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Also hatte Boyens ihnen keine Informationen über die Würmer der Aliens verschwiegen, den Syndiks war deren Existenz vielmehr tatsächlich nicht bekannt gewesen. »Welche Systeme waren betroffen?«

»Das können wir nicht so genau sagen«, räumte Carabali ein. »Die gegnerischen Schlachtschiffe sind so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass Funktionen durch Schadenskontrollroutinen automatisch über alle verfügbaren Prozessoren und internen Server und Netzwerke umgeleitet wurden. Als Folge davon können wir keine spezifischen Untersysteme mehr isolieren, die ursprünglich von den Würmern infiziert worden sind.«

»Danke, General. Hervorragende Arbeit.«

»Werden Sie noch mehr Arbeit für meine Marines haben, Sir? Irgendwo auf der Planetenoberfläche?«

»Ich weiß nicht, General. Sobald sich etwas ergibt, werde ich Sie sofort benachrichtigen.«

Geary rieb sich wieder die Augen und wünschte, er könnte sich mal für eine Weile richtig ausruhen. Er hatte sich zwar in sein Quartier zurückgezogen, doch das Abteil kam ihm eher wie eine Gefängniszelle vor, nicht wie eine Zuflucht. Wie lange würden die Politiker wohl noch verhandeln? Sie hatten CEO Boyens aus seiner Zelle geholt, damit er ihnen half. Das mochte ein gutes Zeichen sein, es konnte aber ebenso gut das Gegenteil davon bedeuten.

Er rief ein Display auf und veränderte den Maßstab, um sich ein Bild davon zu machen, was ringsum geschah. In der Nähe der Stelle, an der sich das Hypernet-Portal befunden hatte, hielten sich noch immer die Handelsschiffe mitsamt den SAS auf, als würden sie nach wie vor auf ihre Befehle warten, obwohl ihre Mission durch die Ereignisse überholt worden war und sogar das Portal verschwunden war, sodass dort auch kein Angreifer mehr eintreffen konnte, den man aufhalten konnte. Der einzelne Jäger, der kurz vor dem Kollaps durch das Hypernet-Portal eingetroffen war, bewegte sich jetzt am Rand des Systems entlang zum Sprungpunkt nach Mandalon, doch seine Geschwindigkeit ließ vermuten, dass er nicht davon ausging, in nächster Zeit einen Sprungbefehl zu erhalten.

Captain Smyth von der Tanuki hatte sich in einen Wirbelwind aus Aktivitäten verwandelt, indem er die anderen Hilfsschiffe zu den am schwersten beschädigten Kriegsschiffen schickte und selbst für Unterstützung bei der Reparatur der schlimmsten Schäden sorgte.

Geary hatte kurz mit Commander Lavona auf der Adroit gesprochen und sie bis auf Weiteres zur Befehlshaberin des Schiffs ernannt. Bei dieser Gelegenheit hatte er sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er die Untersuchung des Todes von Captain Kattnig bald abgeschlossen wissen wollte. Dabei ließ er auch keinen Zweifel daran, wie das Ergebnis aussehen sollte. Lavona schien sehr angetan davon, Gearys Wunsch nachzukommen. »Ich weiß nicht, warum die Dinge im Verlauf der Schlacht so gekommen sind, aber er war ein guter Offizier, Admiral.«

»So wird man ihn auch in Erinnerung behalten«, versprach Geary ihr.

Er beobachtete, wie sich seine Flotte bewegte, er überflog Statusberichte über Tote und Verletzte, über Schäden und die Fortschritte bei den Reparaturen. Er wartete und kam sich für einen Flottenadmiral seltsam machtlos vor.

Als er schließlich in den Verhandlungsraum gerufen wurde, nahm sich Geary einen Moment Zeit, um den Sitz seiner Uniform zu überprüfen. Dann durchschritt er in gemäßigtem Tempo die Korridore der Dauntless, bis er das gesicherte Abteil in der Nähe der Räumlichkeiten des Geheimdienstes erreichte. Marines waren als Wachposten davor aufgestellt; einige sorgten für die Sicherheit der Verhandlungsteilnehmer, andere hatten Boyens hergebracht und warteten nun darauf, ihn nach getaner Arbeit in seine Zelle zurückzubringen. Im Raum selbst saßen die Allianz-Senatoren und Syndik-CEO Boyens an einem Tisch. Weder virtuelle Bilder noch aktive Komm-Schirme zeigten irgendwelche Führer oder Unterhändler der Syndiks. Costa wirkte zornig und störrisch, Sakai machte einen etwas unschlüssigen Eindruck, und Rione verbarg wie gewohnt ihre wahren Gefühle hinter einer Maske. Syndik-CEO Boyens schien einfach nur deprimiert zu sein.

Als Geary sich zu ihnen setzte, schob Rione ihm eine Dateneinheit zu. »Wir sind zu einer Einigung gekommen. Die neuen Führer der Syndikatwelten haben sich mit den Bedingungen einverstanden erklärt, die im Wesentlichen dem entsprechen, was der Große Rat der Allianz vorgeschlagen hatte.«

Diese Neuigkeit stand so sehr im Widerspruch zu den Mienen der Beteiligten, dass sich Geary die Worte lange durch den Kopf gehen lassen musste, ehe er sich sicher sein konnte, dass er sich nicht verhört hatte. »Ist das nicht gut?«

»Das ist sehr gut, Admiral«, erwiderte Sakai, der die Stirn in Falten legte und Geary in die Augen sah. »Was Sie sehen, ist zum Teil Unglauben. Keiner von uns kann im Moment so richtig begreifen, dass die formellen Feindseligkeiten zwischen der Allianz und den Syndikatwelten ein Ende haben werden. Der Krieg hat uns unser Leben lang begleitet.«

Ein Wort ließ Geary aufhorchen. »Formelle Feindseligkeiten?«

»Ja.« Costa verlieh dem einen Wort besondere Betonung. »Die Syndik-Führer, also die ehemaligen Führer, haben ihre Planeten zu sehr drangsaliert. Die neuen Führer haben eingeräumt, dass es ihres Wissens überall im Syndik-Territorium so aussieht wie in Atalia und Parnosa. Rebellion, Revolutionen und in manchen Fällen reine Anarchie.«

»Die Syndikatwelten«, fuhr Rione nahtlos fort, »sind im Zerfall begriffen. Wir haben ihnen den Todesstoß versetzt, als wir die Flotte hier im System auslöschten. Damit hat die letzte größere mobile Streitmacht aufgehört zu existieren, die dem Befehl der zentralen Autorität unterstand.«

»Diese Streitmacht befolgte allerdings nicht mehr die Befehle der zentralen Autorität, als sie von Ihnen vernichtet wurde«, warf Boyens niedergeschlagen ein.

»Das stimmt. Aber auf jeden Fall war diese Flotte das letzte noch existierende Mittel, mit dem eine zentrale Autorität die Faktoren hätte unterdrücken können, die nun das zerreißen, was lange Zeit Welten und Bevölkerungen zusammengehalten hatte. Der Prozess spielt sich überall im Syndik-Gebiet ab, wenn auch unterschiedlich schnell und unterschiedlich heftig. Das Problem dabei ist, dass die neuen Führer der Syndikatwelten nicht all das kontrollieren, was bislang die Syndikatwelten darstellte. Das wird die Rückkehr von Kriegsgefangenen in die Allianz erschweren, und es könnte dazu kommen, dass diese Flotte in Aktion treten muss, um sicherzustellen, dass einzelne Sternensysteme sich an diese Abmachung halten und die Kriegsgefangenen ausliefern.«

Dann endlich wurde ihm klar, wieso sie alle so finster dreinblickten. »Das heißt, der Vertrag ist bedeutungslos.«

»Nein, Admiral«, gab Sakai kopfschüttelnd zurück. »So schlimm ist es nicht. Wir müssen nicht länger Angriffe von Streitmächten fürchten, die der Kontrolle der Syndikatwelten unterstehen.«

»Aber die Nachfolgekräfte der Syndikatwelten sind ein ganz anderes Thema«, spie Costa förmlich aus. »Die Syndiks hier haben keinen großen Einfluss auf das, was sich anderswo in ihrem Gebiet abspielt, oder besser gesagt: in ihrem ehemaligen Gebiet. Aber sie wissen, dass sich einzelne Sternensysteme und ganze Blöcke aus Systemen abspalten. Sie werden versuchen, die Syndikatwelten bestehen zu lassen, aber die Chancen stehen nicht besonders gut, dass sie hinsichtlich ihrer Größe und Stärke noch viel mit den alten Syndikatwelten zu tun haben werden.«

»Keine der Nachfolgekräfte ist mächtig genug, um für sich betrachtet eine Bedrohung für die Allianz darzustellen«, warf Sakai ein.

»Noch nicht«, mahnte Costa. »Aber es gibt wohlhabende ehemalige Syndik-Sternensysteme mit großen Schiffswerften, was bedeutet, dass sie im Lauf der Zeit ihre eigenen Flotten bauen werden – entweder zu ihrer eigenen Verteidigung oder zu Eroberungszwecken.«

Geary rieb sich über die Stirn, während er zu Ende dachte, was er zu hören bekam. »Das heißt, der große Krieg ist vorbei, aber dafür haben wir es jetzt überall im Syndik-Gebiet mit kleineren Sicherheitsrisiken zu tun.«