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Geary konnte für mindestens einen Tag jeden Gedanken an Schlaf abschreiben, also verließ er sein Quartier und begab sich auf die Brücke.

Desjani saß noch immer auf ihrem Platz und schien die ebenfalls anwesende Senatorin Costa beharrlich zu ignorieren. Die konzentrierte sich ihrerseits ganz auf ihr Display.

»Stimmt das?«, fragte sie, als sie Geary sah. »Unsere Eingreiftruppe zieht in zwei Stunden gegen den Feind ins Gefecht?«

»Ganz so ist es nicht«, erklärte er, während er sich hinsetzte. »In etwas weniger als zwei Stunden wird unsere Eingreiftruppe auf das Syndik-Schlachtschiff treffen, das auf dem Weg zur Primärwelt ist. Wir haben nicht vor, auf das Schiff zu schießen, es sei denn, es eröffnet das Feuer auf uns.«

»Dann wird es so bald noch keine Schlacht geben?« Costa wirkte enttäuscht.

»Ich will es nicht hoffen. Ich brauche alles, was diese Schlachtkreuzer beim Kampf mit der Syndik-Flotte in die Waagschale werfen können. Außerdem sind Schlachtschiffe verdammt zähe Ziele, selbst wenn eines nur von drei Eskorten begleitet wird.«

»Wir haben gerade eine Verhandlungspause, und ich bin auf die Brücke gekommen, weil ich gehofft hatte, aus erster Hand mitzuerleben, wie unsere tapferen Matrosen sich dem Feind in den Weg stellen«, beklagte sich Costa.

Er sah zu Desjani, die so tat, als würde sie von dieser Unterhaltung gar nichts mitbekommen. »Senatorin, die Eingreiftruppe wird fast eine Lichtstunde von uns entfernt auf den Feind treffen, was bedeutet, dass wir erst eine Stunde später zu sehen bekommen, was sich dort abspielt.«

Costa legte die Stirn in Falten. »Ja… natürlich… Das… das versteht sich von selbst. Geben Sie mir bitte Bescheid, bevor die Eingreiftruppe auf die Syndik-Flotte trifft. Ich nehme an, der Angriff wird auf das Zentrum der feindlichen Formation erfolgen, wo sich deren Schlachtkreuzer befinden.«

»Nein, Senatorin, das werden wir nicht machen.«

»Sie sagten doch gerade eben, dass Schlachtschiffe zähe Ziele sind. Mir ist klar, dass Schlachtkreuzer nicht dafür ausgelegt sind, sich mit Schlachtschiffen zu messen. Warum sollen unsere Schlachtkreuzer dann nicht deren Schlachtkreuzer attackieren?«

Erst nachdem er tief durchgeatmet hatte, um sich zu beruhigen, erwiderte Geary: »Zum einen stehen unseren neun Schlachtkreuzern sechzehn feindliche gegenüber, zum anderen würde sich unsere Eingreiftruppe dem Beschuss von allen Seiten aussetzen, sollte sie versuchen, mitten in die Formation zu fliegen – nicht nur von den Schlachtschiffen am Rand der Formation, sondern auch von der immensen Menge der Eskortschiffe. Allein die einundsechzig Schweren Kreuzer würden für die Eingreiftruppe eine große Herausforderung darstellen.«

»Warum ist unsere Eingreiftruppe denn nur so klein?«

Geary sah abermals zu Desjani, die sich bestens zu amüsieren schien. Rione sprach davon, dass Politiker und Offiziere irgendwann aufgehört haben, miteinander zu reden. Wenn das hier ein Beispiel für diese Unterhaltungen ist, kann ich gut verstehen, dass sie das Reden eingestellt haben, dachte er. Sobald er ihr ein Detail erklärte, stellte sie sofort weitere Fragen, ohne irgendetwas von dem zu berücksichtigen, was sie aus den Antworten gelernt haben sollte. Vielleicht lag die Lösung darin, so vage Antworten zu geben, dass die Senatorin sich keine Details herauspicken konnte. »Das war meine Entscheidung als Flottenbefehlshaber, Senatorin.«

Nachdem sie eine Weile über diese Erklärung nachgedacht hatte, stand Costa auf. »Ich kehre besser zu den Verhandlungen zurück.«

Als sie gegangen war, drehte sich Geary zu Desjani um. »Das haben Sie mir eingebrockt.«

»Ich habe die Senatorin nur wissen lassen, dass es bestimmte Fragen gibt, auf die besser der Flottenkommandant antworten sollte, Sir.«

»Vielen Dank, Captain. Ich werde mich zu gegebener Zeit revanchieren.«

Desjani sah ihn wachsam an. »Sind Sie in Sorge? Duellos wird nicht den Kern der Formation angreifen. Vor einem Jahr hätten wir das wohl noch so gemacht, aber jetzt nicht mehr.«

»Und Kattnig? Wenn er mit der Adroit mitten durch die Formation prescht, wie viele Schiffe werden ihm dann folgen?«

»Hoffentlich nicht viele. Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen?«

»Ich… habe keine Ahnung.«

Sie zog ein paar Verpflegungsriegel hervor. »Es reicht nicht, wenn Sie Ihrem Körper Schlaf geben, er braucht auch Nahrung.«

Zögerlich nahm er die Riegel entgegen, da er sich nur zu gut an einige der widerwärtig schmeckenden Sorten erinnerte, die er während der Rückkehr der Flotte in Allianz-Gebiet hatte essen müssen. »Bulgorin?«

»Die sind ziemlich gut. Ich habe zwar keine Ahnung, wo man Bulgorin isst, aber es ist nicht übel.«

»Was steckt da drin?«

»Weiß ich nicht und will ich auch gar nicht wissen. Essen Sie einfach. Für die nächsten zwölf Stunden wenigstens müssen Sie hellwach sein, also braucht Ihr Körper Nahrung.«

»Ja, Ma’am.«

Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an. »Wenn Sie nicht in Bestform sind, Admiral, werden Ihre Leute und Ihre Schiffe darunter leiden.«

Dem konnte er nicht widersprechen, also aß Geary die Riegel auf, die für Verpflegungsriegel wirklich erstaunlich gut schmeckten. Anschließend versuchte er, sich zu entspannen, während er zusah, wie sich die Formationen der Allianz und der Syndikatwelten über das Display bewegten. Die Syndik-Flotte hatte auf 0,15 Licht beschleunigt, was ungefähr fünfundvierzigtausend Kilometern in der Sekunde entsprach, doch durch den Maßstab der Darstellung schienen sich die Schiffe kaum von der Stelle zu bewegen. Zoomte er einen Ausschnitt heran, um eines der Kriegsschiffe aus der Nähe zu betrachten, dann wirkte das völlig reglos, da keine anderen Objekte zu sehen waren, die ein Gefühl für die Geschwindigkeit hätten vermitteln können.

Die Syndiks näherten sich kontinuierlich dem Schlachtschiff, das seinerseits auf 0,12 Licht beschleunigt hatte. Eigentlich hätte das Schiff viel stärker beschleunigen müssen. Möchte wissen, welche Veränderungen der Exekutivrat über die Jahre hinweg an dem Schiff vorgenommen hat, damit er dort in Luxus schwelgen kann, während wichtige Elemente wie der Antrieb in ihrer Leistung eingeschränkt worden sind.

Er musste ungewollt laut gedacht haben, da Desjani sofort erwiderte: »Das würde einiges erklären. Unsere Sensoren schätzen die Masse deutlich höher ein als bei vergleichbaren Schlachtschiffen der Syndiks. An der Panzerung kann es nicht liegen, die erscheint nicht massiver als üblich. Es muss sich irgendetwas Schweres im Inneren befinden.«

»Eine Festung?«

»Das würde ich auch sagen. Etwas mit sehr dicken Außenwänden aus dem dichtesten Material, das die Syndiks auftreiben konnten, ohne gleich mit Radioaktivität zu tun zu haben. Die Syndik-Führer wollten einen Ort schaffen, an dem sie sich im Ernstfall einschließen konnten.«

»Diese Idioten!«, knurrte Geary. »Damit machen sie das Schiff noch schwerer, sodass es Verfolgern gar nicht mehr entkommen kann! Als ob sie dadurch hinter ihren dicken Mauern geschützt wären!«

Die Begegnung zwischen Eingreiftruppe und Syndik-Schlachtschiff hatte fast schon etwas Enttäuschendes an sich. Beide Formationen passierten einander in hohem Tempo und außerhalb der Waffenreichweite. Aber nur zwei Lichtminuten hinter dem Schlachtschiff folgte die Syndik-Flotte.

»Verdammt.« Geary ballte frustriert die Fäuste. »Die Syndiks bleiben bei 0,15 Licht!«

Desjani machte eine hilflose Geste. »Sie überholen das Schlachtschiff im schrägen Winkel, weshalb ihre relative Geschwindigkeit zu dem Schiff bei nur 0,08 Licht liegt. Langsam genug, um Ziele zu erfassen.«