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»Ich weiß. Das ist einer der Hauptaspekte, den ich in meinen Befehl an Duellos einzuarbeiten versuche. Ich wünschte, wir könnten auf eine andere Weise an die Syndik-Führung herankommen. Meine Hoffnung war, sie auf dem zweiten Planeten festzusetzen, aber da sie nun auf dem Schlachtschiff darauf lauern, durch den Sprungpunkt zu entkommen, habe ich kein Druckmittel gegen sie in der Hand, um sie von da hinten wegzuholen.« Rione hatte zuvor davon gesprochen, dass diese Syndik-Führer nur auf ihre eigenen Interessen konzentriert waren; solange er sie nicht unmittelbar bedrohen konnte, war er praktisch machtlos. Sein Blick wanderte zu dem Teil des Displays, wo das Syndik-Schlachtschiff zu sehen war, auf das sich die Angehörigen des Syndik-Exekutivrats zurückgezogen hatten. Das Schiff war viel zu weit entfernt, um etwas unternehmen zu können, solange die anderen Schiffe ihnen nicht entgegenkamen. Wenn er doch irgendwie deren Befehlshaber beeinflussen könnte…

»Admiral, ich…«, begann Desjani.

»Warten Sie.« Geary versuchte, alles um sich herum auszublenden, um diesen einen Gedanken zu fassen zu bekommen, der sich ganz am Rand seines Verstands hielt. Das Schlachtschiff und die Schweren Kreuzer. Da war etwas, das die Syndiks ebenso betraf wie den gefangenen Syndik-CEO an Bord der Dauntless, etwas, das Boyens gesagt hatte… »Senator Costa, im Sternensystem Unity ist doch eine Verteidigungsstreitmacht stationiert, richtig?«

Costa nickte ein wenig irritiert. »Ja, natürlich.«

»Lassen Sie die rotieren? Kommen da in Abständen neue Einheiten hin, während die anderen woanders eingesetzt werden?«

»Nein«, kam die verwunderte Antwort. »Wir ziehen es vor, Einheiten vor Ort zu haben, die…« Sie verstummte und sah sich um, da ihr soeben bewusst wurde, dass sie um ein Haar die Angst ihrer eigenen Regierung enthüllt hätte, nicht alle Allianz-Kriegsschiffe könnten loyal sein. »Einheiten, die eine bekannte Größe sind«, sagte sie stattdessen.

Geary betätigte ein paar Tasten an seinem Display und versuchte, eine ältere Anzeige aufzurufen. »Captain Desjani, ich benötige ein Bild von der Syndik-Flotte in diesem System, unmittelbar nachdem ich das Kommando übernommen hatte.«

Desjani gab einem Wachhabenden ein Zeichen, und nur Sekunden später tauchte neben Geary das alte Display auf. Er schwenkte fort von der gewaltigen Formation aus Syndik-Kriegsschiffen, die bislang immer seine Aufmerksamkeit ganz in Beschlag genommen hatte. Stattdessen zoomte er einen Ausschnitt heraus, der weit von der Position der Allianz-Flotte entfernt gewesen war. »Sehen Sie da, im Orbit um die bewohnte Primärwelt.«

»Ein Schlachtschiff und drei Schwere Kreuzer«, murmelte Desjani. »Was für ein interessanter Zufall.«

»Ja, nicht wahr? Lässt sich feststellen, ob es sich dabei um die vier Schiffe handelt, die am Sprungpunkt warten?«

»Wir können es versuchen. Auf den ersten Blick identisch aussehende Schiffe weisen meistens kleine Abweichungen auf. Lieutenant Yuon, lassen Sie die Sensoren so gründlich wie möglich die Schiffe am Sprungpunkt erfassen, und dann vergleichen Sie sie mit den Schiffen, die auf der alten Aufnahme den Planeten umkreisen.« Desjani war sichtlich neugierig, dennoch wartete sie geduldig ab, bis die Sensoren ihre Arbeit getan hatten.

»Captain«, meldete Lieutenant Yuon. »Die Sensoren bewerten die Übereinstimmungen bei den drei Schweren Kreuzern mit fünfundneunzig, zweiundachtzig und achtundneunzig Prozent, bei dem Schlachtschiff mit 99,7 Prozent. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es sich um dieselben Kriegsschiffe handelt wie bei unserem letzten Aufenthalt in diesem System.«

»Eine Palastwache«, sagte Geary. »Das Schlachtschiff und die Kreuzer halten sich demnach vielleicht schon seit Jahren hier auf.«

Senatorin Costa konnte ihm noch immer nicht folgen. »Das würde unserer eigenen Vorgehensweise entsprechen, was das Personal zum Schutz und zur Verteidigung der höchsten Regierungsebene angeht. Aber wieso ist das so wichtig, Admiral?«

»Weil der gefangene Syndik-CEO uns erzählt hat, dass die Syndik-Führer es nicht mögen, wenn die Besatzungen ihrer Kriegsschiffe allzu enge Beziehungen zu den Bewohnern des jeweiligen Systems entstehen lassen.«

»Natürlich mögen sie das nicht! Erst recht nicht, wenn sie sich gezwungen sehen, diesen Schiffen den Befehl zu erteilen, dieses Sternensystem zu bombardieren. Aber wieso…«

»Die sind bereits seit Jahren hier«, unterbrach Desjani sie. »Freunde, Freundinnen, Familien, alle möglichen persönlichen Beziehungen.«

»Eben«, bekräftigte Geary. »Diese Besatzungen sind hiergeblieben, weil die Syndik-Führer Schiffe in ihrer Nähe haben wollten, auf deren Loyalität sie sich blind verlassen können. Aber weil sie bleiben durften, haben die Syndiks gegen ihre eigenen Grundsätze verstoßen. Diesen Besatzungen müssen die Menschen im System am Herzen liegen. Diese Planeten sind für sie keine militärischen Ziele, sondern die Heimat von Menschen, deren Wohl für die Syndiks auf diesen Kriegsschiffen von Bedeutung ist.«

Desjani lächelte gehässig. »Jemand sollte ihnen erzählen, was ihre Führer mit dem Sternensystem vorhaben.«

»Richtig, das sollte jemand machen. Sobald die Flotte vor dem Hypernet-Portal sicher ist, werde ich mich wohl an jeden Syndik in diesem System wenden, damit sie alle erfahren, was ihre Führer für sie geplant haben, während sie selbst die Flucht ergreifen wollen, um sich in Sicherheit zu bringen.«

Rione beugte sich vor. »Glauben Sie, das wird auf den Schiffen zu einer Meuterei führen?«

»Ich glaube, wir haben eine Chance, einen Regierungswechsel auf den Syndikatwelten herbeizuführen, Madam Co-Präsidentin. Es wird davon abhängen, was die anderen Syndik-CEOs in diesem Sternensystem unternehmen werden. Schließlich werden sie ja erfahren, dass sie auch ersetzbar sind.«

»Der CEO, der die Flotte befehligt, wird einen Staatsstreich nicht unterstützen«, beharrte Costa. »Er weiß, dass derjenige, der dann an die Macht kommt, ihn uns zum Fraß vorwerfen wird.«

Das klang durchaus nachvollziehbar. »Dann hat man ihm das Kommando über die Flotte übertragen, weil die Syndik-Führer wissen, dass er zu ihnen steht, auch wenn er in deren Augen eigentlich ein Versager ist.«

»Egal, was er macht, es ist immer das Falsche«, merkte Desjani mit strahlendem Lächeln an. »Ich könnte mir niemanden vorstellen, der so etwas besser verdient hat als er.« Dann kniff sie die Augen zusammen und schaute skeptisch auf ihr Display. »Aber wenn die Besatzungen dieser vier Schiffe eine Meuterei anzetteln, dann wird sich Shalin gegen sie wenden. Er hat gar keine andere Wahl, weil die derzeitigen Syndik-Führer seine einzige Hoffnung sind.«

Rione nickte. »Ja, richtig. Also müssen wir uns darauf einstellen, diese vier Schiffe unter Umständen vor dem Rest der Flotte zu beschützen.«

»Wir sollen Syndik-Kriegsschiffe beschützen?«, rief Desjani mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Abscheu dazwischen.

Geary atmete frustriert aus. Die Befehle für Duellos wurden von Minute zu Minute schwieriger.

So ungern er die Brücke auch verließ, musste Geary sich doch in sein Quartier zurückziehen, um Duellos den Einsatzbefehl zu erteilen. Er wollte nicht riskieren, dass irgendjemand diese Unterhaltung belauschen konnte oder durch die virtuelle Privatsphäre rings um den Kommandosessel mögliche Reaktionen beobachtete.

Duellos lehnte sich nach hinten und wirkte äußerlich völlig entspannt, da nur seinen Augen die Wachsamkeit und Anspannung anzusehen war. »Ein Kampf an drei Fronten? Das klingt… interessant.«

»Ein einziges Durcheinander«, erwiderte Geary. »Würden Ihre Schlachtschiffe Syndik-Kriegsschiffe beschützen?«