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So wie die Schlachtschiffe in Fox Five Three hatte es auch die Eskortschiffe besonders schwer erwischt, weshalb Geary erst gar keine Zerstörer oder Leichten Kreuzer in dieser Formation untergebracht hatte. Vier Schwere Kreuzer – die Menpo, die Hoplite, die Bukhtar und die Squamata – waren entweder komplett zerstört worden oder hatten so massive Schäden erlitten, dass eine Reparatur nicht mehr möglich war. Weitere elf Schiffe waren erheblich unter Beschuss geraten. In den anderen Unterformationen hatte es zwanzig Zerstörer und sechs Leichte Kreuzer erwischt, nicht zu vergessen der Schlachtkreuzer Assert, den sie vor diesem Zusammentreffen verloren hatten.

»Es hätte noch viel schlimmer kommen können«, stellte Desjani fest.

»Das sagen Sie meistens.«

»Weil es meistens auch stimmt. Wir haben die Syndiks hier in ihrem Heimatsystem aufgerieben, und für den Augenblick sind von ihrer Flotte nur noch diese Schweren Kreuzer und ein paar Eskortschiffe übrig, die alle um ihr Leben rennen.«

Geary sah auf und bemerkte das Grinsen auf den Gesichtern der Wachhabenden. Er wusste, dass man in diesem Moment überall in der Flotte an die Verluste dachte, die ihnen von den Syndiks zugefügt worden, bevor Geary das Kommando übernommen hatte. Diese Frauen und Männer freuten sich, dass sich das Glück ihnen zugewandt hatte und dass es ihnen gelungen war, Vergeltung an dem CEO zu üben, der für das Massaker verantwortlich gewesen war. Er versuchte, die Melancholie abzuschütteln, die ihn bei dem Gedanken an die vielen Gefallenen überkam, die die Gefechte hier und in den anderen Systemen gefordert hatten.

Es war ihm noch nicht ganz gelungen, die Freude zu teilen, die auf der Brücke der Dauntless herrschte, da meldete der Ablauf-Wachhabende verdutzt: »Das Hypernet-Portal bricht zusammen.«

Neun

Geary sah sofort wieder auf sein Display, wo das dargestellte Hypernet-Portal rot pulsierte. Jetzt? Was für ein grausamer Scherz sollte denn das sein, nun doch alles so enden zu lassen, nachdem sie jedes andere Hindernis gemeistert hatten? »Wie viel Zeit bis zum vollständigen Kollaps?«

Als er keine Antwort bekam, schaute er zu dem Wachhabenden und stellte fest, dass der, wie alle anderen auch, voller Entsetzen auf das Display vor ihm starrte.

Mit energischer Stimme und lauter als sonst üblich meldete sich Desjani zu Wort: »Der Admiral hat um eine Angabe gebeten, wie viel Zeit noch bis zum vollständigen Kollaps des Portals bleibt!«

Der Lieutenant zuckte zusammen und nahm seine Umgebung wieder wahr. »Entschuldigen Sie, Captain. Fünfzehn Minuten, Sir.«

»Fünfzehn Minuten?«, wiederholte Geary.

»Ja, Sir. Mehr nicht. Es fällt sehr schnell in sich zusammen.«

Geary kniff die Augen zu und atmete tief durch, dann sah er auf das Display. »Das reicht ja nicht mal, um die Flotte in eine Defensivformation zu bringen.«

»Nein, Sir«, stimmte Desjani ihm zu. Ihre Stimme klang jetzt viel gedämpfter.

Daraufhin öffnete Geary den entsprechenden Komm-Kanal. »An alle Einheiten der Allianz-Flotte: Hier spricht Admiral Geary. Wie Ihnen bewusst sein dürfte, bricht das Hypernet-Portal in sich zusammen. Uns wurde mitgeteilt, dass die Programmierung abgeschaltet wurde, die die Energie-Entladung verstärkt, aber wir haben keine Bestätigung dafür, ob die Schutzvorrichtung noch aktiv ist, die die Entladung minimiert. Wir können daher keine Einschätzung zur Stärke der Entladung abgeben. Alle Schiffe bringen sich sofort in eine Position, in der der Bug zum Hypernet-Portal zeigt. Die vorderen Schilde sind auf maximale Leistung hochzufahren.« Irgendetwas musste er noch sagen, immerhin würde dies vielleicht das letzte Mal sein, dass er zur Flotte sprach. »Wenn es hart auf hart kommt, haben wir zumindest die Gewissheit, dass die Reste der Regierung der Syndikatwelten und ihrer mobilen Streitkräfte gemeinsam mit dieser Flotte ausgelöscht werden. Unser Opfer wird nicht vergebens gewesen sein, und unsere Kinder werden von diesem Krieg befreit.«

Plötzlich stürmte Rione auf die Brücke und blieb vor dem Display an ihrem Platz stehen, starrte es einen Moment lang an, ehe sie sich hinsetzte. Ihr Blick schien dabei gar nicht das Display zu erfassen, sodass Geary sich fragte, was sie wohl vor ihrem geistigen Auge sah. »Was machen die Verhandlungen?«, fragte er und wunderte sich darüber, dass diese Frage nicht in einem verbitterten, sondern einem sarkastischen Tonfall über seine Lippen kam.

Rione schüttelte hastig den Kopf, dann konzentrierte sie sich auf Geary. »Die Syndiks stehen genauso unter Schock wie wir. Als ich wegging, beteuerten sie händeringend, dass sie das nicht waren, dass sie nicht den Befehl gesendet haben. Ihrer Meinung nach können die Algorithmen für eine katastrophale Entladung nicht mehr funktionstüchtig sein.«

Was sollte er dazu sagen? »Danke.«

»Fünf Minuten bis zum Kollaps«, verkündete der Ablauf-Wachhabende mit erstickter Stimme.

»Vordere Schilde auf Maximum«, meldete der Gefechtswachhabende.

»Sehr gut.« Mit den Fingerspitzen massierte Desjani leicht ihre Stirn, um so ihren Gesichtsausdruck zu verbergen. Schließlich drehte sie sich zu Geary um und erlaubte sich ein flüchtiges wehmütiges Lächeln. »Wenn es hart auf hart kommt – es war schön, Sie gekannt zu haben.«

»Ganz meinerseits.« Vermutlich blieben ihnen nur noch Minuten, aber selbst jetzt brachten sie es nicht fertig, sich an den Händen zu halten. Bis zu diesem Moment hatten sie ihre eigene Ehre und die des anderen geachtet, und so sollte es auch bleiben, wenn es das war, was das Schicksal für sie vorgesehen hatte.

Eigentlich war das Hypernet-Portal bereits vor über sieben Stunden zusammengebrochen, nur erreichte sie jetzt erst das Licht dieses Ereignisses. Die Schockwelle würde schon bald folgen. Geary sah auf sein Display und nahm mit einem gewissen Erstaunen zur Kenntnis, dass möglicherweise alles im näheren Umfeld des Portals längst zerstört war.

»Eine Minute.« Die Stimme des Wachhabenden versagte.

»Also gut«, sagte Desjani gefasst und wieder lauter als üblich. »Wir stellen uns dieser Gefahr so, wie es die Dauntless und ihre Crew bei jeder anderen Gefahr auch gemacht haben – voller Ehre und Mut.«

Ein Chor aus zustimmendem Gemurmel folgte ihren Worten, Desjani warf Geary wieder ein Lächeln zu, er reagierte mit einem Nicken. Rione blickte unverändert starr auf irgendeinen fernen Punkt.

»Dreißig Sekunden bis zum geschätzten Eintreffen der Schockwelle… zehn Sekunden… fünf Sekunden… vier… drei… zwei… eins.«

Der Augenblick war gekommen und sofort wieder verstrichen, so wie bei Lakota. »Geben Sie mir eine aktualisierte Schätzung, wenn das geht, Lieutenant«, befahl Desjani.

»Ja, Captain, ich… Captain?« Der Ablauf-Wachhabende betrachtete eindringlich sein Display. »Ich glaube, es ist bereits geschehen. Ja, genau. Eine Sekunde nach der Schätzung. Die Energieentladung war so minimal, dass unsere Instrumente sie kaum feststellen konnten. Wir haben freie Sicht auf die Stelle, an der sich das Portal befand. Es ist weg, aber im System ist alles bestens.«

»Verdammt noch mal«, murmelte Desjani und sah verdutzt Geary an. »Diese Syndik-CEOs haben die Wahrheit gesagt.«

Er fühlte sich ein wenig schwindlig, als er zustimmend nickte. »Sieht ganz so aus. Wir leben alle noch.«

»Ein Wunder«, sagte Desjani kopfschüttelnd. »Dass wir noch leben, meine ich. Aber das größere Wunder ist, dass die Syndiks die Wahrheit gesagt haben. So was hätte ich nie für möglich gehalten.«

»Ich würde sagen, wir verdanken den lebenden Sternen dieses Wunder genauso wie die Tatsache, dass wir noch leben.« Geary betätigte seine Kontrollen. »An alle Einheiten der Allianz-Flotte: Hier spricht Admiral Geary. Die Schutzvorrichtung am Hypernet-Portal hat ordentlich funktioniert. Die Bedrohung wurde abgewendet. Widmen Sie sich wieder Ihren ursprünglichen Aufgaben.« Er drehte sich zu Rione um. »Ich glaube, Sie können Ihre Verhandlungen fortsetzen, Madam Co-Präsidentin.«