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»Und dieser Befehl macht sie ja so unglücklich«, merkte Desjani schadenfroh an.

»Ich… bitte… darum«, fuhr CEO Kolani fort, wobei ihr das Wort »bitte« fast im Hals stecken blieb, »dass Sie Ihre… Vorschläge übermitteln, wie die mobilen Streitkräfte der Syndikatwelten und der Allianz…« Wieder hielt sie kurz inne. »…gemeinsam die Verteidigung dieses Sternensystems übernehmen sollten.« Die Augen der CEO loderten förmlich, und sie verkrampfte sich noch etwas mehr. »Wir sind bereit, bei der Verteidigung unserer Bevölkerung zu sterben. Kolani Ende.«

Desjanis Schadenfreude hatte sich in ein widerstrebendes Lächeln verwandelt. »Sie ist zäh. Mit ihr hätte ich mir gern ein Feuergefecht geliefert.«

»Das glaube ich gern«, antwortete Geary.

»Haben Sie vor, sie Seite an Seite mit uns kämpfen zu lassen?«

Er sah sie an. »Das halte ich für keine gute Idee. Was meinen Sie?«

»Es wäre eine schreckliche Idee«, betonte Desjani. »Mit einem Syndik-Kriegsschiff in Waffenreichweite ins Gefecht zu ziehen? Mir ist egal, was in diesem Vertrag steht, und mir ist auch egal, dass wir uns auf einmal auf derselben Seite befinden sollen. Es besteht immer noch ein großes Risiko, dass mehr als nur ein Allianz-Schiff ›versehentlich‹ auf die Syndiks feuert.« Nach kurzer Denkpause ergänzte sie: »Genau genommen könnte es im Eifer des Gefechts tatsächlich dazu kommen, dass die Syndiks rein aus Gewohnheit beschossen werden, ohne dass da irgendeine Absicht im Spiel ist. Wir haben die Syndiks unser Leben lang als Feinde angesehen, das kann man nicht von jetzt auf gleich einfach abschalten.«

Desjani sah ihm einen Moment lang in die Augen, dabei erkannte er, was sie ihm sagen wollte, ohne es laut auszusprechen. Wenn die Dauntless in die Nähe dieser Syndiks gerät, könnte es mir im Eifer des Gefechts passieren, sie als Ziele anzusehen, weil sie schon immer der Feind gewesen sind. Ich würde es wahrscheinlich nicht absichtlich machen, aber ich hätte deswegen anschließend bestimmt kein schlechtes Gewissen.

Daraufhin nickte er bedächtig, um ihr zu verstehen zu geben, dass ihre stumme Botschaft angekommen war. »Danke für Ihre offenen Worte. Es ist sehr wichtig für mich, solche Dinge zu hören. Auch wenn ich Ihre Bedenken außer Acht ließe, kann ich mir nicht vorstellen, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Syndiks funktionieren dürfte. Wir haben für einen solchen Fall keine festgelegten Protokolle, die sicherstellen, dass einer dem anderen sagen kann, was er tun soll, und dass das dann auch geschieht.«

»Ja, das auch. Werden Sie ihr sagen, dass sie sich weit, weit weg von uns aufhalten soll?«

»Sagen wir, ich werde nicht genau diese Wortwahl benutzen.« Mit ruhiger Stimme und neutraler Miene schickte er seine Antwort an die Befehlshaberin der Syndik-Flotte. »Ich danke Ihnen für Ihr Angebot, uns zu unterstützen, aber mit Blick auf die bis vor Kurzem noch ausgetragenen Feindseligkeiten zwischen unseren Völkern und angesichts der Tatsache, dass wir nicht über von beiden Seiten einvernehmlich festgelegte Ablaufprotokolle verfügen, ist das Risiko zu groß, dass es zu Missverständnissen kommt. Wir bitten Sie daher, mit Ihrer Flotte eine Position einzunehmen, die gut bei einem Drittel der Strecke zwischen der bewohnten Primärwelt dieses Systems und jenem Punkt liegt, an dem mit dem Auftauchen der Aliens zu rechnen ist. Unsere Flotte wird sich in einen Orbit begeben, der gut zwei Drittel der Entfernung zu Ihrer Primärwelt beträgt, also ein Drittel zur erwarteten Position der Aliens. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Geary Ende.«

Voller Unglauben schüttelte Desjani den Kopf. »Ich weiß nicht, wie Sie mit denen reden können.«

»Sie meinen, woher ich weiß, wie ich mich ausdrücken muss? Ich bin schon früh in meiner Karriere Syndik-Kriegsschiffen begegnet, vor über hundert Jahren, als noch Frieden herrschte. Damals musste ich lernen, wie ich reden muss.«

»Das habe ich damit nicht gemeint.« Desjani schob leicht den Unterkiefer vor, während sich ihr Blick auf ferne Erinnerungen richtete. »Ich weiß nicht, wie Sie mit denen reden können, ohne Drohungen oder Forderungen auszusprechen. Ich könnte das nicht, und ich glaube kaum, dass irgendein anderer Offizier dieser Flotte dazu in der Lage wäre.« Dann sah sie ihn wieder an, diesmal mit einem abwägenden Ausdruck in den Augen. »Die lebenden Sterne wussten mehr, als wir uns vorstellen konnten. Sie wussten, wir brauchen Sie, um diese Flotte zu retten und den Krieg zu gewinnen. Aber ihnen war auch klar, dass wir Sie jetzt immer noch brauchen; einen Mann, der frei ist von der Verbitterung und dem Zorn, die wir alle empfinden, weil wir unser ganzes Leben lang gegen diese Bastarde kämpfen. Jemanden, der in der Lage ist, mit den Syndiks zu reden.«

Da war wieder seine Mission. Er hatte gehofft, nach Kriegsende würde dieses Gerede endlich aufhören, die lebenden Sterne hätten ihn aus der Vergangenheit in diese Zeit geschickt. Aber Desjani hatte bislang immer an ihrem Glauben festgehalten, und sie war ganz sicher nicht die Einzige, die der Meinung war, dass höhere Mächte ihre Finger im Spiel hatten. Also versuchte Geary, sich nicht anmerken zu lassen, wie er innerlich bei diesen Worten zusammenzuckte.

Doch Desjani entging seine Reaktion nicht. »Tut mir leid. Ich weiß, es ist Ihnen unangenehm, wenn ich davon rede.«

»Ich bin auch nur ein Mensch«, hielt er ihr vor Augen.

»Nur?« Sie grinste ihn an. »Jawohl, Sir.« Er war schon vor einer Weile dahintergekommen, dass sie, wenn sie mit einem simplen »Jawohl, Sir« antwortete, in Wahrheit gar nicht seiner Meinung war. Aber dann verschwand das Lächeln so schnell, wie es gekommen war. »Tatsache ist, dass Sie nach wie vor gebraucht werden.«

»Ich kann nicht der Einzige sein, der in der Lage ist, bestimmte Dinge zu erledigen, Tanya. Andere müssen das auch lernen, weil ich nicht überall zugleich sein kann. Außerdem werde ich nicht ewig leben.«

»Ja, das stimmt.« Sie verzog den Mund. »Ich werde mir Mühe geben.«

»Sie haben bereits eine Menge mehr gemacht, als sich nur Mühe zu geben, Captain Desjani, und das weiß ich zu schätzen. Na gut, in ungefähr sechs Stunden werden wir wissen, was die Syndik-Flotte tun wird. Bis dahin sind wir schon in Position gegangen. Wenn diese Aliens auftauchen, werden wir sie in Empfang nehmen.«

»Und wenn nicht?«

»Dann improvisieren wir eben, Captain Desjani.«

»Ja, das werden wir machen«, gab sie grinsend zurück.

Sie befanden sich im Orbit und warteten, als die Antwort der Syndik-Flotte einging. Die befehlshabende CEO machte den gleichen mürrischen Eindruck wie bei der ersten Übermittlung, ihre Worte kamen wie ein einstudierter Text über ihre Lippen. »Die mobilen Streitkräfte der Syndikatwelten in diesem Sternensystem entsprechen Ihrer Bitte. Wir werden in einen Orbit einschwenken, von dem aus wir so reagieren können, wie es die Ereignisse erfordern. Für das Volk. Kolani Ende.«

Senator Sakai beugte sich auf seinem Platz vor und machte eine beeindruckte Miene. »Sie hat die Übertragung mit der förmlichen Floskel beendet. Vor über einer Generation haben die Syndiks aufgehört, so mit uns zu reden. Ich kenne das nur noch aus historischen Aufzeichnungen. Vielleicht ist es ja ein Zeichen, dass sie bereit sind, wieder ernsthaft mit uns zu reden.«

Desjani wirkte einen Moment lang beunruhigt, dann erklärte sie entschlossen: »Aber nicht als Erste. Sie werden nicht lernen, mit uns ernsthaft zu reden, bevor wir gelernt haben, wieder mit ihnen zu reden.«

Und dann warteten sie weiter. Die Allianz-Flotte hatte einen Orbit in einer festen Position zum Sprungpunkt nach Pele eingenommen, während sich die Syndik-Flotte gut eine Lichtstunde näher zur Primärwelt aufhielt. Die Syndik-Transporter mit den Evakuierten an Bord versuchten weiter, so viele Menschen wie möglich aus dem System zu bringen, während die Planeten und Asteroiden ihre Bahnen zogen, wie sie es seit Jahrtausenden taten. Nur die Kriegsschiffe waren nicht in Bewegung. Von den Syndiks wurden keine weiteren Mitteilungen übertragen, und Geary fiel auf, dass seine eigenen Offiziere ganz bewusst die Gegenwart der Syndik-Schiffe ignorierten. Es wirkte, als wäre es ihnen lieber, ein verlassenes Sternensystem zu verteidigen, anstatt eines, das von den Menschen bevölkert wurde, die in ihren Köpfen noch immer die Feinde waren.