass ich die Flotte begleitete, als Admiral Bloch das Kommando hatte. Einen Grund, der mir gar nicht bewusst war. Damit die Allianz heilen kann, braucht man Offiziere, die Politikern vertrauen, und Politiker, die Offizieren vertrauen.«

Er grinste sie schief an. »Jetzt kommen Sie mir aber nicht so mystisch.«

»Das würde mir im Traum nicht einfallen, Admiral. Wenn die lebenden Sterne auf Leute wie mich angewiesen wären, um ihre Missionen auszuführen, dann wäre es wirklich schlecht um sie bestellt.«

Sieben

Zunächst hatte die Syndik-Flotte gar nicht auf die Kursänderung der Allianz-Flotte reagiert, aber zehn Stunden später nahm sie Kurs auf den Sprungpunkt nach Mandalon, während die Schiffe gleichzeitig langsamer wurden. »Offensichtlicher können sie es nun wirklich nicht mehr machen, dass wir sie verfolgen sollen«, merkte Geary an.

Desjani verzog den Mund. »Ich finde, sie machen sich nur noch mehr über uns lustig. Sehen Sie das nicht auch so?«

»Es ist zu offensichtlich«, beharrte er.

»Für Sie vielleicht.« Sie schüttelte den Kopf, ihr Blick auf einen Punkt irgendwo in der Vergangenheit gerichtet. »Für Sie sind solche Manöver ein nachvollziehbares taktisches Positionieren. Wir sind es gewöhnt, den Feind zu sehen und direkt auf ihn loszufliegen, weil er genau das Gleiche macht. Ihnen ist noch immer nicht ganz klar, wie Ihre vielen Manöver die Syndiks wahnsinnig gemacht haben, weil dieses Spiel eigentlich nicht so gespielt wurde, nicht wahr? Und jetzt revanchieren sich die Syndiks. ›Hier sind wir, versucht doch mal, uns zu fangen und zu töten!‹ Die Syndiks hoffen, dass sie uns im Gegenzug genauso rasend machen, damit wir Kurs auf sie nehmen und sie in einen richtigen Kampf verwickeln.«

Er hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, ob ein Kampf richtig oder nicht richtig war, er unterschied nur nach klugen und dummen Taktiken. Im Training zu Friedenszeiten hatte es manch Dummes gegeben, das von der Doktrin oder von demjenigen gefordert wurde, der gerade der dienstälteste Commander war. Aber diese Dummheiten waren stets von einer klaren oder angedeuteten Anmerkung begleitet worden, dass man es in einem tatsächlichen Gefecht anders handhaben würde. Vielleicht ließ sich in Friedenszeiten leichter herausfinden, welcher der kluge Weg war, oder es erschien einem nur leichter, weil es keine echten Schlachten waren und keine Menschenleben auf dem Spiel standen. »Ich schätze, ich muss immer noch einiges lernen.« Desjani gelang es, auf die respektvollste Weise ihre Skepsis erkennen zu lassen, während er fortfuhr. »Auf jeden Fall sollte es jetzt nicht mehr viel ausmachen, ob wir ihnen folgen oder nicht. Wir sind längst viel zu weit von jedem Sprungpunkt entfernt, um noch fliehen zu können, wenn die Flotte zum Sprung nach Mandalon ansetzt.«

Diesmal rieb sich Desjani das Genick, dann ließ sie vom System etwas durchrechnen. »Die Syndik-Flotte ist gerade mal zwei Lichtstunden von uns entfernt. Theoretisch ist es möglich, dass wir jetzt sofort wie verrückt beschleunigen und Kurs auf den Sprungpunkt nach Tremandir nehmen. Wenn wir alle Faktoren einbeziehen, dann wäre unsere Flotte wohl in der Lage, noch rechtzeitig nach Tremandir zu entkommen. Da wäre zum einen die Zeitverzögerung für die Syndik-Führer am Mandalon-Sprungpunkt, bis sie sehen, in welche Richtung wir fliegen. Dann die Zeit, die es braucht, bis sie den Befehl an die Syndik-Flotte gesendet haben, sofort zu beschleunigen, um den Sprungpunkt schnellstens zu erreichen. Und schließlich wären da noch die Verzögerungen, durch erstens die Zeit, die deren Flotte für diese Strecke benötigt, zweitens die Zeit, die das Signal der Syndik-Führer braucht, um das Hypernet-Portal zu erreichen, und drittens die Zeit, bis die Schockwelle uns einholt. Ich möchte zwar nicht mein Leben darauf verwetten, aber die Syndik-Führer könnten versuchen, absolut sicherzugehen, dass sie ihre Flotte aus dem System holen können, während es für uns gleichzeitig unmöglich ist zu fliehen, bevor sie das Hypernet-Portal kollabieren lassen.«

Er zeichnete einige der Flugbahnen durch das Sternensystem nach und erkannte, was Desjani meinte. »Wenn wir diese Flotte verfolgen, dann nehmen wir wieder Kurs auf die Syndik-Führer und verringern so die Zeitverzögerung, bis sie sehen können, was wir machen, und gleichzeitig kommen wir dem Hypernet-Portal näher, womit für uns die Zeitspanne etwas verkürzt wird, bis die Schockwelle uns trifft. Weniger Ungewissheit für sie, auch wenn ihre eigene Flotte nicht kontinuierlich der Sicherheit entgegenfliegt.« Plötzlich ging ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf. »Das sind überwiegend Politiker, aber sie treffen eine militärische Entscheidung darüber, wann sie das Portal kollabieren lassen sollen.«

Damit brachte er Desjani zum Grinsen. »Dann werden sie’s wahrscheinlich falsch machen.« Gleich darauf wurde sie wieder ernst. »Was für uns ein böses Ende haben könnte, wenn sie zu früh zuschlagen.«

»Ganz genau.« Costa saß auf dem Beobachterplatz auf der Brücke, aber sie schien eingedöst zu sein. Anstatt sie aufzuwecken, tippte Geary auf seine Komm-Kontrolle. »Madam Co-Präsidentin, ich könnte die Meinung einer Politikerin zu einem Thema gebrauchen.«

Rione hörte sich an, was er zu sagen hatte, dann zuckte sie mit den Schultern. »Das kann in die eine oder die andere Richtung gehen, Admiral. Wenn ein Politiker zu entscheiden hat, wann die Falle zuschnappen soll, könnte er zu lange zögern, weil er darauf hofft, dass die Situation immer noch etwas perfekter und der Erfolg umso sicherer wird. Ich würde diese Entwicklung für die wahrscheinlichere halten, weil sie sich in ihrem Raumschiff sehr sicher fühlen müssen, so dicht neben einem Sprungpunkt, der es ihnen erlaubt, jederzeit die Flucht zu ergreifen. Trotzdem bleibt die Möglichkeit, dass sie in Panik geraten und ihren Plan zu früh in die Tat umsetzen. Zum großen Teil kann die Entscheidung auch davon abhängen, was ihre Militärberater ihnen sagen.«