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»Nicht, wenn ich den Befehl so formuliere. Um das Syndik-Schlachtschiff zu beschützen, müsste ja erst einmal die Syndik-Flotte angegriffen werden. Das kann ich meinen Schlachtkreuzern befehlen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob sie das auch ausführen.« Duellos seufzte. »Eigentlich würde ich ja am liebsten jedes feindliche Kriegsschiff in diesem System vernichten, damit die Syndiks anschließend allein zusehen können, wie sie zurechtkommen.«

»Wir benötigen jemanden, mit dem wir verhandeln können«, antwortete Geary und zögerte, da er den nächsten Teil des Befehls eigentlich nicht aussprechen wollte, ihm aber gar keine andere Wahl blieb. »Wenn Sie vor der Wahl stehen, dieses Kriegsschiff zu zerstören oder zuzulassen, dass es von der Syndik-Flotte wiedereingenommen wird, dann müssen Sie sicherstellen, dass diese Syndik-Führer uns nicht entwischen.« Nein, das genügte nicht. Er musste den Befehl eindeutig abfassen, er durfte keine vagen Formulierungen verwenden, die ihm zwar helfen würden, den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können, die aber Duellos im Unklaren darüber ließen, was nun genau von ihm erwartet wurde. »Mit anderen Worten: Zerstören Sie das Schlachtschiff.«

Duellos nickte. »Und wer entscheidet, wann wir den Punkt erreicht haben, an dem das Schlachtschiff zerstört werden muss?«

»Sie werden zu dem Zeitpunkt einige Lichtstunden weit von mir entfernt sein, deshalb treffen Sie die Entscheidung abhängig von den Umständen. Egal, wie Sie sich entscheiden, meine Rückendeckung haben Sie in jedem Fall.«

»Als ich so etwas von einem Admiral gesagt bekam, hatte ich meine Zweifel, wie ernst er das meinte«, stellte Duellos fest. »Aber der Admiral waren nicht Sie. Ich werde mein Bestes geben, um das Vertrauen nicht zu enttäuschen, das Sie in mich gesetzt haben.«

»Ganz meinerseits«, gab Geary zurück und schaute auf die Darstellung der Eingreiftruppe, die zwischen ihm und Duellos in der Luft schwebte. »Ich gebe Ihnen drei Geschwader Leichte Kreuzer und fünf Zerstörergeschwader, die Ihre neun Schlachtkreuzer unterstützen werden. Ich will nicht zu viele Schiffe mitschicken, damit Ihre Eingreiftruppe kein allzu lohnendes Ziel abgibt. Glauben Sie, das genügt?«

»Hängt davon ab, was passieren wird, aber es dürfte genügen, um mit allem klarzukommen, auch wenn wir es nicht sofort überwinden können.« Duellos hielt kurz inne. »Und es hängt davon ab, was Captain Kattnig machen wird.«

»Versuchen Sie, ihn an der kurzen Leine zu halten. Er ist viel zu versessen darauf zu kämpfen.«

»So etwas gibt es in dieser Flotte nicht, Admiral.« Duellos zuckte mit den Schultern. »Ich werde mein Bestes geben. Die Schiffe der Adroit-Klasse werden bei einem Frontalangriff keine gute Figur machen.«

»Das letzte Scout-Schlachtschiff wurde im Gefecht zerstört, aber jetzt muss ich mir um die Adroit und ihre Schwesterschiffe Sorgen machen. Wann wird diese Regierung endlich begreifen, dass niemandem damit gedient ist, Schiffe aus Kostengründen so klein und spartanisch ausgestattet zu bauen wie die Adroit?«

»Wenn Sie mal Diktator sind, werden Sie diesem Unsinn als Erstes ein Ende setzen.« Duellos grinste ihn breit an, um ihn wissen zu lassen, dass er es nicht so meinte. »Kattnig hat in der Vergangenheit gut gekämpft, daher glaube ich nicht, dass er sich zu irgendeiner Dummheit verleiten lässt.«

»Das sollte er auch besser bleiben lassen. Hatten Sie Gelegenheit, sich mit seinem letzten Gefechtseinsatz zu befassen?«

Wieder nickte Duellos. »Bei Beowulf, richtig? Hässliche Sache, aber Kattnig hat sich gut geschlagen.«

»Hässlich« war eine milde Formulierung für eine Schlacht, bei der beide Seiten fast gleich stark waren und es zu einem langwierigen Gefecht kam, in dessen Verlauf die Allianz sich nur sehr langsam einen Vorteil verschaffen konnte. Das Ergebnis war ein Sieg, der angesichts der Gefallenen und der zerstörten Schiffe genauso schmerzhaft ausfiel wie eine Niederlage. »Sein Schiff wurde zu einem fliegenden Schrotthaufen zusammengeschossen, aber es kämpfte immer weiter«, stimmte Geary ihm zu. Danach hatte sich Kattnig ganz auf das Wohlergehen der Überlebenden seiner Crew fixiert, sodass er schließlich ärztlich behandelt und ruhiggestellt werden musste. Es gab keinen Grund, sich für ein solches Verhalten zu schämen, und der Ärztestab der Flotte hatte Kattnig wenig später wieder diensttauglich geschrieben. Geary sah grundsätzlich keine Charakterschwäche darin, dass ein Befehlshaber um seine Crew besorgt war.

Dennoch stand diese Tatsache im Widerspruch zu Kattnigs schier unbändigem Willen, sich in einen Kampf stürzen zu können. »Behalten Sie ihn einfach im Auge. In weniger als zwei Stunden werde ich die Eingreiftruppe losschicken, wenn der Rest der Flotte Kurs auf den Windschatten des Sterns nimmt. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber wir alle werden spontan auf das reagieren müssen, was sich uns in den Weg stellen wird. Viel Glück.«

»Wenn das Hypernet-Portal kollabiert, während meine Schiffe da draußen unterwegs sind, wird mir nicht viel Zeit bleiben, um mir Sorgen darüber zu machen, was ich tun soll«, betonte Duellos. »Ansonsten werde ich versuchen, Sie nicht zu enttäuschen.«

»Es wird Ihnen nicht gelingen, mich zu enttäuschen, Roberto.«

Duellos grinste ihn wieder an, salutierte, und dann löste sich sein Bild in nichts auf. Daraufhin verließ Geary sein Quartier und kehrte auf die Brücke der Dauntless zurück.

Das Bombardement der Eiswelt stellte eine angenehme Ablenkung dar, da ansonsten jeder nur gebannt auf einen Hinweis wartete, ob das Hypernet-Portal schon bald zusammenbräche. Die Serie von Steinen, die in kurzen Abständen auf einen einzelnen Punkt des riesigen erstarrten Ozeans trafen, bildete dabei von allem den spektakulärsten Anblick. Eine Fontäne aus verdampfendem Wasser stieg höher und höher in die Atmosphäre auf, da jeder Einschlag unter der Oberfläche erfolgte. Die immense Hitze, die von jedem der Steine ausging, ließ das Wasser tief unter der Eisschicht verkochen, aber der durch das kilometerweite Loch aufsteigende Dampf erstarrte in der eisigen Luft gleich wieder. Ein Multispektral-Beobachtungssatellit der Flotte wurde im Orbit über dem Loch im Ozean ausgesetzt, sodass die Crew der Dauntless immer noch in die Tiefe schauen konnte, als der Planet längst hinter ihnen zurückfiel. Das Ergebnis empfand Desjani allerdings als enttäuschend. »Am Boden ist flüssiges Wasser, aber das stammt vermutlich nur von den eisigen Wänden. Ob wir tatsächlich bis zum Ozean unter dem Eis vorgedrungen sind, lässt sich nicht erkennen.«

»Tut mir leid«, sagte Geary daraufhin. »Aber es ist immer noch ein gigantisches Loch.«

»Können Sie sich vorstellen, wie das sein wird, wenn die Wände wieder gefroren sind? Steile, glatte Wände, fast ohne Reibungswiderstand, und das bis in etliche Kilometer Tiefe. Aber ich wette mit Ihnen, die Syndiks werden uns nicht dafür danken, dass wir ihnen eine Kletterwand geschenkt haben, die es wirklich in sich hat.«

»Das sehe ich auch so. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Eisozean jetzt in alle Richtungen auf Hunderte von Kilometern Risse aufweist.« Eigentlich war es albern, sich über solche Dinge zu freuen, aber es war immer noch besser als unentwegt auf das Hypernet-Portal zu starren.

Noch eine Stunde, bis sie das Manöver beginnen konnten, das sie in den Windschatten des Sterns bringen würde. Wenn das Hypernet-Portal innerhalb der nächsten halben Stunde kollabierte, würde es eine grausame Ironie sein, weil die Rettung zum Greifen nah war. Trotz der völlig irrationalen Sorge, es könnte irgendetwas Verheerendes passieren, sobald er die Brücke der Dauntless verließ, rang Geary sich dazu durch, die kleinen Räume nahe dem Mittelpunkt des Schiffs aufzusuchen, wo die Besatzungsmitglieder zu den Ahnen beten konnten. In Augenblicken wie diesen schien es ihm eine gute Idee zu sein, um Hilfe und Gnade zu bitten. Zumindest konnte es nicht schaden. Er versuchte Michael Geary zu finden, aber weder sein Bruder noch sein Großneffe schienen ihm zu antworten. Schließlich streckte er die Hand aus, um die Flamme der zeremoniellen Kerze zu löschen, da verharrte er mitten in der Bewegung. »Ich habe deine Nachricht erhalten, Mike. Deine Enkelin Jane hat sie mir überbracht. Du fehlst mir auch.«